Soulfly
Soulfly
Konzertbericht
Die Umbaupause dauerte wirklich lange. Nur einmal brandete kurzer Jubel auf, als die Lautsprecher dekoriert wurden. Über dem einen hing schon die brasilianische Flagge, was bekanntlich Cavaleras Heimatland ist. In weiser Voraussicht auf das WM-Finale wurde nun die andere Box mit der schwarz-rot-goldenen Flagge verziert. Und dann ging es auch schon los. Nach einem kurzen Tribal-Intro brachen die schweren Akkorde des „3“-Openers „Downstroy“ über uns herein. Was sich aber in der Menge abspielte, lässt sich kaum in Worte fassen. Sofort war die komplette Batschkapp in Bewegung, die Halle kochte vom ersten Ton an und sollte während des knapp 70-minütigen Gigs keine Ermüdungserscheinungen zeigen. Auf mich wollte der Funke aber anfangs nicht überspringen, fehlte mir doch im Sound ein bestimmtes Instrument. Die Gitarre war kaum zu hören, wurde gnadenlos von Bass, Schlagzeug und Max‘ gewaltiger Röhre übertönt. Dies besserte sich aber zum Glück im Laufe des Konzerts, sodass sich auch meinereiner daran machte, ein paar Kalorien herauszuschwitzen. Hierzu sind zweifelsohne Knaller wie „Seek & Strike“, „No Hope = No Fear“, „Bring It“ oder „Last Of The Mohicans“ bestens geeignet. Angetrieben von Roy Mayorgas Powerdrumming vom anderen Stern verlangte die sympathisch auftretende Band ihren Fans alles ab, waren selbst aber auch immer bereit, alles zu geben. Auffällig war vor allem, dass sich Cavalera und Co. bei der Songauswahl sehr stark auf ihr Debütalbum konzentrierten, das das Gros der dargebotenen Songs darstellte. Stören tat es niemanden, vor allem dann nicht, wenn bei „Umbabaruma“ genau wie bei der letzten Tour eine geniale Percussionsession, bei der alle Bandmitglieder mit Trommeln bewaffnet die Bühne enterten, zeigte, wie mitreissend purer Rhythmus sein kann. Im direkten Übergang ging es dann mit dem letzten (und intensivsten) Stück des regulären Sets weiter. Die Klänge eines Berimbaus machten es unmissverständlich klar. „Back To The Primitive“ schlug einem in die Magengrube wie eine Abrissbirne und markierte den Schlusspunkt eines bärenstarken Sets, dem aber eine noch stärkere Zugabe folgen sollte. Nach kurzer Verschnaufpause, in der die Fans Soulfly lauthals zurückforderten, knallte „No“ („Muthaf***in Hootie & The Blowfish“ 🙂 ) aus den Boxen, als hätte man nicht schon eine Stunde Schwerstarbeit hinter sich, sondern würde gerade erst anfangen. Doch dem nicht genug. Als finalen Nackenbrecher servierten uns Cavalera und seine Mannen noch das auf der „Primitive“-Tour schmerzlich vermisste „Eye For An Eye“, das diesem mehr als gelungenen Gig einen würdigen Schlusspunkt setzte. So konnte man zumindest die beim Angehen der Hallenbeleuchtung überall zu sehenden, erschöpft, aber glücklich dreinschauenden Gesichter deuten. Mir persönlich gefiel der Gig im Jahre 2000 besser, aber der Unterschied war marginal. Tränen der Trauer in die Augen treiben konnten einem nur die Merchandise-Preise (50 € für einen Hoody, 25 € für ein stinknormales Shirt). Aber solange die Leute bereit sind, dies zu bezahlen, wird sich daran wohl auch nichts ändern. Leider! Ein äußerst gelungener Tag ging standesgemäß zu Ende. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Soulfly nicht allzu lange Zeit lassen, bis sie uns wieder mit ihren intensiven Livedarbietungen beehren
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37251 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!