Scorpions
Crazy World Tour
Konzertbericht
Hard Rock im Barock
Als in den wilden 70ern, also vor einem halben Jahrhundert, der Hard Rock sich aus dem Rock’n’Roll entwickelte und Bands wie die SCORPIONS das Bühnenlicht erblickten, hatte das Ludwigsburger Barockschloss zwar schon so manchen großen Fürsten gesehen und so manche Flöten, Cembalos, Pauken und Posaunen, aber bis es dem gemeinen Volk als feudale Kulisse für Konzerte von Klassik über Jazz, Schlager, Pop und Techno bis zu feinstem Metal (das alles innerhalb einer Woche) dienen durfte, vergingen noch einige Jährchen.
In diesen Jahren erwuchsen so manche musikalischen Größen, die – ganz in der Tradition des Schlosses – auch nach vielen Jahrzehnten zwar älter, aber niemals alt wurden. Mit über 100.000.000 verkauften Tonträgern und über 5.000 Shows sind die SCORPIONS eine dieser festen Größen, die so manchen von uns schon das ganze Leben begleiten.
KADAVAR – Gain auf Stufe 11
Eine musikalische Erinnerung an die 70er liefern KADAVAR, die ihre Aufgabe als Anheizer mit erdigem Stoner Rock angingen. Auch wenn die Band noch keine 10 Jahre alt ist – die drei Gesellen auf der Bühne sind schon optisch klar einzuordnen, mit langen blonden Mähnen und schwarz-goldenem Outfit.
Vielleicht reduziert die aktuelle pandemische Hitzewelle den Bewegungsradius der drei Berliner etwas, aber abgesehen davon ist alles Wichtige geboten, was das klassische Stageacting so zu bieten hat, insbesondere Christoph „Tiger“ Bartelt an der Trommelmaschinerie wird nach dem Konzert vermutlich eine gute Nackenmassage brauchen, aber auch die frisch geföhnten Matten von Christop „Lupus“ Lindemann und Simon „Dragon“ Bouteloup erschlagen vermutlich so manche unvorsichtige Fliege. Wenige Ansagen „Ohne die SCORPIONS gäbe es kein KADAVAR“ lassen mehr Zeit für die Hochstrommusik, und so verdienen sie sich so manchen anerkennenden Applaus.
Balls in the air
Und damit das Publikum in Bewegung bleibt, verteilen die Sponsoren mittlere und große Beachbälle übers Publikum. Diese werden für den Rest des Abends dann zu einer latenten Gefahr für alle Handy-Filmer – entweder durch ungewollte Werbeeinblendungen auf den Aufnahmen durch die 3m großen Varianten, oder dadurch, dass die kleineren Bälle einem unvorsichtigen Einhand-Filmer das edle Eifon aus der Hand schubsen.
Die leichte, sommerliche Beach-Atmosphäre passt nur nicht so ganz zu den eher düsteren, treibenden Soundwällen, die auf der Bühne produziert werden – die eignen sich eher zum reinlegen und versinken.
Von daher ist es dann doch etwas schade, als KADAVAR nach 45 min die Bühne wieder verlassen, um unser aller Lieblingsband UMBAUPAUSE Platz zu machen. Auch in deren Show gab es Werbeeinblendungen, diesmal u.a. für eine ABBA Tribute Show – was angesichts des teilweise schon älteren Publikums vermutlich nicht mal völlig daneben war.
Kein Act überzieht öfters als UMBAUPAUSE – so auch diesmal, was allerdings durch die mannigfaltigen Möglichkeiten zur abendlichen Verköstigung rund um den Innenhof des Schlosses und die erwähnten Ballspiele sowie Fangspiele der Verfolgerspots auf dem großen Vorhang nicht ganz so tragisch war.
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