Saga
Kanadische Progressive Rocker auf großer Abschiedstournee
Konzertbericht
Die kanadischen Neo-Progger SAGA machen demnächst Schluss. Vorher tourt die Band aber im Rahmen ihrer „4.0 Anniversary & The Final Chapter Tour 2017“ ausgiebig durch Deutschland und Europa. Wir waren in der rammelvollen Kantine in Köln für Euch dabei.
Nach genau 40 Jahren soll demnächst Schluss sein. Mit dieser Ankündigung haben Sänger Michael Sadler und SAGA ihre Fans ziemlich kalt erwischt, immerhin war die Band in den letzten Jahren immer konstant in unseren Gefilden auf Tour. Ein Jahr ohne SAGA-Konzert? Eigentlich undenkbar. Umso schöner ist es, dass die Band nicht einfach aufhört, sondern noch einmal ziemlich ausgiebig bis Jahresende tourt – bis ein einzelner Auftritt auf der „Cruise To The Edge“ das Ende markiert.
Wie kann man einen Freitagabend in Köln schöner als auf einem SAGA-Konzert verbringen? Eben. Entsprechend voll ist die Kantine, und nicht nur alte Fans haben den Weg in den Kölner Norden gefunden, sondern auch jüngeres Publikum. Schön, denn dass SAGA auch nach 40 Jahren im Geschäft ordentlich rocken können, beweisen sie an diesem Abend eindrucksvoll.
Über zwei Stunden SAGA pur
Ohne Vorband geht es direkt in die Vollen: Einstieg mit „Take A Chance“, das Frontmann Michael Sadler direkt in bester Verfassung zeigt. Die Kanadier verzichten heute nicht nur auf einen Support, sondern auch auf ein Backdrop oder sonstiges optisches Aufpimpen der Bühne – da gibt es nur ein wenig Nebel, und sonst heißt es: Let the music do the talking. Oder eben den glatzköpfigen Sänger – der meldet sich nach ein paar Songs das erste Mal zu Wort: „1977 – 2017 – still standing“. So sei es wenigstens an diesem Abend.
Und dass die Band nach einigen krankheitsbedingten Ausfällen auf vergangenen Touren bestens in Form ist, zeigt sich nicht nur, als Keyboarder Jim Gilmour mit einem tragbaren Minikeyboard nach vorne stürmt, um sich bei „Give ‚Em The Money“ ein Solo-Duell mit Gitarrist Ian Chrichton zu liefern. Letztgenannter hat sichtlich Spaß an seinen Parts, grinst immer wieder und zeigt sich so agil wie vor 35 Jahren. Fast jedenfalls. Dazu Schlagzeuger Mike Thorne, der, wie es die SAGA-Tradition will, ein Drumsolo spielen darf und dabei glänzt (und am Ende strahlt). Als er – Zufall oder nicht – beim Einsatz seinen Stick verliert, kommentiert das Sadler lapidar mit „that’s why we still call him the new guy!“ Augenzwinkern.
Überhaupt Michael Sadler: Wer sich seinen Auftritt anlässlich des 25jährigen Jubiläums in Bonn noch einmal zum Vergleich anguckt, erkennt: Der Mann ist bestens drauf, ich würde sogar sagen: Er ist in der Form seines Lebens. Sadler singt kraftvoll, hat sichtlich Bock und versteht es wie kein Zweiter, das Publikum mit einer Mischung aus Deutsch und Englisch zu unterhalten und zu animieren. Und das lässt sich animieren: Ob bei Mitsingspielchen, Refrains, Jubel oder beim Titelwünschen: Es ist verdammt laut in der Kantine.
Michael Sadler entdeckt bei den Klassikern neue Nuancen
Noch einmal Sadler: Der Mann wirkt auch verdammt gelöst und scheint auch bei den älteren Klassikern neue Nuancen zu entdecken. Und so tänzelt er hüftschwingend auf der Bühne, dann untermalt er beispielsweise bei „Wind Him Up“ den Text theatralisch mit Gesten. Starke Leistung.
Nach 18 Songs ist das erste Mal Schluss, allerdings fehlen da noch „The Flyer“ (wurde von Sadler bereits für später angekündigt) sowie „Wind Him Up“ (ohne den Song geht kein SAGA-Konzert zu Ende). Also gibt es noch einmal eine Zugabe, und da das Publikum immer noch Bock hat, sogar noch eine. Nach „Mouse In A Maze“ und guten zwei Stunden Spielzeit ist Schluss, und die Band versammelt sich am Bühnenrand. Hat Jim Gilmour da wirklich ein Tränchen verdrückt? Man weiß es nicht, würde es ihm aber auch abnehmen, wenn es so wäre. Es ist keine Frage: Wenn es das Ende des Jahres wirklich gewesen sein sollte – es wäre verdammt schade!
Galerie mit 42 Bildern: Saga – live in Köln 28.04.2017Setlist:
- Take A Chance
- Will It Be You (Chapter 4)
- On The Loose
- Give ‚Em The Money
- The 13th Generation
- The Learning Tree
- Help Me Out
- Time’s Up
- Keep It Reel
- On The Air
- Book Of Lies
- Careful Where You Step
- Drum Solo
- Someone Should
- Humble Stance
- Scratching The Surface
- You’re Not Alone
- Don’t Be Later (Chapter 2)
- —
- The Flyer
- Wind Him Up
- —
- Mouse In A Maze
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