Slayer
Das letzte Konzert in Europa
Konzertbericht
Minutenlang steht Tom Araya einfach nur am Bühnenrand und blickt ins Publikum. Er scheint jeden einzelnen Fan persönlich durch Augenkontakt zu verabschieden und die Energie der Masse ein letztes Mal in sich aufzusaugen. Er bewegt sich nicht, er schaut nur. Dann faltet er die Hände zum Gebet, bedankt sich mit einem Nicken des Kopfes und geht an eine andere Stelle der Bühne. Dieser Vorgang wiederholt sich zweimal, bis Araya ein letztes Mal ans Mikro tritt: „Tschuß, Tschüß, Goodbye.“ SLAYER sind Geschichte.
Die Schleyer-Halle wird zur SLAYER-Halle
In Stuttgart wird mal wieder diskutiert, ob die Hanns-Martin-Schleyer-Halle nicht eigentlich abgerissen gehört und an ihrer Stelle man sich einen Neubau leisten sollte. Zu viele Veranstalter beschweren sich mittlerweile über die nicht mehr zeitgemäße Technik der mehr als 35 Jahren alten Halle, und auch die Akustik in der bis zu 15.000 fassenden Mehrzweckhalle ist alles andere als optimal. Doch heute sollen noch SLAYER ihr letztes Konzert in Europa der finalen Tour hier spielen, und schon auf dem Platz vor der Halle zeigt sich, dass sich organisatorisch einiges ändern muss.
Obwohl der Einlass schon um 19 Uhr beginnen sollte, tut sich um 19:30 Uhr erstaunlich wenig vor der Halle. Die Stadtbahn spuckt regelmäßig Leute aus, die sich mit den mit PKW anreisenden Leuten vermengen und schon das erste Mal auf der Brücke über der Mercedesstraße zum Stehen kommen. Auf dem kleinen Vorplatz geht dann das große Gedränge los: Menschen ziehen nach links, sie müssen noch an die Kasse Tickets abholen oder noch erwerben. Ausverkauft wird heute nur der Innenraum zum Preis von 80 € sein.
19:00 Einlass
Menschen ziehen nach rechts, sie haben den linken Aufgang genommen und wollen jetzt zum Eingang. Mitten in den Massen stehen Rollstuhlfahrer und sind irritiert, wie sie jetzt reinkommen. Nach ca. 30 Minuten Wartezeit dürfte aber jeder drin sein. Manche mit einer längeren Diskussion mit der Security, aber warum will man auch drei Tafeln Schokolade mit auf das Konzert nehmen. Auf dem Vorplatz hat man einen guten Überblick über das Publikum, zu 90 % männlich und von der Altersspanne ist alles zwischen zwölf und 60 Jahren vertreten.
Das nächste Hindernis in der Halle ist dann der Merch-Stand, vor dem die Menge das Foyer versperrt und den man weiträumig umgehen sollte. Später wird von Shirts zu 35 € und Trikots zu 80 € berichtet. Noch kann man in den vorderen Bereich der Stehplätze gelangen, der Innenraum ist gedrittelt, und es werden separate Bändchen für die Bereiche vergeben. Gemütlich voll wird es nur im vordersten Bereich, der dann auch geschlossen wird. Ansonsten kann man sich frei in der Halle bewegen und auch einen Sitzplatz einnehmen, da diese wohl nur zur Hälfte verkauft worden sind.
20:15 – 20:40 ALIEN WEAPONRY
Um 20:15 Uhr gibt es dann einen großen Knall über die PA, der viele Leute aufschrecken lässt. Das war schon am Rande der Körperverletzung und sicherlich so nicht geplant, denn von ALIEN WEAPONRY betritt erstmal nur der Drummer die Bühne und führt seinen Haka auf. Das Alleinstellungsmerkmal des jungen Trios ist es ihren Groove Metal mit Maori-Einflüssen aufzuwerten. Dabei sind spannende und auch weniger spannende Songs dabei herausgekommen wie ihr Debüt „Tü“ aus dem letzten Jahr beweist. Die Neuseeländer touren gerade mit ANTHRAX und machen sich trotz des geringen Alters auf der großen Bühne recht gut und erarbeiten sich im gut gefüllten Innenraum wohl auch ein paar neue Fans. Zum Abschluss gibt es dann noch ein Erinnerungsfoto von der Bühne aus.
Setlist ALIEN WEAPONRY:
Holding My Breath
Ahi Ka
Kai Tangata
Raupatu
Ru Ana te Whenua
21:00 – 21:55 ANTHRAX
ANTHRAX sind dann aber ein ganz anderes Kaliber als ALIEN WEAPONRY, die Amerikaner sind für die großen Bühnen gemacht. „The Number Of The Beast“ von IRON MAIDEN kommt komplett vom Band und vom Erscheinen der Band auf der Bühne bis zum Ende des Auftrittes steht niemand still, besonders Bassist Frank Bello spult Kilometer ab. Scott Ian tanzt mit seiner weißen Flying V über die Bühne und sieht irgendwie immer viel zu klein für die Gitarre aus.
Doch ANTHRAX haben mit dem Sound zu kämpfen, Gitarre und Gesang sind kaum richtig auszumachen und da hilft es auch nicht während des Konzertes den Standort zu ändern, nur ganz vorne soll es erträglich gewesen sein.
Vor dem letzten Song fordert Scott Ian dann das Publikum nochmal auf seinen Hintern von den Sitzplätzen hochzubekommen, schließlich sei das hier die letzte Show die man von SLAYER zu sehen bekommen. Mit „Indians“ beschließen ANTHRAX dann das Set.
Setlist ANTHRAX:
Intro – The Number Of The Beast (IRON MAIDEN Cover vom Band)
Caught In A Mosh
Got The Time
Madhouse
Now It’s dark
I Am The Law
in The End
Antisocial
Indians
22:30 – 00:00 SLAYER
Für SLAYER wird dann die Bühne während der Umbaupause mit einem schwarzen Vorhang abgehängt. Nach einer halben Ewigkeit werden dann rotierende, weiße Kreuze auf den Vorhang zu „Delusions Of Saviour“ projiziert. Hunderte Handys werden hochgereckt und es wird mitgefilmt. Aus den Kreuzen wird das SLAYER-Logo, dann der Schriftzug, der Vorhang fällt und die Band steht unter lautem Jubel auf der Bühne und steigt sofort in „Repentless“ ein.
Ein großer Umbau hat trotz des Vorhangs nicht stattgefunden, am vorderen Bühnenrand stehen von links nach rechts Holt, Araya und King. Dahinter thront in der Mitte Paul Bostaph am Schlagzeug. Rechts und links neben ihm stehen altar-ähnliche Bauten, aus den Flammen geschossen werden können. Vier Flammensäulen am vorderen Bühnenrand, vier auf den Altären. Feuer gibt es auch noch in Form eines umgedrehten Kreuzes, als Hintergrund des Bandlogos und in einer Art langen Wanne. Im Laufe der Show wird auch ein paar Mal das Backdrop getauscht. Aber wie fast immer konzentrieren sich SLAYER auf die Musik, doch auch bei ihnen ist der Sound extrem undifferenziert. Erst in der zweiten Hälfte des Sets wird es besser – oder hat man sich mittlerweile daran gewöhnt?
Gewöhnungsbedürftiger Sound (nicht nur) bei SLAYER
Ein Song nach dem nächsten wird von der Band heruntergerotzt, dazu treten immer wieder die Musiker für ihre Soli an den vorderen Bühnenrand ins Spotlight und auch Gary Holt darf sich mittlerweile als vollwertiges Bandmitglied fühlen und wird von der Show nicht ausgeschlossen. Für seine Verhältnisse meldet sich sogar Tom Araya viel, nämlich drei Mal, zu Wort.
Spätestens als die Band „South Of Heaven“ und „Raining Blood“ anstimmt, dämmert allen, dass es bald vorbei ist und nicht mehr viel kommen wird. Und richtig, „Angel Of Death“ beschließt mit einer grün beleuchteten Bühne das Set und es kommt zur eingangs beschriebenen Szene von Herrn Araya, während um ihn herum seine Bandmitglieder Plektren und Drumsticks ins Publikum werfen. Kerry King hat sich direkt nach Ende des letzten Songs eine Deutschlandfahne mit SLAYER-Schriftzug über seine Gitarre gehängt, diese aber mittlerweile einem Roadie gegeben, um Plektren werfen zu können. Unter „SLAYER, SLAYER“ und Zugabe-Rufen verlassen drei der vier Bandmitglieder irgendwann die Bühne und nur Tom Araya bleibt zurück.
Setlist SLAYER:
Intro – Delusions Of Saviour (Vom Band)
Repentless
Evil Has No Boundaries
World Painted Blood
Postmortem
Hate Worldwide
War Ensemble
Gemini
Disciple
Mandatory Suicide
Chemical Warfare
Payback
Temptation
Born Of Fire
Seasons In The Abyss
Hell Awaits
South Of Heaven
Raining Blood
Black Magic
Dead Skin Mask
Angel Of Death
Fotos: Stephanie Lauber
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Prima Bericht, wie erzählt von einem Kumpel! Fehlt nur noch der Bierpreis + Wartezeit.
Bier gab es nicht, nur Stuttgarter Hofbräu. Das schlug mit 5€ für den 0,5l Becher auf den Geldbeutel.
Wartezeit vorne sehr lang, hinten im Umlauf kam man sofort an den Bierstand.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.
Dann geh mal nach Bayern, dort gibts oft nur Helles! Dann lieber ein Alkfreies Kölschradler.
Ja teilweise ist dieses warten und was man dafür bekommt?!
Mir fällt da immer nur, Maiden in Freiburg ein! 1 Stunde warten für ein Bier.
Ab jetzt geh ich nur noch auf Konzerte/Festivals mit Bierjet, wie z.B. Nord Open Air oder Ruhrpott Rodeo 😉