Stoned From The Underground 2019
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
STONED FROM THE UNDERGROUND 2019:
Samstag, 13. Juni
Der letzte Tag wird wiederum kurz nach Mittag an der Tentstage eröffnet: BEAM ORCHESTRA aus Freiberg steht das Vergnügen zu, die durchgefeierten Schädel wieder einzunorden, und der Dreier macht seine Sache sehr ordentlich. Wie schon am Vortag ist das Zelt zu Beginn noch recht leer, wird aber alsbald immer dichter besiedelt zum kraftvollen Stoner Rock, der lautstark aus den Boxen schallt. Zur Mitte des Sets ist das Zelt voll und viele sind schon wieder amtlich am abrocken. Fazit: Sehenswerter Newcomer mit viel Potential.
Ihnen folgen die italienischen ANANDA MIDA auf der Zeltbühne, ein Quintett mit wechselnden Lineups, das technisch gekonnt und mit Verve trockenen Desert Rock mit einer satten Prise Psychedelic und eingestreuten Prog-Elementen serviert. Das Ganze tönt streckenweise so, als würden THE DOORS heute Stoner Rock fabrizieren, also drogengeschwängerter 70s-Sound mit modernen Grooves. Sie liefern einen Querschnitt aus den Alben „Anodinatius“ und „Cathodnatius“.
Die bunte Besucherschar wandert weiter zur nahegelegenen Mainstage, die an diesem Tag von WEEDPECKER eingeweiht wird. Die vier Polen kredenzen verträumte psychedelische Retro-Songs mit fuzzigen, stark verfremdeten Gitarrenlinien, die bisweilen in MOTORPSYCHO-Manier auch mal episch instrumental ausufern. Der Gesang wird sparsam und gezielt eingesetzt und wirkt weniger tragend, sondern vielmehr wie ein zusätzliches Instrument. Hier treffen Heavyness, prägnante Melodien und Hooklines sehr gekonnt aufeinander.
Das finnische Trio KALEIDOBOLT ist tief im psychedelischen Sixties-Vintage verwurzelt und würzt druckvolle Rhythmen mit progressiven, schweren Gitarrenriffs und einem knisternd-analogen Sound. Sie haben die ein oder andere Songperle komponiert, die geschmeidig in Ohren und Beine gehen, worunter vor allem jene vom Album „The Zenith Cracks“ live überzeugen.
Nun folgt mit SOMALI YACHT CLUB ein weiteres Highlight, denn was die drei jungen ukrainischen Musiker fabrizieren ist bemerkenswert. Gegründet wurden sie einst als reine Jam-Band, und das schimmert bei den vielschichtigen Songstrukturen auch heute noch durch. Sie mischen Postrock mit bisweilen bluesigen Strukturen, fügen ein Quäntchen Prog und Psychedelic Rock hinzu und verquirlen das Ganze mit etwas Metal zu einem sehr eigenständigen Gebräu. Sie mischen aber nicht nur Stile, sondern auch Vibes, denn diese changieren ebenfalls häufig – manche Passagen wirken nahezu fragil und verträumt, dann folgt ein dynamischer Wechsel von Ruhe zu Sturm, der wiederum in atmosphärischen Klanglandschaften mündet.
Nach zwölf Jahren Abstinenz haben die 1999 gegründeten THULSA DOOM letztes Jahr ein neues Album („A Keen Eye For The Obvious“) herausgebracht, und nun stehen die norwegischen Urgesteine auf der Bühne und spielen ihren eigenwilligen und unverkennbaren, nennen wir es mal Blues-Doom-Stoner-Jam, der mit einer großen Schippe Hardrock im Stil von THIN LIZZY oder VAN HALEN garniert wird. Zahlreiche Bands wie KVERLERTAK nennen sie als große Inspiration, und sie haben es immer noch drauf zu live beeindrucken, auch Papa Dooms Stimme hat im Lauf der Zeit nichts an Klasse verloren.
Mit Urgesteinen geht es gleich weiter, denn auch YAWNING MAN aus Kalifornien sind zweifelsohne zu diesen zu zählen. Seit 1986 fabriziert das Trio aus der Gegend um Palm Springs, woher auch KYUSS stammen, ihren erdigen, häufig rein instrumentalen Desert Rock mit prägnanten Melodiebögen, die einem nicht mehr aus dem Ohr gehen wollen. Über weite Strecken klingt ihr Set so sphärisch wie ein entrückter meditativer Trip durch die Wüste, phasenweise wagt man sich aber auch in experimentellere und etwas dunklere Gefilde, und auch das Psychedelic-Toolkit wird hin und wieder ausgepackt. Unter dem Strich ein entspannender Gig mit einer markanten atmosphärischen Dichte, serviert von hervorragenden Musikern.
Entspannt ist eine Vokabel, die man wohl als Letztes dem Bremer Duo MANTAR zuordnen würde: Die beiden Krawallbrüder Hanno Klänhardt (Screams und Gitarre) und Erinç Sakarya (Drums aus der Hölle) zählen zurecht zur deutschen Speerspitze, was sowohl aggressiven Sound als auch pure Energie auf der Bühne angeht. Im Blitzlichtgewitter prügeln sie den Besuchern ihre kompromisslosen Salven zwischen Doom, Punk und Hardcore um die Ohren, und jene in den vorderen Reihen gehen dazu ab wie Schmidts Katze.
Nun ist es tatsächlich schon so weit: Die letzte Band des Festivals steht an, und es sind alte Bekannte auf dem STONED FROM THE UNDERGROUND – die Kieler Hardcore-Punk-Fraktion von SMOKE BLOW war bereits bei der ersten Auflage dabei, und 18 Jahre später sorgen sie heute für den finalen Abriss. Der Sechser ist berühmt-berüchtigt für seine energiestrotzenden Liveshows, und diesen Ruf können sie auch diesmal verifizieren. Songs in Hochgeschwindigkeit und überaus agile Musiker erzeugen eine Urgewalt, die nur schwer zu toppen ist. Geboten werden Kracher wie „Mexico“, „Dark Angel“, „Junkie Killer“ oder das BILLY IDOL Cover „Rebel Yell“.
Ein würdiger Abschluss eines Festivals, bei dem bis auf das Wetter (und selbst das war nur phasenweise ein Arschloch) alles passte: Von der Organisation über die nette Crew, die gelungene Bandauswahl oder das coole Publikum war alles über jeden Zweifel erhaben. Nächstes Jahr steht das 20-jährige Jubiläum an und wir sind schon jetzt gespannt!
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