Schandmaul und Vroudenspil
Live in Dresden
Konzertbericht
SCHANDMAUL – Live im Alten Schlachthof Dresden
“Artus“ von SCHANDMAUL war mit Sicherheit kein Meilenstein in der Bandgeschichte. Zu kraftlos wirkte ein Großteil der Nummern und reichte damit nicht an die Glanzzeiten der Band mit Alben wie “Anderswelt“, “Narrenkönig“ oder “Unendlich“ heran. Dementsprechend skeptisch konnte man ob der anstehenden Live-Konzerte sein. Schaffen es die neuen Stücke mit denen älteren Datums mitzuhalten? SCHANDMAUL kennen darauf eine eindeutige Antwort – Na aber sowas von!
VROUDENSPIL
Doch bevor die Folk-Rock-Instanz zeigen kann, was in ihr steckt, präsentieren uns VROUDENSPIL ihren treibenden Freibeuter-Folk. Seit 2017 ist dort Sänger Don Santo am Werk, der nun endlich auch auf Konzerten zeigen kann, was in ihm steckt. Humorvoll und sympathisch führt er durch das wilde und tanzbare Programm, das mit der Temponummer „Kaleidoskop“ beginnt und mit jedem weiteren Titel die gesanglichen Fähigkeiten von Don Santo perfekt in Szene setzt. VROUDENSPIL präsentieren eine passende Mischung aus Bandklassikern (“Püppchen“, “Plankentango“) und neueren Stücken wie “Rausch der Sinne“ – musikalische Abwechslung ist hier garantiert. Die komplette Band ist passend zum Bandnamen mit sichtlich viel Spielfreude dabei und das absonderliche Instrumentarium irgendwo zwischen Mittelalterlicher Marktmusik und Jazz kreiert einen ganz eigenen Live-Sound. Die Dresdner indes sind leider an diesem Tage weniger bewegungsaffin und bedenken VROUDENSPIL zwar mit reichlich verdientem Beifall – allerdings war es das auch schon. Schade eigentlich, zeigte doch das viel zu kurze Konzert, dass SCHANDMAUL einen besonders guten Geschmack bezüglich des Support-Acts bewiesen haben.
SCHANDMAUL – Herausragend trotz durchwachsener Platte?
Doch nun ist es Zeit für den Hauptact des Abends. Mit “Der Meisterdieb“ wird der Liederreigen eröffnet, der bereits bei den ersten Tönen ein jubelndes Publikum verursacht. Was muss man im Anschluss spielen, um die Stimmung weiter aufzuheizen? Korrekt, einen richtig alten Schinken, was sogleich mit “Herren der Winde“ geschieht. Bunt und verspielt geht es zu bei SCHANDMAUL, weniger roh als bei VROUDENSPIL, weniger wild als bei VERSENGOLD, dafür legt man hier den Schwerpunkt auf packende, mal rührende, mal lustige Geschichten und Sagen zum Mitsingen. Diese Live-Qualitäten zeichnen SCHANDMAUL seit jeher aus und auch ein durchwachsenes “Artus“-Album vermag dies nicht zu ändern. Ganz im Gegenteil, sind es doch Nummern wie “Froschkönig“ oder das grandiose “Der Kapitän“, die sich in die Setlist einfügen, als wären sie schon immer Bestandteil selbiger. Da darf auch ein “Auf und davon“ etwas ereignislos vor sich hin dudeln, man verzeiht es der Band.
Spannend wird es bei SCHANDMAUL immer dann, wenn Songs gespielt werden, die erst durch diesen Umstand an Bedeutung gewinnen. Bestes Beispiel ist “Bunt und nicht braun“, ein Song mit klarer Botschaft, der musikalisch auf Platte allerdings weniger überzeugt. Umso stärker ist er jedoch live, wenn der komplette Alte Schlachthof in Dresden mitsingt. Ein Gefühl von Verbundenheit in diesem Ausmaß zu schaffen ist wahrlich beachtlich, weswegen dieser Song auf keiner künftigen Tour fehlen sollte.
Neben klaren Botschaften verstehen es SCHANDMAUL allerdings auch, kräftig mit ihren Fans zu feiern. “Der Teufel…“ oder der Klassiker “Walpurgisnacht“ kommen noch auf jedem Konzert gut an und werden wie üblich mit reichlich Applaus bedacht. Der Abschluss des Konzertabends wird allerdings eher ruhiger gestaltet. Neben der “Artus“-Trilogie, die live wesentlich kraftvoller wirkt als auf dem Album, dürfen zum krönenden Finale “Dein Anblick“ und “Willst du“ selbstverständlich nicht fehlen. Fazit: Selbst wenn SCHANDMAUL ein vergleichsweise unterdurchschnittliches Album abliefern, so sind die Konzerte allemal einen Besuch wert. Ein Konzert dieser Band verlässt man nie mit einem schlechten Gefühl!
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