SABATON

Man glaubt es kaum, doch auch ohne Mörder-Moshpits und ununterbrochenes Pogo-Gepuschel erreicht die Stimmung erst bei SABATON ihren endgültigen Höhepunkt. Bevor es so weit ist darf man – mal wieder – EUROPEs „Final Countdown“ (Im Ernst, Jungs, der Witz hat sich abgenutzt, denkt euch bitte mal ein neues Intro aus!), sowie den instrumental vom Band tönenden „March To War“ erdulden. Als dann aber „Ghost Division“ und „Gott Mit Uns“ erbarmungslos nach vorne ballern, tobt die Halle und das gemeinsame Hüpfen könnte das Geologische Institut einer beliebigen Universität problemlos als Erdbeben-Simulator nutzen.

Fast bekommt es mit der Angst zu tun, denkt an den Physikunterricht in der Schule und die dort thematisierten Resonanzphänomene zurück, aber natürlich schreibt sich das nun im Nachhinein leicht, wo man während des eigentlichen Geschehens doch niemals auch nur einen Gedanken an solch theoretisierendes Geschwurbel verschwendet und einfach nur die geile Stimmung in sich aufgesogen hat. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass selbst die beste Live-DVD einen echten Konzertbesuch einfach nicht ersetzen kann – geschweige denn eines der überflüssigen Handy-Videos, die von einigen unbelehrbaren auch heute wieder eifrigst angefertigt werden und inzwischen mit Sicherheit längst auch auf YouTube zu finden sind.

Galerie mit 14 Bildern: Sabaton - Swedish Empire Tour 2012

Auch mit veränderter Hintermannschaft schlagen sich Sänger Joakim Brodén und Bassist Pär Sundström hervorragend, geben sich engagiert, fannah und extrem sympathisch. Der Erfolg scheint ihnen noch nicht zu Kopf gestiegen zu sein und so wirkt das breite Grinsen auf den Gesichtern zu jeder Sekunde genauso echt wie der Dank Joakims, dass die neuen Bandmitglieder bislang überall mit offenen Armen empfangen wurden. Da es an deren Leistung überhaupt nichts auszusetzen gibt, wäre alles andere auch eine Schande und der friedliebende Metal-Hobbit will eben nicht trotzig die Stinkefinger gen Bühne recken, sondern lieber die unverändert starke Musik „seiner“ Band genießen.

Das unvermeidliche „Noch ein Bier!“-Spielchen widmet Joakim inzwischen zu einem Schnelltrink-Wettbewerb für die Fans um, deren Rekordzeit von 3,3 Sekunden für einen Becher er selbst trotz eifrigen Verschüttens deutlich überbietet. Als Belohnung darf der Rekord-Säufer alleine über den nächsten Song auf der Setlist entscheiden, während sonst das gesamte Publikum sich zwischen zwei bis drei zur Wahl gestellten Titeln entscheiden muss. Wie wichtig der Band die Wünsche ihrer Fans sind, zeigt sich aber am besten darin, dass sie laute Rufe aus der Menge aufgreifen und spontan das nicht auf der Setlist stehende „Swedish Pagans“ anstimmen. Vorbildlich!

Mein persönliches Highlight stellt der Doppelpack „40:1“ / „Cliffs Of Gallipoli“ dar, der Zugabenblock hat es aber mit „The Art Of War“, „Primo Victoria“ und „Metal Crüe“ (inklusive Joakims bewährter Stagediving-Einlage) ebenfalls in sich. Ein Experiment stellt dagegen „The Hammer Has Fallen“ dar, bei dem sich Joakim ans eigentlich noch immmer verweiste Keyboard (derzeit kommen live alle Keyboard-Spuren vom Band) setzt. Irgendwie zündet der eher ruhige Song aber nicht so richtig und das Publikum scheint die Zeit für eine kleine Verschnaufpause vor dem großen Finale zu nutzen. Kein Wunder, denn anderthalb Stunden lang wild zu hüpfen, zu klatschen und mitzusingen, das halten nur die wenigsten durch – zumal viele ja bereits bei ELUVEITIE in die Vollen gegangen sind. So wird die Menge schließlich zum vom Band eingespielten „Masters Of The World“ glücklich aber auch erschöpft in die Nacht entlassen.