Schandmaul
Traumtänzer Tour II - Münster und Siegburg
Konzertbericht
Siegburg, Rhein-Sieg-Halle
Die Rhein-Sieg-Halle in Siegburg ist sehr zentral gelegen, aber aktuell durch eine Baustelle etwas umständlich zu erreichen. Nach drei Runden um den Pudding fällt einem aber auch gleich der schwarze Fleck inmitten der zahlreichen Häuser auf und der Tourbus von SCHANDMAUL lässt letzte Zweifel verschwinden, das richtige Ziel erreicht zu haben. Im Inneren macht die Location einen völlig anderen Eindruck, als das Novel in Münster. Das Personal trägt Schlips und Krawatte, der Boden ist aus Parkett und es gibt eine Empore, von der aus man später einen guten Blick auf die Bühne erhaschen kann. Auch heute füllt sich der Innenraum sehr zügig und mit den Erinnerungen an den gestrigen Tag steigen die Erwartungen.
BURN
Galerie mit 45 Bildern: Burn - Schandmaul - Traumtänzer Tour 2012Nachdem BURN es bereits gestern nicht sonderlich einfach hatten, steht schon die Befürchtung im Raum, dass sich an diesem Umstand heute wohl nicht viel ändern wird. Wenn die Heimatstadt schon zurückhaltend ist, sieht die Wahrscheinlichkeit, dass es woanders energiegeladener wird, leider schlecht aus.
Die Setlist liest sich genauso wie am Vortag, was allerdings nichts außergeöhnliches ist. In der Regel behalten die Bands die Titel auf ihrer Setlist für die laufende Tour bei, oder ändern sie hier und da nur geringfügig ab. So steht auch heute ein Start mit „We Will Burn“ an, gefolgt von „Ghost“, bei dem SCHANDMAUL Gitarrist Ducky der Band erneut zur Seite steht.
Wie befürchtet bleibt das Publikum der Band gegenüber auch heute wieder ziemlich reserviert. Aber auch Sänger Felix Friberg wirkt heute etwas zurückhaltender als gestern in Münster. Dabei ist das Licht hervorragend, der Sound ist gut und die Tatsache, dass die Bühne nur halb so hoch ist wie in Münster, hat man auch garantiert einen guten Blick. Dennoch versuchen Burn mit dem Publikum in Kontakt zu kommen: „Wir haben Schnaps für euch! Den trinken wir mit euch, wenn ihr uns nach der Show am Merch besuchen kommt!“. Kurz darauf wird mit „Why Don‘t You Find Out For Yourself” auch schon wieder das Ende des Auftritts von BURN erreicht. Leider konnten die Münsteraner an keinem der beiden Tage dicke Lorbeeren ernten, was wohl nicht zuletzt an der wenig charakteristischen Musik der Band liegen mag.
SCHANDMAUL
Galerie mit 47 Bildern: Schandmaul - Schandmaul - Traumtänzer Tour 2012Die Zeit während des Umbaus vergeht sehr zügig und die Fans trinken sich in aller Seelenruhe noch ein Bierchen, oder stehen gelassen an ihrem Platz, um auf den lang ersehnten Start des Konzerts zu warten. Als SCHANDMAUL die Bühne mit „Powerdudler“ betreten, ist der Jubel enorm. Münster wurde soeben in die Tasche gesteckt. Neben der grandiosen Stimmung, die die Siegburger Fans den Schandmäulern präsentieren, fällt besonders positiv auf, dass Sänger Thomas sich zwar den selben Themen wie am Vorabend widmet, aber diese mit anderen, äußerst amüsanten Sprüchen unterstreicht. Tobi Heindl von FIDDLERS GREEN steht ein weiteres Mal mit auf der Bühne und wirkt heute noch ein wenig lockerer als am Tag zuvor, an dem er seinen ersten Auftritt mit SCHANDMAUL sehr gut gemeistert hat.
Die Fans hört man ordentlich mitsingen. Textsicher feiern sie die herrlichen Klänge der Schandmäuler und nicht nur „Herren der Winde“ sorgt für Begeisterung. Die Anekdoten und Auszüge aus Thomas Lindner’s Krankenakte sorgen für Gelächter und Abwechslung. Schließlich sind Geschichten, in denen berichtet wird, wie Backliner Danny dazu kam, live zu der Gitarre von Thomas zu greifen durchaus interessant. Die Geschichte dazu trug sich bei einem Benefiz Fußballspiel im vergangen Jahr zu. Bei diesem stand Thomas exakt 14 Minuten auf dem Spielfeld und hatte danach das Schlüsselbein gebrochen und ein Band abgerissen. Da das Spielen so nicht möglich war, wurde der Techniker ins Boot geholt, der nun nicht mehr nur den Job hinter Bühne sehr gut macht.
Während Birgit gestern noch ein paar kleine Verspieler bei „Die goldene Kette“ eingebaut hat, läuft heute alles reibungslos. Die hochschwangere Dudelsackspielerin (die auch die Schalmeien und Flöten spielt), nutzt zudem die Gelegenheit, sich immer mal wieder auf einem Hocker niederzulassen, der auf der Bühne in Reichweite bereit steht. Ihr Leistung soll auch hier nochmal hoch gelobt werden. Eine Show von guten zwei Stunden ist schließlich kein Pappenstiel.
Der Ausblick von der Empore ist genauso gut, wie zu Beginn erwartet. Beim gemeinsamen Arm-in-Arm Hüpfen, kann man auf ein nicht enden wollendes Knäuel aus wackelnden Köpfen und Armen hinabblicken. Auch das angeleuchtete Backdrop kommt hier wesentlich besser zur Geltung. Auf ihm kann man, je nach Ausleuchtung, die Silhouette von SCHANDMAUL erkennen, so wie es auch auf dem Cover von „Traumtänzer“ zu sehen ist. Aber die gute Aussicht hat seinen Preis. Die Party steigt ganz klar unten vor der Bühne. Auf den Rängen geht es äußerst gediegen zu. „Ihr da oben auf den Rängen! Könnt ihr noch?!? Wenn der Popo wund wird, könnt ihr auch an der Party hier unten teilnehmen!“, entgegnet Thomas.
Die „Walpurgisnacht“ läutet wieder eine kurze Zugabepause ein, nach der es im Set noch einige Lieder weitergeht. Unter anderem mit einer „richtigen Schnulze, á la Rosamunde Pilcher“. Ganz so grauselig wird es zum Glück nicht. „Dein Anblick“ ist schließlich eines der besten Liebeslieder von SCHANDMAUL und es zaubert, nach Aufforderung, eine „Milchstraße“ aus Feuerzeugen und Handys in den Himmel der Konzerthalle.
Das „blöde Spiel, das eigentlich für Festivals gedacht ist“ findet heute zum Glück auch seinen Raum in Siegburg. Das Schauspiel der wackelnden Arme in der Luft ist wirklich immer wieder ein großer Spaß. Wobei man den Münsteranern eingestehen muss, sich bei diesem „blöden Spiel“ doch um einiges besser geschlagen haben. Gleiches gilt für die Zugaberufe. Aber vielleicht haben die Siegburger die Energie ihrer Stimmen einfach schon beim Mitsingen der Texte erschöpft.
„Habt ihr Lust auf ein allerletztes Lied?“ Fragt Thomas bei einer wiederholten Zugabe. „Es ist bewusst einfach gehalten, damit ihr es mitsingen könnt. Tragt es hinaus! Wir wollen die Weltherrschaft an uns reißen!“ Mit diesen Worten und dem Lied „Auf euch…“ endet ein weiterer wunderbarer Abend mit SCHANDMAUL, mit tollen Fans, einer Band, die eine durchweg gute Leistung und enorm viel Spaß gebracht hat, einer tollen Schwangerschaftsvertretung und der unverkennbar tollen Stimme von Thomas Lindner.
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