Sonic Front
Depart-Release-Party

Ein kleiner Rückblick ins letzte Jahr: Es ist der 20.12.2002, es weihnachtet überall bis zum Erbrechen und die ganze Stadt gleicht einer Tiefkühltruhe. Der Ostwind regiert und die Strassen sind spiegelglatt, nahezu Kathi-Witt-tauglich – warum sollte man sich also in diese Kälte begeben, wo man doch zuhause vom Sessel aus die vorweihnachtliche Langeweile im TV-Programm geniessen könnte? Doch ich bin der Einladung meiner Hannoverschen Musik-Kollegen von Sonic Front gefolgt und habe mich trotz der eisigen Minusgrade ins Musikzentrum Hannover begeben, um der Release-Party ihres aktuellen Albums „Depart“ beizuwohnen. Es ist kurz nach 9 Uhr abends, da betrete ich das Etablisment und stelle unverzüglich die Leere in der recht großen Halle des Musikzentrums fest. Vielleicht lag’s am unbequemen Wetter; vielleicht auch daran, daß parallel andere Rock/Metal-Konzerte stattfanden und so den möglichen Publikumsandrang zersplitterten. Wie dem auch sei, erst der Weg zu Theke um sich ein Getränk jenseits des Preis-Leistungsverhältnises zu erwerben. Nach dem „Aufwärm-Bierchen“ legt auch gleich die erste Band des 3er-Packages los. Es sind Lem, ein Quartett aus Hannover, die versuchen mit ihrem „hybriden Alternativ-Rock“ die schwach besetzte Halle (zu dem Zeitpunkt ungefähr 30 Leute) durch dichte Klänge zu füllen. Lem’s Musik lässt sich mit einer Mischung aus atmosphärischem Rock und elekronischen Elementen beschreiben. Leider gibt letzteres den Ton bei diesem Auftritt an. So dominiert der Sequenzer über die restliche Band, was dem Live-Feeling nur bedingt zuträglich ist. Sänger Morten gibt dem ganzen wiederum menschliche Züge. Er verleiht nicht nur durch seine Stimme, sondern auch durch seine spastisch-wirkenden Bewegungen dem Hang zum Pathos Ausdruck. Manchmal wirkt sein Gebaren verstörend, aber das geht durchaus konform mit dem düsteren Vibe, welcher die Musik Lem’s umgibt. Nicht schlecht.