Skindred
DEADLY CIRCUS FIRE, CHEMIA und SKINDRED in Berlin

Konzertbericht

Billing: Chemia, Deadly Circus Fire und Skindred
Konzert vom 2015-12-04 | Postbahnhofclub, Berlin

Berlin ist nicht Dresden. Diese banale wie bittere Feststellung steht am Ende dieses Tages, an dem SKINDRED mit DEADLY CIRCUS FIRE und CHEMIA im Schlepptau im Berliner Postbahnhofclub ihre Europatour beenden. Denn Anfahrt, Parkplatzsuche und anschließender Fußmarsch zur Konzertlokalität nehmen genügend Zeit in Anspruch, um die Londoner Progressive-Band DEADLY CIRCUS FIRE zu verpassen, die an diesem Abend den Auftakt geben. Da Kollegin Kostudis inmitten der Umbaupause den Postbahnhofclub erreicht, klammert sich ihr hektikgeplagtes Hirn noch an den Gedanken, das Konzert habe noch nicht begonnen und sie noch einmal Glück gehabt…

Skindred

Also rein in die Bude, und einige Minuten später erklimmen CHEMIA die Bühne. Und die fünf Polen sorgen dort ab der ersten Minute für gute Laune. Die Setlist offenbart bis auf zwei Ausnahmen Material ihres kaum erkalteten zweiten Albums „Let Me“. Melodischer Rock, mal hard, mal stoner, mal grungy, aber stets treibend, bringt den gut gefüllten Postbahnhofclub großflächig zum Tanzen. Großen Anteil daran hat auch Frontmann Lukasz Drapala, der in Joe-Cocker-artiger Extase in seiner Darbietung vollkommen aufgeht. Zu glatt, zu radiotauglich das Ganze? Who cares! Die Suche nach Ecken, Kanten und Alleinstellungsmerkmalen rückt angesichts des Spaßfaktors bei diesem Auftritt in den Hintergrund. So vergehen knappe 25 Minuten wie im Flug.

Setlist

  • Fun Gun
  • Ego
  • Fuckshack
  • Don’t Kill The Winner
  • She
  • Gotta Love Me
  • I Love You So Much

Als rot schillernd SKINDRED-Frontmann Benji Webbe die Bühne betritt und das Quintett Anstalten macht, sein Set zu beginnen, wird aus klammer Befürchtung unbarmherzige Gewissheit – heute wird Kollegin Kostudis keinen britischen Prog-Metal mehr zu hören bekommen. Die Betrübnis geht in den ersten wummernden Grooves von „Under Attack“ unter. Überhaupt kann man am Sound im Postbahnhofclub nicht meckern, es donnert ordentlich, und doch haben alle Töne ihren Platz im Ohr.

Skindred

Leider nimmt die Zugkraft dessen, was die Waliser Metalcombo in die Menge schickt, stetig ab. Sicher, weitschweifige Ansprachen über Einheit und Frieden schaden gerade in diesen Zeiten nicht. Wenn allerdings fäkalsprachgeprägte Redebeiträge über Trueness und Self-Fulfillment, ellenlange Track-Ankündigungen sowie fünfmaliges Nachfragen, ob man „Pressure“ jetzt auch wirklich hören möchte, ein erträgliches Maß überschreiten und man sich schon kaum an den letzten musikalischen Beitrag erinnern kann, leidet die Hörermotivation. Auf der Bühne ist davon nichts zu spüren, SKINDRED haben sichtlich Freude an ihrem Tun und auch der Großteil des Publikums ist nach wie vor guter Stimmung.

Nach fast anderthalb Stunden, die ihren Ausklang mit einer „Last-Resort“-Hommage und kollektivem Klamottenwedeln finden, trottet Kollegin Kostudis Selbstvorwürfe grummelnd gefühlt durch halb Berlin, um schließlich die Heimreise anzutreten.

Setlist

  • Under Attack
  • Roots Rock Riot
  • Stand For Something
  • Rat Race
  • Doom Riff
  • Ninja
  • Sound The Siren
  • Cause A Riot
  • Trouble
  • Volume
  • Pressure
  • Kill The Power
  • Nobody
  • Playing With The Devil
  • Warning


Fotos: Sophia Kostudis

13.01.2016

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