Rockharz Open Air
Der große Festivalbericht 2014

Konzertbericht

Billing: Knorkator, Tiamat, Sonic Syndicate, Sodom, Saltatio Mortis, Sabaton, Rhapsody Of Fire, Powerwolf, Legion Of The Damned, Korpiklaani, Amorphis, Insomnium, In Extremo, Helloween, Equilibrium, Ektomorf, D-A-D, Children Of Bodom und Arch Enemy
Konzert vom 2014-07-10 | Flugplatz, Ballenstedt

DONNERSTAG

Nach der Schlammschlacht am Mittwoch winkt am Donnerstag zunächst lachender Sonnenschein. Das sorgt für gute Stimmung, aber einen ebenso beißenden Geruch, der aus den Untiefen umgegrabener Erde heraus entsteht. Immerhin startet der Tag mit BATTLE BEAST ebenso strahlend … .

Impressionen vom Gelände

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Impressionen vor der Bühne

Galerie mit 62 Bildern: Impressionen: Vor der Bühne - Rockharz Open Air 2014

BATTLE BEAST

Galerie mit 16 Bildern: BATTLE BEAST - Rockharz Open Air 2014

Es dürfte so etwas wie der ideale Festivaleinstand gewesen sein. Kurzfristig haben BATTLE BEAST, INSOMNIUM und VOGELFREY wild um ihre Spielzeiten herumrotiert, wodurch die Finnen den „offiziellen“ Part des Rockharz 2014 eröffnen dürfen. Und das passt wie die Faust aufs Auge, schließlich geht der dynamische Heavy Metal mit klarem Hang zu mitsingbarer Hitlastigkeit unverhinderbar gut ins Ohr. Das bemerken auch die bereits in recht ordentlicher Zahl aus den Zelten gekrochenen Zuschauer, die Schlagwerker Pyry Vikki vor Showbeginn mit Bandrufen begrüßen. Die agile Frontfrau Noora Louhimo bringt darüber hinaus nicht nur etwas fürs Auge mit, sondern überzeugt auch durch eine klare Stimme, die weder in Höhen noch in den Tiefen in die Knie geht. In diesem Zusammenhang sind dann Stücke wie „Out On The Streets“ vom letzten Langspieler „Battle Beast“ absolute Selbstläufer und animieren die Meute zu massenhaft gereckten Fäusten. Dazu gesellen sich noch entfesselte Gitarrensoli, die am frühen Nachmittag sicherlich jedes müde Bein in Bewegung bringen.

(Patrick Olbrich)

THE VERY END

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Nach einem kurzen, aber krassen Regenschauer steigen anschließend die Essener Groove Metaller THE VERY END auf die Bühne. Aber obwohl es vor wenigen Minuten noch wie aus Eimern gegossen hat, stehen einige Leute vor der Bühne – so will man das sehen. Die Band bemüht sich, das Ausharren der Leute zu belohnen und zockt ihren melodisch-tödlichen, groovenden Thrash Metal ohne große Fehler, allerdings auch ohne größere Sprünge zu machen: Außer Sänger Björn Gooßes bewegt sich auf der BÜhne nicht viel, der Rest der Musiker headbangt zwar hin und wieder, steht sonst aber eher still auf den Brettern. Einen kleinen Pit und gelegentliches Mitsingen lässt sich das Publikum trotzdem entlocken, und mit Ansagen wie „Prost! Wir haben doch schon bier Uhr“ haben THE VERY END die Sympathien sowieso auf ihrer Seite. Ganz nett – nicht mehr, nicht weniger.

(Stephan Möller)

HAMMERCULT

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Hammer-Time mit HAMMERCULT – die fünf Metaller aus Tel-Aviv spielen eine explosive Mischung aus Death und Thrash Metal und haben mit Yakir Shochat einen unerschrockenen Frontmann an vorderster Front: Bereits beim ersten Song „Steelcrusher“ steigt der in den Fotograben, um mit den Fans in der ersten Reihe das Stück zu zelebrieren. Bemühen um jeden Fan – was auch nötig ist, denn anfangs ist die Stimmung im Publikum noch steigerungsfähig. HAMMERCULT sind halt noch nicht in aller Munde und müssen an diesem Tag Überzeugungsarbeit leisten. Also zieht Yakir den nächsten Joker: Crowdsurfen während des Stücks. Spätestens, als ein Plüschpferd auf der Bühne landet und der Sänger Kopulationsunterricht für Anfänger gibt, ist auch im Publikum die Stimmung ausgelassen. Wie sagen seine Bandkollegen später bei der Autogrammstunde über den muskulösen Sänger: „He’s a real metal man!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

(Eckart Maronde)

PETER PAN SPEEDROCK

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Hat die Burschen eigentlich noch jemand auf dem Schirm? Auf den ersten Blick zumindest nicht, das zunächst in spärlicher Anzahl vorhandene Publikum schielt noch dazu etwas skeptisch zur Bühne. Das ändert sich glücklicherweise in den ersten Minuten. Der rotzige Rock’n’Roll der Niederländer kommt gut an und PETER PAN SPEEDROCK nutzen die 40 Minuten dauernde Gelegenheit, um eifrig für ihr neues Album „We Want Blood“ zu werben – trotz verhaltenen Starts sehenswert!

(Jan Wischkowski)

VOGELFREY

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Dass VOGELFREY eine der Bands sind, die ihren Slot tauschen mussten, hat sich zum Glück herumgesprochen – scheinbar zumindest, denn der Auftritt der Hamburger Mittelalter Metaller ist mehr als ordentlich besucht. Erster Hingucker ist das Backdrop, das einen Galgen auf einem (düsteren) mittelalterlichen Marktplatz zeigt – könnte so auch das Cover eines Black-Metal-Albums sein. Wirklich finster gehen VOGELFREY musikalisch jedoch nicht zu Werk, in erster Linie tendiert die Band zwischen mächtigem Groove für die Headbanger und Eingängigkeit für die Sing- und Tanzwütigen. Zwar könnte der Sound etwas mehr Gitarre vertragen, aber Songs wie „Schuld ist nur der Met“ oder das abschließende Popsongmedley (u.a. mit „Denkmal“ von WIR SIND HELDEN oder „The Passenger“ von IGGY POP) kommen trotzdem richtig gut an – Polonaise inklusive!

(Stephan Möller)

INSOMNIUM

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Großer Andrang vor der Dark Stage: Die finnischen Großmeister der düsteren Melancholie spielen auf und sich mit diesem Set weiter in die Herzen der Fans. Um es kurz zu machen: Ein grandioser Auftritt. Die Band ist wie immer gut aufgelegt, die Gitarristen posen um die Wette und spielen tight und druckvoll. Frontmann Niilo Sevänen liefert neben den passenden Gesten (remember: Becker-Faust) auch kurze Ansagen auf Deutsch, und damit trifft er den Nerv der Fans. Dass ausgerechnet bei „Down With The Sun“ ein kurzer Regenschauer einsetzt, muss als Zeichen höherer Macht der Finnen verstanden werden. Dem Publikum ist der Regen egal, nicht jedoch die Band, und so werden INSOMNIUM nach einem tollen, aber viel zu kurzen Auftritt mit Zugabe-Rufen verabschiedet.

(Eckart Maronde)

D-A-D

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Alte Männer, dicke Klöten – das Motto des heutigen D-A-D-Auftritts. Mit vielen Posen, Showeffekten und großen Gesten präsentieren die Dänen ihren glammigen Hard Rock und trumpfen auch beim Publikum auf: Zwar haben andere Bands schon mehr Leute vor der Bühne gesehen, aber diejenigen, die da sind, haben Spaß und gehen gut ab. Der Sound ist knackig, die Songs sind eingängig, und vor allem die verschiedenen Bässe von Stig Pedersen lassen staunen – unter anderem ein durchsichtiges Modell mit pinken Saiten (wie bei den meisten seiner Bässe sind übrigens nur zwei davon vorhanden) oder einem Bass in Raketenform samt Abschussvorrichtung. Schön anzusehen, aber sicherlich kein Höhepunkt des Festivals.

(Stephan Möller)

SODOM

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Zeit für einen der wesentlichen Faktoren des klassischen deutschen Thrash Metal. Mit ihrem Album „In The Sign Of Evil“ haben SODOM in den Achtzigern den Inbegriff für ruppigen Thrash Metal mit Ecken, Kanten und rumpeliger Schwarz-Attitüde geprägt. Auch anno 2014 ist das Trio aus Gelsenkirchen noch auf Festivals unterwegs und ist optisch sowie hinsichtlich eigener Bühnenpräsenz sichtlich in die Jahre gekommen. Der Trupp um den charismatischen Frontmann Tom Angelripper ist trotz Rock-Opa-Optik und unheimlich transparenter Showlinie noch immer einen Gang zur Bühne wert, insbesondere da man immerzu sehr stark darauf bedacht scheint, möglichst viele Klassiker in die Setlist einzuweben. Gleich das zweite Stück markiert „Outbreak Of Evil“ – wohl einer DER Songs deutscher Thrash-Geschichte. Zwischendurch philosophiert Angelripper über Sonnenschein, Bier und Fußball (O-Ton: „Unser WM-Retter Manuel Neuer ist ein Schalker Junge“) und sorgt damit zusätzlich für gute Stimmung im Publikum. Die altbekannten Songs sind allesamt solide und routiniert heruntergezockt, ohne große Umschweife und Überraschungen, dafür präzise auf den Punkt. Auch auf dem diesjährigen Rockharz gilt: Der SODOM-Fan weiß was er will und bekommt von den Malochern genau das auf die Ohren.

(Patrick Olbrich)

AMORPHIS

Galerie mit 10 Bildern: AMORPHIS - Rockharz Open Air 2014

Wie schon zwei Jahre zuvor, treten AMORPHIS auch in diesem Jahr an, um den Acker in Ballenstedt mit ihrer einzigartigen musikalischen Melange zu verzaubern. Und das Rockharz hat anscheinend sehnlichst auf eine Wiederkehr der Finnen gewartet. Ab dem ersten Song zeigen sich die Anhänger nicht nur sichtlich angetan, sondern auch äußerst textsicher. „Shades Of Gray“ vom aktuellen Album „Circle“ macht bei etwas basslastigem Sound den Anfang und beweist, dass auch die neuen Stücke in der Setlist bestehen können. Sänger Tomi Joutsen ist gesanglich mal wieder in Topverfassung. Insbesondere beim Wechsel vom Klargesang zu den markerschütternden Growls macht diesem Herrn keiner so schnell was vor. Neben „Silver Bride“ wissen vor allem die älteren Stücke „Into Hiding“ vom „Tales From The Thousand Lakes“-Meilenstein und die flotte Death-Granate „Vulgar Necrolatry“ (ein ABHORRENCE Cover, was vielen nicht bekannt sein dürfte) zu überzeugen. Der Bruch zwischen diesen beiden Titeln und den abschließenden „House Of Sleep“ bzw. „Hopeless Days“ hätte größer nicht sein können, doch erstaunlicherweise gelingt auch dies, so dass sowohl Band als auch Publikum einem tollen Auftritt beigewohnt haben.

(Richard Mertens)

SALTATIO MORTIS

Galerie mit 6 Bildern: SALTATIO MORTIS - Rockharz Open Air 2014

Das es in Richtung Abend vor den Rockharz-Bühnen voller wird, liegt in der Natur der Sache. So ausgelassen und feierwütig erlebt man das Publikum dennoch nicht alle Tage. Der Grund dafür ist schnell gefunden, auf dem Plan steht mit SALTATIO MORTIS nämlich ein Garant für beste Live-Unterhaltung. Die Spielleute aus Karlsruhe werden bereits beim obligatorischen Intro gefeiert und als es mit „Früher War Alles Besser“ losgeht, gibt’s auf dem Flugplatzgelände kein Halten mehr. Dudelsäcke plus harte Gitarren scheinen nach wie vor im Trend zu liegen. Die deutschen Texte werden frenetisch mitgesungen und -geklatscht – das Tanzbein wird ebenso geschwungen wie gemeinsam geschunkelt. Selbst härtere bzw. düstere Songs wie „Wachstum über alles“ (inklusive deutscher Nationalhymnen-Reminiszenz) rockt das Publikum und so können sich SALTATIO MORTIS über einen rundum gelungenen Auftritt inklusve gutem Sound und bestens aufgelegtem Publikum freuen.

(Jan Wischkowski)

SABATON

Galerie mit 24 Bildern: SABATON - Rockharz Open Air 2014

Nach der Mittelalter-Vollbedienung durch SALTATIO MOTIRS läutet traditionsgemäß „The Final Countdown“ den Auftritt der Schweden von SABATON ein. Die Vorfreude scheint groß, Leute stapeln sich wohin man schaut, der Platz ist pickepacke voll. Auch wenn das Intro etwas lang erscheint, feiert das Publikum bereits zu diesem Zeitpunkt, als wenn es keinen Morgen gäbe. Der Bühnenaufbau ist ziemlich mächtig, was insbesondere an dem Drumriser von Schlagzeuger Hannes van Dahl liegt: Ausgerüstet mit zwei Kanonenrohren vor den Bassdrums ist dieser als Panzer verkleidet, der selbstverständlich mehrmals in die Show integriert wird. So auch zum Opener „Ghost Division“, der mit lauten Knall und Kanonenfeuer zu entzücken weiß. Die Setlist ist ausgewogen, besteht in der ersten Hälfte zwar primär aus Titeln des aktuellen Albums, biegt zum Ende jedoch schwungvoll auf die Klassikerspur ab. Aber auch die Posen sitzen und Unterhaltung wird, wie es sich für einen Headliner dieser Art gehört, groß geschrieben. Ob Anfeuerungsaufforderungen wie „Noch ein Bier“ oder Geschichten über Joakims angebliches Sixpack unter seinem Bühnenoutfit, was sich schlussendlich als Attrappe herausstellt, die Show von SABATON lebt. Aus „40:1“ wird in Anlehnung an das Deutschland-Spiel kurzerhand „7:1“ gemacht.

Und tatsächlich, die Menge vor der Bühne frisst der seit 2012 durch drei Besetzungswechsel neu aufgestellten Band förmlich aus der Hand. Es wird mitgesungen, gesprungen und Crowdsurfer segeln permanent in den Bühnengraben, der einige Male von den zahlreichen Pyros hell erleuchtet wird. Stellt sich nur die Frage, wieso die Keyboards lediglich vom Band kommen, hier könnte noch nachgebessert werden, vor allem da dies bis vor zwei Jahren noch nicht der Fall gewesen ist. Den Leuten scheint’s aber ziemlich egal zu sein, so dass bei der Zugabe „Metal Crüe“ nochmals alles gegeben wird. Auch wenn das aktuelle Album einige Kritiker auf den Plan gerufen hat, zeigen SABATON oder vielmehr ihre Fans an diesem Abend, dass mit der Band noch immer zu rechnen ist.

(Richard Mertens)

KORPIKLAANI

Galerie mit 26 Bildern: KORPIKLAANI - Rockharz Open Air 2014

Die finnischen Folk-Metaller KORPIKLAANI spielen auf dem After-Headliner-Late-Night-Slot und haben offenkundig die Aufgabe, dem Publikum noch einmal alles abzuverlangen. Doch wer unter diesen Umständen eine 50-minütige Humppa-Show erwartet, sieht sich getäuscht: Zwar spielt das Sextett mit „Vodka“ und dem unverwüstlichen „Wooden Pints“ zwei Trinklieder, aber mit dem langen „Sumussa Hämärän Aamun“ eben auch düsteren und schwermütigen Stoff. Nur um das Ganze mit dem leichtfüßigen Instrumental „Vaarinpolkka“ wieder zu kontrastieren. Eine interessante Mischung also, und die Reaktionen des Publikums lassen darauf schließen, dass es eben doch nicht nur die netten Trinklieder sein müssen. Fröhliche Tänzchen überall, gute Stimmung, aber auch ein guter Gig der Finnen.

(Eckart Maronde)

Impressionen von den Autogrammstunden

Galerie mit 50 Bildern: Impressionen: Autogrammstunden - Rockharz Open Air 2014

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20.07.2014

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2 Kommentare zu Rockharz Open Air - Der große Festivalbericht 2014

  1. Impaled sagt:

    „No Gods, No Masters“ von Arch Enemy ist definitiv nicht auf „War Eternal“.

  2. Herr Møller sagt:

    Stimmt natürlich – ist korrigiert, danke für den Hinweis.