RPWL
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Konzertbericht
Nach ihrem erfolgreichen Auftritt vor ca. einem Jahr kehren RPWL nun mit einem neuen Album in der Hinterhand zurück ins Meisenfrei, dem kleinen, aber feinen Bremer Lokal für außerordentliche Musikabende.
Der recht überschaubare Club füllte sich zunehmend und schnell waren alle Sitzplätze auf den Barhockern und an den Tischen besetzt, was allerdings auch vollkommen egal war, denn eine Band wie RPWL guckt man sich aus erster Reihe an. Meine Platzierung direkt vor der Bühne erwies sich jedenfalls als die beste Wahl.
Nachdem die sichtlich gut gelaunte Band die Bühne enterte und die Musiker ihre Instrumente beschlagnahmten war schnell klar, dass niemand aus dem Laden rauskommen würde, ohne zuvor ausgiebig mit guter Musik beschallt worden zu sein. Der äußerst sympathische Sänger Yogi Lang stellte wie immer seinen Notenständer auf und legte darauf seinen Ordner ab. Nach ein paar netten Worten zur Begrüßung, in denen er auch den Club (zu Recht) lobte, legten die Jungs los und es wurde schnell klar, dass hier kleine Meister am Werk waren.
Qualitativ, bzw. in Sachen Können gab es keine Unterschiede, ob nun Bass, Gitarre, Keyboards oder Drums, jeder der Musiker wusste genau, wie es an seinem Instrument zu laufen hat und wie es richtig gemacht wird.
Auch der neue Mann an den Drums (Yogi lang: „Gemäß der Tradition sind wir auch dieses Mal wieder mit neuer Besetzung auf Tour“) integrierte sich wunderbar und überraschte in der Mitte des Sets sogar mit einem feinen Solo.
Mit viel Spielfreude und filigraner Virtuosität zauberten die Bayern gute zwei Stunden lang einen Song nach dem anderen in die Menge. Belohnt wurden sie von zwar anfänglich noch leicht verhaltenem, aber spätestens nach dem dritten Song immer lauter und stärker werdendem Applaus der aufzeigte, dass RPWL hier die richtige Linie gefahren haben. Yogi Lang leitete fast jeden Song mit einer kurzen Inhaltserklärung ein, was aber überhaupt nicht störend oder überzogen wirkte (wie bei manch anderer Band, die geschwollene Reden über ihre textlichen Inhalte führen), sondern positiv dazu beitrug, sich auf den jeweiligen Song einzustellen, besonders für all jene, die mit dem neuen Album und dementsprechend den neuen Stücken noch nicht vertraut sind.
Kein Lied wirkte wie Füllmaterial und RPWL schöpften voll aus ihrem gesamten Repertoire. Besonders die Tracks der letzten beiden Alben „World Through My Eyes“ und „The RPWL Experience“ stachen positiv heraus, auch wenn natürlich der ältere Stoff gebührend aufgenommen wurde. „Start The Fire“ und die Single „Roses“ kamen richtig gut rüber, während „Wasted Land“ (alle drei auf „World Through My Eyes“ vertreten) mit seinem mitreißenden Refrain für mich persönlich ein kleiner Höhepunkt des Abends war. Aber auch die Tracks des aktuellen Albums, wie zum Beispiel die beiden stark nach PINK FLOYD klingenden „Breathe In, Breathe Out“ und das BOB-DYLAN-Cover „Masters Of War“, sowie das als Medley leicht umfunktionierte Statement „This Is Not A Prog Song“ (im Übrigen von einer netten Rede Yogi Langs eingeleitet, in der es darum ging, was eine Prog-Band vorweisen muss, um überhaupt eine solche zu sein) wirbelten gehörig Staub auf.
Den Höhepunkt des Sets stellte meines Erachtens allerdings das grandiose „Hole In The Sky“ vom 2000er Album „God Has Failed“ dar, welches mehr nach PINK FLOYD klingt als diese auf ihren letzten Alben selbst. Einfach Fantastisch, mit wie viel Gefühl und was für einer dichten Atmosphäre RPWL in diesem Stück brillieren.
Die Band spielte gute zwei Stunden absolut sicher und sauber zusammen und besonders Gitarrist Karlheinz Wallner stach mir immer wieder äußerst positiv ins Auge. Seine feinfühlige, filigrane Spielweise war absolut ein Genuss für sich. Egal ob es gefühlvolle Soli oder schnelle Eskapaden waren, der Mann bediente sein Instrument mit einer scheinbaren Leichtigkeit, dass man als Zuschauer einfach nur noch staunen konnte. Dasselbe gilt für Bassist Christian Postl, der ohne aufdringlich zu wirken die Gelegenheit nutzte, um sein äußerst aktives Bassspiel durch kleine Solo-Einlagen zu ergänzen. An den Tasten zeigte Markus Jehle seine Künste und dass dieser ebenfalls ein Meister seines Fachs ist, dürfte allen bekannt sein, denen sein Name geläufig ist, sodass jede weitere Erklärung hierzu unnötig ist.
Runde zwei Stunden inklusive Zugaben hielten RPWL die Menge in Schach und die Zeit verging letztendlich so verdammt schnell, dass ich kaum glauben konnte, dass die Jungs schon so lange spielten. Somit kann ich einen sehr kurzweiligen, sehr stimmigen und musikalisch hochwertigen Abend bestätigen, der zudem mit seinen 8,- Euro Eintritt mehr als erschwinglich war. Und hätte ich die Zeit dazu gehabt, der Aufforderung Yogi Langs an die Menge zu folgen, nach dem Gig mit der Band noch etwas zu plaudern und ein Bierchen zu zischen, wäre es sicherlich noch viel später geworden. Das nenne ich Fan-Nähe!
In Richtung Band bleibt nur noch zu sagen: Bleibt so und bis zum nächsten Mal!
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