"Deep Calleth Upon Deep"-Tour
live im Musikzentrum Hannover
Konzertbericht
Auf ihrer „Deep Calleth Upon Deep“-Tour machen SATYRICON Station im Musikzentrum Hannover. metal.de ist dem Ruf der Tiefe erlegen und hat sich den Gig vor ausverkauftem Haus angeschaut.
Zwar gab es noch vereinzelte Karten an der Abendkasse, diese gingen aber auch erwartungsgemäß schnell noch über den Tresen – SATYRICON beehren schließlich zum ersten Mal die niedersächsische Landeshauptstadt. Und obwohl allseits von 20 Uhr Startzeit zu lesen war, eröffnen SUICIDAL ANGELS als Vorband bereits 15 Minuten vorher. Das ist ja grundsätzlich nicht schlimm, schließlich erkauft man sich mehr Spielzeit – es bedeutet aber, dass die Band vor einer halbleeren Halle aufspielen muss. Entsprechend schwergängig ist der Start der Thrasher: Stimmung kommt zunächst nicht so recht auf. Aber das scheint auf der Bühne niemanden zu stören: Die vier Griechen spielen ziemlich unbeirrt ihren Stiefel runter.
Galerie mit 25 Bildern: Suicidal Angels - Deep Calleth Upon Deep Tour 2018Der obligatorische Circle-Pit wird aufgemacht, die „Wall Of Death“ kommt zum Einsatz und auch zum Mitgrölen wird wiederholt und vehement aufgefordert – auch wenn einige Black Metaller die Augenbraue skeptisch nach oben ziehen. Diese Hartnäckigkeit wird letztlich aber doch belohnt, die Band wird nach einer Dreiviertelstunde Spielzeit freundlich verabschiedet. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass der Opener mit seiner Mischung aus SEPULTURA und KREATOR-Thrash besser an einem sonnigen Nachmittag auf die Bühne eines Sommerfestivals passt, denn in das Vorprogramm von SATYRICON.
Nach einer halben Stunde Umbau erklimmen dann SATYRICON die Stage. Die Band eröffnet solide mit etwas neuerem Material, um locker in den Abend hineinzukommen. Dabei liefert „Black Crow On A Tombstone“ auch den ersten Mitsing-Teil des Abends: Das „…on a Tombstone“ sitzt und das Publikum ist dabei – zudem eine gute Platzierung dieses Titels im Set, um die Stimmung umgeben von Titeln des neuen Albums „Deep Calleth Upon Deep“ ein wenig zu befeuern.
Als sich dann nach dreißig Minuten das erste Mal die Bühne leert, greifen die ersten Witzchen à la „Und dafür 30 Euro? Für 30 Minuten Show?“ um sich. Aber die kurze Unterbrechung ist mitnichten das Ende des Auftritts, vielmehr haben SATYRICON kleine Intermezzi in den Auftritt eingebaut. Und das aus gutem Grund, arbeitet man sich mit jeder Pause doch einen Schritt weiter in der Historie der Band zurück.
Folglich steht der Songblock nach dem ersten Intermezzo dann im Lichte der 2000er-Veröffentlichungen. Zwar hätte es hier etwas mehr „Volcano“-Material sein dürfen, aber man kann ja an jeder Setlist was rumkriteln. Insbesondere mit „Repined Bastard Nation“ und „Now, Diabolical“ haut die Band aber zwei ihrer Gassenhauer in die Menge, die auch entsprechend headbangend gewürdigt werden. Es folgt das zweite Intermezzo und der dritte Showblock, der zwar mit „To Your Brethren In The Dark“ vom aktuellen Album eröffnet, dann aber steil zurück geht in die 1990er – und Satyr packt seine weiße Flying V aus. Auch hier eine schöne Zusammenstellung: „Dark Medieval Times“, „The Forest Is My Throne“, „Nemesis Devina““, alles vertreten – nur eine Abstecher auf die „The Shadowthrone“ wird leider ausgelassen. Aber halb so wild, denn ein besonderes Schmankerl haben SATYRICON mit der aktuellen Darbietung von „Mother North“ im Gepäck, wenn auch anders als erwartet. Denn nachdem der Song jahrelang als Abschlusstitel der Konzerte zur Bandhymne stilisiert, mit IRON MAIDEN-like „Ohhhohooohoh“-Mitsingspielchen zugeladen und damit seiner eigentlichen Klasse weitestgehend beraubt wurde, ist die Performance an diesem Abend anders. Rasend und unprätentiös wird der Song runtergespielt, nahtlos eingebettet in den „Old-School“-Teil des Sets und nur einmal kurz wird das Publikum eingebunden – eine gelungene Rücktransformation dieses Klassikers, denn Weniger ist halt in diesem Fall doch Mehr.
Galerie mit 27 Bildern: Satyricon - Deep Calleth Upon Deep Tour 2018Formal ist damit nach „Mother North“ zwar nach wie vor Schluss, doch als sich zur Aufforderung der Zugabe auch Frost noch hinter seiner Trommelburg hervorwagt und das Publikum stampfend zum Klatschen animiert, ist klar, dass es noch weitergeht. Und es fehlt ja schließlich auch noch K.I.N.G. im Set…
… den sich SATYRICON heute als letzten Titel der drei Zugaben aufgespart haben. Vorher gibt es als Extra noch (nicht ganz unerwartet) „The Pentagram Burns“ und „Fuel For Hatred“. Um kurz vor 23 Uhr ist schließlich endgültig Schluss und der Abbau beginnt zügig.
SATYRICON ziehen sich Anno 2018 wieder auf eine kühle Bühnenatmosphäre und zurückhaltende Performance zurück, besinnen sich auf ihre rockigen Stärken und knüpfen damit lose an ihre Black’n’Roll-Ära nach „Volcano“ an. Ansonsten merkt man erst beim Verlassen der Halle, wie gut die Setlist an diesem Abend eigentlich austariert war und welche Hits SATYRICON im Laufe der Jahre so zusammengetragen haben. Auch Satyr als Frontmann bekommt den Spagat zwischen Animateur mit seinem typischen Trident-Mikrofon und einer zurückhaltenderen Performance, insbesondere während der Instrumentalparts, gut hin – und dass es selbst immer mal wieder zur Gitarre greift, das gehört ja auch zu jedem Auftritt dazu.
In der Rückschau bleibt ein gelungener Abend mit voller Konzerthalle, ein zufriedenes Publikum, das zwar nicht frenetisch, aber immer gut dabei war und eine schöne Dosis Black Metal mit einigen Klassikern. Takk, SATYRICON.
Setlist:
Intro
Midnight Serpent
Our World, It Rumbles Tonight
Black Crow On A Tombstone
Deep Calleth Upon Deep
Intermezzo I
Die By My Hand
Blood Cracks Open The Ground
Repined Bastard Nation
The Wolfpack
Now, Diabolical
Intermezzo II
To Your Brethren In The Dark
Black Winds
Walk The Path Of Sorrow
Transcendental Requiem Of Slaves
Mother North
——————————————
The Pentagram Burns
Fuel For Hatred
K.I.N.G.
Bericht: Sven Lattemann -Musikzentrum Hannover
Bilder: Ruth Haberhauer – LKA Longhorn Stuttgart
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