Sauberg meets Rock im Zwönitztal
Der Festivalbericht 2014 (Samstag)
Konzertbericht
Wer kennt sie nicht, die kleinen gemütlichen und familiären Festivals in der eigenen Region, in meinem Fall gibt es gleich zwei von dieser Sorte: Zum einen das Sauberg Open Air zu Ehrenfriedersdorf (seit 2002) und zum anderen das Rock im Zwönitztal Open Air in Burkhardtsdorf (seit 2011). In diesem Jahr gibt es für den Musikliebhaber allerdings einen besonderen Leckerbissen, beide oben genannten Festivals fusionierten zum ersten Sauberg Meet Rock im Zwönitztal. Der Freitagabend steht dabei ganz im Zeichen des Deutschrock, der “Lokalmatadore“ à la ENGEL IN ZIVIL und MEPHASIN und Szenegrößen wie KÄRBHOLZ bereithält, der Samstag hingegen steht eindeutig im Zeichen des Metal. Bands wie GRAVE DIGGER und SODOM geben sich die Klinke in die Hand und bringen das Tal zum beben.
ZODIAC ASS
Von den Doom Metallern ACID RAIN, den Speedstonern BUCKWEEDZ und den Heavy Rockern STONEHEAD eröffnet, wartet die ansehnliche Bühne bereits darauf, weiter bespielt zu werden. Gegen 17:45 Uhr stehen ZODIAC ASS bereits in den Startlöchern und brennen darauf, das noch recht verhaltene Publikum mit einer ordentlich Portion Thrash Metal wachzurütteln.
ZODIAC ASS kommen aus dem deutsch-österreichischen Grenzgebiet und sind nunmehr seit 13 Jahren unterwegs. Songs wie die bandeigene Hymne “Bavaustrian Metalbrothers“ schaffen es, erste Teile des Publikums mitzureißen, aber auch ernstere Titel wie “Hypocritic Politics“ überzeugen ohne Zweifel. Ein weiteres zentrales Instrument ihrer Show sind die vielen Trinkpausen zwischen den Liedern, nach dem Motto “auch wenn die eine oder die andere Note leidet, wir haben unseren Spaß“ thrasht man sich durch das knapp 60-minütige Set und lässt, zumindest in den vordersten Reihen, keine Nackenmuskulatur kalt. Musikalisch bietet man eine Mischung aus EXODUS und SEPULTARA gemischt mit MACHINE HEAD und KREATOR, typischer Old School Thrash Metal mit modernen Einflüssen, eine Mischung welche auch mich zu überzeugen weiß. Noch für 2014 ist ein neues Album geplant, ein Werk, welches man definitiv auf dem Schirm haben sollte …
Setlist:
01. A Monument Of Human
02. Ignorance
03. Bavaustrian Metalbrothers
04. Slaves And Masters
05. Prophet Or God
06. 5 To 12
07. Hypocritic Politics
08. Under Angel Eyes
09. Living Death
10. Kiss Of A Butterfly
11. Sub Zero
ALPHA TIGER
Als fünfte Band des Samstages steht die aktuell vermutlich größte Hoffnung des sächsischen Heavy Metal auf der Bühne, ALPHA TIGER aus Freiberg sind bereit und stürmen unter den Klängen von “Against The Time“ die Bühne, von Anfang an geben die fünf Jungs alles um das “Heimspiel“ zu bestreiten. Das merken auch die Anwesenden Zuschauer und huldigen den Auftritt mit ausreichend Applaus. Die Setlist enthält größtenteils Lieder vom 2013 veröffentlichten Album “Beneath The Surface“, mit “Lady Liberty“ hat sich allerdings auch ein Track des im September erscheinenden Albums “Identity“ (mehr darüber bald im Interview mit dem Gitarristen Peter Langforth) eingeschlichen. Mit zunehmender Spielzeit merkt man immer deutlicher, dass es nicht nur den Fans, sondern auch den Musikern gewaltigen Spaß bereitet, einen ihrer seltenen Auftritte in der Nähe ihrer Heimat zu spielen. Souverän und mit kleinen Fehlern bewältigt man die Setlist im Akkord und überzeugt nahezu alle vor Ort mit dem sehr authentischen Speed-, Heavy-, und Power-Metal-Gemisch.
Auch kleine Späße untereinander, so zum Beispiel das Verstecken von Stephan Dietrichs Mikrofonständern, gehören zur Performance und lockern das ganze extrem auf.
Setlist:
01. Against The Time
02. From Outer Space
03. Crimson Desert
04. Waiting For A Sign
05. Lady Liberty
06. Men Or Machines
07. Beneath The Surface
08. Along The Rising Sun
09. Karma
10. Black Star Pariah
GRAVE DIGGER
Das Backdrop hängt, die Verstärker sind aufgestellt und die Instrumente gestimmt, pünktlich um 20:30 Uhr erklingt “Scotland The Brave“, das nunmehr seit Jahren Bestand habende Intro der Gladbecker Power-Metal-Fraktion GRAVE DIGGER. Gefolgt vom ebenfalls seit Jahren zur Setlist gehörenden “Scotland United“ betreten nun auch die Herren Boltdendahl, Ritt & Co die Bühne. Die Stimmung erreicht zu diesem Zeitpunkt einen ersten Höhepunkt, auch wenn zwei bis drei Leute mehr dem recht weitläufigen Gelände ohne Zweifel nicht geschadet hätten.
Chris Boltendahl sieht das vermutlich ähnlich, wirkt er doch nicht ganz zufrieden mit dem Publikum und bemüht sich wiederholt, die anwesenden Fans mit den typischen “Mitsingspielchen“ endgültig auf seine Seite zu holen. Musikalisch gibt es die gewohnte Mischung aus den typischen Klassikern á la “Excalibur“, “Rebellion“ und “Heavy Metal Breakdown“ (welches zum wiederholten Mal den Abschluss eines GRAVE DIGGER-Konzertes definiert) und Titeln, welche man nicht täglich zu hören bekommt, so zum Beispiel “The Curse Of Jacques“. Soundtechnisch feuert man im Zwönitztal wie gewohnt aus vollen Rohren, ein unheimlich klarer, von der Lautstärke her angenehmer Sound unterstreicht dabei über den ganzen Abend hinweg die musikalischen Acts und gestaltet das ganze Festival augenblicklich ein ganzes Stück angenehmer. Lediglich die Lichttechnik erleidet bei GRAVE DIGGER, welche meines Wissens nach einen eigenen Lichttechniker mitbrachten, herbe Aussetzer. Mal ist die ganze Geschichte asynchron zur Musik, mal einfach viel zu dunkel.
Nach 90 Minuten bleibt eines zu sagen, auch nach 34 Jahren Bandbestehen ist man im Hause GRAVE DIGGER noch in der Lage, gelungene Liveshows zu spielen, auch wenn ich der Meinung bin, dass man sich auf einem solch hohen Niveau nicht anmerken lassen sollte, wenn man nicht mit dem Publikum zufrieden ist. Ein weiterer Wermutstropfen ist die Tatsache, dass man sich zwei Wochen vor dem Release des neuen Studioalbums “Return Of The Reaper“ davor “drückt“, es wenigstens stellenweise, und damit meine ich ein bis zwei Titel, live zu präsentieren.
Setlist:
01. Scotland The Brave
02. Scotland United
03. Death Angel & The Grave Digger
04. Hammer Of The Scots
05. Dark Of The Sun
06. The Curse Of Jacques
07. Ballad Of A Hangman
08. Wedding Day
09. Knights Of The Cross
10. Excalibur
11. The Round Table
12. Rebellion
—
13. Highland Farewell
14. Heavy Metal Breakdown
SODOM
22:30 Uhr ist es dann endlich an der Zeit, der Headliner des Samstags und eine DER Konstanten im deutschen Thrash Metal geben sich die Ehre und bringend das Tal zum beben. Mit dem Opener des aktuellsten Albums “Epitome Of Torture“ eröffnet, lassen die Ruhrpott-Metaller von SODOM ein Feuerwerk ab, welches selbst unter deutlich erfolgreicheren Bands seinesgleichen sucht. Im Publikum stehen die Zeichen mittlerweile auf “totale Begeisterung“, “Pogo“ und “Unterstützung mit Leib und Seele“, gefolgt von Songs wie “Outbreak Of Evil“ oder “Sodomy And Lust“ bietet das erste Drittel der Setlist einen Ausblick auf die nächsten 70 Minuten. Aber auch Klassiker à la “Agent Orange“, “Bombenhagel“ oder “Wachturm“ fehlen nicht, lediglich das kultige “Ausgebombt“ vermisse ich diesen Abend, aufgrund anderer Perlen wie “M-16“ und dem MOTÖRHEAD-Cover “Iron Fist“ hält die “Enttäuschung“ allerdings nicht lang an.
Onkel Tom, Bernemann und “Neu-Drummer“ Makka zeigen, dass man auch ohne Pyrotechnik und aufwändige Bühnenkonstruktion eine gelungene Thrash-Performance auf die Beine stellen kann, vor allem als “ehrlicher“ als die Giga-Produktion anderer Thrash Metal Bands würde ich den Auftritt SODOMs bezeichnen, hat eine Show wie bei Metallica doch nicht mehr allzu viel mit der eigentlichen Attitude des Thrash Metal gemeinsam. SODOM lebt vom kraftvollen, aber ebenfalls rotzigen Sound, den Riffs von Bernemann, dem Personenkult und Thomas “Onkel Tom Angelripper“ Such, und dem, seit dem Einstieg von Markus “Makka“ Freiwald noch aggressiveren, Drumming. 90 Minuten lang stellen SODOM ein weiteres Mal unter Beweis, weshalb sie für nicht wenige die beste Thrash-Metal-Kapelle des Landes oder sogar der Welt sind, wenn auch stellenweise verhalten, äußert sich das auch im Zwönitztal und ich bin mir sicher, dass es nicht nur den Zuschauern gefallen hat. Mit “Wachturm“ und “The Vice Of Killing“ findet die Performance ein Ende, welches nochmal aus allen Kanonen feuert und ein sprichwörtliches Feuerwerk abbrennt.
Setlist:
1. My Final Bullet
2. Outbreak Of Evil
3. The Saw Is The Law
4. I Am The War
5. Sodomy And Lust
6. Into The Skies Of War
7. Agent Orange
8. Stigmatized
9. Iron Fist (MOTÖRHEAD Cover)
10. Christ Passion
11. M-16
12. An Eye For An Eye
13. Blasphemer
14. City Of God
15. Remeber The Fallen
16. Bombenhagel
—
17. Wachturm
18. The Vice Of Killing
P.H.A.I.L.
Bereits nach SODOM beobachtet man “Wanderungen“ zurück zu den Parkplätzten und das obwohl mit P.H.A.I.L.(Post Harmonic Audiocalyptic Impact Level) noch eine Band, und gleichzeitig der Hausherr, in den Startlöchern steht. Vor geschätzten 50 Leuten versucht die Band nichtsdestotrotz, das Beste aus der semioptimalen Situation herauszuholen und teilt mit ihrem Groove-Metal-Hardcore-Gemisch ordentlich aus, Frontsau Tino Schiek schreit sämtliche Kritiker wie gewohnt an die Wand und überspielt nach außen hin gekonnt, dass während der Performance nicht alles einhundertprozentig funktioniert, so macht zum Beispiel das fünfte Bandmitglied, der Sampler, welcher für die Außergewöhnlichkeit der Band sorgt, einige Probleme und Teile der Performance geraten ein bisschen “aus den Fugen“. Auch im neuen Song “Hatepipe“, welcher an diesem Abend seine Premiere feiert, läuft nicht alles glatt. Nichtsdestotrotz spielen die vier Musiker ihr Repertoire routiniert herunter und entlassen die wenigen noch verbliebenen Zuschauer letztendlich an die Bar beziehungsweise auf den Weg in Richtung Heimat.
Setlist:
1. D.N.R.
2. Karma
3. Space Soldiers
4. Pride
5. Unscarred
6. Hatepipe
7. Hunt
8. Damage
9. Black Blood
10. Shattered
FAZIT
Abschließend bleibt zu sagen, dass das Sauberg Meet Rock Im Zwönitztal ein gelungenes Event darstellt, vor allem der Samstag überzeugte mich beinahe einhundertprozentig, da er mit SODOM, GRAVE DIGGER und ALPHA TIGER drei waschechte Leckerbissen für den Fan des Heavy Metal parat hielt. Aber auch günstige Preise und ein extrem freundliches Team waren entscheidende Faktoren für dieses gelungene Festival.
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