Rockharz Open Air
Der große Bericht vom Rockharz Open Air 2012 Teil 3

Konzertbericht

Billing: Lacuna Coil, Sepultura, Rage, Paul Di'Anno, Paradise Lost, Pain, Oomph!, Morgoth, Moonsorrow, Amon Amarth, Knorkator, Hatebreed, Epica, Deathstars, Blind Guardian, ASP und Arch Enemy
Konzert vom 2012-07-19 | Flugplatz, Ballenstedt

18:45 – 19:30 LACUNA COIL (RS):

Galerie mit 30 Bildern: Lacuna Coil - Rockharz Open Air 2012

Lange war es still um die Italiener, die in der Vergangenheit sicherlich nicht nur durch ihre Sängerin Christina Scabbia aufgefallen sind. Vielmehr war und ist es die Kombination aus musikalischer Härte gepaart mit der grazilen Erscheinung Scabbia, die LACUNA COIL zu einem gern gesehenen Gast auf den großen Bühnen haben werden lassen. Mit neuem Album im Gepäck sind die Italiener zurück und stellen mit den ersten Tönen eindrücklich klar, dass man über die Jahre nichts verlernt hat. Gewohnt offenherzig und mit mächtigem Engagement ist Scabbia bereits mit dem Opener sichtlich auf Kilometergeld aus und animiert den gut gefüllten Bühnenvorplatz. LACUNA COIL sind für das ROCKHARZ ein Glücksgriff und rechtfertigen jede Minute ihres Auftritts mit einem bunten Feuerwerk aus dem bisherigen Schaffen der Band. Dabei lässt es sich die hübsche Frontfrau nicht nehmen und unterstützt mit beherztem Griff zum Stick gerne ihren Drummer Christiano Mozzati, um nur eine der kurzweiligen Einlagen zu nennen. Stimmlich funktioniert das Konstrukt Scabbia/Ferro an diesem Tag blendend und zeigt den vielen Nachwuchscombos, wie es zu funktionieren hat. Beim Auftritt der Mailänder ist förmlich zu spüren, dass nicht alle Wege eben waren in den letzten Jahren und auch der heutige Auftritt der Beginn einer Neufindung ist. LACUNA COIL sind zurück und werden hoffentlich nicht wieder so lange von der Bildfläche verschwinden. Well done!

Für alle, die nach diesem eindrucksvollem Set mehr von den Italienern sehen wollen: Ab November sind LACUNA COIL wieder auf Tour präsentieren das neue Werk „Dark Adrenaline“ live.

(Wolfgang Gauch)

19:35 – 20:25 (DS) MORGOTH:

Galerie mit 20 Bildern: Morgoth - Rockharz Open Air 2012

Die Sauerländer Oldschool-Deather MORGOTH sind bereits seit über einem Jahr mit ihren alten Stücken (vor allem vom „Cursed“-Album) unterwegs – insofern war es abzusehen, dass sie mittlerweile die Setlist munter durcheinander würfeln würden, und so kommt es auch: Nach dem bedrohlichen „Cursed“-Intro ertönt nicht „Body Count“, sondern „Burnt Identity“ und direkt daran anschließend „Travel“. Ziemlich alter Stoff also, und kein Wunder, dass Fronter Marc Grewe (wie gewohnt mit schwarzer Wollmütze und seinen grünen Kontaktlinsen) die Meute fragt: „Habt ihr Lust auf Old – School – Death – Me – tal?“ Eigentlich schon, nur tummeln sich vor der Bühne vergleichsweise wenige Fans, und die da sind, nicken eher verhalten und in sich gekehrt, als dass sie laut johlen würden. Passt natürlich ganz gut zum Treiben auf der Bühne, denn da sind vor allem Marc Grewe und Bassist Soti für die Bewegung zuständig, während die beiden Gitarristen sich eher auf das Spielen konzentrieren. Schwamm drüber, denn musikalisch bieten MORGOTH erstklassigen Stoff: Da gibt es „Body Count“, „Suffer Life“, „Resistance“, „Unreal Imagination“ sowie den Gassenhauer „Sold Baptism“. Und außerdem sind die Schreie, die Marc Grewe vom Stapel lässt, unfassbar krass und gut. Abschließend ist noch Zeit für „Isolated“, und irgendwie ist dann doch jeder zufrieden.

(Eckart Maronde)

20:30 – 21:30 (RS) ARCH ENEMY:

Galerie mit 14 Bildern: Arch Enemy - Rockharz Open Air 2012

Der schwedisch/deutschen Kapelle wurde bisher nicht zum ersten Mal vorgeworfen, sich seit einigen Alben ein wenig auf vorhandenen Lorbeeren auszuruhen, die phasenweise sogar hin zur Selbstkopie reichen. Gewissermaßen kann ich diese Aspekte durchaus nachvollziehen, doch einmal beweisen ARCH ENEMY auf der Bühne, dass dies zumindest auf einem qualitativ unheimlich hohen Niveau geschieht. Gerade die Saitenfraktion, die mittlerweile bekanntlich nicht mehr ausschließlich aus der Familie Amott besteht, sondern sich nach dem Abgang von Christopher nun aus Michael Amott und Nick Cordle zusammensetzt, macht von Beginn an ordentlich Dampf und haut ein Schädelspalter-Riff nach dem anderen in die Menge. Umrahmt wird das Ganze selbstverständlich von der eigentlich Hauptperson in dieser Band Angela Gossow, deren zartes Stimmchen ein ums andere Mal neu beeindruckt und die sich auch mit ihrer Bühnenshow als wahrhafte Rampensau präsentiert. So springt die nach wie vor sehr nett anzusehende Kreischdame agil hin und her, während sie alles dafür tut, die ohnehin begeisterte Zuschauerschar noch mehr in ihren Bann zu ziehen. Hits wie “We Will Rise“ bilden abschließend den Höhepunkt einer routinierten, aber sehr ansehnlichen Show.

(Patrick Olbrich)

21:35 – 22:35 (DS) KNORKATOR:

Galerie mit 15 Bildern: Knorkator - Rockharz Open Air 2012

Weiter geht es mit der meisten Band der Welt. Großer Jubel und eine randvolle Wiese vor der Bühne nehmen KNORKATOR in Empfang. Die wohl lustigste und komödiantischste Band auf deutschen Metalbühnen schmeißt den Fans zu Beginn „Der ultimative Mann“ vor die Füße und lockt sogleich massig Crowdsurfer in den Graben. Kurzerhand holt sich Sänger Stumpe die Fotografen auf die Bühne, die nun alle ein schönes Gruppenbild der Band auf ihrer Kamera haben, um sie unmittelbar danach mit (gespielt) garstigem Ton und unfreundlichen Worten wieder von der Bühne zu werfen.
Das Publikum feiert derweil, was das Zeug hält, kein Stimmband bleibt unbenutzt und kein Auge trocken. Der unfassbar trockene Humor schlägt unaufhörlich in die Vollen und lässt nicht eine Sekunde lang Zweifel am enormen Spaßfaktor und Wert der Band. Als sich Stumpe sieben dicke Männer auf die Bühne holt und kurz darauf zum „Altmännerjumping“ ansetzt, geht ein lautes Raunen durch die Menge. Man kann über Stumpe vieles behaupten … zimperlich ist er in keiner Hinsicht. Der agile Herr mit dem auffälligen Tattoo hüpft über die Bühne, verbiegt sich wie eine Gummipuppe und sorgt dafür, dass man den Blick nicht einen Moment lang abwenden möchte.
So sind KNORKATOR in jedem Fall ein ganz besonderes Highlight das Festivals und sorgen mit ihren vielen Ideen und ihrer Kreativität, mit der sie den Blödsinn sprudeln lassen, für enormen Spaß bei allen Beteiligten.

Setlist:
Der Ultimative Mann
All That She Wants
Ma Baker
Eigentum
Du Bist Schuld
Du Nich
Alter Mann
Klonen
Böse
Kurz Und Klein
Wir Werden
Für Meine Fans
A

(Sarah Fleischer)

22:40 – 00:00 (RS) AMON AMARTH:

Galerie mit 30 Bildern: Amon Amarth - Rockharz Open Air 2012

Ich bin ja kein großer Freund von AMON AMARTHs letztem Album, das doch reichlich vorhersehbar und hüftsteif ist. Trotzdem sind die Schweden natürlich nach wie vor die Idealbesetzung für den Headlinerslot am Samstagabend: Album hin oder her – was die Schweden auf der Bühne bringen, ist schon beeindruckend. Angefangen bei der Bühnenpräsenz, die maßgeblich von Fronthüne und Rauschebart Johan Hegg bestimmt wird: Der nutzt alle Freiräume, die ihm sein Status als Sänger bringt, ist ständig in Bewegung, ständig am Rotorbangen, und seine Erdbebengrunzer sind sowieso massiv. Seine Mitstreiter der Saitenfraktion stehen ihm in puncto Bewegung in nichts nach, fegen unentwegt über die Bühne oder lassen synchron die blonden Mähnen kreisen. Und bei den Songs hat das Quintett sowieso genügend gute Songs in der Hinterhand: Da gibt es eingangs die beiden besten Songs des neuen Albums, „War Of The Gods“ und „Destroyer Of The Universe“ neben dem Kracher „Runes To My Memory“. Bei „Death In Fire“ wird eine beeindruckende Pyroeinlage gezündet, die im Kontrast zum nunmehr dunklen Nachthimmel ihre ganze Wirkung enfalten kann. Fett! Nett ist auch das restliche Programm, das fast alle Perioden der Schweden abdeckt: „Cry Of The Black Birds“, „Fate Of Norns“ und vor allem „Victorious March“ vom Debüt „Once Sent From The Golden Hall“. Wer nicht am Crowdsurfen ist, geht zumindest mit, singt mit oder reckt die Fäuste. Abschließend spielen AMON AMARTH noch „Twilight Of The Thunder God“ und „Guardians Of Asgaard“, und die Meute bleibt geplättet zurück.

Setlist:

War of the Gods
Runes to My Memory
Destroyer of the Universe
Death in Fire
The Pursuit of Vikings
Cry of the Black Birds
Varyags of Miklagaard
For Victory or Death
Victorious March
Twilight of the Thunder God
Guardians of Asgaard

(Eckart Maronde)

00:05 – 01:00 (DS) MOONSORROW:

MOONSORROW gehören nun wahrlich nicht zu den Bands, die sich auf den Bühnen der Metalwelt rar machen. Dennoch locken sie mit ihrem Pagan Metal immer wieder scharenweise Fans zu ihren Auftritten. Und so hat sich auch zu in der Nacht von Samstag auf Sonntag wieder eine ansehnliche Menge vor der Dark Stage versammelt, bei der schon bald ordentlich Stimmung aufkommt. Egal, ob es sich um alte Klassiker wie „Kiventantaja“ oder den vom letztjährigen Album stammenden Song „Kuolleiden Maa“ handelt, Sänger Ville keift sich mit einer gewohnten Ladung Aggressivität durch die Stücke und auch die restlich Bandmitglieder zeigen souverän ihr Können an den Instrumenten, wenngleich man mit unter den Eindruck gewinnen könnte, dass sich bei den Jungs aus dem hohen Norden langsam eine gewisse Routine einstellt. Auch optisch bleibt alles beim Alten, blutbeschmiert bzw. im obligatorischen M-Runen-Shirt, stehen die Finnen auf der Bühne, und lassen, ähnlich wie die angereisten Fans vor der Bühne, ausgiebig das Haupthaar kreisen.
Kurzum, kein weltbewegender, aber durchaus gelungener Auftritt, der die Mehrheit des bierseligen Publikums zufrieden gestellt haben dürft.

(Carina Henschel)

01:00 – 01:45 – (RS) THE OTHER:

Nicht unbedingt der typische Rausschmeißer, wie ich finde. Die Horrerpunker von THE OTHER machen zwar gewaltigen Terz und haben mit gleißendem Rotlicht und vielen Kerzen gleichsam auch für ein stimmiges Bühnenbild gesorgt, welches sie selbst durch ihr zombieartiges optisches Auftreten nochmals untermalen. Auch wenn sich die Truppe viel Mühe gibt – atmosphärisch greift hier nicht unbedingt ein Rädchen ins andere. Stattdessen funktionieren die Songs auf einer anderen Ebene und laden nochmals herzlich zum Abzappeln ein, auch wenn viele Parts durchaus die Intention aufweisen, das Gesamtfeeling ein wenig zu verdunkeln. Vor der Bühne herrscht noch vergleichsweise viel Auflauf und das Publikum scheint zum Abschluss nochmals alles geben zu wollen. Den richtigen Rausschmiss gibt’s dann zum krönenden Ende, als mit “Hier kommt die Dunkelheit“ eine Mitsingnummer folgt, die zumindest die musikalisch Vertrauten in der Menge auch als solche erkennen und zelebrieren.

(Patrick Olbrich)

Nachdem die letzten Töne von THE OTHER in der immerhin trockenen Nacht verklungen sind, zieht es die einen noch ins Partyzelt oder auf den Zeltplatz, um die letzten Festivalstunden gebührend ausklingen zu lassen. Wir dagegen versacken an unserem Stand und leeren in freundlicher Gesellschaft von MALRUN-Drummer Mikkel Johnson noch die letzten Biere, bis irgendwann die Sonne ihre ersten vorsichtigen Fühler am noch düsteren Himmel ausbreitet und damit das Ende eines unvergesslichen Wochenendes besiegelt.

 

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25.07.2012

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