Ruhrpott Metal Meeting 2018
Ein großes Familienfest

Konzertbericht

Billing: Venom, Exodus, Sodom, Death Angel, Suicidal Angels, Pripjat, Baest, Angelus Apatrida, Lacuna Coil, Dark Tranquillity, Motorjesus, Skálmöld, Tankard, Alestorm, Children Of Bodom und D-A-D
Konzert vom 07.12.2018 | Turbinenhalle, Oberhausen

Ruhrpott Metal Meeting Samstag – 08.12.

Nach dem Thrash-Massaker vom Vortag, gibt es am Festival Samstag beim Ruhrpott Metal Meeting ein vergleichsweise diverses Line-up. Von Hardrock über Folk Metal, bis hin zu Melodic Death Metal und – ja – noch mehr Thrash, gibt es heute alles, was das Metaller-Herz begehrt. Draußen ist es immer noch verregnet und kalt, in der Turbinenhalle allerdings umso heißer: Auf der Flöz-Stage zelebriert Century Media Records sein 30-jähriges Jubiläum und fährt mit LACUNA COIL, ANGELUS APATRIDA, DARK TRANQUILLIY und BAEST zur Feier des Tages große Geschütze auf.

16.20 MOTORJESUS

Galerie mit 14 Bildern: Motorjesus - Ruhrpott Metal Meeting 2018

Auf der Ruhrpott Stage geben heute MOTORJESUS den Opener. Mit ihrem knackigen Hardrock haben sie die Menge schnell auf ihrer Seite. Vor allem Sänger Christoph Birx sticht dank seiner stimmlichen Sicherheit hervor. Bei seinen Ansagen wirkt er allerdings öfter, als wüsste er nicht genau, was er eigentlich sagen will.

Dafür punktet Birx aber durch eine ordentliche Portion Humor: „Ich weiß auch nicht, wie ich immer auf diese bescheuerten Titel komme, aber der nächste Song heißt ‚Fuel The Warmachine‘!“ Und auch eine Widmung an Arnold Schwarzenegger, Bruce Lee, Bud Spencer, Terrence Hill und Jean-Claude Van Damme vor „Fist Of The Dragon“ ist drin. Musikalisch zeichnen sich MOTORJESUS durch einen fetten Sound und präzises Zusammenspiel aus. Absolut runde Sache. (DR)

16.45 BAEST

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BAEST liefern den zackigen Auftakt zu Tag zwei des Ruhrpott Metal Meetings. Die drei Jahre junge Band aus Dänemark zieht die noch spärlich besuchte Halle gut mit und pfeffert ihren Zuhörern Death Metal um die Ohren, der vereinzelt durch melodische Passagen aufgebrochen wird. Dass ein Opener derart viel Zugkraft bietet, sieht man selten. Auf die Frage von Sänger Simon Olsen, warum alle Anwesenden sich das Spiel von Borussia gegen Schalke entgehen lassen, dürfte damit eine plausible Antwort gefunden sein. (RN)

17.25 SKÁLMÖLD

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Isländische Kälte hält Einzug in der Turbinenhalle, als SKÁLMÖLD die Bretter betreten. Die Folk-Metaller beschwören schon mit ihrem Bombast-Intro eine düstere Stimmung herauf. Die Band brachte vor kurzem ihr nunmehr sechstes Album „Sorgir“ raus. Newcomer sind SKÁLMÖLD also wahrlich nicht. Deshalb ist es kein Wunder, dass das Publikum mit einem deutlich „Ja“ antwortet, als Björgvin Sigurðsson anmerkt: „Einige von euch haben vielleicht schon mal von SKÁLMÖLD gehört.“

Die Performance der Band lebt derweil von virtuosem Gitarrenspiel sowie einem stetigen Wechsel zwischen ruhigen, atmosphärisch dichten Teilen und harten, riffbetonten Passagen. Die Musiker geben sich überwiegend reserviert. Die Musik steht hier zu 100 Prozent im Mittelpunkt, für große Posen ist bei SKÁLMÖLD kein Platz. (DR)

17.45 ANGELUS APATRIDA

Galerie mit 15 Bildern: Angelus Apatrida - Ruhrpott Metal Meeting 2018

Die erste von zwei Thrash-Combos am heutigen Tag sind ANGELUS APATRIDA. Die Spanier liefern seit mittlerweile 18 Jahren beständig hochwertige Genre-Beiträge ab. Der aktuelle hört auf den Titel „Cabaret de la Guillotine„. Genau wie auf Platte besticht das Quartett heute durch technische Präzision, virtuose Soli und messerscharfes Riffing.

Frontmann Guillermo Izquierdo richtet nur wenige Worte an das Publikum. Ihre Spielzeit wollen ANGELUS APATRIDA voll und ganz ausnutzen. Die Meute dankt das mit einer ausschweifenden Headbang-Front und reihenweise Moshpits. Hingucker des Gigs ist zweifellos Gitarrist David G. Álvarez, der sein Plektrum in die Menge wirft und den Rest eines Songs mit Slapping zu Ende bringt. (DR)

18.35 TANKARD

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Auf der Mainstage geht es besinnlich zu als Simon and Garfunkels „El Condor Pasa“ vor einem großen Banner ertönt. Darauf ein offensichtlich angesoffener grüner Kobold, dem die sengende Kippe fast aus dem Mund fällt, während neben ihm ein zähnefletschender Kampfhund posiert. Irgendwie passt hier gerade gar nichts zusammen. Die Szenerie wird noch abstruser, als TANKARD im Hopsalauf auf die Bühne hüpfen und die Menge zu toben anfängt.

Andreas „Gerre“ Geremia ist sich sicher: „Morgen haben wir alle Kopfschmerzen!“ und leitet damit „The Morning After“ ein. Im Pit kommt der Groove gut an. Mit „Rapid Fire“ gegen Populistenschweine verabschieden sich die Frankfurter nach einer knappen Stunde Alt-Herren-Thrash und lassen eine aufgeheizte Crowd zurück. (RN)

18.50 LACUNA COIL

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Nach dem knüppelharten Death Metal von BAEST und ANGELUS PATRIDAs Thrash bringen LACUNA COIL poppigere Töne auf die Flöz-Stage. Die Gothic-Metaller rund um das Gesangsdoppel Cristina Scabbia/Andrea Ferro setzten auf der Konzertreise zur bislang letzten Platte „Delirium“ noch auf eine ausufernde Show, vollgepackt mit Effekten und Kostümen. Dieses Mal hat die Band das glücklicherweise zurückgefahren, wodurch die Musik wieder im Vordergrund steht.

Bei der Setlist gehen LACUNA COIL kein Risiko ein. Die derzeit laufende „The 119 Show“-Tour ist als Rückblick auf die Karriere der Band gedacht. Dementsprechend legt das Quintett ein umfassendes Best-Of-Programm vor. Nur auf den Piano-Teil der Clubshows müssen Fans heute aus Zeitgründen verzichten. Zu „Blood, Tears, Dust“ entfachen sie dafür einen beachtlichen Moshpit. Bei dem DEPECHE MODE-Klassiker „Enjoy The Silence“ und dem abschließenden „Nothing Stands In Our Way“ hingegen singt die Menge lauthals mit. (DR)

19.50 D-A-D

Galerie mit 19 Bildern: D-A-D - Ruhrpott Metal Meeting 2018

Ab sofort ist es Zeit für „Babyhausen“, den Ernst in der Ecke liegen zu lassen. D-A-D-Frontmann Jesper Binzer hat nämlich nicht nur eine Verballhornung vom Austragungsort des Konzerts im Gepäck. Mit seinem losen Mundwerk und gewohnt sympathisch-gebrochenem Deutsch feuert er zwischen den Songs mit Gags um sich. Die sitzen nicht immer, auch weil das Publikum ihn allem Anschein nach nicht immer versteht. Doch dem Spaßfaktor des D-A-D-Gigs tut das keinen Abbruch, denn die Band lässt sich ihre gute Laune durch nichts vermiesen.

Und dann machen die Dänen ja auch noch Musik. Die nimmt das Publikum beim Ruhrpott Metal Meeting mehr als wohlwollend auf. Großer Applaus ist der Band nach jedem Song sicher. Am meisten feiern die Fans aber den obligatorischen Schlusstrack „Sleeping My Day Away“ ab. In Sachen Optik lassen D-A-D es gewohnt schlicht angehen, mit Ausnahme von Bassist Stig Pedersen, der heute ein knalliges rosafarbenes Outfit trägt. (DR)

20.00 DARK TRANQUILLITY

Galerie mit 14 Bildern: Dark Tranquillity - Ruhrpott Metal Meeting 2018

Die Primetime gehört an diesem Abend auf der Flöz-Stage DARK TRANQUILLITY. Die Band besteht fast so lange wie ihr Label Century Media Records und das lassen sie ihre Gefolgschaft mit einer ergreifenden Rede wissen. Die Schweden bedanken sich bei ihrem Label für eine tolle Zeit und widmen ihr Konzert nicht zuletzt ihrem verstorbenen Tour-Manager. Schon während der ersten Songs beweist das Publikum eine Textsicherheit, die in lange Gesangschöre ausartet und Sänger Mikael Stanne mehrfach gerührt am Mikro innehalten lässt – so auch beim Titel „ThereIn“, den die gesamte Halle beinahe im Alleingang singt.

In den Pausen zwischen den Titeln  hat der Frontmann immer eine kleine Ansage für jeden folgenden parat und reißt seine Fans wie gewohnt mit seiner sympathischen Art mit. Die Passion für ihre Musik wird besonders in melodischen Stücken wie „On Your Time“ und „This Is The Time“ deutlich. Für die passende Stimmung sorgt außerdem eine dezente Leinwandprojektion im Hintergrund, die mal Sequenzen aus Musikvideos oder verspielte Animationen des Atoma Albums abbildet. Den krönenden Abschluss bereitet nach einer Stunde der Klassiker „Lost to Apathy“, zu dem sich ein weites Meer aus fliegenden Matten bildet. (RN)

21.15 ALESTORM

Galerie mit 21 Bildern: Alestorm - Ruhrpott Metal Meeting 2018

Wer sich fragt, welche lautstarke Party derweil auf der Mainstage im Gange ist, bekommt mit einem Blick auf die Bühne die Antwort: ALESTORM sind los! Verraten hat sie nicht zuletzt die Dekoration aus überdimensionalem gelbem Quietscheentchen und einem Banner aus Vulkanlandschaft und Krokodil mit Sonnenbrille. Mit einem „Bikini Bottom“-Schriftzug wäre die Kulisse perfekt.

Innerhalb weniger Sekunden gewinnt die Band die gesamte Halle für sich und lässt die Menge für satte 75 Minuten schwofen, schunkeln und springen. In tanzbaren Piraten-Hymnen wie „The Sunk’n Norwegian“ oder „Mexico“ wird von Mädchen, Liebe und Suff erzählt. Das Publikum ist sichtlich angetan und am Ende der Show fast lauter als die Band selbst. (RN)

23.00 CHILDREN OF BODOM

Galerie mit 19 Bildern: Children of Bodom - Ruhrpott Metal Meeting 2018

Der Headliner der gesamten Veranstaltung ist CHILDREN OF BODOM und so viel vorweg: Der Lack ist ab – von „Wildchild“ und „Gitarrengott“ Alexi Laiho ist wortwörtlich nicht mehr viel übrig. In der Halle vor der Hauptbühne drängen sich erwartungsvolle Fans dicht an dicht. Das Intro beginnt und die Show steigt mit „Sixpounder“ ein. Einem Evergreen, den wirklich jeder mitgrölen kann. In den ersten Sekunden des Songs wird allerdings klar: Das wird ein Satz mit X. Die Band sieht gelangweilt und genervt aus.

Die Geschwindigkeit des gesamten Sets wirkt hoch gepitcht und ein Stimmungsfunke springt nicht über. Die Spielpausen werden in die Länge gezogen und das Publikum wird währenddessen achtlos warten gelassen. Zu den bekannten Klassikern wie „Everytime I die“ oder „Silent Night, Bodom Night“ findet liebloses Gerangel in den vorderen Reihen statt, ansonsten blickt man weitestgehend in lange Gesichter. Das ändert sich angesichts der fehlenden oder knappen Ansagen auch bis zum Schluss nicht. (RN)

Text: Ricarda Noeres und Dominik Rothe

Bilder: Michael Mai

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15.12.2018

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