Stone Sour
Hydrograd Tour 2017/ Live in Hamburg
Konzertbericht
Nach einigen Jahren der Stage-Abstinenz in Europa haben sich STONE SOUR wohlmöglich gedacht, dass das so nicht weitergehen kann und sind weiter als die eigenen Staatsgrenzen gegangen. Die neue Platte „Hydrograd“ ist ja mittlerweile schon einige Wochen auf dem Markt und somit hat man allen Anhängern jetzt auch offiziell genug Zeit gegeben die Songtexte auswendig zu lernen. Also kann man sich da schon mal eine ausgiebige Tour durch Europa gönnen. Hamburg stand für den 27.11.2017 für Corey Taylor, Christian Martucci, Josh Rand, Johny Chow und Roy Mayorga auf dem Zettel und ich stand in Mitten von 7.000 Menschen und habe mir mal angesehen, wie anmutig sich die Burschen über die Bühne der Alsterdorfer Sporthalle bewegen können.
Bevor es aber sauer zur Sache geht, darf sich Hamburg erstmal eine kleine, süße Blondine im schwarzen Ledermantel anschauen. THE PRETTY RECKLESS erscheinen um 20:00 Uhr im nachtblauen Scheinwerferlicht.
Taylor Momsen steht starr vor ihrem Mikrofon, klimpert mit fettschwarz, umrandeten Kajalaugen ins Publikum und wühlt sich zu den ersten dumpfen Gitarrenklängen im Drei-Sekundentakt theatralisch die blonden Locken vor das Gesicht. THE PRETTY RECKLESS versuchen die Sporthalle mit ihrem Mix aus Blues und Alternativrock erstmal mit zurückhaltender Coolness in den Bann zu ziehen. Da das Nordlicht an sich ja im Generellen sowieso schon etwas unterkühlter ist, haben es Publikum und Band deutlich schwer miteinander warm zu werden. Es gibt immer wieder einzelne Grüppchen, die ihre Arme hochreißen und mitsingen. Das soll hier an dem Abend, in dieser Location aber echt die Ausnahme bleiben. Die meisten begutachten lieber relativ entspannt, was THE PRETTY RECKLESS auf der Bühne veranstalten. Die Tracks „Make Me Wanna Die“ und „Heaven Knows“ rütteln dann doch noch etwas durch, so richtig durchstarten ist aber irgendwie nicht angesagt. Der Gig bleibt eine ruhigere Nummer. Die Lightshow wechselt immer wieder in ein dunkles Nachtblau, so dass man teilweise das Gefühl hat, dass Frau Momsen von der großen Bühne geschluckt wird, wäre da nicht der immer wieder zu erblickende, wirbelnde, blonde Lockenkopf.
Die große Halle verschlingt leider auch zu viel von Taylor’s sonst eigentlich ansehnlichen, stimmlichen Fähigkeiten, so dass ich in der Umbauphase eher ziemlich enttäuschte Gesichter um mich herum entdecke und Wortfetzen wie „Das haben wir auch schon besser gesehen“ mitbekomme. THE PRETTY RECKLESS habe ich selbst schon in kleineren Clubs in besserer Verfassung und mit deutlich explosiverer Laune seitens der crowd erlebt. Für hier und heute und für Hamburg war es schwierig. Pluspunkte gibt es aus meiner Sicht für eine Bühnenattitüde, die cooler und abgefuckter nicht sein könnte.
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