Stoned From The Underground
Desert Rock in a Swamp
Konzertbericht
Freitag.
Freitag gelingt uns dann einmal mehr das Kunststück, welches einem doch immer wieder auf Festivals begegnet: Wir schaffen es nicht, um 16:00 Uhr auf dem Festivalgelände anwesend zu sein, was bewusstseinserweiternden Eifer geschuldet ist. Daher finden KING KRONOS leider ohne uns statt. STONEHEAD allerdings treiben uns dann aus den Campingstühlen und vor die Bühne. Hier wurden GORILLA MONSOON und DOWN wohl schon mit der Muttermilch aufgesogen und von den vier Dresdnern mit einem Didgeridoo zu einem leckeren Brei vermengt. Die Jungs machen Spaß und entpuppen sich als perfekter Muntermacher. So kann ein verheißungsvoller Festivaltag durchaus beginnen. Mit RED FANG, ST. VITUS und BEEHOVER erwartet uns noch eine heiße (und lange) Festivalnacht.
Galerie mit 9 Bildern: Stonehead - Stoned From The Underground 2012
Das Kontrastprogramm zu STONEHEAD gibt es anschließend sowohl musikalisch als auch optisch zu bewundern, denn das Berliner Trio KADAVAR gibt sich die Ehre. Mit einer Zeitmaschine direkt aus den Siebzigern herauskatapultiert (es war bärtig und die Hosen waren eng) überzeugen KADAVAR von Beginn an. Klar hat die Band den einen oder anderen BLACK SABBATH Song gehört, aber who gives a fuck? Sehr tight und mit einem fetten Groove werden Songs wie „Forgotten Past“ dem zahlreich anwesenden Publikum serviert. Dazu gibt’s Ausflüge in Krautrock und psychedelische Gefilde, Herz was willst du mehr? Zudem hat Sänger und Gitarrist Lindemann die Ansage des Festivals parat, Zitat: „Ich hab’s nicht so mit Ansagen, aber Mucke reicht doch, oder?“ Was soll man sagen, der Mann hat definitiv recht.
Galerie mit 9 Bildern: Kadavar - Stoned From The Underground 2012
BRAIN POLICE müssen wir dem straffen Zeitplan des SFTU opfern. Es gilt Klamotten zu wechseln und Nahrung aufzunehmen, um pünktlich zu RED FANG wieder auf dem Gelände zu sein. Denn die stehen als nächstes auf dem Zettel. Die Jungs haben sich in der Vergangenheit ja durch ihre amüsanten Musikvideos einen Namen gemacht. Kurz gefasst: Was online funktioniert, muss live nicht gut gehen, kann es aber. So feiert das Publikum die bekannten Songs wie „Prehistoric Dog“ oder „The Wires“ ab, bei den nicht verfilmten Songs bleibt dann aber auf wie auch vor der Bühne die Handbremse teils doch deutlich angezogen. Dennoch im Großen und Ganzen ein überzeugender Auftritt, THE SWORD seien da noch als musikalischer Einfluss genannt. Und dann geht es schon weiter zu den nächsten aus der Welt der bewegten Bilder bekannten Damen und Herren…
Galerie mit 8 Bildern: Red Fang - Stoned From The Underground 2012
Denn zur Primetime spielen TITO & TARANTULA. Um es kurz und schmerzhaft zu machen: Völlig deplatziert und überflüssig. Ja, es gibt „Angry Cockroaches“ und das obligate „After Dark“, aber selbst diese beiden allseits bekannten Gassenhauer kommen live nicht einmal halb so charmant rüber wie auf Konserve. Da hilft auch die auf 15 Minuten ausgetretene Version von „After Dark“, inklusive tanzender Mädels und Gitarre spielender Fans aus dem Publikum, nichts. Und so lassen TITO & TARANTULA einen gähnenden Eindruck bei uns zurück. Der Rest der Setlist ist ebenfalls wenig mitreißend und halbgar gespielt. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass die Band nicht die Schlechteste des Festivals bleiben wird, doch dazu gleich mehr.
Galerie mit 21 Bildern: Tito & Tarantula - Stoned From The Underground 2012
Manchmal kann es durchaus berechtigt sein, eine heilige Kuh zu schlachten. Womit wir bei der größten Enttäuschung des gesamten Festivals angelangt wären. Denn was SAINT VITUS auf dem diesjährigen SFTU bieten, grenzt an Frechheit. Selbst die anfängliche Komik weicht im Verlauf des gefühlt dreistündigen Gigs tiefer Trauer. Der Sound ist stellenweise unterirdisch, Dave Chandlers Soli klingen nach den ersten Gitarrenversuchen des nervigen Nachbarskinds und die Band wirkt insgesamt derart inhomogen, dass die Kälte auf der Bühne bis ins Publikum herunter zu spüren ist. Winos Blicke in Richtung seines Gitarristen sprechen dabei für sich. Nicht einmal der von TITO & TARATULA bereits erprobte „get on the stage – party hard!“ Hilfeschrei glückt. Als sich das Publikum daraufhin nicht lumpen lässt und die Bretter der Bühne entert, scheint bei Wino der Geduldsfaden endgültig zu reißen. Einzelnen Fans gibt er ziemlich deutlich zu verstehen, dass sie da oben nichts verloren hätten.
Die Setlist selbst liest sich im Nachhinein sehr ordentlich, aber an diesem Abend helfen weder „Born Too Late“, „Living Backwards“ noch „Look Behind You“. Sorry Jungs, so definitiv nicht! Dass die letzten Stunden (musikalisch) nicht zu den glorreichsten Momenten der SFTU-Historie zählen, erklärt wohl auch, dass im Partyzelt diverse Schnäpse vergriffen sind. So müssen auch wir letztendlich wieder auf den erprobten Pfeffi zurückgreifen.
Galerie mit 17 Bildern: St. Vitus - Stoned From The Underground 2012
Keinen leichten Slot haben somit BEEHOVER, denn nun muss doch einiges geschehen, um das Erlebte zu verdrängen. Doch das Feuerwerk, welches die zwei Esslinger im Partyzelt abbrennen, entschädigt für vieles und sowohl SAINT VITUS als auch TITO & TARANTULA sind schnell vergessen. Der Sound ist fett, die Temperatur knapp über dem Siedepunkt und die Menge verschmilzt zu einem einzigen, tobenden Mob. Da haben wohl nicht nur wir was aufzuholen. Die aufgestaute Energie entlädt sich und als das Konzert dann doch irgendwann vorüber ist, will keiner wirklich gehen.
Galerie mit 4 Bildern: Beehoover - Stoned From The Underground 2012
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