Skitliv
Skitliv
Konzertbericht
Als Vorgruppe standen am krachigeren der beiden Abende SKITLIV auf den Brettern der Volksbühne. Trotzdem begann alles mit CURRENT 93 aus der Konserve: ’Who Will Deliver Us From Gold & Planets’ stellte David Tibet seinem Freund Maniac, Attilas Vorgänger und Nachfolger bei MAYHEM, für dessen erstes SKITLIV-Demo (limitiert auf exakt 393 Stück) zur Verfügung. Auch für Auftritte wird das Intro genutzt. Maniac überraschte zudem, als er mit klarer Stimme zu singen begann: „You will find me if you want me in the garden unless it’s pouring down with rain…“, eine Verbeugung in Richtung EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN sowie deren ‘The Garden’. Hauptsächlich dominierte jedoch gepflegter Gitarrenkrach zwischen Doom-Metal und Stoner-Riffs den Auftritt. Den ungewöhnlichen Akzent setzte dazu das Kreischen des Maniacs, der auch gerne mal mit seinem Instrument oder dem Mikroständer kämpfte und sich auf dem Boden wälzte. Der Jesus am Kreuz hing übrigens nicht umgedreht um den Hals und jemand, der seine Platte “Amfetamin“ nennt, trägt ein Shirt mit dem Aufdruck „Speed Equipment“ sicher nicht, um seine Verbundenheit mit dem Motorsport zum Ausdruck zu bringen. Ungefähr 50 Minuten dauerte der Auftritt, dem man phasenweise anmerkte, dass die Band immer noch experimentiert und nicht perfekt aufeinander abgestimmt ist. Was war noch zu sehen? Ein Bündel aus Haaren und buntem Oberteil, vermutlich männlich, vermutlich japanischen Ursprungs, das während einiger Songs zusätzliche Unterstützung an den Saiten lieferte. Kvarforth war jedoch offenbar mit Sound-Feinheiten nicht einverstanden und ließ einige Male seine gute Kinderstube in Richtung eines Tontechnikers aufblitzen: „Excuse me, Mr. Mongoloid…“ Mit der schlechten Laune war es allerdings vorbei, als der SHINING-Kopf das wuschelige Haupt des Fotografens der Berliner Zeitung für sich entdeckte und diesem eine ausdauernde Kuscheleinheit spendierte, bis schließlich Maniac recht deutlich zur Contenance ermahnte. „Mein ideales Publikum sind scheißviele Leute, abgedreht auf fucking LSD, die gleichzeitig Speed einschmeißen und fucking Industrial-Scheiß hören – oder sich verdammt noch mal selbst töten“, hatte er im SHINING / SKITLIV-Interview verkündet. Das Ideal war fern an diesem Abend, noch ferner als beim gemeinsamen Auftritt mit SHINING im K17 vor einigen Monaten. Denn auch wenn Teile des Publikums Industrial-Klängen sicher nicht abgeneigt waren, saßen alle ruhig auf ihren Sitzen, war doch aus der Idee mit der „zum Dancefloor erweiterten Bühne“ am Ende nichts geworden und vielleicht waren einige eher der neueren CURRENT-93-Erzeugnisse wegen gekommen, gab es doch im Vorfeld widersprüchliche Angaben über den Ablauf der beiden Tage. Natürlich bedankte sich Maniac trotzdem noch artig für die Gelegenheit, in diesem ungewöhnlichen Rahmen auftreten zu dürfen und kündigte die „best fucking band in the world“ an.
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