Shadow Of Intent
Deathcore auf dem Vormarsch
Konzertbericht
„Wir sind jetzt seit 25 Stunden unterwegs, um auf dieser Bühne zu spielen!“ So begrüßen an diesem Abend TO THE GRAVE die bis zur Hälfte gefüllte Stadtmitte (die Location). 25, diese Zahl zieht sich bei der „Elegy European Tour 2023“ irgendwie durch, denn in den 26 (knapp vorbei) Tagen vorher haben Sage und Schreibe 24 (jetzt wird’s albern) Shows mit folgenden Bands auf dem Roaster stattgefunden: TO THE GRAVE, ANGELMAKER, ENTERPRISE EARTH und nicht zuletzt Gastgeber der Tour SHADOW OF INTENT. Wir sind nun – entgegen den Aufnahmen, welche vom Kollegen Marvin fünf Tage zuvor aus Hamburg stammen – also Zeuge des Tour-Endes, der 25. Show in einem wirklich kleinen Club in Karlsruhe. Im Vorfeld war’s auch ganz schön wild, denn unglaubliche 20 Shows davon waren ausverkauft, drei der Locations bekamen ein Upgrade.
Das jahrelange Warten hat endlich ein Ende – wenn auch mit einigen Änderungen am ursprünglichen Line-up…
Noch sind nicht alle 600 Gäste anwesend, aber als TO THE GRAVE vor dem SHADOW OF INTENT-Banner für ihre sechs Songs – und Tierrechte – des Abends das Mikro in die Hand nehmen öffnet sich zugleich der erste Pit. Dane Evans macht zuerst mit, später dann ohne Maske, aber mit umso mehr Wutader auf der Stirn und passendem Druck und Tiefgang seinem Titel als unter der Hand als einer der facettenreichsten Sänger im Deathcore-Bereich alle Ehre (Checkt auch unbedingt DEPRESSANT!). Der letzte Song „Wastage“ ist dem tragisch umgekommenen ehemaligen Bassisten der Band, Joshua, gewidmet und ein denkwürdiger Abschluss des heutigen Auftritts.
Doch leider soll keine halbe Stunde später ein fader Beigeschmack bleiben: Auf ihrer Instagram-Seite veröffentlichen die Australier noch während ANGELMAKER spielen zusammen mit Dane ein Statement, mit welchem die im März anstehende Nordamerika-Tour abgesagt wird. Während der Tour in Europa soll der 27-Jährige dringliche und leider auch unglückliche Neuigkeiten bezüglich seiner körperlichen Gesundheit erhalten haben, welche zurück in Australien umgehende Behandlungen erfordern und für die kommenden Monate alle Tour-Pläne auf Eis legen. An dieser Stelle schätzt man die gelungene Show umso mehr und drückt die Daumen für die Zukunft, denn dieses Stakkato-Todes-Konstrukt gehört auf die Bühne!
Setlist:
-
- Warning Shot
- Red Dot SIght
- (.REC)
- Terrorist Threat
- Miserable Summer
- Axe Of Kindness
- Wastage
Schnell können Sie: Mehr als Zeit für eine kurze Pinkelpause bleibt nicht!
Weiter geht’s im Akkord: Der Umbau dauert keine Viertelstunde und das Programm geht weiter mit good old-fashioned Deathcore – ganz ohne DJent oder Prog – von der anderen Seite des Planeten: Das Sixpack ANGELMAKER aus Vancouver gibt sich die Ehre und so starten sie mit zweiköpfigem Angriff am Mikro ihr Siebener-Set im inzwischen vollen Raum – leider mit verhältnismäßig miesem Sound. Die ersten Crowdsurfer sieht und trägt man schon zu „Slaughter“, bevor auch „Vengeance“ und „Hollow Heart“ gefeiert werden, als gäbe es kein Morgen mehr.
Während des gesamten Sets fallen insbesondere die messerscharfen Soli auf, wenngleich die Drums zumindest am eigenen Standpunkt leider durchgehend zu leise sind. Aber die Zeit geht viel zu schnell vorbei und der letzte Song „Leech“ drückt sich wie ein Sturm durch die Menge bis in die letzten Reihen und danach müssen alle erstmal an die frische Luft – auch wenn man an dieser Stelle nicht mehr genau weiß, ob’s an der Leistung der Band oder an den langsam anfangenden Ausdünstungen der äußerst eifrigen Prügelknaben im Circle Pit liegt.
Danke, nächste Band bitte!
Galerie mit 14 Bildern: AngelMaker - Elegy European Tour 2023 in Hamburg
Setlist:
- Slaughter
- Vengeance
- Bloodthirster
- What I Would Give
- Hollow Heart
- Radiance In The Light Of A Dying Sun
- Leech
Dann wird’s melodisch(er)…
Mit ENTERPRISE EARTH ändert sich nicht nur der Sound (zum Glück!), sondern irgendwie auch die Stimmung und auch die musikalischen Ausuferungen auf der Bühne der Stadtmitte. Alle drücken nach vorn und eine knapp 45 minütige sprunghafte und statt Karate eher miteinander schunkelnde Show beginnt, angetrieben von dem amerikanischen Vierer, der sich jüngst durch eine neue Stimme auszeichnet.
Mit Travis Worland haben ENTERPRISE EARTH vergangenes Jahr einen Glücksgriff mit Charisma und großer Bandbreite an stimmlichen Fähigkeiten mitgebracht, welche schon beim Opener „Psalm of Agony“ klar dargelegt werden – sofern man Clean Vocals in diesen Höhen abnickt, auch wenn diese wirklich außerordentlich gut ausgeführt werden.
Gepaart mit Zackeys meisterhaft vorangetriebenen Breakdowns kämpfen die Jungs sich äußerst (man verzeihe den Ausdruck) groovig und durch Gabe Mangolds Riffs nebst Soli und der Bass treibt die sowohl härteren, als auch sanfteren Momente voran, die den Stücken Atmosphäre verleihen. Passenderweise und als Zeichen dafür, dass ENTERPRISE EARTH auch ruhigere Gangarten nicht scheuen wird der bisher unveröffentlichte Song „World Without Us“ gespielt und kommt genauso gut an, wie die Abreißer „Death Magick“ und nicht zuletzt „You Couldn’t Save Me“.
Setlist:
- Psalm of Agony
- Scars of the Past
- Reanimate // Disintegrate
- Death Magick
- A World Without Us (Unreleased Song)
- They Have No Honor
- You Couldn’t Save Me
Dann endlich der Moment, auf den offensichtlich alle Anwesenden gewartet haben: SHADOW OF INTENT!
Inzwischen bliebt kein Zweifel mehr am kurz zuvor angekündigten Sellout an diesem Abend: Der Raum, der üblicherweise knapp 600 Menschen beherbergt, ist bis zum Anschlag voll, man kann nicht umfallen, kaum atmen und kuschelt quasi mit jedem seiner Nachbarn (auch vorn und hinten) und noch während es dunkel wird vernimmt man die ersten dystopischen Gitarrenklänge von vorn.
Drummer Bryce Butler kommt tiefenentspannt auf die Bühne, setzt sich grinsend hinter sein Set und läutet völlig selbstverständlich das Ende der Welt für diesen Abend ein. Jetzt zeigt sich, ob nach 24 Shows und der durchgehend hohen Latte, die die drei Vorbands gelegt haben, die Newcomer SHADOW OF INTENT halten, was man sich erhofft.
Spoiler: Ja, sie tun es!
Bereits während den ersten Sekunden Spielzeit vom Eröffnungs-Track „Farewell“ singen, springen, schreien und bangen alle mit, die nicht gerade die schiere Masse an Crowdsurfern nach vorn und wieder hinten tragen müssen und noch während man sich wundert, wie diese Band live eigentlich noch besser sein kann, als auf Platte, stimmt man mit ein. Was Ben Duerr da abliefert ist abnormal und lässt auch hinsichtlich der Songauswahl kein Auge trocken.
Mit einem Blick in die Vergangenheit und einem weinenden Auge hinsichtlich des Mitwirkens der verlorenen Legende Trevor Strnad (THE BLACK DAHLIA MURDER) entlassen die vier Halo-Fans das Monster „Barren und Breathless Macrocosm“ und die Blastbeats und Riffs werden einem (in der Ansprache amns Publikum selbst eher wortkarg) nur so um die Ohren gehauen, während eindrucksvolle Growls – die danach bei „The Heretic Prevails“ noch differenzierter eingesetzt werden – und Monias Bass-Gewitter sich die Hand geben.
Das restliche Set beweist die Qualitäten dieser noch so jungen Aufsteiger und es bleibt fraglich was man noch dazu sagen soll, als dass man in der mehr als einstündigen Spielzeit kaum ein Handy gesehen und die Wall of Death am Ende ausnahmslos den ganzen Saal geteilt hat. Abriss! Fantastisch!
Setlist:
-
- Farewell
- Saurian King
- Barren and Breathless Macrocosm
- The Heretic Prevails
- Of Fury
- The Prelude to Bereavement
- The Prophet’s Beckoning
- The Coming Fire
- Blood in the Sands of Time
- Reconquest
- Melancholy
- Malediction
Und nun? Hat sich das Warten gelohnt?
Für das Ende einer Tour erwartet/ erhofft man sich natürlich ein einigermaßen ausgefallenes Spektakel. Ja, für ENTERPRISE EARTH kommt Casey Tyson-Pearce mit auf die Bühne und ja, man singt natürlich auch lauthals „Happy Birthday!“ für den Bassisten von SHADOW OF INTENT, der in einer Stunde 27 Jahre alt wird (was wiederum darauf schließen lässt, dass der Altersdurchschnitt mit der eigenen Anwesenheit um gute 10 Jahre nach oben gezogen wird), aber wenn man sich im Vorfeld mal die Setlist anschaut, genau das gleiche Encore gespielt wird und inzwischen nur noch „Hello Germany!“/ „Goodbye Germany!“ ins Mikro gegröht wird, dann fühlt man sich ein Bisschen… wie soll man sagen? Ein wenig lieblos abgefertigt. Eine*r von vielen. Was man natürlich auch ist, aber ihr wisst schon.
Aber qualitativ? – Well done! Dies gilt hierbei sowohl für die Show des Abends in Karlsruhe, als auch für alle Beteiligten! Ziemlich durch, dafür hat es sich gelohnt zwei Jahre zu warten und dafür vergisst man die Absage des Auftritts vom letztjährigen Summer Breeze Open Airs und schon fast die Änderungen am ursprünglichen Line-Up dieser Tour. Bis hoffentlich bald!
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