Rockharz Open Air
der große Festivalbericht 2011
Konzertbericht
FREITAG
VOGELFREY (11:20-11:50)
Der Freitag beginnt ruhig und mit viel Dudelei. Obwohl der Einlass etwas später startet und erst kurz vor Beginn des Gigs die ersten Fans vor der Bühne eintrudeln, startet der Auftritt von VOGELFREY. Mit Cello und Geige bewaffnet wecken VOGELFREY die Frühaufsteher mit urigem Folk Metal und “Blutgericht“. Schneller als erwartet füllen sich die Reihen vor der Bühne. Zur Freude aller Beteiligten hat der Regen über Nacht aufgehört und die Sonne macht sich über dem Festivalgelände breit. Während die Traube vor der Bühne anfangs überwiegend zuhörend dasteht und sich nicht weiter beteiligt, scheinen Lieder wie “Feenfleisch“ doch zu überzeugen. Ein Blick auf die Festivalbesucher lässt immer mehr erhobene und klatschende Hände ausfindig machen, und so mancher kann es sich auch nicht nehmen lassen im Takt der Musik umher zu hüpfen. Am Ende gibt es für VOGELFREY obendrein Zugabe-Rufe, die mit Sicherheit ein breites Grinsen in die Gesichter der Bandmitglieder gezaubert haben. (Sarah Fleischer)
STAHLMANN (11:55-12:25)
STAHLMANN können diese überaus gut gelungene Eröffnung problemlos toppen. Noch bevor die Band anfängt zu spielen, tummeln sich vor der Bühne mehr Fans als bei so mancher Band, die nachmittags oder am Abend spielt. Die silbernen Männlein in den schwarzen Anzügen können mit “Willkommen“ auch sehr rasch große Begeisterung ernten. In diesem Sommer sind STAHLMANN auf vielen deutschen Festivals sehr präsent, und dieser Erfolgszug scheint sich auch auf dem Rockharz fortzuführen. Dabei ist für jemanden, der sich vorher nicht viel mit der Band beschäftigt hat, sofort der Gedanke an EISBRECHER vorhanden. Musikalisch scheinen sich da im ersten Moment nicht viele Unterschiede breit zu machen. Den Fans gefällt es. Sie singen die Texte laut mit und lassen sich von Sänger Mart schön um den Finger wickeln. Dieser setzt immer wieder sein verschmitztes Lächeln auf und zeigt erstaunlich häufig mit seinem Finger auf Menschen im Publikum. “Eigentlich kommt jetzt der Teil mit den Feuerzeugen, aber das sparen wir uns heute mal, “ sagt Mart, und zeigt dabei auf die fröhlich strahlende Sonne. Was auch kommt, die Fans rocken STAHLMANN gewaltig und haben ihren Spaß mit “Herzschlag“ und “Stahlwittchen“. (Sarah Fleischer)
LAY DOWN ROTTEN (12:30-13:10)
Nun kommt auch endlich wieder etwas Bissfestes für die richtigen Metaller unter den Festivalbesuchern. LAY DOWN ROTTEN schlagen mit “Gospel Of The Wretched“ auf der Bühne ein, um diese musikalisch zu zerlegen. Death Metal vom Feinsten dringt da heftig und schnell in das Innenohr, um dort den Kopf unwillkürlich zum Nicken zu bringen. Die Herborner verstehen ihr Handwerk und zeigen das unmissverständlich. Die düster brummende Frontröhre Daniel „Kensington“ Seifert hat sich, wie bei jedem Auftritt von LAY DOWN ROTTEN, das Gesicht und die Arme mit leuchtend rotem Kunstblut getränkt, und die Besucher des Rockharz kommen am heutigen Freitag endlich mal vernünftig zum Headbangen. “Ein Lied für die Scheiß Emos“: Eine kurze und knappe, aber unmissverständliche Ansage für “The Sound Of Breaking Bones“, der genauso wie die anderen Songs von LAY DOWN ROTTEN ein enormes Tempo vorlegt. Insbesondere Drummer Timo „Borgir“ Claas malträtiert sein Instrument mit einer derart enormen Geschwindigkeit, dass es so manchen ins Staunen versetzt. Trotz all der makaberen Härte der Songs begeistern immer wieder aufkommende Gitarrensoli mit einer erstaunlichen Präzision und bereichern die Musik obendrein mit Abwechslung und Melodie. Ein amtlicher Auftritt, der auch durchaus ein paar Songs länger hätte sein können. (Sarah Fleischer)
MAYAN (13:15-13:55)
Das holländische Allstar-Projekt MAYAN konnte mich mit seinem kürzlich erschienenen Debüt “Quarterpast” sofort begeistern und dass die interessante und eigenständige Mischung aus brutalem Death und bombastischem Symphonic Metal seine Fans finden wird, schien mir auch selbstverständlich. Doch entweder habe ich mich damit geirrt oder die Band kennen einfach noch zu wenige, denn als MAYAN 13:15 Uhr die Dark Stage betreten, ist der Andrang vor der Bühne eher dürftig, was sich leider auch im Laufe der Show nicht wesentlich ändert. Das ist besonders schade, da sich die Holländer mächtig ins Zeug legen und eine einwandfreie, professionelle Show hinlegen. Möglicherwesie sind die komplexen, anspruchsvollen Titel der Band einfach nicht allzu live-tauglich, besonders, wenn man nicht sehr gut mit ihnen vertraut ist. Es könnte jedoch auch am Sound liegen, der beim Auftritt MAYANs geradezu zum Weglaufen schlecht ist. Einzig Gesang und Drums sind relativ konstant zu hören, die Gitarren gehen völlig unter, sodass der ganze Druck und die ganze Macht, von der die Titel der Holländer größtenteils leben, verloren gehen. Dennoch kann ich MAYAN für diese Show nur loben, besonders Sänger Mark Jansen (EPICA), der durchgängig alles versucht, um die müde Menge zum Mitmachen zu bewegen, und Opernsängerin Laura Marcí, deren Stimme erstaunlicherweise live genauso fantastisch klingt wie im heimischen CD-Player. (Katharina Beck)
THE SORROW (14:00-14:40)
Nach MAYAN haben THE SORROW ihre Chance die Festivalbesucher von sich zu überzeugen. Die Stimmung erlebt im Vergleich zur Vorband wieder einen kleinen Aufschwung, und der Metalcore der Österreicher bringt etwas mehr Schwung in die Hütte. Auf den ersten Blick wirken THE SORROW nicht sonderlich innovativ in ihrem Genre. Das, was den Besuchern zu Ohren kommt, scheint ganz offenbar zu gefallen, kann aber nicht so richtig vom Hocker hauen, was an der eingedämmten Aktivität der Hörerschaft unschwer zu erkennen ist. Stimmlich macht auch Fronter Mathias „Mätze“ Schlegel den Spagat zwischen Growls und cleanen Vocals, wobei seine Stimme nicht so einprägsam ist wie die anderer Genrevertreter. Insgesamt hält sich die Band auf der Bühne sehr im Zaum. Es ist nicht so viel Action zu sehen, wie man sie sich erhoffen würde. Dummerweise ist auch Mätze an seinen festen Platz gebunden, da er neben den Vocals auch eifrig in die Saiten haut. Immerhin kommt bei “Knights Of Doom“ ein Circle Pit zustande, der es schafft die gesamte Stimmung etwas mehr aufzulockern, auch wenn der große Durchbruch ausbleibt. (Sarah Fleischer)
HACKNEYED (14:45-15:25)
Dass die beste Zeit HACKNEYEDs vorbei ist, kann man zwar nach zwei Alben und gerade einmal fünf Jahren Bandbestehen so nicht sagen, doch dass die Schwaben nicht mehr als die bemerkenswert jungen Ausnahmetalente gehandelt werden, um die ein ziemlicher Hype gemacht wird, lässt sich nicht leugnen. Das zeigt sich auch auf dem diesjährigen Rockharz-Festival, denn die Death Metaller werden bereits 14:45 Uhr für nur 40 Minuten auf die Bühne geschickt und auch der Publikumsandrang ist zunächst eher gemäßigt. Davon lassen sich HACKNEYED die Stimmung jedoch nicht vermiesen und geben ordentlich Gas, vermessen jeden Meter der Bühne und animieren das Publikum fast unentwegt zum Mitmachen. Mit ihrem sowohl aus Titeln ihrer beiden bisherigen Alben “Death Prevails” und “Burn After Reaping” als auch welchen des im nächsten Monat erscheinenden neuen Werkes “Carnival Cadavre” (beispielsweise dem eingängigen “Damn (You’re Dead Again)”) bestehenden Sets gelingt es den jungen Musikern auch recht schnell, die Zuschauer für sich zu gewinnen, sodass diese am Ende des Auftritts sogar lauthals nach einer Zugabe verlangen, die der enge Zeitplan jedoch leider nicht zulässt. (Katharina Beck)
WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER (15:30-16:10)
Im Anschluss entern die Trance-/Deathcorer WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER die benachbarte Rock Stage, vor der sich bereits während der HACKNEYED-Show eine ordentliche Traube Menschen gebildet hat. Doch als die ersten Töne als den Boxen dröhen, schwellt diese im Rekordtempo um zahlreiche weitere Festival-Besucher an, sodass die fünf Brandenburger, einheitlich mit weißen Shirts bekleidet, sich einer für diese Tageszeit bemerkenswert großen Menschenmenge gegenüber sehen. Für WBTBWB kein Problem, sie erobern die Zuschauer mit ihren prägnant-schrägen Nummern im Sturm, “Oh Mama Mach Kartoffelsalat”, “Superföhn Bananendate”, “Der Kleine Vampir” und zahlreiche weitere Songs, überwiegend vom aktuellen Album “Der Tag, An Dem Die Welt Unterging” stammend, werden wie aus einem Munde mitgegrölt und in den vorderen Reihen wird ausgiebig gemosht und getanzt. Und das, obwohl der sehr wechselhafte Sound einem die Stimmung ziemlich verderben könnte.
Der Band selbst macht die Show augenscheintlich eine Menge Spaß, die fünf sind ständig in Bewegung, auch wenn WBTBWB meiner Meinung nach etwas zu wenig auf die Zuschauer eingehen und sich ausschließlich ihrer Show widmen. Bei vielen anderen Bands würde diese Taktik ins Leere laufen, doch die Musik der Brandenburger spricht einfach für sich selbst und reißt unweigerlich mit. Dennoch hätten die Fünf hier durchaus noch mehr heraus holen und diesen erfolgreichen Auftritt zu einem herausragenden machen können. (Katharina Beck)
MÅNEGARM (16:15-17:10)
Nach dem Kartoffelsalat-Nintendocore-Inferno von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER müssen die Schweden von MÅNEGARM auf die Bretter. Die Befürchtung, dass die Folk-Black-Metaller in Sachen guter Stimmung nicht mit den seitengescheitelten Brandenburgern und ihren überdimensionierten Luftballons mithalten können, ist allerdings an den Haaren herbeigezogen: Mit großer Spielfreude und einer völlig anderen und auf dem Festival ziemlich unterrepräsentierten Zielgruppe kann die um zwei Livemusiker verstärkte Truppe von Anfang an punkten. Auf einmal werden vor der Bühne die Bäuche dicker, die Haare unfrisierter und der Altersdurchschnitt steigt rapide. MÅNEGARM sind eine der wenigen Bands des Festivals mit Black Metal- und Folkeinflüssen und ziehen deshalb von Song zu Song mehr Publikum mit an, das zu den vom Geigenspiel von Tingeltangel-Bob-Lookalike Janne Liljeqvist geprägten Songs feiern will. Das merken die Musiker relativ schnell und animieren ihre Fans zum Mitgrölen und Mitschunkeln. Trotz des relativ straighten Materials gibt’s dazu reichlich Gelegenheit, denn im Gegensatz zu vielen ihrer skandinavischen Kollegen sind MÅNEGARM weder eine düdelige Flöten- noch eine überschnelle Dreschband, sondern eine ausgewogene und sehr bangkompatible Mischung. Meiner Meinung nach enthält die Diskographie der Schweden, ähnlich wie ihr Set, zwar keine wirklichen Höhepunkte, dafür aber fünfundvierzig Minuten gutklassiger Livemusik. Und die das meiner Meinung nach erste Mal an diesem Tag mit einem guten Sound. (Florian Dammasch)
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