Serenity
Delain, Serenity und Lost In Thought live in Stuttgart 2011
Konzertbericht
Doch nun zurück zur Stuttgart-Show, wo nach einer kurzen Umbaupause SERENITY das Ruder übernehmen. Sänger Georg Neuhauser klärt mit einem sympathischen „wir sind Serenity aus eurem Lieblingsnachbarland Österreich“ direkt die Fronten und erntet für soviel Chuzpe prompt wohlwollendes Gelächter bei den Fans. Aber im Ernst: Wie sollen sich da erst die holländischen Headliner vorstellen? Sei’s drum, der feine Humor in den unverkrampft-spontanen Ansagen kommt hervorragend an und unterstreicht die brilliante Ausstrahlung des Charmebolzens, der seine ausgeprägten Geheimratsecken mit der gebotenen Würde zur Schau trägt. Neuhauser prägt ganz entscheidend das sympathische Bild der Band und braucht als geborener Entertainer selbst den Vergleich mit EDGUYs Ansagen-König Tobias Sammet nicht zu scheuen – und das ganz ohne dessen überdrehte Albernheit.
Natürlich wollen SERENITY heute vor allem ihr grandioses neues Album „Death & Legacy“ promoten. So stehen mit „New Horizons“ und „Far From Home“ zwei neue Stücke ganz oben auf der Setlist. Die herausragende musikalische Qualität des Albums hat sich offensichtlich im Schwabenland bereits herumgesprochen und so ist die Band wohl selbst ein wenig überrascht vom heftigen Zuspruch der Menge, die begeistert die Refrains mitsingt und sich zwischen den Songs zu euphorischen Jubelstürmen hinreißen lässt. Auch wenn die Spielzeiten etwas anderes sagen, bekommt man hier das Gefühl, in Wirklichkeit keine Vorband, sondern einen Co-Headliner vor sich zu sehen. Verdient hätten sie einen derartigen Status allemal und hoffentlich schaffen es die Österreicher bald eine eigene Headliner-Tour auf die Beine zu stellen.
Doch das ist noch Zukunftsmusik, heute fühlen sich die Österreicher in der Rolle des Anheizers, der die Messlatte für den Hauptact verdammt hoch legt, pudelwohl. Und das Publikum ebenso. Als mit „Reduced To Nothingness“ ein Klassiker vom Debütalbum „Words Untold & Dreams Unlived“ den Härtegrad dezent anzieht, geht die Menge diesen Tempowechsel genauso mit wie als mit „Coldness Kills“ ein getrageneres Epos folgt. Die theatralische Bühnenshow von Georg Neuhauser ergänzt sich perfekt mit den klassischen Rockposen der nicht minder starken Begleitmannschaft. Und doch können die Österreicher sich im Verlauf des Sets immer weiter steigern und in einen regelrechten Rausch hinein spielen.
Pünktlich zur nicht ganz kitschfreien Gänsehaut-Ballade „Fairytales“ betritt auch noch ein Gast die Bühne: Sängerin Lisa Middelhauve (ex-XANDRIA) übernimmt die weibliche Duettrolle und tauscht schmachtende Blicke mit ihrem männlichen Widerpart aus. Der passende Moment also, um die Feuerzeuge oder – Frevel! – Handy-Displays herauszukramen. Auch bei der anschließenden „Serenade Of Flames“ bleibt die rothaarige Lady an Neuhausers Seite und das Duo zeigt, dass es nicht nur ruhige Schmachtnummern, sondern auch opulente Bombast-Stücke hervorragend in Szene zu setzen weiß.
Während sich der Gig dem Ende zuneigt, steht mit der Über-Hymne „Velatum“ der absolut Höhepunkt an. Hier zeigt die Textsicherheit des Publikums, dass SERENITYs Fanriege im Schwabenland bereits ziemlich groß geworden ist. So verwundert es niemanden, dass die Band sich kaum von der Bühne verabschiedet hat, als bereits laute Zugabenrufe durch die „Röhre“ tönen. Und natürlich lässt sich das Quintett hier nicht lange bitten und packt mit „When Canvas Starts To Burn“ einen weiteren Titel vom aktuellen Studio-Album aus, zu dem in Kürze ein Video-Clip veröffentlicht werden soll. Den heutigen Auftritt dürfen SERENITY als uneingeschränkten Erfolg verbuchen. Und auch einige neugewonnene Fans hoffen von nun an sehnsüchtig darauf, dass die Österreicher in Kürze als Headliner in die schwäbische Landeshauptstadt zurückkehren werden.
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