Shining
Shining
Konzertbericht
Wenn Kvarforth ein Mädchen auf die Bühne zerrt und sie sich in den Schritt drückt, mag das für manche irritierend wirken. Weiß man jedoch, dass sich die beiden vorher bereits kannten, es also keine Zufallsbegegnung mit einem devoten Fan ist, wird die ganze Sache amüsant. Und so stehe ich verzückt da, Kvarforth, der sich nach dem Interview mit „peace“ und einem Händeschütteln verabschiedet hatte, sieht mich, grinst und ich winke ihm blöde lächelnd. Einige andere Zuschauer würden das an meiner Stelle wohl lassen, sind sie doch offenbar so verunsichert, dass sie zwischen den Stücken nicht einmal ihrer Begeisterung Luft machen (an der musikalischen Leistung kann es nicht liegen). Irgendwie ist das auch großartig: Da bezahlen die Leute Eintritt und dann grübeln sie, ob sie Spaß haben und klatschen dürfen (Ist das eigentlich true und angemessen? – Verarscht mich Kvarfi dann wieder? – Mag er uns überhaupt? – Mir geht’s so schlecht… – Ha, also ich hab ihn durchschaut, ich mache jetzt einfach gar nichts! – Wann ritzt er sich denn nun endlich?). Am Ende muss er das Auditorium noch ermuntern, nach dem Motto: „Ihr wollt noch einen Song? Dann sagt doch was!“ Ach ja, die Stückwünsche…auch so eine Sache: Einer schreit nach ’Fields Of Faceless’ und bekommt darauf von Kvarforth sinngemäß an den Kopf geworfen, dass er ihm die Felder der Gesichtlosen schon zeigen werde. Ein anderer Besucher darf schließlich ’Submit To Self-Destruction’ röchelnd ankündigen, worauf das Lied ihm und seiner Familie gewidmet wird… Freunde ungepflegter Nazi-Anspielungen kommen dagegen kaum auf ihre Kosten. Nur einen angehuschten Gruß kann man einmal sehen, was eine etwas ältere Frau kommentiert mit: „War halt ein Reflex.“ Vorher fängt sie den zugeworfenen Mundschutz, der noch vom SKITLIV-Gig auf der Bühne lag („Der bekommt einen Ehrenplatz.“). Als der Alk zur Neige geht, spaziert Kvarforth während eines Songs zur Bar, die diesmal am Rand des großen Konzertraumes vom K17 platziert ist, klettert auf den Tresen, fegt dabei eine Flasche runter und bestellt sich einen Schnaps. Danach geht es wieder zurück auf die Bühne – natürlich nicht, ohne noch ein wenig Kontakt zum Publikum zu suchen. Ach ja, und irgendwann wird ein Rollstuhlfahrer in die vierte, fünfte Reihe geschoben, der sich von dort das Konzert anguckt. Übrigens ganz ohne spezielle Aufmerksamkeit vom Hauptakteur des Abends.
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