Rockharz Open Air
Der große Bericht vom Rockharz Open Air 2012 Teil 2

Konzertbericht

Billing: Lacuna Coil, Sepultura, Rage, Paul Di'Anno, Paradise Lost, Pain, Oomph!, Morgoth, Moonsorrow, Amon Amarth, Knorkator, Hatebreed, Epica, Deathstars, Blind Guardian, ASP und Arch Enemy
Konzert vom 2012-07-19 | Flugplatz, Ballenstedt

 

17:05 – 17:50 (RS) DESPERADOZ:

Galerie mit 31 Bildern: Dezperadoz - Rockharz Open Air 2012

Zeit zum Abrocken ist es letztendlich bei den Jungs von DESPERADOZ. Eigentlich hätte die Truppe trockene Sandböden, wirbelnde Nebelschwaden aus Sand und sengende Hitze gebraucht – in jedem Fall hätte dies atmosphärisch das untermauert, was die Truppe darstellt und auf der Bühne zum Besten gibt. Die Musiker jeweils mit Hüten bekleidet und wüstenartige Skelettformen bildeten die Essenz des Bühnenbildes, während die Band ordentlich loslegt. Die anwesenden Zuschauer scheinen die Truppe in jedem Fall bereits im Voraus archiviert zu haben, denn zum Mittag markieren DESPERADOZ, im Hinblick auf die Fanresonanz, einen der energetischsten Auftritte des Rockharz-Freitags. Das mag vielleicht zum einen an dem oben genannten Grund der entsprechenden Vorkenntnisse liegen, zum anderen aber sicherlich auch, weil das trockene Rockkonstrukt nicht besonders fordernd ist, aber trotzdem sauber dazu animiert, einfach Spaß zu haben.

(Patrick Olbrich)

17:55 – 18:40 (DS) BEFORE THE DAWN:

Galerie mit 19 Bildern: Before The Dawn - Rockharz Open Air 2012

Seit Lars Eikind die Band im letzten Jahr verlassen hat, sind BEFORE THE DAWN ohne Verstärkung an den Clean Vocals unterwegs. Dass das zumindest auf Platte keine Einschränkung bedeutet, bewiesen die Finnen um Mastermind Toumas Saukkonen bereits im Frühjahr mit ihrem neuen Werk „Rise Of The Phoenix“.  Doch funktioniert das Ganze auch live? Ja, und zwar ausgesprochen gut! Zwar liegt der Schwerpunkt bei der Songauswahl wie zu erwarten auf dem neuen Album, aber auch Klassiker wie der Uraltsong „Unbreakable“ vom ersten Album „My Darkness“ fehlen nicht.  Zeit für Ruhepausen gibt es währenddessen kaum: BEFORE THE DAWN gehen äußerst kraftvoll zu Werke, spielen skandinavischen Melodic Death vom Feinsten und der 45-minütige Auftritt rauscht in einem Sturm aus drückenden Gitarren und aggressiven Growls über die Menge hinweg.
Ob die Band langfristig wieder einen zweiten Mann für die Vocals mit an Bord holen wird, bleibt abzuwarten. Bis dahin können sich die Fans auf eine etwas andere, aber durchaus gelungene Darbietung des Songmaterials freuen.

(Carina Henschel)

18:45 – 19:30 (RS) PRIMORDIAL:

Galerie mit 16 Bildern: Primordial - Rockharz Open Air 2012

Auch die dunklen Wolken, die sich nach wie vor hartnäckig am Himmel auftürmen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass PRIMORDIAL ihre Show heute in ungewohnter Helligkeit darbringen müssen. Doch diese Herausforderung meistern die Iren ohne Schwierigkeiten und Frontmann A. A. Nemtheanga schafft es binnen weniger Augenblicke, die versammelten Besucher für sich zu gewinnen. Das erste Highlight ertönt gleich im Anfangsteil des Sets in Form des Publikumslieblings „As Rome Burns“, der anders als sonst üblich nicht für den Encore aufgespart wird. Mit gebührender Begeisterung wird der Song von der Menge aufgenommen und die euphorischen Gesänge der Fans waren wahrscheinlich noch bis in die hinterste Ecke des Campingplatzes vernehmbar. Eine ähnlich bemerkenswerte Mischung aus Euphorie und gedankenverlorener Entrücktheit ist dann auf den Gesichtern der Zuschauer abzulesen, als die ersten Töne des Songs „The Coffin Ships“ ertönen, der mit der Zeit für viele der Anwesenden sicher eine noch tiefere Bedeutung erlangt hat, als die Hungersnot in Irland, das eigentlich Thema des Songtextes.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie diese Band es schafft, eine unglaublich erdrückende, gleichzeitig aber auch so mitreißende Atmosphäre zu schaffen. Und so werden auch neue Songs wie „Bloodied Yet Unbowed“ vom Publikum begeistert aufgenommen, während sich Sänger A. A. Nemtheanga den einen oder anderen Schluck zur Stärkung gönnt.
Nach einer Dreiviertelstunde ist der ergreifende, wenn auch viel zu kurz erscheinende Auftritt der Iren auch schon vorüber.

(Carina Henschel)

19:35 – 20:25 (DS) EPICA:

Galerie mit 22 Bildern: Epica - Rockharz Open Air 2012

Bei schönster Abendstimmung gibt es mit EPICA einen weiteren, nicht nur optischen, Leckerbissen für alle Fans des Female Fronted Metals. Mit ihrem neuen Album „Requiem For The Indifferent“ eröffnen die Niederländer in bester Stimmung das Set und bei den ständig fliegenden langen Mähnen der ganzen Band (und im Publikum) wünscht man ihnen einen fähigen Masseur für den Abend. Und damit die Nackenmuskulatur nicht überhitzt, sind auch noch Ventilatoren zur Kühlung aufgestellt.
Auch sonst ist viel Action geboten, Sängerin Simone Simons flirtet gerne mit den Gitarrenhelden, punktet mit sympathischen Ansagen im besten Deutsch und zwischendurch arten die Spielchen der Saitenschrubber auch fast zu einer gespielten Ohrfeigenorgie aus. Die Band hat unübersehbar einen Heidenspaß auf der Bühne, und diese Stimmung überträgt sich auch prima ins Publikum.
Der Sound ist etwas unausgeglichen, oft ballert die Bassdrum alles in Grund und Boden, worunter die Gitarren etwas leiden, aber gesanglich sind EPICA gut aufgestellt: Der hohe, sauber intonierte Sopran von Simone gibt einen schönen Kontrast zu den Growls von Mark Jansen. Am Ende des bunten Querschnitts durch die zehnjährige Bandgeschichte fliegen noch die obligatorischen Sticks und Plektren ins Publikum, und die zufriedenen Fans werden bis zum nächsten Konzert in den Niederlanden (oder auch dem Summer Breeze) verabschiedet.

Setlist:
Karma
Monopoly on Truth
Sensorium
Unleashed
Sancta Terra
Cry for the Moon
Storm the Sorrow
Consign to Oblivion

(Wolfgang Gauch)

20:30 – 21:30 (RS) PARADISE LOST:

Galerie mit 16 Bildern: Paradise Lost - Rockharz Open Air 2012

Die letzten Sonnenstrahlen sind am Horizont auszumachen als die Briten die Bühne besteigen. Bislang habe ich PARADISE LOST eher als durchwachsene Live-Band in Erinnerung, die nicht immer das hält, was sie auf Platte verspricht. Ganz anders an diesem Juli-Freitag. Bestens aufgelegt, mit gutem Sound ausgestattet und musikalisch voll auf der Höhe zelebriert das Quintett ihren kaum in eine Schublade zu zwängenden Düster Metal. Neben ganz neuem Material von „Tragic Idol“ finden sich im Set auch Songs älteren Datums wie „Erased“ und Fans der frühen Zeit dürfen sich dann auch besonders über einen Klassiker wie „As I Die“ freuen. Somit stellt sich im Laufe des Gigs auch immer mehr Zufriedenheit seitens des Publikums ein. Ob nun verträumt genickt, wie wild gebangt oder nur enthusiastisch mitgesungen wird, mitgerissen scheint nahezu jeder. Es ist ein denkwürdiger Auftritt seitens PARADISE LOST, der die alten Hasen in Bestform zeigt und umso mehr Hunger auf noch mehr Live-Aktivitäten macht.

(Jan Wischkowski)

21:35 – 22:35 (DS) ASP:

Galerie mit 11 Bildern: ASP - Rockharz Open Air 2012

Auch der schwarze Schmetterling schwingt seine Flügel über das Rockharz Open Air. ASP entern mit „A Prayer Of Sanctuary“ die Bühne und lassen in erster Linie die Herzen des schwarzen Volkes höher schlagen, während die Metaller eher dabei zu stehen und sich das Schauspiel der Gothen mal aus der Nähe anschauen zu wollen scheinen.
Die Mimik von Alexander ‚Asp‘ Spreng scheint auch heute wieder nicht zu übertreffen zu sein. Grimassenschneidenderweise präsentiert er, als auffälliger Mittelpunkt neben seiner Band, recht bald auch neue Songs von dem aktuellen Album „Fremd“, bevor es mit einem Klassiker weitergeht. „Wir tanzten“ ist wohl einer der Must-Haves von ASP und wird von zahlreichen Stimmen aus dem Publikum mitgesungen, die jedoch alle nicht gegen die markante Stimme des ebenso markanten Frontmannes ankommen.
„Der Meister“ knüpft unverzüglich an den Siegeszug von „Wir tanzten“ an, welches im Übrigen durch eine Schneekanone  mit dem fluffigen weiß trumpft. So konnten in der Tat einige Goten im Schnee tanzen – und in der Bewegung sind diese nun wirklich alles andere als zu verachten. „Rücken an Rücken“ hat sich erst während der letzten Tour in der ASP-Setlist etabliert, soll jedoch, laut Aussage des Sängers, einen Ritualstatus einnehmen. Das Ritual sieht dabei so aus, dass sich das gesamte Publikum mit dem Rücken zur Bühne stellt, genauso wie er es auf den höhergelegenen Brettern macht. Erst wenn ASP „Rücken an Rücken“ singt, sollen sich alle wieder umdrehen. Welchen Sinn und Zweck er damit verfolgt, bleibt verschwiegen. Fest steht jedoch, dass sich reichlich Fans auf das Geschehen einlassen.
Während des gesamten Sets hört man immer wieder „Ich will brennen“ Rufe aus dem Publikum. Dass dieser Titel das Schlußlicht des Gigs wird, verwundert nur wenig, ein ASP Konzert ohne diesen Titel ist nicht denkbar und da die Fans immerzu mit schönen Sprechchören den Musikern schmeicheln, macht es Sinn, den Hit an das Ende zu stellen. Passend zum Songtitel gibt es reichlich Feuerfontänen, die bereits das gesamte Konzert hindurch für eine wohlige Wärme und nette, visuelle Eindrücken gesorgt hat.

Setlist:
A Prayer For Sanctuary
Wechselbalg
Eisige Wirklichkeit
Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)
Der Meister
Kokon
Werben
Ich Bin Ein Wahrer Satan
Schwarzes Blut
Rücken An Rücken
Ich Will Brennen

(Sarah Fleischer)

22:40 – 00:00 (RS) BLIND GUARDIAN:

Galerie mit 28 Bildern: Blind Guardian - Rockharz Open Air 2012

Klatschen, Fangesänge, erwartungsvolle Stimmung. Endlich schieben die Krefelder die Plane nach hinten, kommen mit einem Gruß an alle Fans in das Zelt, danach Schweigen. In fast schon kirchlicher Ruhe und Sitte bewegt sich die wartende Schlange, spricht in leisem Ton mit der Band – es hat schon etwas Erhabenes, keine Spur von Überschwänglichkeit. Das ist eine Momentaufnahme zum Start der Autogrammstunde von BLIND GUARDIAN am metal.de-Stand, was bereits impliziert, dass die deutschen Metal-Urgesteine irgendwo eine gewisse Besonderheit mit sich tragen. Als diese gut 20 Minuten vor 23 Uhr zum Headlinerspot die Rock Stage entern, ist die Atmosphäre gelöst – die Band ist in ihrem Element, die Fans ebenso. Mit „Into The Storm“ starten die Jungs um Frontmann Hansi Kürsch ihr Set. Bester Sound dröhnt aus den Boxen und die Menge dankt es mit im Schlaf auswendig gekonnten Sing-Alongs. Kurz darauf begrüßt Kürsch Ballenstedt mit einem tiefen „Welcome!“. Was nun folgt liegt auf der Hand – „Welcome To Dying“ donnert in uhrwerkartiger Präzision in die breite Zuschauermasse. Tatsächlich offenbart weder der Auftritt der Nordrhein-Westfalen, noch deren Setlist irgendeine ausufernde Besonderheit, doch darin findet sich auch der große Trumpf der Jungs. „Never change a winning system“ findet in diesem Fall eine greifbare Umsetzung. Es ist bekannt, aber immer wieder aufs Neue begeisternd, ein ekstatisches Déjà-vu. Auch die Songs der neueren Alben, die mir persönlich nicht mehr in dem Maße zusagen, funktionieren prächtig. Bei dem folgenden „Nightfall“ fällt der Blick auf ein klatschendes Händemeer und anschließendem Kollektivsingen. So liefern BLIND GUARDIAN ein mehr als zufrieden stellenden Querschnitt ihrer bisherigen Schaffenszeit, der mit „The Bard’s Song“ einen würdigen Schlusspunkt findet.

(Patrick Olbrich)

00:05 – 01:00 (DS) DEATHSTARS:

Galerie mit 30 Bildern: Deathstars - Rockharz Open Air 2012

Kaum sind die letzten Klänge des BLIND-GUARDIAN-Outros verklungen, entern schon die schwedischen DEATHSTARS die Bühne. Die lange Fanschlange zur Autogrammstunde hatte es bereits erahnen lassen, jetzt ist es Gewissheit: Die charismatischen Industrial Metaller rund um Frontmann Whiplasher Bernadotte haben eine große Meute tanz- und singwütiger Fans zum Rockharz gezogen. Die gehen auch direkt zu den ersten Takten steil, müssen aber gleich beim zweiten Song „Motherzone“ Geduld zeigen: Die Samples vom Band sind plötzlich aus. Ein paar Minuten Pause, eine ins Mikro gemurmelte Entschuldigung von Bassist/Backgroundsänger Skinny Disco, dann geht es weiter – dankenswerterweise nochmal mit dem Übersong „Motherzone“ von Anfang an. Was folgt ist ein Auftritt, den ich ruhigen Gewissens als vollkommen positiv bezeichnen kann: eine durch und durch zufrieden stellende Mischung aus den beiden Alben der Band (vielleicht mit leichtem Gewicht auf dem Zweitwerk „Termination Bliss“), in der kein Hit fehlt und eine Fanschar, die gar nicht groß animiert werden muss und der Band so oder so aus der Hand frisst. Leider spielt das Wetter mal wieder nicht mit: Im letzten Drittel des Gigs beginnt es wieder zu pissen wie Sau, sodass viele Leute ins Festzelt bzw. zum Campground fliehen und der Platz vor der Bühne deutlich leerer wird. Trotzdem lassen es sich die DEATHSTARS nicht nehmen, die übriggebliebenen Fans zu beglücken, sodass der Auftritt ganz klar als einer der richtig Guten auf dem diesjährigen Rockharz verzeichnet werden kann.

(Stephan Möller)

01:00 – 01:45 (RS) PAUL DI’ANNO:

Galerie mit 25 Bildern: Paul Di'Anno - Rockharz Open Air 2012

Und nun: Bühne frei für Mister PAUL DIANNO. Gespannt wartet das Publikum, als sich die Bühne in teuflisches Rot hüllt und der Mann mit dem Hinterkopftattoo die Bühne betritt. Gut, eine Band hat er auch noch dabei, doch die Mitmusiker erscheinen eher als Statisten. Highlight sind natürlich die IRON-MAIDEN-Klassiker wie u.a. „Killers“ oder „Prowler“, aber auch eigene Stücke hat der Mann im Gepäck, die beinahe ebenso frenetisch bejubelt werden. Natürlich darf auch ein Instrumental nicht fehlen und so dürfen die Guitarreros einige Minuten ihren Egotripp fahren und zeigen, dass auch die auf dem Papier als Statisten deklarierten Musiker ordentlich was auf dem Kasten haben. Einziges Manko an diesem klasse Auftritt zu später Stunde: Der Regengott dezimiert die anwesenden Zuschauer spürbar, der Rest hat sich mit Camel-Plastik-Tüten ausgeholfen – ein schöner Anblick.

(Wolfgang Gauch)

 

Hier geht’s zu Teil 1 des großen Rockharz Berichts.

Hier geht’s zu Teil 3 des großen Rockharz Berichts.

Crowdsurfer am Freitag:

Galerie mit 50 Bildern: Crowdsurfer: Freitag - Rockharz Open Air 2012

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24.07.2012

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