Sodom
Summer Metal Meeting III
Konzertbericht
Die vereinzelt eingestreuten Techno-Elemente und der wieder rauhere Klang der Vocals bei Grip Inc.
deuteten schon an, was als nächste Band folgen sollte: Samael waren an der Reihe, die Arena mit ihrer
Musik zu begeistern. Endlich auch eine Band, die sehr viel mit Licht arbeitete: Diverse die Farben
wechselnde Phaser tasteten Decke und Bühne ab, Strobos bearbeiteten das Drumkit bzw. den
Drumcomputer und der Nebel wurde mit diversen Farben ausgeleuchtet. Alleine das schuf schon beim sehr
langen technolastigen Intro eine Atmosphäre, die bisher bei den anderen Bands fehlte. Der restliche Auftritt
Samael’s glich in etwa dem des Full of Hate 1997, nur gingen Samael hier lustvoller an’s Werk. Auffällig ist,
daß sich Samael von Auftritt zu Auftritt tatsächlich immer weiter vom (Black-) Metal entfernen und ihr
heutiger Stil sich sogar vom letzten Album Passage unterscheidet. Generell finden immer mehr
Techno-Elemente einfluß, seien es Zwischensamples oder die Drums in jedem Song. Dadurch klingt die
Musik seltsam ungewohnt, aber auch interessant. Nur weiß scheinbar tatsächlich niemand so genau, wie er
sich denn dazu bewegen soll. Bangen ist eher unpassend, was aber dann? So standen ein Großteil der
Leute im Takt wippend in der Gegend herum… Wie Exodus und Grip Inc. gaben Samael natürlich auch eine
Zugabe. Heutzutage ist die Zugabe aber fest in des Gesamtprogramm integriert und mehr oder weniger
symbolisch oder traditionell gemeint, so daß ich das nicht weiter erwähne. Was ich aber erwähne ist, daß
Samael nur sehr wenige Songs älterer Alben gespielt haben, die natürlich auch im aktuellen Sound.
Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre Samael ihre Vergangenheit mittlerweile etwas peinlich. Wenn sie
die Songs damals so gespielt haben und damit etwas bestimmtes ausdrücken wollten, dann wird dieser
Ausdruck verfälscht, indem sie die damaligen Songs im heutigen Soundgewandt präsentieren. Also sollten
sie sie lieber im „alten“ Sound spielen oder es gleich bleiben lassen und sich voll und ganz auf das Material
der Passage konzentrieren…
Eine kleine Anekdote am Rande: Zwischen zwei Songs knurrte Vorph ein „I love you“ in die Menge und griff
sich in den Schritt. Man darf also gespannt sein, ob die nächste Headlinertour von Samael auch von Tic
Tac Toe supported wird :)…
Nach Samael begann dann die erste längere Umbaupause: Es
wurden kleine fahrbare Wände auf die Bühne geschoben, so daß
man nicht sehen konnte, was dort passiert. Die hintere
Bühnenwand wurde mit einem weißen Stück Stoff zugehängt. Die
vier Wände wurden links und rechts des Drummers aufgebaut
und hinter ihnen versteckte man die Phaser. Als Ergebnis war
die Bühne komplett in weiß getaucht, die einzigen schwarzen
Flecken kamen von den Spiegeln der Phaser, die hinter den
Wänden hervorschauten. Das Licht ging aus, die Phaser
beleuchten langsam die Bühne und Decke, die weiße Rückwand
wurde mit einer einzigen Farbe angestrahlt und ein sanftes und
melodisches Intro erklang. Das alles hätte mich nicht
überrascht, würden Tiamat auf der Eintrittskarte stehen, es folgte
aber der Auftritt von Kreator!.Zu der eh schon
außergewöhnlichen
Bühnenpräsentation gesellten sich noch sehr ungewohnte
Drums, die eher zu Samael gepaßt hätten: Sie klangen wie
dieses Geräusch, was entsteht, wenn man auf einen Hohlraum
klopft. All das verwirrte mich etwas, hatte ich Kreator doch als
knüppelnden Thrash in Erinnerung. Doch sie boten melodische
Mid-Tempo-Songs, die absolut gut klangen und auf Anhieb
überzeugen konnten. Neben Songs der letzten beiden Alben
wurden einige Songs aus ihrem demnächst erscheinenden
Werk vorgestellt, die eine interessante Mischung aus
Mid-Tempo-Thrash und gewohnten Geknüppel darstellen, also
auf jeden Fall ein Reinhören wert sind! Doch Kreator zeigten
auch, daß noch immer das alte Feuer in ihnen lodert: Ältere
Songs knüppelten sie runter wie eh und je. Dabei änderte sich
die Light-Show allerdings nicht, so daß es schon ziemlich
verwirrend war, pures Geknüppel zu hören, aber sanft durch die
Luft streichende Lichtstrahlen zu sehen. „Gaja“, so blinkte es vor
meinem Auge immer wieder auf :). Alles in allem hatte ich
Kreator sehr anders in Erinnerung und war extrem positiv
überrascht von dem, was sie boten, nämlich nicht nur Standardgeknüppel, sondern ziemlich einzigartige
und eigenständige Songs. Das sahen wohl auch alle anderen Anwesenden so, denn vom ersten bis zum
letzten Song wurden die Songs wie auch bei Exodus durchgemosht, mitgesungen usw. Die üblichen
hey-hey-hey-Spielchen durften natürlich auch nicht fehlen, so daß nur noch eines gesagt werden muß: Zu
dem neuen Album wäre wieder einmal eine Headlinertour fällig!
War die Umbaupause vor Kreator schon lang, so wurde nun ein
beträchtlicher Zeitaufwand damit verbracht, zusätzliche Spots
und Pyros auf der Bühne zu installieren. Überflüssigerweise war
diese Pause nicht mehr mit Metal, sondern mit Swing (!)
untermalt! Nach ungefähr 20 Minuten war es dann soweit: Die
deutsche Thrash-Ikone betrat die Bühne: Sodom! Neue Leute
an Bass und Schlagzeug sorgten abermals für eine Änderung
des Sounds. Schlechter als zu Masquerade in Blood-Zeiten
konnte er nicht mehr werden, also muß er sich mit der
Marooned-Zeit messen und an die kommt er leider nicht so
ganz ran. Das Drumming besaß nicht die Klarheit, die Sodom
damals ihre Härte gab. So klang der Sound etwas matschig und
drucklos. Nichtsdestotrotz: Sodom sind immer noch Sodom und
einfach nur Kult.Songs wie „Outbreak of Evil“, „Die stumme
Ursel“, „Wachturm“,
„Aber bitte mit Sahne“, „Ausgebombt“, „Bombenhagel“ und
„Diebels Alt“ und „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ von Tom
Angelrippers Soloalbum wußten einfach zu überzeugen und
mitzureißen. Das ganze wurde noch garniert mit unzähligen
Pyros, dem obligatorischem Auftritt der Stummen Ursel (der aber
ziemlich schnell die Luft ausging…) und natürlich der immer
kumpelhaften Art und Weise, in der Tom mit dem Publikum
umgeht. Alles in allem ein sehr guter Auftritt von Sodom, wenn
auch nicht so gut wie auf dem Marooned-Video. Dafür hatten
sie hier natürlich auch nur eine Stunde Zeit…
Da Forbidden nicht spielten (Gerüchten zufolge sollen sie sich
einige Wochen vor der Tour aufgelöst haben – bestätigen
konnte mir das aber noch niemand), waren auf dem diesjährigen
Summer Metal Meeting „nur“ acht Bands vertreten, die einen von 16:30 bis 00:30 in ihrem Bann hielten, also
satte acht Stunden. Ist hier nicht so langsam die Grenze erreicht? Wieviele Bands kann bzw. will man sich
überhaupt an einem Tag anhören? Schon bei Samael hatte ich mehr oder weniger die Lust verloren, wurde
müde und dachte mit Schrecken daran, daß noch so viele Bands folgen werden…
Vor allem wenn man sich die Bands anschaut, die heute gespielt haben bzw. hätten spielen sollen, fragt
man sich, wer sich diesen Unsinn überhaupt ausgedacht hat. Kreator vs. Sodom, Exodus vs. Grip Inc. und
Forbidden vs. Hate Squad. Diese Bands spielen mehr oder weniger den gleichen Stil und eine der beiden
hätte weggelassen werden können. Das Ergebnis wäre ein immer noch genauso vielfältiges Festival
gewesen, aber eben auch ein kürzeres und strafferes und eines, bei dem man nicht schon vor der letzten
Band sehnsüchtig an sein Bett denkt…
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