Ruhrpott Metal Meeting 2019
Pott zu Asche und Death zu Mosh
Konzertbericht
SAMSTAG – 7.12.2019
Samstag Flöz Stage:
14.50 – 15.20 Stillbirth
15.40 – 16.20 Graceless
16.45 – 17.30 Okilly Dokilly
17.45 – 18.30 Carnivore A.D.
18.50 – 19.40 Necrophobic
20.00 – 21.00 Entombed A.D.
Samstag Ruhrpott Stage:
17.25 – 18.10 Debauchery
18.35 – 19.25 The Iron Maidens
19.50 – 20.50 Kissin‘ Dynamite
21.15 – 22.30 Battle Beast
23.00 – 00.30 Queensryche
Winterliche Temperaturen? Nicht mit STILLBIRTH!
STILLBIRTH machen definitiv nicht nur äußerlich den Eindruck, als hätten sie Sommer und damit Urlaub befohlen. Mit ihrem Auftreten fangen die Jungs natürlich Blicke, vor allem sicher von den weiblichen Fans, da die Herren allesamt uniformiert oben ohne mit gleichfarbigen Badehosen erscheinen.
Dazu passt, dass sich ihr Auftritt verzögert, fast, als trügen sie neben äußerlicher Urlaubsreife auch eine legere Haltung bezüglich Terminplänen zur Schau. Doch sobald es losgeht, erfüllt ihr knüppelharter Slam Death Metal die Hallen und lässt auch der letzten anwesenden Schlafmütze den Rest der Nacht aus den Augen rieseln. Das Feld ist zunächst zugegeben vergleichsweise dünn gesät, füllt sich aber nach und nach.
Galerie mit 18 Bildern: Stillbirth - Ruhrpott Metal Meeting 2019GRACELESS bollern verspätet, aber kompetent
Durch die Verspätung von STILLBIRTH, starten auch GRACELESS mit 20 Minuten Verzögerung auf der heute eröffneten Flöz Stage. Die Niederländer löten schnörkellosen Old School Death mit einer dezenten Doom-Legierung auf die karge, spartanisch beleuchtete Bühne.
Wer straighten Death auf die Zwölf haben möchte, ist hier goldrichtig. Zwar existiert die Band erst seit 2016, aber die vier Musiker sind nicht mehr Grün hinter den Ohren und zehren von ihrer langjährigen Banderfahrung.
Ned Flanders hoch 5 – zum Moshen schön
Während die zwei ersten Bands ihr Tagwerk tun, sitzen Head Ned, Bled Ned, Red Ned, Thread Ned und Stead Ned am Autogrammstand. Mit anderen Worten, fünf wie Ned Flanders gekleidete Männer mit stilvollen Schnörressen (oder wie ist der Plural von Schnörres?) und weinroten Pullis mit hervorlukenden Hemdkragen, die bester Laune sind und sich für ihren folgenden Gig akklimatisieren.
OKILLY DOKILLY sind schon ein Unikum in der Heavy Metal, pardon, Heavy Nedal-Szene. Nicht nur die Songtexte bestehen größtenteils aus Ned Flanders-Zitaten, auch zwischen den Songs spricht Fronter Head Ned so gut gelaunt und höflich wie das Original.
Als das Phoenixer Quintett schließlich aufgeblasene Schwimmreifen-Donuts ins Publikum wirft, entwickeln sich regelrechte Moshpitkreise um die schon bald luftlosen Gummiringe mit pinkem Zuckerstreusel-Druck. Nur dass die Moshpits eher nach einer Horde Kleinkinder aussehen, die sich um ein Stück des Andenkens prügeln. Ein an der Seite stehender, älterer Festivalgänger guckt sich das Spektakel belustigt an.
Als ein durchsetzungsfähiger junger Fan schließlich den Donut vollständig in der Hand hält und sein eigenen nennt, geht der ältere schnurstracks auf ihn zu, scheint ein Machtwort zu sprechen, nimmt ihm den Donut aus der Hand und lässt ein absolut perplexes Gesicht zurück. Ein Anblick zum Schreien. Auch für den Intervenierenden, denn der lacht sich zurück bei seinen Freunden wahrlich ins Fäustchen, dass der Plan funktioniert hat.
Und das ist der Pott: Die Geschichte geht kameradschaftlich aus, als der junge auf den älteren zugeht, sich ausspricht, den Donut zurückbekommt und die beiden per Handschlag das Geschehene belachen.
Galerie mit 18 Bildern: Okilly Dokilly - Ruhrpott Metal Meeting 2019DEBAUCHERY eröffnen das samstägliche Treiben auf der Ruhrpott Stage
Während Ned Flanders hoch fünf die Flöz Stage unterhaltsam bespaßt, eröffnen indes DEBAUCHERY das samstägliche Treiben auf der Ruhrpott Stage mit ihrem gewohnt bollernden Death n’ Roll vor einem Bühnenbild, welches das Backdrop mit Bandlogo praktisch obsolet macht.
Die in Lack und Leder gekleideten Figuren, vor allem jene, die voluminös ausgestatteten Frauen nachempfunden sind, und nicht zuletzt die blutverschmierten Gesichter der Musiker, allen voran natürlich das vom “Blood God” himself, Thomas Gurrath, sind klare Ansage genug, um zu wissen, wer hier gerade spielt. Das Publikum freut es natürlich, dass das Trio auch 2019 verlässlich bleibt, und nimmt den Eröffnungsakt der Ruhrpott Stage mindestens freudig im Takt nickend in Empfang.
Galerie mit 18 Bildern: Debauchery - Ruhrpott Metal Meeting 2019NECROPHOBIC verbreiten sympathische Schwärze auf der Flöz Stage
Etwa parallel dazu breitet sich Schwärze auf der Flöz Stage aus, als sich NECROPHOBIC bereit machen, um ihren finsteren, hymnischen Blackened Death Metal ins Volk zu feuern. Doch von Grimmigkeit kann keine Rede sein – jedenfalls nicht, wenn sich Ur-Sänger Anders Strokirk derart feiern lässt.
Zwar sprechen Bühnenbild – dem Cover des aktuellen Albums “Mark Of The Necrogram” nachempfunden – und wenn auch dezentes Corpsepaint eine andere Sprache, doch strahlen die Schweden einen gewohnten Charme aus, der sie ungleich ungezwungener und sympathischer erscheinen lässt.
Das ändert natürlich nichts daran, dass die Musik dazu natürlich trotz eingängiger Melodien ziemlich heftig herüberkommt. Ein bisschen leidet der Sound der Stage, aber das ist nichts, was NECROPHOBIC mit ihrer Bühnenpräsenz nicht glatt gebügelt bekommen.
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