Saltatio Mortis
Saltatio Mortis

Allerdings war ich doch sehr überrascht, wie sich die Band in den letzten Jahren auf den rockigen Konzerten verändert haben muss. Wo damals jedes Lied wie auf dem Mittelaltermarkt mit hirnrissigen Geschichten, zahllosen Running Gags und ekstatischen Schweinskram-Rufen eingeleitet wurden, sowie Trommler Lasterbalk neben Frontsau Alea gleichwertiger Märchenonkel war, wirkte nun alles etwas mehr wie bei „normalen“ Bands. So war Lasterbalk hinter seinem Drumkit die meiste Zeit fast kaum zu sehen, der Sänger blieb die priviligierteste Person beim Thema Publikumskontakt, und sowieso wurde viel weniger erzählt und viel mehr gespielt.

Das führt natürlich zu einer kniffligen Lage, denn da man die Band aus naheliegenden chaotischen Gründen (und wegen dem zugegebenermaßen etwas schlichten Songarrangements) absolut nicht ernst nehmen kann, wirkt es etwas befremdlich, wenn sie plötzlich auf der Bühne einen verhältnismäßig ernsten Eindruck macht. Und wo ich schon mal dabei bin, ein verdammt gelungenes Konzert mit der elenden Besserwisserei eines Altfans kaputt zu reden: es ist mir auch absolut unbegreiflich, warum man gottgleiche Opener wie „Hör die Trommeln“ oder „Des Königs Henker“ nicht noch irgendwo im Set hätte unterbringen können.

Was es allerdings immer noch gibt, ist der mittelalterliche Exkurs Anfang des letzten Drittels des Sets, der diesmal mit den Songs „Choix des Dames“, „Varulfen“ und „Equinox“ gefüllt wurde. Vor allem letzterer Song des ersten Albums wurde dabei aber ordentlich nachbearbeitet und klang richtig cool. Ansonsten gabs von den alten Platten allerdings relativ wenig, und wenn, dann in ein etwas weniger elektronisches Gewand umbearbeitet.

Wie soll man das der Band aber auch übel nehmen, wenn neue Songs wie „Spielmannsschwur“ vollkommen zurecht so dermaßen abgefeiert werden, dass sie im Zugabeblock gleich nochmal gespielt werden? Ab der Hälfte des regulären Sets war die Hitdichte so dermaßen groß, dass man aus dem Moshen und Feiern gar nicht mehr raus kam und keine Möglichkeit zum Mitgrölen mehr ausgelassen wurde. Cool auch, dass für den letzten Zugabeblock auch nochmal die französische Nummer „Dessous le Pont de Nantes“ ausgegraben wurde, bevor dann „Nichts bleibt mehr“ den endgültigen Schlusspunkt setzte.

Im Endeffekt also ein richtig geiles Konzert, das SALTATIO MORTIS erneut als verdammt starke Liveband auszeichnete, allerdings auch einige komische Entwicklungen offenbarte, die ich etwas seltsam fand. Das soll aber vollkommen egal bleiben: beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!

Setlist SALTATIO MORTIS:

01. Intro
02. Prometheus
03. Tod und Teufel
04. Worte
05. Salz der Erde
06. Wirf den ersten Stein
07. Koma
08. Irgendwo in meinem Geiste
09. Sieben Raben
10. Tritt ein
11. Dunkler Engel
12. Uns gehört die Welt
13. Choix des Dames
14. Equinox
15. Varulfen
16. Keines Herren Knecht
17. Falsche Freunde
18. Spielmannsschwur

19. Licht und Schatten
20. Heuchler
21. Die Hoffnung stirbt zuletzt

22. Spielmannsschwur
23. Dessous le Pont de Nantes
24. Nichts bleibt mehr