Rockharz Open Air
der große Festivalbericht 2011
Konzertbericht
DONNERSTAG
DREAMSHADE (14:00-14:40)
Die erste Band, die am Donnerstag auf der Rock Stage des Rockharz-Festivals 2011 eröffnen darf, sind DREAMSHADE aus der Schweiz. Obwohl der Einlass verzögert stattfindet, versammeln sich die ersten Fans recht schnell vor der großen Bühne des Festivals. DREAMSHADE brauchen eine kleine Weile, um richtig warm zu werden. Anfangs wirken sie noch ein wenig steif und sehr beobachtend, was sich jedoch ziemlich schnell legt. Der Melodic Death Metal, der mit äußerst vielen modernen Elementen gespickt ist, geht schnell ins Ohr und gefällt. Vokalist Iko Castelli hält sich auch nicht lange mit seinen Wünschen für die Festivaleröffnung zurück. “I wanna see some violence“, brüllt er wild entschlossen ins Publikum, welches noch nicht ganz so zielstrebig und munter agiert wie Iko Castelli. Von ihrem aktuellen Album “What Silence Hides“ halten die Schweizer ein paar Songs parat, so wie “DeGeneration“, das direkt mal mit ein paar passablen Breakdowns startet. So angeheizt werden die Besucher nach und nach immer lockerer. In den ersten Reihen schleudern immer mehr Haare durch die Luft, und auf das Moshen wird nun auch nicht mehr verzichtet. (Sarah Fleischer)
SONS OF SEASONS (14:45-15:25)
Der Übergang zur nächsten Band ist absolut nahtlos und lässt kaum die Möglichkeit in Ruhe vor die nebenan liegende Bühne zu schlendern. Auf dieser gibt es nun völlig andere Musik auf die Ohren des Rockharz-Publikums. Der Gig von SONS OF SEASONS startet mit ein paar Zuschauern weniger, als es bei den Openern DREAMSHADE der Fall war. Da zeigt sich einmal mehr, dass auch auf Metal-Festivals die unterschiedlichen Genres des Core immer beliebter werden. SONS OF SEASONS sind eine Dark Symphonic Metal-Band, die mit vielen sachten, äußerst melodischen Parts überzeugen will. Die ruhigeren Parts wechseln immer wieder mit härteren Passagen ab, welche durchaus zum Headbangen einladen. Die Zuschauer, die vor der Bühne stehen, kennen SONS OF SEASONS offenbar ganz gut. Sie singen die Texte mit, klatschen im Takt und sind breit am Strahlen. Daniel Schild gibt an seinem beachtlichen Schlagzeug gewaltig Gas, haut mit vollem Elan und enormen Tempo Doublebass durch die Boxen, und die Gitarristen Oliver Palotai und Pepe Pierez überzeugen mit starken Gitarrensoli. Technisch ausgefeilt, können SONS OF SEASONS wirklich beeindrucken. Eine starke Band, die nur an die richtigen Ohren gelangen muss. (Sarah Fleischer)
CRIPPER (15:30-16:10)
Für viele Besucher des Rockharz-Festivals sind CRIPPER eine enorme Überraschung. Die 2005 gegründete Thrash Metal-Band aus Hannover haut vom ersten Song an gewaltig rein. Als eine der äußerst wenigen Thrash Metal-Bands, haben CRIPPER obendrein eine smarte Frontfrau, die nicht nur mit einer starken Stimme enorm beeindrucken kann. Rasch schlägt die Begeisterung auf Fans und Publikum über. Die ersten Wall of Death-Rufe dringen nach kürzester Spielzeit auf die Bühne. “Das ist eure Entscheidung. Ich sage dazu nichts“, entgegnet Britta Görtz. Die Masse teilt sich und prasselt ungebremst aufeinander. Die Anzahl der Metaller vor der Bühne steigt zusehends und die Fans entwickeln ein enorm hohes Potential an Eigeninitiative, was nicht nur an der Wall of Death zu sehen war, sondern auch an diversen Circle Pits und der gesamten Resonanz. Besonders fällt auch Basser Bastian Helwig auf. Während die meisten Basser dafür bekannt sind, sich eher bedeckt im Hintergrund zu halten, drückt Bastian voll auf die Tube und ist auf der Bühne sehr präsent. Gepusht von der guten Stimmung vor der Bühne, schaukelt sich auch die Stimmung auf der Bühne zusehends hoch, sodass CRIPPER ihren Auftritt sehr erfolgreich beenden können. (Sarah Fleischer)
THE NEW BLACK (16:15-17:00)
Erneut geht es etwas ruhiger weiter. Die Rockband THE NEW BLACK schart nun das hellhörige Publikum um sich. Dieses schaltet spontan einige Gänge runter und überlässt es größtenteils den Fans für Stimmung zu sorgen. Auf der Bühne herrscht ab dem ersten Ton gute Laune, und vor allem die Gitarristen Fabian Schwarz, Christof Leim und Basser Günt Auschrat albern permanent miteinander rum. Das macht den gesamten Gig natürlich sehr sympathisch, denn es ist immer schön zu sehen, wenn auch die Band auf der Bühne Freude an dem hat, was sie macht, und nicht nur wie Zinnsoldaten dasteht. Sänger Fludid sorgt mit seiner charismatischen und tiefen Stimme für wachsame Ohren, denen der Sound allerdings einen Tick zu leise ist. “Mach die Scheiße lauter“, brüllt ein Fan auf die Bühne, und nach kurzer Einweisung von Fludid drehen sich die Besucher um, schauen zum FOH und brüllen im Chor dem Tontechniker ihr Begehr entgegen. Nennenswert lauter wird es zwar nicht, aber es scheint die Fans zufrieden zu stellen. Jetzt sind zunächst allerdings etwas leisere Klänge an der Reihe. Fludid zückt die Mundharmonika und fordert: “Wenn euch die Töne gefallen, dann kreischt!“. Das Kreischen hält sich in Grenzen, aber Spaß macht es dennoch. Zum Schluss ernten THE NEW BLACK sogar noch ein paar Zugabe-Rufe, denen wie so oft auf einem Festival nicht nachgekommen werden kann. (Sarah Fleischer)
FOZZY (17:05-17:50)
Auf der Rock Stage hängt bereits das Backdrop von FOZZY offenbarend an der Bühnenrückwand, und nach wenigen Minuten erklingt “We Will Rock You“ als Intro. Als die ersten Bässe durch die Boxen dringen, werden sämtliche Körperteile auf eine harte Probe gestellt. Wer weit vorne steht und keinen Gehörschutz trägt, wird das sicherlich schnell bereuen. Selbstsicher stürmt die Band kurz darauf die Bühne. Sänger Chris Jericho stellt sich ganz cool, mit Sonnenbrille auf der Nase, vor das Mikro, und im Publikum sind die ersten Plakate zu sichten, auf denen diverse Liebes-Bekundungen zu lesen sind. Der Wrestler aus Atlanta hat das Publikum in Windeseile im Griff. Trotz seiner enorm präsenten Erscheinung gehen die anderen Bandmitglieder neben ihm nicht unter. Sowohl der Bassist Sean Delson, als auch Gitarrist Rich Ward wissen sich gekonnt in Szene zu setzen und vernachlässigen es dabei nicht das nötige Gefühl in ihre Musik zu stecken. Den Fans gefällt es jedenfalls, was sie zu sehen bekommen. Laute “FOZZY“-Rufe dringen nach vorne, was Chris Jericho nur noch mehr dazu antreibt, das Publikum den Bandnamen rufen zu hören. “Let me hear you say FOZZY!“, wiederholt er immer wieder, wobei das an sich ganz nicht nötig wäre und wie überflüssiges Gehabe wirkt. Insgesamt ist es während der Songs eher ruhig, aber dafür bekommen FOZZY in den Musik-freien Sequenzen umso mehr Jubel um die Ohren. (Sarah Fleischer)
VREID (17:55-18:40)
Als nächste Band sind VREID aus Norwegen an der Reihe, die als erste Band des diesjährigenRockharz-Festival s etwas andere Töne anstimmen. Der Gig beginnt mit den Klängen der Glocken aus einem Kirchturm, welches rasch von einem rasanten Schlagzeuggewitter abgelöst wird. Als Sänger und Gitarrist Sture die Stimme erhebt, ist auch für die Zuhörer, die VREID nicht kennen, wohl klar, dass für die nächsten 45 Minuten gepflegter Black Metal auf dem Programm steht. Die düstere und insgesamt sehr stimmungsvolle Musik wie bei dem Titel “Fire On The Mountain“ lädt regelrecht dazu ein, sich vor die Bühne zu stellen, und den Kopf gedankenverloren im Takt der Musik zu schwingen. Die Fans in den ersten Reihen wissen das offenbar ganz besonders zu schätzen. Bisher hat es keine andere Band es Tages geschafft, so viele Headbanger auf den Plan zu rufen. Insgesamt ist es etwas ruhiger geworden. Sowohl der Jubel, als auch die Beteiligung der meisten Metaller sind zurückgegangen. Aber wie jeder weiß, ist Black Metal nun mal nichts für euphorische Gefühlsausbrüche und rasante Aktivitäten. Dass VREID ein gutes musikalisches Brett hinlegen und einiges zu bieten haben, bleibt vielen nicht lange verborgen, und so wird es im Laufe des Auftritts wieder voller vor der Bühne, und auch die Stimmung steigert sich. (Sarah Fleischer)
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