Rockharz Open Air
der große Festivalbericht 2011

Konzertbericht

Billing: Hypocrisy, Vreid, Týr, Tarja, Stratovarius, Saltatio Mortis, Pro-Pain, Powerwolf, Neaera, Månegarm, In Extremo, Amorphis, Hammerfall, Hail Of Bullets, Hackneyed, Grand Magus, Fiddler's Green, Ektomorf, Eisregen, Dark Tranquillity und Caliban
Konzert vom 1970-01-01 | Flugplatz, Ballenstedt

Rockharz Open AirNEAERA (18:45-19:30)

Gemessen an der Beteiligung der Fans und Festivalbesucher wird die folgende Band sicherlich neue Maßstäbe setzen. In der Running Order stehen nun NEAERA aus Münster. Die Coreler sind in der Tat bekannt dafür mit ihrer Musik und ihrer Show volle Breitseite zu geben. NEAERA fordern vom Publikum stetig alles und noch ein wenig mehr. Mit “Let The Tempest Come“ steigen sie gebührend in ihr Set ein. Auf volle und kompromisslose Power geimpft, ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass bereits nach dem zweiten Song von den Fans eine Wall Of Death gefordert wird. Binnen kürzester Zeit kommt diese auch in einer angemessenen Dimension zustande. “Ihr seid echt geil! Nur die Crowdsurfer sind eingeschlafen!“, entgegnet Benny Hilleke, der sich bei jedem Gig völlig verausgabt, und mit einer unfassbar variablen Stimme begeistert. Während er in der einen Passage unheimlich tief growlt, keift er in der nächsten Passage markerschütternd. Vor lauter Power und Energie verhaspelt sich Benny anfangs immer wieder mit den Kabeln und stolpert über die Monitorboxen. Mittlerweile haben auch die Crowdsurfer enorm zugenommen, womit die Security jedoch überfordert ist. Einer nach dem anderen segelt unsanft in den Graben. Da wäre eine bessere Organisation seitens der Firma mehr als angebracht gewesen. Aber zu NEAERA gibt es zur Freude der wüsten Metaller noch reichlich andere Beschäftigung, mit der es sich ordentlich feiern lässt. Mosh- und Circle Pits sind der altbewährte Standard, mit dem sich das überwiegend junge Volk bei Laune hält. Letztendlich hat sich nach dem Gig von NEAERA einmal mehr gezeigt, wie viele Metaller sich in den Bann von rasenden Core-Bands ziehen lassen. (Sarah Fleischer)

Rockharz Open AirPRO-PAIN (19:35-20:25)

Mit Core stellen sich auch PRO-PAIN dem Publikum des Rockharz-Festivals. Jedoch ist der Core von PRO-PAIN insgesamt wesentlich roher, ohne viel Geschnörkel, und um einiges langsamer. Mit “Death On The Dancefloor“ starten die New Yorker ihren Auftritt. Dabei haben sie nicht von Anfang an so leichtes Spiel wie andere Bands, die heute bereits vor ihnen auf der Bühne gestanden haben. Die meisten, die PRO-PAIN ihr Gehör schenken, scheinen sich erst einen Moment in die Musik einhören zu müssen. Die Hardcoreler sind allerdings den meisten bekannt, immerhin handelt es sich bei dem Quartett um Sänger Gary Meskil durchaus um eine Legende aus dem New York Hardcore, und so steht auch hier einer ausgelassenen Feier bald nichts mehr im Wege. Es fällt jedoch auf, dass die Stimmung insgesamt anders ist. Sie ist keinesfalls schlecht, und es scharen sich reichlich Festivalbesucher vor der Bühne, aber der große Mosh bleibt aus. Dafür wird gehüpft was das Zeug hält, und eine Vielzahl an Fäusten reckt sich in die Höhe. Am Ende gibt es auch noch zwei Klassiker auf die Ohren. “Shine“ und “Make War“ schließen sich ganz an das Ende der Setlist an, und geben ein letztes Mal Anlass dazu, auf Core-Weise etwas mehr Gas zu geben, bevor es mit STRATOVARIUS wesentlich ruhiger wird. (Sarah Fleischer)

Rockharz Open AirSTRATOVARIUS (20:30-21:30)

Die finnische Power Metal-Band STRATOVARIUS hat nichtsdestotrotz einiges zu bieten. Insbesondere technisch macht ihnen so schnell keiner etwas vor. Ihren Gig, der von vorne bis hinten zum Trällern einlädt, wird mit einem der Klassiker schlechthin eingeläutet. “Eagleheart“ reißt die Fans gleich in einen enormen Freudentaumel und lässt zudem gleich einen Eindruck der Qualitäten der Band zu. Der sympathische und stets lächelnde, wenn nicht mit Herzblut singende Timo Kotipelto überzeugt vom ersten Ton mit seiner astreinen Stimme, und Gitarrist Matias Kupiainen präsentiert seine enormen Fähigkeiten an der Gitarre. Für viele Fans, die STRATOVARIUS nicht auf der Tour mit HELLOWEEN erleben durften, bietet sich obendrein das wunderbare Bild, dass Drummer Jörg Michael sich von seiner Krebserkrankung erholt und nun wieder seine Position am Schlagzeug eingenommen hat. Die Setlist ist gut gemischt, ältere Klassiker wie “Deep Unknown“ und “Phoenix“ wechseln ab mit neuen Songs vom aktuellen Album “Elysium“, auch wenn von dieser starken Platte eher wenige Songs vertreten sind. Während ein Gitarrensolo das nächste jagt und hin und wieder von einem Keyboardsolo abgelöst wird, stellt sich nicht nur die gute Leistung heraus, sondern auch ein guter Sound, der dem gesamten Auftritt das Sahnehäubchen aufsetzt. Nachdem “Paradise“ gespielt wurde, sind die Fans in den ersten Reihen noch mehr aufgeheizt und feiern STRATOVARIUS zunehmend. Ein anderer Song, der in keiner STRATOVARIUS Setlist fehlen darf ist “Hunting High And Low“, bei dem die Fans der Band ihre volle Stimmgewalt präsentieren können. Zum Abschluss gibt Jörg Michael ein ordentliches Drumsolo, um auch den Menschen in der hintersten Reihe zu zeigen: “Ich bin wieder da!“, bevor die Spielzeit von STRATOVARIUS mit “Black Diamond“ beendet ist. (Sarah Fleischer)

Rockharz Open AirHYPOCRISY (21:35-22:35)

Nachdem bei STRATOVARIUS nun mehr als genug heile Welt und Schunkelei war, ist es nun endlich an der Zeit für eine gewaltige Death Metal-Keule. HYPOCRISY haben schon am metal.de-Autogrammstand eine endlose Schlange Fans auf den Plan gerufen, und das ist beim Auftritt der Schweden nicht anders. HYPOCRISY werden sehnlichst erwartet, und die legen mit “Valley Of The Damned“ von “A Taste Of Extreme Divinity“ gewaltig los. Die Vocals von Peter Tägtgren sind derart markant, dass in keiner Weise Verwechslungsgefahr besteht. Zu dritt bieten HYPOCRISY eine äußerst gute Leistung, und auch, wenn auf der Bühne an sich nicht viel passiert, können die Death Metaller ohne Probleme überzeugen. Immerhin sind sie eine der bedeutendsten Death Metal-Bands überhaupt. Und auch, wenn nicht nur rosige Zeiten in der Bandgeschichte liegen, viel zu lange Live-Pausen für HYPOCRISY-Entzug gesorgt haben, so können die Schweden dennoch nach wie vor überzeugen und mitreißen. Unter den Fans kann man erstaunlich viele zufriedene und entschlossene Gesichter ausfindig machen. Obwohl es immer stärker anfängt zu regnen, lässt sich keiner von ihnen die Stimmung verderben. Überall schleudern die Metaller ihr Haupthaar und “Eraser“ lockt dann auch den letzten aus der Reserve. Um den Ganzen einen prunkvollen Abschluss zu geben, beendet der Dauerbrenner “Fractured Millenium“ den grandiosen Auftritt. (Sarah Fleischer)

Rockharz Open AirAMORPHIS (00:05-01:05)

Obwohl die Fans mittlerweile mehr als drei Stunden im strömenden Regen verbracht haben, wollen sich erstaunlich viele den Auftritt von AMORPHIS nicht entgehen lassen. Die Finnen bauen von Anfang an auf ein ganz anderes Konzept, als es noch auf dem Metalfest vor ein paar Wochen der Fall war. Während in Dessau das gesamte Stageset und die Setlist im Zeichen des kürzlich erschienenen Longplayers “The Beginning Of Times“ standen, ist davon heute Abend wenig zu sehen. Keine Eier oder Fische, die auf irgendeinem Backdrop die Bühne zieren. Stattdessen gibt es das alte Stageset von der Live-DVD “Forging The Land Of Thousand Lakes“. AMORPHIS eröffnen ihren Gig mit “Battle Of Light“. Tomi Joutsen ist eine faszinierende Erscheinung, und besonders seine gegrowlten Gesangsparts können begeistern. Nachwievor wirkt allerdings sein neues Mikrofon etwas störend. Es nimmt derart viel Raum ein, dass es beim Singen einen Großteil von Tomis Gesicht verdeckt. Aber die Entschädigung folgt sehr bald. “The Smoke“ folgt sehr früh und ist ganz offensichtlich genau das, was die durchnässten Fans jetzt gebrauchen können. Hinzu kommen Klassiker wie “Sky Is Mine“ und “My Kantele“. Sicherlich reiht sich auch der ein oder andere neue Song mit ein, aber so soll es schließlich auch sein, denn AMORPHIS haben mit “The Beginning Of Times“ ein durchaus gutes Werk vollbracht. “House Of Sleep“ setzt dem ersten Festivaltag schließlich ein Ende. Der gesamte Gig von AMORPHIS hat ganz klar gezeigt, dass die Finnen eine Band sind, die in der Nacht viel besser wirkt und einen wesentlich atmosphärischeren Auftritt bietet, als bei früheren Spielzeiten im Tageslicht. (Sarah Fleischer)

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21.07.2011

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