Sabaton
Heroes On Tour - live in Ludwigsburg 2015
Konzertbericht
SABATON
Dass SABATON einen Hang zur Theatralik haben, wird bereits in der Umbaupause deutlich. Da stapfen Roadies in militärischer Rambo-Gedächtnis-Montur über die Bühne, entfernen betont langsam die Tarnnetze von den Bühnenaufbauten und schleppen Munitionskisten umher. Zum Vorschein kommt schließlich eine imposane Panzer-Attrappe, die zugleich Hannes Van Dahls Drumkit beherbergt. Schade nur, dass die beiden Gatling-Geschütze reine Zierobjekte darstellen, auf die naheliegende Verwendung im Rahmen einer amtlichen Pyro-Show wartet man heute vergebens. Und wo wir schon beim Warten sind: Auf das übertrieben lange Intro-Spielchen mit EUROPEs „Final Countdown“ und dem aus der Konserve eingespielten „March To War“ wollen SABATON leider immernoch nicht verzichten.
Als sie dann aber mit „Ghost Division“ endlich loslegen, gibt es nichts mehr zu Meckern. Die ungebremste Spielfreude dringt den Musikern aus allen Poren und das breite Grinsen von Frontmann Joakim Brodén lässt erkennen, dass er noch immer nicht so recht begreifen kann, welche Fan-Massen seine Band inzwischen anzulocken vermag. Und wo die Band knietief im Pathos watend Erinnerungen an die Inszenierung einer MANOWAR-Show wachruft, sind sie doch längst noch nicht zu einer unfreiwilligen Parodie ihrer selbst verkommen. Zwischen den Songs demonstrieren SABATON eine Extraportion augenzwinkernden Humor und wirken dabei so angenehm bodenständig, dass man ihnen auch die albernsten Plattitüden gerne verziehen möchte.
Obwohl Joakim mit dem Verlust seiner Sangeskraft wie seiner Kleidung droht, leistet er den lautstarken „Noch ein Bier!“-Rufen gerne Folge, um sich dann in gespielter Entrüstung bei seinem Roadie über die gelieferte Gerstenkaltschale zu beschweren. „Beck’s ist kein Bier!“ – Recht hat der Mann und bekommt prompt Ersatz geliefert. Noch etwas klamaukiger wird es, als der Frontmann später zur Gitarre greift und mit Evergreens wie „Beat It“, „Fear Of The Dark“ oder „Master Of Puppets“ das Publikum von seinen Spielkünsten zu überzeugen versucht. Immerhin unterstützt er dann beim folgenden „Resist And Bite“ die Kollegen auch tatsächlich an den sechs Saiten.
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Ansonsten kommen Chris Rörland und Thobbe Englund jedoch auch alleine klar und demonstrieren ein ums andere Mal in furiosen Solo-Duellen ihre Fähigkeiten. Denn trotz ihres Party-Images können SABATON vor allem musikalisch auf ganzer Linie überzeugen. Obwohl das aktuelle Studioalbum „Heroes“ kein Highlight ihrer Diskografie darstellt, fügen sich die gespielten Stücke live überraschend gut in die Setlist ein und verkommen nicht zu den befürchteten Durchhängern.
Obwohl vieles an ihrer Show einem strengen Plan folgt, geben sich SABATON doch erfrischend spontan. Ihre Show lebt von der Interaktion mit den Fans, die heute zweimal Einfluss auf die Songauswahl nehmen, indem sie sich zwischen zwei Alternativen entscheiden können. Zunächst gewinnt dabei „En Livstid I Krig“ über „Karolinens Bön“ im Duell des schwedischsprachigen Tagesbeitrags, später wird anstelle von „Uprising“ „White Death“ präferiert. Doch damit nicht genug, angesichts der lautstarken Forderungen nach „Swedish Pagans“ macht Bassist Pär Sundström deutlich, was er von den vorgeblichen Plänen seines Sängers hält, unbeirrt im geplanten Programm fortzufahren, indem er demonstrativ eine Setlist zerreißt und in die Menge wirft. Diese dankt es ihm und der Band daraufhin mit besonders lauten „Wohoho“-Chören bei der hierzulande extrem populären Heiden-Hymne.
Alles in allem gestaltet sich das zweistündige SABATON-Programm angenehm kurzweilig und unterhaltsam. Doch auch wenn wohl alle Anwesenden der Band gerne noch länger zugesehen und gelauscht hätten, kündigt der Zugabenblock das baldige Ende der Show an. Bei „Night Witches“ fahren mächtige Säulen gen Hallendecke, auf denen Adlerstatuen thronen und die Menge aus roten LED-Augen anfunkeln. Und natürlich darf im Anschluss „Primo Victoria“ nicht fehlen, bevor der launige Rausschmeißer „Metal Crüe“ den Schlusspunkt unter einen rundum unterhaltsamen Konzertabend mit drei sympathischen Bands setzt.
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