Ruhrpott Metal Meeting 2022
Zwischen etablierten Acts und Underground

Konzertbericht

Billing: Saxon, Overkill, Coroner, Unleashed, Benediction, Knife, Witchburner, Danko Jones, Tiamat, Nestor, The Night Eternal, Snow White Blood, Killer, Torch, Picture, Warrant (DE), Tankard, Angel Dust, Darkness, Assassin, Poltergeist und Accuser
Konzert vom 09.12.-10.12.2022 | Turbinenhalle, Oberhausen

Samstag, 10.12.2022

Ruhrpott Stage

SNOW WHITE BLOOD, 16:20 – 17:05

Galerie mit 18 Bildern: Snow White Blood - Ruhrpott Metal Meeting 2022

Während nebenan noch der POLTERGEIST spukt, gibt es auf der Hauptbühne die größte Abwechslung des Wochenendes: Den Symphonic Metal von SNOW WHITE BLOOD. Man könnte die geringe Bühnenausnutzung, das kleine Backdrop, die Backing Tracks oder allein den Stil als Anlass für Spott nehmen. Dabei übersieht man schnell die härtere Schlagseite, die von dem modernen Drumming und den fetten Riffs ausgehen, welche die Anwesenden zum Mitbangen und -klatschen bringen. Die Frontfrau, übrigens einzige Repräsentantin des weiblichen Geschlechts am Wochenende, sticht durch ihre gesanglichen und animateurischen Fähigkeiten besonders heraus. So startet die Hauptbühne mit einer positiven Überraschung.

THE NIGHT ETERNAL, 17:25 – 18:10

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Es sollte weniger überraschen, dass sich zum Auftritt der Lokalmatadoren von THE NIGHT ETERNAL mehr Leute eingefunden haben. Dafür, dass sie „auf der gleichen Bühne wie Saxon spielen“, wie Sänger Riccardo angemerkt hat, füllen sie diese gut aus. Ihr okkult angehauchter Heavy Metal zieht die meisten Hörenden in den Bann, was nicht zuletzt an der stilechten Inszenierung liegt: Von den in schwarzen Lederjacken gekleideten Musikern bis zum dünnen Sound, der die Retroproduktion der Platte wiederspiegelt. Sänger Riccardo ist viel auf der Bühne unterwegs und verhält sich wie der Headbanger, als den man ihn bei Konzerten im Ruhrgebiet oft erleben kann. Die Lichtshow ist teilweise zu hektisch, doch sie kann nicht den Blick für die Stimmigkeit des Auftritts trüben.

NESTOR, 18:35 – 19:25

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Einen weiteren Publikumsmagnet am frühen Abend stellen die gehypten NESTOR dar, was sich durch die Präsenz einiger Zeitreisenden schon vorher angedeutet hat. So ist der aufbrandende Jubel, als die Gruppe mit ihren Hit „On The Run“ beginnt, nicht gerade leise. Im Gegensatz zu den anderen Bands ist die dominierende Farbe weiß. Sonst lässt die Gruppe keine Rockstarklischees aus, wie nicht nur an den Glam-Metal-Posen zu erkennen ist. Mit ihren eingängigen und verführerischen Melodien, die in streng schematisch aufgebaute Songs gepresst sind, sorgen sie für gute Stimmung im Publikum. Doch ihr Stil nutzt sich ab, was daran zu erkennen ist, dass sich die Halle sogar bei der Überschneidung der eher blassen ANGEL DUST leert. Spötter:innen würden sagen, dass das wohl sogar die Band eingesehen hat, wesewegen sie die Bühne zehn Minuten zu früh verlässt.

TIAMAT, 19:50 – 20:40

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Mit TIAMAT halten kurz vor 20 Uhr auch auf der Hauptbühne die älteren Bands Einzug, nachdem auf der Flöz Stage schon den ganzen Tag Thrash-Metal-Legenden ein und aus gingen. In diesem Fall sogar mit einem speziellen Set, in dem die Hitalben „Clouds“ und Wildhoney“ in den Fokus gerückt wurde. Klingt exklusiv, doch da dieses Motto schon für den Auftritt auf dem Rock Hard Festival 2018 genutzt wurde, ist es das nicht wirklich.

Vielmehr Ausdruck davon, wie stark sich die Band an die Vergangenheit klammert. Es treten weitere klassische Symptome dafür auf: Sänger und Gitarrist Johan Endlund, der neben dem Drummer Lars Sköld als einziger aus dieser Zeit übrig geblieben ist, macht einen eigenartigen Eindruck. Angefangen beim albern wirkenden Corpsepaint über seinen Cowboyhut bis zu seinen unglücklichen Versuchen, höher zu singen. Das tief vor sich hin murmeln kriegt er noch hin. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Besuchende sich in die Nebenhalle auf zu TANKARD machen.

DANKO JONES, 21:05 – 22:05

Galerie mit 22 Bildern: Danko Jones - Ruhrpott Metal Meeting 2022

Mit DANKO JONES kommt danach ein Trio auf die Bühne, das mit ihren Vorgängern nur die Fixierung auf eine Person gemeinsam hat. Die Kanadier sind wesentlich beständiger und vor allem reduzierter: Das Bühnendesign besteht aus ein paar Orange-Verstärkern, der Drummer hatte keine Hänge-Toms und die Songs der Hard Rock sind knackig, aber auch sehr gleichförmig. Doch im Gegensatz zu NESTOR können sie durch ihre unfassbare Energie und druckvollen Sound einen größeren Sog erzeugen.

Mehr ist gar nicht notwendig, denn der namensstiftende Frontmann glänzt durch seine Entertainerqualitäten. Er ist ein Gitarrenheld par excellence, der durch seine Posen nicht nur für die Fotograf:innen ein dankbares Ziel ist. Zudem bestechen seine überdrehten Ansagen, die zwar klischeebeladen, aber auch auf die Situation bezogen sind. Egal, ob missionierte Fans oder der Umstand, dass in der Weihnachtszeit noch ein Metalfestival stattfindet.

Dabei bietet die Gruppe einen Querschnitt durch ihre Diskografie. Mit „Saturday“ und „I Gotta Rock“ beginnen sie ihr Set programmatisch und können mit ihrem Schlusspunkt „My Little Rock ‚N‘ Roll“ das Publikum sogar zu einem kleinen Sing-along animieren. Das zeigt, dass es nicht unbedingt herausragende Alben braucht um eine gute Liveband zu sein.

SAXON, 22:35 – 00:05

Galerie mit 21 Bildern: Saxon - Ruhrpott Metal Meeting 2022

Den Abschluss des Tages macht die Band, auf die sich wohl alle Besucher:innen einigen können: SAXON. Daher ist es so voll wie noch nie in der zweiten Hälfte des Festivals. Das ideale Setting für den Tourabschluss, das die Band ordentlich anheizt. Sie wirkt dabei nicht nur erstaunlich agil, sondern auch unerwartet heavy. Das liegt nicht nur an Schlagzeuger Nigel Glockler, der ziemlich schnell spielt, sondern auch an den frickeligen Gitarrensoli.

Damit bringen sie den Ruhrpott erwartungsgemäß auf Touren: Die Fans singen und klatschen begeistert mit. So geben sie auch zahlreiche Kutten nach vorne zur Band. Dank der Bandtechniker sind die Beleuchtung und der Sound stimmig.

Die Setlist ist stärker auf Klassiker fokussiert als bei den Einzelkonzerten, aber die fünf Songs von „Carpe Diem“ fügen sich gut ein. Zum Konzertabschluss bringt die Band ein Highlight, als sie den letzten Song ankündigt und die Menge das totgenudelte „Crusader“ fordert, die Angelsachsen das Festival aber mit „Princess Of The Night“ beschließt.

Flöz Stage

ACCUSER, 14:45 – 15:30

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Am frühen Nachmittag müssen ACCUSER auf die Flöz Stage, um den zweiten Tag des diesjährigen Ruhrpott Metal Meetings zu eröffnen. Zahlreiche Fans haben den Weg in die Turbinenhalle schon zu dieser Stunde angetreten, um dem wilden Treiben der Thrasher beizuwohnen. Mit dem Titeltrack von „Who Dominates Who?“ gibt es einen der größten Bandhits schon an zweiter Stelle zu hören. Damit sorgen ACCUSER schnell für die ersten fliegenden Haare und in die Luft gereckten Fäuste. Toller Einstand für einen Thrash-lastigen Tag.

POLTERGEIST, 15:45 – 16:30

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POLTERGEIST sorgen für den melodischsten Thrash Metal des Tages. Die Schweizer genießen es sichtlich, sich heute endlich wieder den Fans im Ruhrgebiet zu präsentieren. Ihr zuvor letztes Gastspiel im Pott war 2020 beim Thrash Speed Burn Fest im Kulttempel, direkt gegenüber der Turbinenhalle. Genau wie damals, überzeugt die Band durch ihr sympathisches Auftreten ebenso wie durch präzise Riffattacken, die direkt in Mark und Bein übergehen. Das Publikum honoriert die Darbietung mit großem Applaus und jeder Menge Headbang-Action.

ASSASSIN, 16:45 – 17:30

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ASSASSIN sind zweifellos eine der größten Kultbands im deutschen Thrash Metal. Dass sie diesen Status zu Recht innehaben, bewies die Band 2020 mit ihrem immer noch aktuellen Album „Bestia Immundis“, das „doch ein paar kennen“, wie Frontmann Ingo Bajonczak feststellt. Doch wie so oft sind es vor allem die Klassiker aus den Achtzigern, die die Fans heute mitreißen. Insbesondere die Bandhymne „Assassin“ feiert das Publikum gnadenlos ab. Die Band ist sichtlich erfreut über die Reaktionen, was Bassist Joachim Kremer immer wieder unterstreicht, wenn er zwischen den Songs das Wort ergreift.

DARKNESS, 17:45 – 18:30

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Wer „deutscher Underground Thrash“ sagt, muss auch DARKNESS sagen. Seit ihrem Comeback-Album „The Gasoline Solution“ aus dem Jahr 2016 haben die Essener einen wahren Lauf. Das zeigt sich daran, dass aktuelle Songs wie „Tinker Bell Must Die“ oder der Titelsong von „First Class Violence“ genauso gut ankommen wie die Klassiker „Death Squad“ oder „Iron Force“. Vor der Bühne bildet sich folgerichtig der vielleicht größte Circle Pit des gesamten Festivals. Die Fans sehen im Anschluss an die Show genauso verschwitzt aus wie die Musiker. Definitiv der bislang größte Abriss des Tages.

ANGEL DUST, 18:50 – 19:40

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ANGEL DUST fallen auf der Flöz Stage heute stilistisch ganz schön raus. Ihr überwiegend im melodischen Power Metal angesiedelter Sound steht im starken Kontrast zum vorherigen und nachfolgenden Thrash-Geballer. Trotzdem versammeln sich zahlreiche Fans vor der Bühne, um die Band gebührend abzufeiern. Für ANGEL DUST ist es ein sehr emotionaler Auftritt, haben sie doch erst kürzlich den Tod ihres ehemaligen Bassisten Frank Banx betrauert. Dem widmet die Band heute gleich zwei Songs als Tribut. Einen Ausblick in die Zukunft gibt es hingegen mit „Ghosts“, dem Titelsong des kommenden Albums, das nächstes Jahr auf einem neuen Label erscheinen soll.

TANKARD, 20:00 – 21:00

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Auf TANKARD ist Verlass. Die Frankfurter stehen für Beständigkeit wie kaum eine andere teutonische Thrash-Combo. Daraus folgt zum einen, dass ihr Set heute ohne größere Überraschungen über die Bühne geht, zum anderen aber voller Songs steckt, die Partystimmung garantieren.

Neben zwei Tracks der aktuellen Platte „Pavlov’s Dawgs“ stehen Hits der jüngeren und älteren Vergangenheit im Mittelpunkt. Der Doppelschlag aus „Rectifier“ und „The Morning After“ sorgt für einen amtlichen Einstieg. In der Mitte des Sets sind es derweil die Titelsongs von „Chemical Invasion“ und „Zombie Attack“, die das Publikum in Ekstase versetzen.

Aber auch neuere Songs wie „A Girl Called Cerveza“ oder „Ex-Fluencer“ nehmen die Fans dankend an. Frontmann Gerre hält die Meute zwischen den Songs mit wie immer launigen Ansagen auf Trab. An einer Stelle bedankt er sich ausführlich für die langjährige Unterstützung, die es der Band ermöglicht, dieses Jahr ich 40jähriges Bestehen zu feiern. „(Empty) Tankard“ setzt den Schlusspunkt unter die Show. Und der knallt nochmal so richtig.

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15.12.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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