Seventh Void
Monster Magnet & Seventh Void live @ Fritzclub Berlin
Konzertbericht
Nach kurzer Umbauphase legten MONSTER MAGNET los, wie man es gewohnt ist. Dabei konzentrierte sich unser Freund Dave Wyndorf wie angenommen auf die zahlreichen, mitsingkompatiblen Härtner der letzten Alben. Und wie stets spielt die Band von Anfang an mit Wucht auf und setzt Effekte an der richtigen Stelle. Auf lange Soli wird verzichtet, es gibt Breaks, klar, aber Davyboy kann einfach nicht ruhig bleiben, er muss seine berüchtigten „Aaahhaaaaa“ immer wieder unter das amüsierte Fußvolk bringen. MONSTER MAGNET, das bedeutet auch Fans so um die 30-40, eher akademisch und fein aussehend als struppig und desorientiert. „Nod Scene“, „Tractor“ und das überbordende „Dopes To Infinity“, welches uns bunte Kreise vor den rotgeränderten Äuglein beschert, werden vom Auditorium mit Freuden aufgenommen. Mein Platz ist nun weiter hinten rechts, das gefällt mir nicht immer, aber nach vorne ist es zu eng und hören kann man an diesem Orte auch… Erstaunlich diesmal, dass der Sound endlich einmal NICHT zu laut eingestellt ist und dadurch das Matsch-Syndrom, welches einige Tage später bei FIELDS OF THE NEPHILIM als so störend empfunden wurde, vermieden werden konnte. Richtig gut wurden die Songs des neuen Albums in das Konzertkonzept integriert: Das schwere, dunkle „Hallucination Bomb“ (ein kleiner Hit jetzt schon, man muss es konstatieren), die lässige Single „Gods And Punks“, der hämmernde Titelsong „Mastermind“ sowie das ultrageile „Bored For Sorcery“ mit der fies schrägen Gitarrenstelle und dem finalen Supersolo (der parallel zum Solo intonierte Schrei „Aaaaaaaaauuuuuuuu“ funktionierte auch life bestens) wurden von Garret, Phil, Bob, Jim und Dave richtig fett, mit Druck und einiger Spiellaune in die Menge geschleudert.
Toll ist, dass die Kombo immer wieder geschickt variiert: sie haben das Live-Gen, es wird Tempo herausgenommen, verzögert, die Erlösung verschleppt, ganz wie im echten Leben, vor allem nachts, wenn es jemanden gibt, der/die versteht, weil er/sie über entsprechende Techniken verfügt. Nun ja, wie dem auch sei, Davy kann es, und er weiß es auch. Er spielt mit dem Publikum, welches sich ihm und seinen „Aaaaaahhhhaaaa“s überlässt, „Medicine“, „Look To Your Orb“ und „Dinosaur Vacuum“ wabern rockig vorüber, es ist ein Unbewußtseinszustand, wenn ich das mal so sagen darf, den diese unendlich lässige Band schafft, und das, obwohl die Songs durchaus nicht ähnlich angelegt sind, verschieden Stile und Facetten aufgreifen. In Trance kriegen wir entrückt mit, dass das Stageacting wilder wird, „The Right Stuff“ können wir heraushören, dann folgt das, worauf Band und Zuhörer hingearbeitet haben: „Space Lord“ läutet das Ende des unterhaltsamen Abends ein, die äußerst attraktive Dame neben mir wirkt flatterig, windet sich, verliert Orientierung und Kontrolle, nicht uninteressant, das Phänomen, nun könnten zumindest Davy und Garret alles mit ihr anstellen, wenn sie es denn wollten und noch könnten, woran kein Zweifel besteht, wenn ihr mich fragt; klar, Stendahl ist außen vor, natürlich, muss er doch auch, denn er schreibt pflichtbewusst und selbstlos für Euch, was sonst?
„Space Lord“ wird lauthals aus hunderten Kehlen mitgegrölt, es ist ein Fest, wie regressiv auch Agenturleiter, Kommunikationsassistenten, Junior-Marketingmanager und Architekten von Baumhäusern sich entäußern können, wenn die Büros weit weg und die Kinder sich im Halbschlaf (oder mit dem Babysitter vor dem Computer) befinden. Nach diesem Song möchte man mehr und Dave weiß es… Die bereits genannten geilen neuen Songs „Gods And Punks“ und „Bored With Sorcery“ gehen ineinander über, dann kommt, jawohl, einer von Stendahls Top-Ten-Hits aller Zeiten, das umwerfende „Crop Circle“; die Masse ist inzwischen ein nasser, feiernder Klumpen, es soll nicht enden, diese Ekstase, der Rausch… und mit „Powertrip“ gibt es die Erlösung, endlich, denn eineinhalb Stunden Vorspiel sind auch für den geübten Strategen eine ordentliche Leistung… Kurz, MONSTER MAGNET waren geil, wie immer, wenn ich sie gesehen habe!
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