Satan, Haunt und Hell Fire
British Heavy Metal Night im Backstage
Konzertbericht
Die Briten mit dem eigentlich gar nicht so gemeinten, teuflischen Namen haben jüngst mit ihrem neuen Album „Songs In Crimson“ wieder zugeschlagen und zeigen der Jugend, das ein Kunstwerk aus Tempo und Melodie auch im Jahr 2024 genauso gut funktioniert wie vor vierzig Jahren. Gleichzeitig ist der Gesamtsound der Platte erneut organisch und handgemacht ausgefallen, was im Dickicht der aktuellen Trigger-Produktionen ein Glanzlicht darstellt.
Für die dazugehörige Europa-Tour kommen SATAN an einem Montagabend im kleinen Backstage Club vorbei und haben die US-Kollegen von HAUNT und HELL FIRE im Gepäck, womit wir uns auf einen musikalisch gut aufeinander abgestimmten Abend freuen dürfen.
Überragender Gesang und mieser Sound
Den Reigen eröffnen die Kalifornier von HELL FIRE, die zwar erst seit 14 Jahren existieren, dafür aber wahrlich antiquierte Musik bieten. Dabei besticht Jake Nunn am Mikro mit einer selten gehörten Bandbreite in seiner Stimme und auch die wirklich höchsten Sphären erreicht er spielend. Zumindest können wir das erahnen, denn der Sound ist gelinde gesagt schlecht. Ein Brei aus dumpfen Gitarren, kaum wahrnehmbaren Tiefen und Leadvocals aus der zweiten Reihe versaut die gute Bühnenpräsenz der Band. Speziell Bassist Kai Sun wirkt angespannt und drückt die Basssaiten so fest, dass die Knöchel seiner Hand zu bersten drohen. Gleichzeitig ist die kleinste, der drei Backstage-Konzert-Areas nur spärlich gefüllt, was der Stimmung insgesamt nicht zugute kommt.
Keine Sympathieträger des Abends
Anschließend erhalten die ebenfalls noch jungen HAUNT einen nur minimal besseren Bühnensound, was Frontmann Trevor William Church trotzdem nicht empathischer wirken lässt. Der Mann agiert wie ein Stück Holz mit dem Publikum und seinen Mitmusikern, unterbricht sogar das Einzählen seines Drummers, um noch einen Schluck Wasser zu trinken. Kurz zuvor hält er eine kryptische Rede, wieso das Getränk ohne Kohlensäure so erfrischend ist. Die Band spielt eine schön verstaubte Interpretation von klassischem Heavy Metal, was eigentlich richtig Spaß machen würde. Gepaart mit der wirklich unterirdischen Gesangsleistung und dem nach wie vor extrem dumpfen Sound, macht sich aber immer mehr Unmut bei uns breit. Der Band-Klassiker „Burst Into Flame“ kommt gut, das war es aber auch schon.
Britischer Humor und tolle Musiker
Wir schauen kurz am Merchtisch vorbei und nehmen empört die ausgerufenen Preise für Shirt und Co wahr. 30 € für ein kurzärmeliges Stück Tour-Stoff oder 35 € für das aktuelle Vinyl finden wir viel zu teuer. Da könnte man ja gleich zur ADELE-Konzertserie im eigens errichteten Konzertpalast gehen. Nach anfänglichen Problemen mit einem Marshall Stack, aus dem jetzt gar keine Klänge mehr kommen, raffen sich die Briten aber zusammen und Brian Ross bittet um Entschuldigung, falls er jemanden mit seinem schwarzen Humor beleidigen würde. Kurz danach verkündet er spitzbübisch, dass ihm das scheißegal sei.
SATAN sind lange genug im Geschäft, dass sie ein ordentliches und vor allem tightes Brett aus NWOBHM und rittlings dargebotenen Riffs zimmern. Das ist schon eine Klasse für sich und auf wundersame Weise hat sich der Club auch ordentlich gefüllt. Die Stimmung ist bestens, während Ross nach jedem Song eine kleine Ansprache hält und zwei schwätzende Besucher*innen in der ersten Reihe mehrfach auffordert, still zu sein wenn er redet. Immerhin sei er vor Urzeiten mal Lehrer gewesen uns wisse genau, welche Macht der Mann mit dem Mikro in der Hand hat.
Der Humor kommt also ebenso wenig zu kurz, wie Songs aus allen Dekaden der Band, wobei vom Frühwerk „Court In The Act“ die meisten Songs angeboten werden. „Trial By Fire“, „Into The Mouth Of Eternity“ und „Twenty Twenty Five“ markieren die Höhepunkte des Abends, der einen Dämpfer erhält, als Ross darüber schwadroniert, dass er gewisse Leute nicht in seinem Land haben will. Näher könne er darauf nicht eingehen, weil er dann Ärger bekäme. Gleichzeitig meckert Ross immer wieder über das britische Königshaus und die Regierung. Solche schwammigen Aussagen sorgen leider für Spekulationen, statt für ein nachvollziehbares Statement und in Zeiten eines Rechtsrucks in ganz Europa, können wir hier nicht mehr von Satire oder schwarzem Humor reden.
Seis drum. SATAN spielen ein vollkommen, nicht altersgerechtes Set mit 16 Stücken und heizen dem Münchner Publikum ordentlich ein. Heavy Metal at it´s best!
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!
Der Autor nennt den „left hand path“ sein Motto, fordert aber dann von der Hauptband eine klare politische Ansage gegen „Rechtsruck“. Mal abgesehen davon, daß mir das wiederum zu schwammig formuliert ist, solltest Du mal den left hand path intensiver studieren. Denn dann wüßtest Du, daß dieser genau das nämlich nicht verlangt.