Saint Vitus
Saint Vitus
Konzertbericht
Obwohl sich auch in Wien ein nicht gerade kleiner Anteil der Bevölkerung an den üblichen Rosenmontagsaktivitäten beteiligt, zieht es doch zumindest mehrere Hundertschaften an Rockmusik-Liebhabern unterschiedlichster Altersgruppen (durch die sich der Autor dieser Zeilen überraschend “durchschnittlich jung“ fühlt) in Richtung Erdberg, um einem kulturellen Großereignis der Sonderklasse beizuwohnen.
Gut zwanzig (!) Jahre ist es schon her, als die Institution SAINT VITUS zuletzt die Bundeshauptstadt heimgesucht hat und von daher erklärt sich wohl auch der verhältnismäßige große Anteil der anwesenden „Veteranen“. Wer jedoch denkt, es würde sich um ein Treffen des örtlichen Seniorenbundes handeln, irrt gewaltig, denn auch die “U 30“ ist sehr zahlreich erschienen. Apropos “zahlreich“: Der Vorverkauf scheint doch nicht ganz nach Plan gelaufen zu sein, so dass der Gig kurzfristig in die “kleine Halle“ (Fassungsvermögen: ca. 350) umdisponiert wird. Irritierend kommt dazu, dass zum Zeitpunkt meines Eintretens eine Menschenschlange von ungefähr 30 Personen vor dem Eingang zur “Drei-Raum-Bar“ (Fassungsvermögen: ca. 80) geduldig der Dinge harrt. “Die werden doch nicht…“, waren meine ersten Gedanken, doch diese sind spätestens beim Eintreffen im (zugegebenermaßen angenehm temperierten) Innenraum der “kleinen Halle“ (die man auch durch den Eingang der “Drei-Raum-Bar“ erreicht) schnell wieder verflogen. Der Saal füllt sich in den nächsten Minuten aber ohnehin zusehends, so dass eine “wärmende“ Atmosphäre gewährleistet ist.
Gegen 20:45 beginnt dann das Spektakel mit den Briten CENTURION’S GHOST, die sich als würdiger Anheizer für die Doom-Urväter erweisen. Auch wenn ihre Musik auf den ersten Höreindruck nicht unbedingt zu 100 % kompatibel erscheint, können sich die Insulaner am heutigen (und wohl nicht nur an diesem) Abend in die Herzen der Doom-Jünger spielen. Ihr räudiger Mix aus brachialem Doom und Death Metal der ganz, ganz alten Schule (ich vermeine reichlich Inspirationen von VENOM und CELTIC FROST bei CENTURION’S GHOST ausmachen zu können), der zudem mit vereinzelten Hardcore-Anteilen durchzogen ist und mit amtlicher Sludge-Schlagseite dargeboten wird, scheint nach anfänglich noch verhaltenen Reaktionen im Laufe der gut 45 Minuten Spielzeit vom Publikum durchaus wohlwollend aufgenommen zu werden und stachelt die ohnehin schon sehr aktive Formation noch weiter an. Blickfang ist auf der rechten Bühnenseite natürlich Gitarristin Federica Gialanza, die – auch wenn sie für ihr altschuliges “Live Undead“-Shirt zusätzlich mächtig Sympathiepunkte einheimsen kann – herrlich gefühlvoll in die Saiten greift, selbstredend aber auch derbe riffen kann. Vor allem aber weiß sie mit perfektem Timing zu glänzen und wechselt von einer soliden Rhythmusklampfe immer wieder perfekt zu Leads in bester britischer Tradition. Aber auch Frontmann Mark Scurr – optisch eine Mischung aus Lee Dorrian und einer „Weight Watchers-Ausgabe“ von Johan Hegg – zieht die Blicke auf sich, vermag er doch Songs wie das vom neuen Album “Blessed & Cursed In Equal Measure“ stammende, überaus beeindruckende “Temple“ mit passender Gestik und Mimik zu zelebrieren. Schade bloß, dass nach 45 Minuten schon wieder Schluss sein muss, das Publikum ist zu jenem Zeitpunkt nämlich gerade erst richtig in die Gänge gekommen.
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