Stoned From The Underground
2011: Doomed & stoned unter freiem Himmel

Konzertbericht

Billing: Church Of Misery, Eyehategod, Jex Thoth, Karma to Burn, Lonely Kamel, Monster Magnet, My Sleeping Karma und Sungrazer
Konzert vom 2011-07-07 | Alperstedter See, Erfurt-Stotternheim

FREITAG

Stoned From The UndergroundAm Freitag reiste dann auch unsere Nachhut an, diesmal ohne Stau, und wurde auch gleich würdig von trockenem, heißem Wüstenwetter empfangen. Passend hierzu eröffneten MARANT mit groovigem, KYUSSken Wüstenrock den Tag. Obwohl sie uns allen unbekannt waren und auch keine großen Überraschungen zu bieten hatten, zogen sie sich den von bösen Zungen nachgesagten schweizer Stock aus dem Arsch (Hopp Schwiiz) und zauberten allen ein Lächeln ins Gesicht. So muss er sein, der Schdouner: aus der Hüfte, in die Beine und ab geht er! Wer KYUSS gerne hat, kann MARANT mögen. Ein toller Liedtitel blieb uns haften, „Evil Schnaps“ (zumindest haben wir das so verstanden). Inspiration genug, sich nach MARANT kurz des giftigen Grüns des Pfeffis zu versichern.

Die zweite Band des Tages, THE EGOCENTRICS, bediente sich keinerlei Gesang, breitete aber einen Klangteppich über das Festival aus, der sich durchaus gemütlich anfühlte. Dementsprechend flackten wir auf der Wiese und ließen uns „hart chillend“ berieseln. Immerhin ist genau diese Art und Weise des Live-Konsums eine der Stärken des Festivals. Eine Mischung aus MY SLEEPING KARMA und EARTHLESS wurde hier geboten, die den durchaus gelungenen Start in den Tag abrunden konnte.

Was ist denn das? CANNED HEAT mit BLUES BROTHERS machen Boogie-Stoner? Die Rede ist von COOGANS BLUFF. Mit Blechinstrumenten, Hotpants und Gitarren und so. Ganz ehrlich, not our cup of tea. Die gemeine Subscene-Partymusikmaus könnte aber darauf stehen und tatsächlich: ein androgyner Tänzer widmete sich deren seltsamen Mix mit Leib und Seele. Sorry, über Geschmack lässt sich nicht streiten, leben und leben lassen. Wir sind hier auf jeden Fall raus.Schnell noch zwei Bier rein und weiter geht es mit Jexi Hexi:

Stoned From The UndergroundEndlich wird’s doomig, okkult, psychedelisch und subversiv! Aber hey, wo ist die Hammond-Orgel? Die MUSS doch… nein, Tatsache. JEX THOTH gehen ohne Orgel an den Start. Warum auch immer, Schade, denn somit geht ein klares Trademark der Band flöten. Trotzdem, wer einmal in JEX THOTHs Bann geraten ist, kommt auch so auf seine Kosten. Halt ohne Hammond, dafür wabert die Saitenfraktion umso massiver, denn die fehlende Orgel wird durch einen Gitarristen ersetzt. Gewohnt theatralisch, anfangs mit, später ohne Kapuzenmäntelchen und starker Stimme werden „Nothing Left To Die“ oder „The Banishment“ zelebriert. Das metal.de-Team ist sich hier aber unschlüssig. Denn ohne Orgel muss festgestellt werden, dass bis auf die Stimme Jessica Thoths der Sound der Band sich nicht übermäßig abhebt, was den Auftritt dann doch ein wenig relativiert. Aber das ist Ansichtssache, immerhin wird hier trendy 60s/70s Okkultsound feilgeboten, like it or leave it. Für Interessenten des beschriebenen Sounds sei auf die Diskografie der Band verweisen, tendenziell lohnenswert und dort mit Orgel.

Nachdem die schwarzen Hippies die Bühne geräumt hatten, gingen die Belgier COWBOYS AND ALIENS deutlich aggressiver zu Werke. Insbesondere Frontmann Henk Vanhe bemühte sich redlich das gedoomte Publikum anzuheizen. So wirklich zünden wollte das Ganze bei uns jedoch nicht, denn die erhoffte KYUSS und LIFE OF AGONY-Symbiose (an dieser Stelle ein herzlicher Gruß an Keith Mina Caputo) funktionierte nicht so recht. Frech und festivalverwöhnt widmeten wir uns somit Bier, Weib und Gesang, um uns auf die phösen EYEHATEGOD einzustellen, die Erwartungshaltung war schließlich groß. Dabei wurden die oben beschriebenen Erfahrungen am Essenstand gemacht. Na dann Mahlzeit, wobei es irgendwie doch passte: fieser Sound und fieses Essen.

Stoned From The UndergroundEYEHATEGOD machten sich gleich ans Werk, dem Publikum zu zeigen wo der Hammer hängt. Sludge, Noise und nochmal Sludge. Die Gottväter machten keinen Gefangenen und der ramponierte Mike Williams lies keine Gelegenheit aus, gegen Polizei und Konsorten zu hetzen (etwas infantil, wie wir finden), schließlich hat man ja einen Ruf zu verlieren. Die verstörende und albtraumhafte Videoshow im Hintergrund (jugendfrei ginge anders) unterstrich das Badboy-Image, misantrophic and nihilistic as fuck. EYEHATEGOD sludgten sich angepisst quer durch den Backkatalog und waren sichtlich darum bemüht, das Revier zu markieren. Was auch gelang, zumal somit ein gekonnter Bruch in Sachen „peaceful-stoner-lineup“ vollführt und die Assikeule in großem Radius geschwungen wurde.

Der Feedbacker lebt und er ist böse. Selbst der bei den Southern-Rockern DOWN domestizierte Jimmy Bower rotzte seine Noise-Salven geradezu dahin. Zwar kam der legendäre Clubriot unseres Wissens nicht auf, dazu ist der Stoned From The Underground-Besucher wohl doch zu entspannt, intensiv war es dennoch. Doch das war nicht alles. Denn als dann noch Gitarrist und Sänger von CHURCH OF MISERY auf die Bühne beordert wurden, wurde man das Gefühl nicht los, dass diese eine Energie und Spielfreude mitbrachten, welche dem EYEHATEGOD Auftritt nochmal zusätzlichen Wumms verlieh. Ein assiges Wetteifern zwischen den Japanern und den Amis, quasi post-geschichtshistorisch oder so. Es war uns ein „inneres Pearl Harbour“, um im zynischen Humorsprech von EYEHATEGOD zu bleiben. Somit war die Vorfreude auf CHURCH OF MISERY am nächsten Tag trotz nun schon fortgeschrittener Stunde und Pegels groß.

Den Abschluss des Abends begingen MY SLEEPING KARMA und kredenzten ihren psychedelischen, mystischen Buddhasound dem Volke. Der Bruch zwischen Hammer und streichelnder Klangfeder hätte viel krasser nicht gewählt werden können. Vom Roadie als „Here are some of the people I like most in the world“ angesagt, wird hier eine Wohlfühl-Atmosphäre aufgebaut, sei es durch die wallenden Psychedelic-Rock-Klangkulissen, die hypnotischen Bassläufe, das detaillierte Soundboard oder auch einfach nur durch authentische, freundliche und begeisterte Ansagen von Bassist Matte.

Als Seitenverweis sei hier auf Mattes Sound Of Liberation Booking-Agentur verwiesen. Dufte Bands und ein durchweg liebenswerter, underground-supportender Kerl, der auch dem Jugendhaus Kloster in Weil der Stadt schon das ein oder andere Lineup zuschanzte. Soviel Lokalheroismus muss sein.

Stoned From The Underground

Gemäß ihrer Platte „Satya“ wie immer ohne Gesang: Satya bedeutet laut Wikipedia „zu bedenken, was wir sagen, wie wir es sagen und auf welche Weise es jemanden treffen kann. Ein bewusster Umgang mit Worten also, und das bedeutet auch, dass es manchmal besser ist, zu schweigen“. Somit sind Songtitel Schall und Rauch und nicht der Rede wert. Einmal eingegroovt, weitet sich der Nachthimmel und man taucht smooth und ätherisch in die Klangwelten der Band ein. Auch ein Stromausfall, welcher vom daueraktiven Roadie als „MY SLEEPING KARMA were so fucking good, they blew out the power“ erläutert wurde, tat dem keinen Abbruch. Nach ein paar Minuten ging es weiter, insgesamt ein super Auftritt, MY SLEEPING KARMA sind hervorragende Tripsitter, wobei sie bei ihrer gefühlt stundenlangen Zugabe dem „sleep“ im Namen doch mehr huldigten als nötig gewesen wäre.

Andererseits gibt es Schlimmeres als um halb drei(?) lattenstramm und müde ins Zelt zu wanken und sich entspannt auf den nächsten Tag zu freuen. Will heißen: das Partyzelt und Roadburn-DJ Walter wurde von uns nicht mehr beehrt. Ging nicht mehr. Und es ging die Furcht unter uns um, dass wir zu alt für den Scheiß sind. Doch dazu morgen mehr – immerhin konnte am Zeltplatz noch das ein oder andere Bier verhaftet und der übliche Festival-Trash-Talk vom Stapel gelassen werden.

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26.07.2011

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