Rockharz Open Air
Der große Bericht - Das Rockharz Festival 2010

Konzertbericht

Billing: Die Apokalyptischen Reiter, Edguy, Kreator, Marduk, Overkill, Sonata Arctica, The Haunted, Therion, Vader und Van Canto
Konzert vom 2010-07-08 | Flugplatz, Ballenstedt

SAMSTAG, 10.07.2010

MY INNER BURNING
Und der letzte Tag des diesjährigen Rockharz Festivals bricht an. Um diesen gebührend zu eröffnen, entern MY INNER BURNING um 11:25 Uhr die Rock Stage. Mit ihrer Mischung aus melodischem Heavy und Gothic Metal können die Niedersachsen zwar noch nicht das große Publikum vor die Bühne locken, geben sich allerdings die größte Mühe, den wenigen Gesichtern vor der Bühne bestmöglich einzuheizen, besonders Frontröhre Rebekka Gaber versucht, das Publikum zu motivieren und zum Mitmachen zu bewegen. Dies bleibt zwar weitestgehend erfolglos, doch zumindest einige wenige Köpfe kreisen und nicken zumindest rhythmisch mit. Ganz guter Auftakt, aber wenig spektakulär.

DARGOLF METZGORE
Weiter geht’s mit DARGOLF METZGORE aus Waiblingen. Zwar ist vor der Bühne zahlenmäßig nicht mehr los als bei ihren Vorgängern, die wenigen Anwesenden lassen sich jedoch sofort vom Grindcore/Death Metal-Mix der Metzger mitreißen, die souverän die Stücke “Dominion Of The Unconquered”, “Sea Of Blood” und den Titeltrack ihres kommenden Albums “Blood Rush”, sowie ein neues Stück “Devolution” präsentieren. Technisch zeigen sich DARGOLF METZGORE auf für Newcomer überraschend hohem Niveau, besonders Fronter Chris‘ abwechslungsreiche und voluminöse Vocals fallen auf. Nur in Sachen Bühnenpräsenz müssen die Jungs noch einiges lernen, denn der Großteil der Band steht wie erstarrt auf der Bühne, während Chris eher übertrieben über die Bühne hampelt. Mein Geschmack ist die Musik von DARGOLF METZGORE zwar nicht, aber dem Publikum hat’s gefallen.

CUMULO NIMBUS
CUMULO NIMBUS stehen als nächstes auf dem Programm und erstmalig an diesem Tag hat sich zumindest eine kleine Traube von Fans vor der Rock Stage eingefunden, als die Band die Bühne betritt und die ersten Songs “Carpe Noctem” und “Totensonntag” zum Besten gibt. Während der folgenden Stücke “Alte Mühle” und “Englischer Tanz” strömen sogar noch weitere Zuschauer vor die Bühne. Fronter Mathis Mandjolin hält stets den Kontakt zum Publikum, feuert an, animiert zum Mitmachen und hat damit erstaunlichen Erfolg. Sogar, als er nach einer Wall Of Death verlangt (ich äußere an dieser Stelle mal vorsichtige Zweifel darüber, ob eine Wall Of Death bei der Musik von CUMULO NIMBUS passend ist), erfüllt ihm das Publikum diesen Wunsch, auch wenn es bei einer recht kleinen Ausgabe bleibt. “Wirtshaus” und “Aderlass” komplettieren schließlich das Set der Landsberger Renaissance Metaller, die die Bühne nach 30 Minuten Spielzeit räumen und für ihre Show zumindest Anstandsapplaus ernsten können.

UNZUCHT
Als nächstes sind die Electro Gothic Rocker von UNZUCHT am Zuge, die offensichtlich auch einige Fans mitgebracht haben, die nun während der Umbau-Pause in den ersten Reihen vor der Bühne Aufstellung nehmen. Zwar kommt der Band nur eine halbe Stunde Spielzeit zu, diese nutzen die Niedersachen jedoch optimal aus, präsentieren Stücke ihrer aktuellen Debüt-EP “Engel Der Vernichtung”, sowie neues Material und können das Publikum ohne Schwierigkeiten von sich überzeugen. UNZUCHT genießen ihre Show und die guten Reaktionen des Publikums sichtlich und können besonders durch sympathisches Auftreten und den stetigen Kontakt zu den Menschen vor der Bühne punkten. Überraschend souveräner, routinierter und doch emotionaler Auftritt, mit dem sich UNZUCHT mit Sicherheit einige Fans erspielt haben. Von dieser Band haben wir sicher noch einiges zu erwarten!

EMERGENCY GATE
Nun stehen EMERGENCY GATE auf dem Programm. Die bayerische Melodic Death/Power Metal-Formation war mir vor dem Festival kein Begriff, doch schnell können die Sechs mich und zahlreiche andere Festival-Besucher auf ihre Seite ziehen. Symphatisches Auftreten, jede Menge Kontakt und Nähe zum Publikum bescheren EMERGENCY GATE jede Menge Bonus-Punkte und auch ihre eingängigen Songs kommen bei den Zuschauern sehr gut an. Schade zwar, dass der Band nur eine halbe Stunde Spielzeit zusteht, doch ich werde mich nach dem Festival mit Sicherheit einmal genauer mit der Band beschäftigen!

BLACK MESSIAH
Anschließend wird es für mich das erste Mal an diesem Tag richtig interessant, denn BLACK MESSIAH machen live einfach Spaß, egal, wie oft man sie sich anschaut. Das beweisen sie heute nur ein weiteres Mal, denn Mitgröl-Hymnen wie “Moskau”, “Sauflied” oder “Söldnerschwein” reißen einfach auf der Stelle mit und man kann einfach nicht lange still halten. Kein Wunder also, dass die Stimmung ihren ersten kleine Höhepunkt an diesem Tag erreicht, jede Textzeile der Stücke aus vielen Kehlen mitgesungen wird, die Menschen ausgelassen tanzen, feiern und das Haupthaar kreisen lassen. Die Band feiert auf der Bühne kräftig mit und zeigt sich in absoluter Höchstform und voller Spielfreude trotz der frühen Tageszeit. Doch abgesehen von ihrem hohen Party-Faktor können BLACK MESSIAH auch einfach guten Black/Viking Metal machen, denn die Zuschauer sind von ihren anderen Kompositionen, präsentiert werden “Gullveigh” und “Vor Den Toren Walhalls” vom aktuellen Album “First War Of The World”, sowie “Irminsul” vom Vorgänger “Of Myths And Legends”, ebenso angetan wie von den Party-Stücken. Als die Gelsenkirchener bereits nach 30 Minuten die Bühne räumen müssen, honorieren die Zuschauer diesen wirklich sehr guten Gig mit jeder Menge Applaus und einigen Zugabe-Rufen.

BIG BALL
Kurzfristig wird eine weitere Änderung im Line Up bekannt. END OF GREEN müssen ihre Show canceln und werden von BIG BALL ersetzt. Da VARG noch nicht vor Ort sind, wird kurzerhand auch noch die Spielzeit getauscht. Dass END OF GREEN nicht spielen können, stößt auf wenig Begeisterung bei den Festival-Gästen und somit haben BIG BALL von Beginn an kein leichtes Spiel, zumal nur die wenigsten Gäste mit der Band vertraut zu sein scheinen. Auch mir ist die Band kein Begriff, doch als die Stuttgarter Hard Rocker die Bühne entern, können sie schnell einige Vorurteile ausräumen und die wenn auch wenigen Zuschauer mit ihren eingängigen Kompositionen der Marke AC/DC mitreißen. BIG BALL lassen sich von der geringen Zahl der Gesichter vor der Bühne jedoch so gar nicht beeindrucken und zocken sich ungemein locker und lässig durch ihr Set, dominiert von Stücken ihres aktuellen Albums “Hotter Than Hell”. Zwar lassen sich auch während der kommenden 40 Minuten nicht mehr Zuschauer vor die Bühne locken, ich persönlich kann den Stuttgartern allerdings ein großes Kompliment aussprechen, denn sie haben schlichtweg richtig gerockt.

DISBELIEF
Doch langsam aber sicher wird es Zeit, schwerere Geschütze aufzufahren – Death Metal steht auf der Speisekarte. Und mit DISBELIEF konnten die Veranstalter sogar einen der wichtigsten deutschen Vertreter dieses Genres verpflichten. Der Publikumsandrang ist überraschenderweise nicht so groß, auch als die Band das erste Stück “A Place To Hide” anstimmt, kann man noch bequem fast bis ganz nach vorn gehen. Davon lässt sich die Band jedoch wenig beeindrucken und lässt mit “Sick” gleich die nächste atmosphärische Klangwand über die Menschen walzen. Allerdings kommt während der folgenden 35 Minuten, in denen weitere Klassiker wie “Navigator”, “Rewind It All” und “To The Sky”, sowie die Stücke “The Last Force: Attack!” und “The Eyes Of Horror” vom neuen Album “Heal!” präsentiert werden, einfach nicht so recht Stimmung auf. Die düsteren, bedrückenden Kompositionen können im hellen Sonnenlicht einfach nicht ihre ganze Wirkung entfalten. Schade, denn bei Club-Shows können DISBELIEF mich immer auf voller Länge überzeugen, heute allerdings zocken sich die Hessen zwar ebenso souverän und gekonnt durch ihr Set, performen genauso emotional und inbrünstig, besonders Fronter Jagger glänzt immer wieder durch eine sehr ausdrucksstarke Bühnenpräsenz, doch trotz der Mühe dringt einfach nicht viel davon vor die Bühne. Die Zuschauer lassen trotzdem eifrig die Matten kreisen und moshen, was das Zeug hält, dafür ist die Musik DISBELIEFs schließlich prädestiniert, doch eines der Festival-Highlights ist die Show der Hessen leider bestimmt nicht.

DARK AGE
Als nächste sind DARK AGE aus Hamburg dran, Melodic Death Metal aus deutschen Landen. Bereits seit 1994 versorgen die fünf norddeutschen Freunde von melodischem Todesmetall schwedischen Gangart mit konsequent guten Alben und heimsen mit jeder Veröffentlichung gute Bewertungen der Fachpresse ein. Auch ihr neuster Output “Acedia” hat nicht nur mich vollkommen vom Hocker gerissen. Zwar habe ich die Hamburger Formation vor einigen Jahren schon einmal live bewundern dürfen, doch auf eine Show mit Songs des neuen Albums freue ich mich wirklich ungemein. Los geht’s allerdings zunächst mit “Seven” vom Vorgänger-Werk “Minus Exitus” und “Fix The Focus” von der selbstbetitelten 2004er Scheibe. Die eingängigen, abwechslungsreichen Kompositionen gehen sofort ins Ohr und regen zum Mitmachen an, sodass bereits jetzt etliche Köpfe kreisen, in den ersten Reihen wird sogar kräftig mitgesungen. Die Band ist in Höchstform, hat offensichtlich unglaublichen Spaß auf der Bühne und zeigt keinen Moment der Schwäche. Weiter geht’s mit einem weiteren Stück “The Dying Art Of Recreation” von “Minus Exitus” und “Zero” von “Dark Age”. Meine Güte, die Herren wollen mich offensichtlich ganz schön auf die Folter spannen heute, auch wenn die älteren Stücke zweifelsohne genauso mitreißen und sehr gut beim Publikum ankommen. Dann endlich wird mein Wunsch jedoch erfüllt und mit “10 Steps To Nausea” dröhnt das erste Stück von “Acedia” aus den Boxen, live wie erwartet genauso geil wie auf Platte. Nach einem weiteren Song von “Minus Exitus” “Outside The Inside” wird auch sofort der nächste neue Track “Zeitgeist (Ghost In A Machine)” hinterher geschossen und “Kingdom Nevercome”, einer meiner persönlichen Faves auf der neuen Scheibe, folgt auf dem Fuße. Wahnsinn! Mit dem Klassiker “Suicide Crew” vom 2002er “The Silent Republic” beschließen DARK AGE nach 40 Minuten ihre Show, für mich auf jeden Fall eines der Festival-Highlights.

KRYPTERIA
Nach so viel Blastbeats und Schredder-Riffs wird es jetzt wieder Zeit, die feierwütige Meute etwas runter zu bringen. Das übernimmt das deutsch-koreanische female-fronted Quartett KRYPTERIA. Als die Kölner mit “Shoot Me” allerdings sogleich einen ziemlich schmissigen Track vom neuen Album “My Fatal Kiss”, von dem während der kommenden 40 Minuten noch “Ignition”, “For You I’ll Bring The Devil Down”, “Never Say Die” und der Titeltrack gezockt werden, in die Menge schleudern, ist schnell klar, dass dieser Effekt wohl ausbleiben wird. Denn die Kompositionen KRYPTERIAs sind zwar ungemein melodisch, eingängig und haben auch ihre ruhigen Momente, kommen live jedoch ungemein zackig und tanzbar rüber. Dabei dürfen natürlich auch ältere Stücke wie “Somebody Save Me”, “Scream” und “Sweet Revenge” vom Vorgänger “Bloodangel’s Cry” nicht fehlen, nur auf Tracks von vor 2007 wartet man umsonst. Vor der Bühne wird die Band nach allen Regeln der Kunst abgefeiert, es wird mitgesungen und das Haupthaar geschüttelt, was das Zeug hält und als die vier Kölner Gothic Metaller die Dark Stage schließlich räumen müssen, können sie jede Menge honorierenden Applaus einheimsen. Da ich alles andere als ein Freund von female-fronted Metal bin, zählt die Show KRYPTERIAs zwar nicht zu meinen Festival-Favoriten, aber wenigstens kann Fronterin Ji-In Cho live ebenso gut singen wie auf Platte und so sogar mich von den Live-Qualitäten KRYPTERIAs überzeugen. Sehr guter Gig!

SONIC SYNDICATE
Pünktlich um 18:40 betreten die sechs jungen Schweden von SONIC SYNDICATE die Bühne und beginnen sofort damit, dem Publikum mit ihrer energiegeladenen Show einzuheizen. Die Nuclear Blast-Shootingstars sind zwar bekannt für ihre dynamischen und leidenschaftlichen Shows, aber meine Güte, auch wenn mich ihre Mischung aus Poprock, Melodic Death Metal und Metalcore nur wenig anspricht, so überrollt einen der Auftritt von SONIC SYNDICATE einfach. Die Jungspunde messen die komplette Bühne aus und strahlen dabei so viel Kraft und Spaß an ihrer Musik aus, dass man sich selbst immer wieder dabei ertappt, dass die Glieder einfach nicht still halten können. Unglaublich, wie routiniert, professionell und zugleich emotional und inbrünstig SONIC SYNDICATE zu Werke gehen, als wären sie schon alte Hasen im Geschäft. Besonders Neu-Fronter Nathan J. Biggs fügt sich optimal in die Band ein und macht einen verdammt guten Job dafür, dass er noch gar nicht so lange Teil der Band ist. Auch das übrige, überwiegend sehr junge Publikum können SONIC SYNDICATE auf der Stelle in ihren Bann ziehen, fast alle feiern die Band ab, dass es eine wahre Freude ist und sogar die Texte der Songs vom kommenden Album “We Rule The Night” werden eifrig mitgegrölt. Wie schon bei EQUILIBRIUM haben wir es hier wohl mir so einigen Hardcore-Fans der Truppe zu tun, die jeden neuen Song, den die Band veröffentlicht, sofort bis zum Erbrechen immer und immer wieder anhören, bis sie jede Zeile mitsingen können. Und das kann man ihnen nur schwer verübeln, denn besonders die neuen präsentierten Songs “Burn This City” und “Revolution, Baby!” sind so verflucht eingängig, dass man spätestens nach dem dritten Refrain einfach mitsingen muss und die Zeilen auch nach mehreren Tagen nicht den Weg heraus aus dem Ohr finden. Obwohl ich mit der Musik der Band eigentlich wirklich nichts anfangen kann, muss ich gestehen: Verdammt geile Show, Jungs und Mädel!

ENSIFERUM
ENSIFERUM sind live immer wieder eine Macht, auch wenn sie in den letzten Jahren wohl auf jedem gängigen Festival Deutschlands gleich mehrfach gezockt haben. Trotzdem sehen sich die Finnen bei jeder Show unzähligen Gesichtern gegenüber, die die Band immer wieder aufs Neue abfeiern wollen. So ist es auch heute, bereits während der Umbau-Pause füllt sich der Platz vor der Rock Stage bis zum Bersten und als ENSIFERUM die Bühne betreten und ihren ersten Song anstimmen, werden unzählige Fäuste und Hörner gen Bühne gereckt und ganz nach guter, alter Wikinger-Manier gegrölt, was die Kehle hergibt. Mit treibenden Humppa-Rhythmen und folkig schwungvollen Melodien gepaart mit zackigem Riffing heizen ENSIFERUM den Zuschauern gewaltig ein und zeigen keinen Moment der Schwäche, bis auch der letzte Mann auf dem Platz das Haupthaar in Wallung bringt. Die Finnen zeigen dabei ein abwechslungsreiches Set mit Songs von allen ihren Alben, so “Tale Of Revenge” von “Iron”, “Deathbringer From The Sky”, “Ahti” und “Victory Song” vom letzten Album “Victory Songs” und schließlich noch “Stone Cold Metal”, “Twilight Tavern” und den Titelsong von “From Afar”. Abschließend darf natürlich DER Klassker der Band, “Iron”, auf gar keinen Fall im Set der Finnen fehlen, bis ENSIFERUM nach 45 Minuten von den Fans lauthals bejubelt und begleitet von nicht enden wollenden Zugabe-Rufen von der Bühne gehen. Mehr gibt es zu dieser Show auch gar nicht zu sagen, ENSIFERUM einfach wie man sie kennt – gut gelaunt, routiniert und professionell. Nur nach meinem Geschmack leider etwas eintönig, wenn man die Band bereits einige Male gesehen hat, denn Variabilität zählt in keinster Weise zu den Stärken, die die Finnen auf der Bühne vorweisen können.

EISBRECHER
Ähnlich wie bei OOMPH bin ich durch das Fernsehen auf EISBRECHER aufmerksam geworden (wer kennt nicht des Checkers TV-Serie auf DMAX), habe der Band selbst aber nie wirkliche Aufmerksamkeit geschenkt. Da mich allerdings auch OOMPH am Vortag überzeugen konnten und da mir auch einige Songs von MEGAHERZ, bei denen Alexx bis 2003 als Fronter fungierte, ganz gut gefallen, lasse ich mich nur zu gern mal überraschen, ob auch EISBRECHER meinen Nerv treffen. Ganz dem Wetter zum Trotz versucht die Kombo aus München, die “Eiszeit” einzuläuten. Beim Vertreiben der brüllenden Hitze haben EISBRECHER zwar keinen Erfolg, beim Publikum können die sechs allerdings sofort punkten, nicht zuletzt, weil der Checker mit sympathischen Ansagen zwischen den Songs, dem ständigen Kontakt zu den Zuschauern und einer ausdrucksstarken, gekonnten Performance einen verdammt guten Job auf der Bühne hinlegt. “Angst”, “Willkommen”, “Leider” und “Phosphor” sind die nächsten Songs, die EISBRECHER vom Stapel lassen, um die Stimmung immer weiter anheizen, bis nach dem Klassiker “Vergissmeinnicht” und den drei weiteren Stücken “Engel”, “Heilig” und “This Is Deutsch” erstmal Schicht im Schacht ist. So einfach lässt das Rock Harz-Publikum EISBRECHER jedoch nicht von der Bühne gehen und lange lassen sich die Münchner auch nicht bitten und legen mit einem Gassenhauer aus MEGAHERZ-Zeiten nach: “Miststück” wird wie aus einem Munde vom Publikum mitgegrölt und zur Krönung der Show klettert Alexx mal eben leichtfüßig von der Bühne und lässt ausgewählt Zuschauer die Botschaft des Songs persönlich ins Mikro schreien. Ebenso behände wie hinab, klettert der Checker auch wieder auf die Bühne, macht es sich noch eine Weile auf der vorderen Box bequem, während er unentwegt das Publikum animiert. Nach 50 Minuten ist aber wirklich Schluss und EISBRECHER müssen die Bretter der Dark Stage unter tosendem Applaus verlassen.

DORO
Langsam aber sicher nähert sich das Festival seinem Ende. Drei viel versprechende Acts stehen allerdings noch bevor, los geht’s mit DORO um 21:35 Uhr mit “You’re My Family”. Die Sängerin ist gesundheitlich ziemlich angeschlagen, was man ihr deutlich anmerkt. Weder stimmlich, noch körperlich scheint Frau Pesch wirklich in der Lage zu sein, diesen Gig zu spielen, doch fannah wie eh und je sagt DORO die Show natürlich nicht ab und gibt alles, um das Beste daraus zu machen. Mit “I Rule The Ruins”, “Running From The Devil”, “Earthshaker Rock”, “Burning The Witches” und “Egypt” ist das Publikum auch schnell auf ihrer Seite und honoriert den großen Einsatz der Sängerin trotz der Krankheit, dass es eine wahre Freude ist. Diese Verbindung zwischen Band und Publikum lässt schnell eine ganz besonders Stimmung an diesem Abend aufkommen, die dem Konzert zusätzlich das gewisse Etwas verleiht. Jede Textzeile wird mitgesungen, nach jedem Song ausgiebig applaudiert und gejubelt und auf sämtliche Versuche, das Publikum zum Mitmachen zu bewegen, ohne Murren eingegangen. DORO kann sich wirklich über den hervorragenden Einsatz ihrer Fans freuen und sieht auch mit jedem Stück, das sie zum Besten gibt, glücklicher auf der Bühne aus und versucht, den Fans ihren Einsatz so gut wie möglich zu danken. Als schließlich die ersten Takte von “Für Immer” aus den Boxen dringen, ist kein Halten mehr. Wie aus einem Munde singt das komplette Publikum mit, DORO freut sich natürlich über diese tatkräftige Unterstützung. Bei “Burn It Up”, “Night Of The Warlock” und “Metal Racer” gibt DORO noch mal richtig Gas, bis sie mit “All We Are” diese Show beschließt. Nach einigen Bitten der Zuschauer lässt die kranke Frau Pesch sich dann allerdings sogar noch auf ein Zugabenpaket aus “Celebrate” und “Always Live To Win” ein. Die Fans feiern DORO ab, wie es nicht besser geht und bei der heutigen, ganz besonderen Show fällt es mir sogar leichter, ihr das unglaublich schreckliche Englisch zu verzeihen. Klasse Einsatz für die Fans, so muss das sein!

OVERKILL
Endlich OVERKILL! Das ganze Wochenende habe ich fiebrig der Show der Amis entgegen gefiebert, denn bisher hatte ich nicht das Vergnügen, die Band live sehen zu können. Doch vor der Show überkommt mich ein regelrecht melancholisches Gefühl, denn offensichtlich können auf dem Rock Harz Festival nicht viele etwas mit den Old School Thrashern anfangen. Von Publikums-Massen wie bei EQUILIBRIUM können OVERKILL nur träumen und das, obwohl die New Yorker mittlerweile seit satten 30 Jahren im Geschäft sind und immer noch nicht die Nase voll von Metal haben, was ihre jüngste Killer-Veröffentlichung “Ironbound” beweist. Aber seis drum, ich habe auf jeden Fall unglaublichen Bock auf die alten Herren und so einige andere zum Glück auch, denn zwar ist es alles andere als brechend voll vor der Dark Stage und das Publikum bleibt überschaubar, aber immerhin ist ausreichend Publikum zum Überschauen da.
OVERKILL selbst lassen sich davon zumindest so gar nicht beeindrucken, verschwenden keine Zeit und eröffnen ihr Set mit dem Opener des neuen Albums “The Green And Black”, dem sie sogleich einen Klassiker “Rotten To The Core” hinterher jagen. Anbiedern müssen sich die New Yorker kein Stück, die ziehen einfach ihr Ding auf der Bühne durch und gehen zunächst nicht besonders auf das Publikum ein, das ihnen trotzdem bedingungslos aus der Hand frisst und die Band abfeiert, dass es eine wahre Freude ist. Matten werden geschüttelt und die Faust gen Bühne gereckt, massig OVERKILL-Shirts zieren das Publikum, das ganz offensichtlich zum größten Teil aus eingefleischten Fans der Band besteht. Viele davon begleiten die Band wohl schon viele Jahre, denn der Altersdurchschnitt im Publikum ist bei diesem Gig höher als bei allen anderen an diesem Wochenende. Mit “Wrecking Crew” und “Hello From The Gutter” folgen zwei weitere Klassiker aus den 80ern. Insgesamt lassen OVERKILL heute besonders viele alte Songs auf die Menge hageln, denn es folgen vor allem Stücke wie “Coma”, “In Union We Stand” oder “Elimination” aus dem ersten Jahrzehnt der Bandgeschichte. Natürlich darf auch aktuelles Material nicht gänzlich fehlen und vom neuen Album gibt es noch “Bring Me The Night” und den Titeltrack auf die Ohren, weitere Songs aus den letzten zwei Jahrzehnten erwartet man ansonsten vergebens. Mit jedem Song tauen OVERKILL mehr auf, gehen mehr auf das Publikum ein und können die sowieso schon ausgelassene Stimmung noch weiter zum Kochen bringen, sodass die geringe Anzahl der Zuschauer kaum ins Gewicht fällt, die wenigen Anwesenden feiern ohne weiteres für die doppelte Anzahl Menschen. Beim finalen Stück “Fuck You!” erbarmt sich die Band sogar, das Publikum richtig mit einzubeziehen und probt mit den Zuschauern eine ganze Weile, wie man dem Gegenüber die Botschaft des Songs am besten entgegen schreien muss. Die 55 Minuten Spielzeit gehen rasend schnell vorbei, ginge es nach mit, könnten OVERKILL noch die ganze Nacht durch weiter zocken. Leider stehen SUBWAY TO SALLY auf der benachbarten Rock Stage allerdings schon in den Startlöchern. Nix für ungut, die Brandenburger werden ihrer Headliner-Position mit Sicherheit ebenso gerecht, aber für mich wird die OVERKILL-Show an diesem Abend nicht mehr zu toppen sein.

SUBWAY TO SALLY
Zeit für die letzte Band des diesjährigen Rockharz Festivals: SUBWAY TO SALLY. Ein letztes Mal wird es brechend voll vor der Rock Stage und ein letztes Mal für dieses Wochenende wird gejubelt, als SUBWAY TO SALLY die Bühne betreten und mit “Henkers Braut”, “Kleid Aus Rosen” und “Feuerland” sogleich drei sehr starke Stücke ins Publikum feuern, dass diese dankend entgegen nimmt. Auch “Kleine Schwester”, “Puppenspieler”, “Krähenkönig” und “2000 Meilen Unter Dem Meer” verfehlen ihr Ziel nicht, zünden sofort und bringen das Publikum relativ schnell in verdammt gute Stimmung. Die Band wirkt professionell und routiniert, es lässt sich allerdings nicht verleugnen, dass das Auftreten der Musiker sehr künstlich und einstudiert rüber kommt und dem Ganzen so irgendwie die Frische und Leidenschaft fehlt, wie ich sie an SUBWAY TO SALLY-Shows vor einigen Jahren in kleinen Clubs immer geschätzt habe. Eine ganz schicke Pyro-Show kann dies auch nicht überspielen, macht aber in jedem Falle einiges her. Allein Fronter Eric Fish bringt ein wenig Leben in die Bühnenshow der Musiker selbst, doch auch seine Performance wirkt einfach zu plastisch. Aufgelockert wird das Set der Potsdamer nun durch die Ballade “Maria”, die einstimmig aus vielen Mündern des Publikums erklingt, sogar einige Feuerzeuge sind auszumachen. SUBWAY TO SALLY zählen eben zu den wenigen Bands, die auch live auf Festivals Balladen spielen können, ohne die Stimmung zu ruinieren. Mit “Meine Seele Brennt”, “Judaskuss”, “Unentdecktes Land” und “Besser Du Rennst” geht es anschließend aber wieder zackig weiter und auch “Falscher Heiland” und “Veitstanz” kommen gut bei den Zuschauern an, bis die Band ihren Auftritt vorerst beendet. Dass jetzt noch nicht Schluss ist, muss man dem Publikum allerdings nicht zwei Mal sagen, dass die Band mit lautstarken Zugabe-Rufen zurück auf die Bühne holen will. Ganz Rockstar-like lassen sich SUBWAY TO SALLY zwar eine Weile bitten, beschließen ihre Show und das diesjährige Rockharz Festival aber dann doch noch würdig mit “Sieben” und “Räuber”.

Auch in diesem Jahr hat sich der Besuch des Rock Harz Festivals in jedem Falle gelohnt und trotz der zumeist unerträglichen Hitze haben die vergangenen Tage unglaublichen Spaß gemacht und man konnte jede Menge sehr gute Acts begutachten. Nächstes Jahr mit Sicherheit wieder!

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31.07.2010

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