Saltatio Mortis
Nachtgeschrei und Saltatio Mortis in Dresden
Konzertbericht
Nachdem die Karlsruher Mittelalter Rocker von SALTATIO MORTIS erst im Sommer auf dem Dresdner MPS (Mittelalterlich Phantasie Spectaculum) in akustischem Gewand zu bestaunen waren, gastierte die Combo nun im Rahmen ihrer „Zirkus Zeitgeist“-Tour im fast komplett ausverkauften Alten Schlachthof.
Quelle: http://www.zirkus-zeitgeist.saltatio-mortis.com/
Eine dreiviertel Stunde lang wurden die gespannten Sachsen vom ebenfalls mittelalterlichen Support NACHTGESCHREI unterhalten. Die Frankfurter spielten dabei nicht nur eingängige Folk Metal-Songs aus ihrem aktuellen Album „Staub und Schatten“ wie „Monster“ oder das großartige „Wilde Jagd“, sondern auch Tracks aus ihren bisherigen bereits vier Studioalben, zum Beispiel „Windstill“. Sänger Martin und besonders Laui, die Frau an der Drehleier, animierten die Dresdner zum ausgiebigen Mitklatschen. Mit „Schlaflos“ beendete die siebenköpfige Band ihren anheizenden Auftritt und sonnte sich in anerkennendem Applaus, bevor der Bühnenumbau für den Haupt-Act begann.
Sänger Martin und Drehleier-Fee Laui von NACHTGESCHREI
Nach einer 45minütigen Pause luden die Spielleute von SALTATIO MORTIS in der völlig überhitzten Halle des Alten Schlachthofs endlich zu ihrer siebten Show der „Zirkus Zeitgeist-Tour“. Eröffnet wurde mit dem recht fröhlichen, aber zugleich kritischen „Wo sind die Clowns?“. Neben Songs des aktuellen Albums kam der Hörer auch in den Genuss älterer Hits wie „Habgier und Tod“ oder „Idol“. Dabei wurde mit Kritik am Publikum und der Gesellschaft allgemein nicht gespart („Willkommen in der Weihnachtszeit“, „Augen zu“), so blieb den Dresdnern auch die unvermeidliche Anti-Nationalismus-Ansage von Drummer Lasterbalk dem Lästerlichen („Die Zeit der Nationalstaaten ist vorbei.“) vor dem Song „Wir sind Papst“ nicht erspart. Auch mitunter etwas anstrengend: Die Akustik der Dudelsäcke.
Bruder Frank am Bass (hinten), Sänger Alea (vorn), Luzi das L (Ex-Schelmish) am Dudelsack (rechts) und „Quotenaldliger“ Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein an der Drehleier
Über den gesamten Abend wandelte die Mittelalter-Band auf unbequemen Pfaden zwischen Gesellschaftskritik („Wachstum über alles“), Anti-Kriegs-Hymnen („Nachts weinen die Soldaten“) und Party-Songs („Trinklied“). Die Fans lieben SALTATIO MORTIS für genau diesen abwechslungsreichen Stil. Die tragische Entstehungsgeschichte zu „Todesengel“ (die Message: „Vergebung ist der einzige Weg, aus der Spirale aus Hass und Gewalt zu entkommen.“ stieß auf tosenden Applaus) bot ein nachdenkliches Kontrastprogramm zum ausgeprägten Selbstinzenierungstrieb einiger Bandmitglieder.
Immer gut durchtrainiert: Sänger Alea der Bescheidene
Zumindest mangelte es nicht am nötigen Humor, stellte die Band doch beim Rückblick auf ihre bereits 15jährige Bandgeschichte nun bereits einige graue Haare aneinander fest. Mit „Früher war alles besser“ schloss die Combo nach anderthalb Stunden zunächst den imaginären Vorhang, nur um die auffallend jungen Dresdner Fans mit einer halbstündigen Zugabe zu erfreuen, Stagediving des Sängers Alea des Bescheidenen inklusive. Dankbar fingen die Fans die gekühlten Wasserflaschen auf, die die Bandmitglieder von SALTATIO MORTIS aufgrund der Hitze in die Menge warfen. Vielleicht erklärt das, warum sich Spaßvogel El Silbador „Elsi“ am Dudelsack den Großteil des Abends vom Ventilator die Mähne bepusten ließ.
Ebenfalls zum Schmunzeln: Auf dem Bühnenboden auf dem Platz des Bassisten klebte ein Zettel mit der Aufschrift „Front“ in Richtung des Publikums (Bassistenwitze werden einfach nie alt). Bruder Frank nahm’s mit Humor. Großes Mitsingen und Gruppenspringen dann beim Abschluss: Mit „Rattenfänger“ und dem Klassiker „Der Spielmannsschwur“ beendeten SALTATIO MORTIS (nach kurzer Eigenwerbung für das kommende Woche erscheinende Akustik-Album „Zirkus Zeitgeist – Ohne Strom und Stecker“) ihr Konzert im Dresdner Schlachthof und standen ihren Fans wenige Minuten nach der Show für Autogramme, Fotos und das ein oder andere gemeinsame Bier zur Verfügung.
Eine etwas ausführlichere Bildergalerie gibt’s hier.
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