Shining
Shining

Und selbstverständlich ist es nicht hoch genug anzurechnen, wenn jemand wie Kvarforth harte, düstere Musik mit der nötigen Portion Asozialität würzt und damit nebenbei der nachwachsenden Freizeit-Elite-Generation („Unsere Black-Metal-Helden müssen majestätisch und würdevoll auftreten…“) den Finger (welchen auch immer) zeigt. In einem Moment tigert er manisch über die Bühne, dann verwandelt er sich in Gollum, kriecht und klettert umher, um schließlich den Rockstar zu geben, der sich die Hand in die Hose schiebt oder mit gereckter Faust die ersten Reihen zu „Hey“-Rufen anstachelt. Er ist schwer einzuschätzen und man hat das Gefühl, dass es während seines Auftritts mehr auf Sekunden- als auf Tagesform ankommt. Dazu wimmert und stöhnt er 90 Minuten lang in beeindruckender Variationsbreite, liefert sich zudem ein kurzes Duett mit Maniac. Die beiden Kreischmeister suchen gar den zärtlichen Körperkontakt zueinander. Was das soll? Darüber kann man sich das Maul zerreißen wie man will: Es mag mit gezielter Provokation und kalkulierter Verwirrung zu tun haben, vielleicht haben die beiden aber auch einfach nur Spaß und mögen sich halt. Immerhin geht die Männerfreundschaft ja wohl soweit, dass sie sich eine Wohnung teilen. Auf jeden Fall liegt eine gewisse Unberechenbarkeit in der Luft; auf diesem Konzert schließt man in den ersten Reihen nicht die Augen, um ganz für sich zu genießen. Mal schnappt sich Kvarforth eine Lederjacke vom Bühnenrand und zieht dem Besitzer damit eins über die Rübe, schleudert Flaschen über die Bühne, er zieht an Armen oder einer entsetzten Fotografin, die sich auf die Bühnentreppe wagt, an den Haaren – und seinen Gürtel schlagbereit aus der Hose. Dann wieder trinkt er aus einer gereichten Bierflasche und gibt sie normal zurück oder lutscht am Finger eines Fans, den er kurz zuvor mit dem Gürtel bedroht hat – liefert sich gewissermaßen kleine Sado-Maso-Flirts.