Rockharz Open Air
Der große Bericht - Das Rockharz Festival 2010

Konzertbericht

Billing: Die Apokalyptischen Reiter, Edguy, Kreator, Marduk, Overkill, Sonata Arctica, The Haunted, Therion, Vader und Van Canto
Konzert vom 2010-07-08 | Flugplatz, Ballenstedt

FREITAG, 09.07.2010

A DEATH EXPERIANCE
Und der zweite Tag des Rock Harz-Festivals bricht an. Es ist immer noch unerträglich heiß, doch nur die wenigsten lassen sich die Festival-Stimmung vermiesen und so geht die Show natürlich weiter. Opener am heutigen Freitag sind A DEATH EXPERIANCE. Wie bereits am Vortag haben noch nicht viele Festival-Besucher den Weg aufs Gelände und vor die Bühne gefunden, doch die wenigen Anwesenden lassen sich vom flotten Death Metal der Frankfurter Formation, die die drei Stücke ihrer 2008er Demo “Chaos Vision”, “Lost In Illusion” und “Into Purple Skies”, sowie die Songs “A Sing For The Weak” und “The Silent Steps Of A Giant” ihres kommenden Albums präsentierten, gut mitreißen. Solider, aber wenig spektakulärer Einstieg für den heutigen Tag.

GERNOTSHAGEN
Als die Thüringer von GERNOTSHAGEN nun die Bühne entern, ist schon deutlich mehr los auf dem Gelände. Es ist sogar überraschend, woher auf einmal die ganzen Menschen kommen, die sich bereits während der Umbau-Pause vor der Rock Stage sammeln. Als dann die ersten Töne von “Thursenhain” aus den Boxen schallen, kreisen schnell so einige Köpfe und die ersten Reihen können geschlossen mitsingen. Bei den folgenden Songs “Widars Klagesturm”, “Freyas Schoß” und “Der Alte Wald” füllt sich der Raum vor der Bühne sogar immer mehr, die Menge zieht sich bis vor die Dark Stage nebenan, sogar das Bierzelt in der Mitte des Geländes und alle umstehenden Stände sind voll besetzt. Dass GERNOTSHAGEN eine eingeschworene Fangemeinde haben war mir vorher zwar bewusst, aber dass bereits um 12:25 Uhr so viele Festival-Besucher den Weg aufs Gelände finden, um die Band anzuschauen, beeindruckt mich doch sehr. Auch die sechs Musiker haben mit diesem Andrang wohl nicht gerechnet, zocken sich allerdings völlig souverän und gekonnt durch ihr Set. Es folgen noch die Songs “Waffenbruder”, “Dem Skirnir Zu Ehren”, das wirklich von sämtlichen Kehlen auf dem Gelände mitgesungen wird, und “Einsam”, bevor die Thüringer die Rock Stage unter tosendem Applaus schließlich räumen müssen.

EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
Da die V8 WANKERS noch nicht beim Festival angekommen sind, übernehmen die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, eigentlich für den Slot danach geplant, kurzfristig diese Spielzeit. Das dringt allerdings zu den wenigsten vor, denn tatsächlich gibt es zwar eine kurze Ansage auf der Bühne, die wird allerdings während eines Songs von GERNOTSHAGEN gemacht, sodass mit Sicherheit niemand, der nicht unmittelbar vor der Bühne steht, etwas mitbekommt. Ehrlich gesagt ist das, zumindest für den Ansagenden, aber auch besser, der kann nämlich nicht einmal den Namen der Band vom gut lesbaren Banner hinter ihm korrekt ablesen. Aber seis drum, als die Grindfuckers mit dem Opener ihres neuen Albums “Headliner Der Herzen” “Wer Will Grindfuckers” die Bühne entern, erreicht die Stimmung schnell einen kleinen Höhepunkt. Trotz des spontanen Wechsels in der Spielfolge ist es brechend voll vor der Dark Stage und während der nächsten Stücke strömen immer mehr Menschen aufs Gelände, offensichtlich spricht es sich langsam rum, dass die fünf Grind-Komiker jetzt schon aufspielen müssen. Die GRINDFUCKERS sind bester Laune, voller Spielfreude und profitieren vor allem auch von ihrem unglaublichen Unterhaltungswert, denn mit ihren spaßigen Texten und einfach lustig doofen Ansagen zwischendurch halten sie die Meute vollkommen problemlos auf Trab und schüren die sowieso schon ausgelassene Stimmung immer weiter. Song-technisch geben sie dabei einen abwechslungsreichen Mix aus Stücken ihrer bisherigen Alben zum Besten, so “Looking For Grindcore” vom Debüt “Guts Gore Grind”, “Karamba Karacho Ein Grindcore” vom nachfolgenden “Fertigmachen, Szeneputzen!”, “Staatsgrind Nr. 1”, “Heimscheißer” oder “Halb&Halb” vom 2007er “Bitte Nicht Vor Den Gästen” und natürlich dürfen auch weitere Stücke von der bereits erwähnten aktuellen Platte nicht fehlen, so präsentieren die GRINDFUCKERS noch “Schnaps” und “Schnick Schnack Schnuck”, die das Publikum sofort gut aufnimmt und ebenso abfeiert wie die Klassiker. Insgesamt richtig gute Show, mit der die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS sogar mich überzeugen konnten, obwohl ihre Musik sonst nicht wirklich meinen Nerv trifft. Schade nur, dass sie wirklich unter dem Wechsel der Spielzeit zu leiden hatten, denn gen Ende und unmittelbar nach der Show sieht man so einige verärgerte Gesichter in der Zuschauermeute, die sich aufs Gelände drückt und mitbekommt, dass die Show der Band bereits gelaufen ist.

V8 WANKERS
Inzwischen sind auch die V8 WANKERS beim Festival eingetroffen und stürmen nun die Rock Stage. Die Offenbacher profitieren vom spontanen Wechsel der Spielzeit ungemein, denn sowohl die Fans der GRINDFUCKERS bleiben zunächst artig vor der Bühne, um den nächsten Act anzuschauen und auch die Fans der Band selbst strömen in Scharen aufs Gelände. Somit ist es zunächst gut gefüllt, als die Boxen die ersten Takte des groovigen Rotzrocks der WANKERS ausspucken. Die Fünf um den charismatischen Fronter Lutz Vegas sorgen mit ihren eingängigen Songs schnell für gute Stimmung im Publikum und rocken sich souverän und gekonnt durch ihr Set, dominiert von Tracks des aktuellen Albums “Foxtail Testimonial”. Ja, sie bleiben sogar durchweg enthusiastisch und gut gelaunt, obwohl sich der Raum vor der Bühne während der folgenden halben Stunde stetig leert und zum Schluss der Show nur noch wenige Zuschauer vor der Bühne mit feiern. Eigentlich schade, denn die V8 WANKERS haben sich richtig Mühe gegeben, gut für Stimmung gesorgt und eine angenehme Abwechslung ins heutige Tagesprogramm gebracht.

UNDERTOW
Als nächstes stehen UNDERTOW auf dem Programm. Ich muss gestehen, dass mir der Name der Band zwar schon einige Male untergekommen ist, ich mich aber nicht wirklich mit der Musik von UNDERTOW beschäftigt habe. Als ich im Vorfeld zum Festival allerdings in Songs aller mir nicht so geläufigen Bands rein gehört habe, bin ich wirklich neugierig geworden, denn UNDERTOWs Mischung aus Thrash-, Gothic- und Doom-Elementen kann sich wirklich hören lassen. Und sie kommt auch auf dem Rock Harz gut beim Publikum an, denn bei UNTERTOW haben sich am heutigen Festival-Freitag so einige Besucher vor der Bühne eingefunden, die sich sofort mitreißen lassen, als die Ellwangener ihren Auftritt nach einem kurzen Intro mit “The Bitter Taste” und “The Crawler” eröffnen. Zwar sind UNDERTOW mit Sicherheit keine Party-Band, aber Stimmung und vor allem auch Spannung vermag ihre Musik allemal zu kreieren, so stört es auch niemanden, dass die Baden-Württemberger nicht gerade mit einer herausragenden Bühnenshow glänzen und sich darauf beschränken, sich routiniert und spielfreudig durch ihr weiteres Set, bestehend aus den Stücken “Ashtray Memories”, “The Art Of Falling”, “Smoke Garden”, “Threedouble Chime”, “Stomping Out Ignorance” und “File Under: Unexpected”, zu zocken. Mich konnten UNDERTOW mit ihrer heutigen Show auf jeden Fall als neuen Fan dazu gewinnen und ich werde mich künftig auf jeden Fall eindringlicher mit der Band befassen.

MONO INC.
Mit MONO INC. steht nun eine weitere Band an, mit der ich mich bisher eher weniger befasst habe, aber da mich UNDERTOW gerade so begeistert haben, hoffe ich natürlich auf eine weitere positive Überraschung. Leider beeindruckt es mich nur wenig, als MONO INC. ihren Auftritt nach einem bombastischen Intro schließlich mit “This Is The Day” beginnen, dies liegt jedoch wenig an der Band selbst, die sich von Beginn an die größte Mühe gibt, das Publikum anzuheizen, aber der eingängige Gothic Rock von MONO INC. trifft einfach so gar nicht meinen Geschmack. Damit stehe ich jetzt allerdings relativ allein, denn vor der Rock Stage ist es gut gefüllt, die Zuschauer feiern von Beginn an mit der Band, die ersten Reihen können die folgenden Stücke der Gothic Rocker, z.B. “Temple Of The Thorns”, “Voices Of Doom”, “My Sick Mind TV” oder “Bloodmoon” sogar gekonnt mitsingen. Sogar die traurige Ballade “If I Fail” kommt trotz Festival-Atmosphäre und strahlendem Sonnenschein richtig gut beim Publikum an und als MONO INC. nach “Sleeping My Day Away” mit “Get Some Sleep” die Bühne verlassen, ernten sie jede Menge Applaus und sogar einige Zugabe-Rufe.
Wie schon gesagt, konnten mich die Hamburger zwar nicht vom Hocker reißen, haben alles in allem aber dennoch eine sehr gute, emotionale und ausdrucksstarke Show abgeliefert, mit der sie mit Sicherheit den ein oder anderen Fan dazu gewonnen haben und die sie klar als Erfolg verbuchen können.

DEW-SCENTED
Nach den letzten eher ruhigen Acts wird es jetzt eindeutig Zeit, den Knüppel mal wieder auszupacken und dafür zuständig zeigen sich die Thrasher von DEW-SCENTED, die dem Publikum in den folgenden 40 Minuten kräftig einheizen wollen. Und das gelingt den Niedersachsen problemlos, als sie ihre Show nach einem kurzen Intro mit “Turn To Ash” und “Never To Return” beginnen, denn die Zuschauer sind von Beginn an dankbar für jede Thrash/Death-Granate die DEW-SCENTED in die Menge feuern und fressen den fünf Thrashern sofort bedingungslos aus der Hand. Unzählige Köpfe kreisen und auch das erste Moshpit lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Die Band ist bestens gelaunt und voller Spielfreude, nimmt die ekstatischen Publikumsreaktionen dankbar an und wirft sie mit geballter Kraft wieder zurück. Auch die folgenden Stücke “Arise From Decay”, “Cities Of The Dead”, “Have No Mercy On Us” und “Bitter Conflict” zünden auf der Stelle, was auch die Band weiter animiert, ihr Bestes zu geben. Fast lässig lassen sie Killer-Riffs und -Soli auf die ausgelassen feiernde Menge hageln und punkten zugleich durch energische, bewegte Bühnenshow und sympathischen Kontakt zum Publikum zwischen den Songs. “Soul Poison”, “Comdemnation” und “Acts Of Rage” runden den Auftritt schließlich gelungen ab und bescheren der Band tosenden Applaus und unzählige Zugabe-Rufe, als sie die Dark Stage schließlich räumen müssen. Sehr gute Show, die voll und ganz meinen Geschmack getroffen und endlich wieder ein wenig mehr Action in den Festival-Freitag gebracht hat.

EQUILIBRIUM
Als nächstes stehen EQUILIBRIUM auf dem Programm, auch wenn es mir ein Rätsel ist, warum die Band bereits so früh auf die Bühne muss. Dass die Nuclear Blast-Überflieger eine riesige Fan-Gemeinde haben, ist mir nicht neu, aber mit den Menschenmassen, die sich nun vor der Rock Stage einfinden, hätte selbst ich nicht gerechnet, obwohl ich schon so manchem gut gefüllten Gig der Münchner beigewohnt habe. Über so ein enormes Publikum hätte sich sogar so mancher Headliner an diesem Wochenende freuen können.
Auch die Stimmung ist von Anfang an auf einem so hohen Level, dass man schnell den Eindruck bekommt, das komplette Publikum sei an diesem Wochenende nur wegen EQUILIBRIUM beim Rock Harz Festival. Während der nur 40-minütigen Show der Bayern steigt diese allerdings sogar immer weiter. Das ganze Festival-Gelände scheint nur aus fliegenden Haaren zu bestehen, jeder Song wird wie aus einem Munde mitgegrölt, dabei beschränken sich EQUILIBRIUM vor allem auf die bekannten Klassiker wie “Blut Im Auge”, “Unter Der Eiche”, “Met” oder “Unbesiegt”, doch natürlich finden auch Stücke vom aktuellen Album “Rekreatur” mit “In Heiligen Hallen” und “Die Affeninsel” ihren Weg ins Set. Was mich an dieser Stelle noch mehr beeindruckt, ist, dass sogar die neuen Songs genauso ekstatisch vom Publikum abgefeiert und mitgegrölt werden wie die altbekannten Tracks der vorherigen Alben. Offenbar besteht das Publikum tatsächlich nur aus extremen Fans der Band, die “Rekreatur” sofort gekauft und alle darauf enthaltenen Stücke auswendig gelernt haben. Die Band selbst ist wie immer gut gelaunt und liefert eine Show ab, bei der es wirklich so gar nichts auszusetzen gibt. Neu-Fronter Robse hat sich gut bei EQUILIBRIUM eingelebt und macht seinen Job perfekt, animiert das Publikum in einer Tour immer weiter und hält stets den Kontakt zu den Menschen, was ihm eine besonders große Ladung Sympathie-Punkte bei den Zuschauern einräumt.
Einziges Manko bei EQUILIBRIUM ist jedoch, dass sie aufgrund der seltenen Überraschungen in ihrem Set und den geringen Unterschieden zwischen den Shows selbst einfach irgendwann ihren Reiz in Sachen Live-Shows verlieren, zumindest geht es mir auf jeden Fall so. Zudem könnte man der Band zu viel Routine und zu wenig Leidenschaft bei ihren Gigs vorwerfen. Der heutigen Show an sich tut das allerdings keinen Abbruch und das restliche Publikum scheint das außerdem sowieso ganz anders zu sehen und darauf kommt es schließlich an. Also, ein weiteres Mal: Hut ab, EQUILIBRIUM!

DELAIN
Im Anschluss sind DELAIN auf der benachbarten Dark Stage am Zuge. Der Publikumsandrang ist deutlich geringer als bei EQUILIBRIUM zuvor und in Sachen Stimmung können DELAIN nicht mal ansatzweise mit ihren Vorgängern mithalten.
Auch musikalisch können mich die Holländer so gar nicht vom Hocker reißen. Zwar gehen die poppigen Kompositionen der Gothic Rocker schnell ins Ohr, besonders die Stücke des neuen Albums der Holländer “April Rain” kommen sehr gut an und verankern sich sofort in den Gehörgängen, und viele Zuschauer singen begeistert mit, Sängerin Charlotte Wessels bleibt gesanglich allerdings weit hinter ihren Möglichkeiten, nimmt man die Alben als Maßstab, und reiht sich so in die lange Liste weiblicher Vokalisten ein, die live einfach nicht überzeugen können. Dabei hilft auch jede Menge nackte Haut und eine relativ ausdrucksstarke Performance nicht weiter, auch wenn damit zumindest das männliche Publikum leicht am Ball gehalten werden kann. Der Rest der Band liefert eine deutlich bessere Leistung ab, jedes Riff sitzt optimal und es wird ebenso abwechslungsreich und ausdrucksstark gepost und performt. Nach 45 Minuten räumen DELAIN schließlich die Bühne, begleitet von anerkennendem Applaus und einigen Bitten um Zugabe. Sorry, aber bei mir persönlich konnten DELAIN so gar nicht punkten und reihen sich somit eindeutig in meine Top 5 der schlechtesten Festival-Bands ein.

RAGE
RAGE zählen schon immer zu meinen absoluten Lieblings-Bands, auch wenn mich die letzten beiden Alben leider weniger beeindruckt haben. Doch egal wie häufig ich die Band live sehe, ich verliere nie den Spaß an ihren Auftritten. Deshalb zählen sie auch heute schon vor ihrer Show zu meinen ganz persönlichen Festival-Highlights. Dies scheint nicht nur mir so zu gehen, denn während der Umbau-Pause füllt sich das Festival-Gelände und besonders der Platz vor der Rock Stage allmählich wieder. Als die Band schließlich die Bühne betritt und mit “The Edge Of Darkness” und “Hunter And Prey” zwei Stücke ihres neuen Albums “Strings To A Web” präsentieren, treffen sie damit zwar nicht gänzlich meinen Nerv, die Stimmung allerdings erreicht schnell ein hohes Level und das Publikum frisst dem charismatischen Fronter Peavy Wagner sofort bedingungslos aus der Hand. Mit “Into The Light” und “Drop Dead!” folgen weitere aktuelle Stücke, Peavy heizt die feierwütige Meute in einer Tour an und ich muss zugeben, dass mich die Show des Trios wirklich vom Hocker reißt, denn in so guter Form, so voller Spielfreude und so enthusiastisch habe ich die Band lange nicht mehr gesehen. Durch die mitreißenden, eingängigen Stücke, den sympathischen Kontakt der Band mit dem Publikum und der Wahnsinns-Ausstrahlung, die RAGE heute umgibt, können sie die Menschen sehr leicht für sich gewinnen. Als nach einigen weiteren aktuellen Stücken endlich mit “Higher Than The Sky” und “War Of The World” auch zwei ältere Songs angestimmt werden, bin auch ich endgültig überzeugt und schon nach viel zu kurzen 45 Minuten ist die Show der deutschen Speed Metal-Formation schlechthin vorüber. Von mir aus hätten sie gern noch ein paar Songs dran hängen können.

VADER
Die Polen von VADER zählen dann wieder zu den Acts, die ich einfach einmal zu oft gesehen habe, als dass sie mich noch richtig mitreißen könnten. Dennoch sind die Shows der Death Metal-Veteranen immer einen Besuch wert, also ist es kein Wunder, dass sich die Vier um Fronter Piotr „Peter“ Wiwczarek einer ziemlich großen Anzahl von Gesichtern gegenüber sehen können, als sie ihr Set mit “This Is The War” von der “The Art Of War”-EP eröffnen. Schnell können VADER das Publikum für sich gewinnen, es wird gebangt und mitgegrölt, was das Zeug hält, während VADER von derselben Scheibe noch “Lead Us!!!” hinterher schießen und die Zuschauer damit gnadenlos niederwalzen. Da die Polen mittlerweile auf eine langjährige Karriere zurück blicken können, haben sie für ihr folgendes Set einen großen Fundus von Klassiker, die sie den feierwütigen Menschen um die Ohren hauen können, so folgen Titel wie “Silent Empire”, “Carnal” und “Helleluyah (God Is Dead)”. VADER selbst zeigen sich in ebenso guter Stimmung wie ihr Publikum, versuchen stets, die Menschen weiter anzuheizen und zocken sich wie selbstverständlich auf technisch höchstem Niveau durch ihr abwechslungsreiches Set. Viel mehr brauche ich zu den Polen wohl gar nicht zu sagen – wie eh und je eine souveräne Show.

OOMPH
Zwar ist es nach der nächsten Umbau-Pause wieder brechend voll vor der Rock Stage, das Publikum ist jedoch ein ganz anderes, denn Metal-Fans (und erst recht Death Metal-Fans!) haben jetzt erst einmal Pause – die Gothic Rocker OOMPH stehen als nächstes auf dem Programm. Ich muss gestehen, dass das Letzte, was ich von der Band mitbekommen habe, die chartplatzierte Single “Augen Auf” vor einigen Jahren war, und da die mich musikalisch eher wenig beeindruckt hat, habe ich OOMPH keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt. Dennoch bin ich auf die Live-Qualitäten der Braunschweiger ungemein gespannt. Und als die Gothic Rocker ihr Set mit den Stücken “Beim Ersten Mal”, “Unsere Rettung” und “Fieber” beginnen, bin ich zwar nicht hin und weg, aber die relativ simplen Texte und Rhythmen, sowie die eingängigen Melodien gehen auf der Stelle ins Ohr und sind geradezu prädestiniert dazu, eine große Anzahl Menschen auf einem Festival mitzureißen. Kein Wunder also, dass die Stimmung schnell zu kochen beginnt, die Zuschauer ausgelassen mitfeiern, tanzen und die Texte aus unzähligen Kehlen mitgegrölt werden. Es folgen die Stücke “Wer Schön Sein Will Muss Leiden”, “Sex”, “Mitten Ins Herz”, “Revolution”, “Niemand” oder “Gekreuzigt” und mit “Sex Hat Keine Macht” und “Auf Kurs” sogar zwei akustisch präsentierte Songs. Nach einer vollen Stunde Spielzeit beschließen OOMPH ihren Auftritt mit einer Folge ihrer populärsten Songs “Labyrinth”, “Gott Ist Ein Popstar”, “Augen Auf!” und “Sandmann” und die Menschen rasten ein letztes Mal völlig aus, bis die Band schließlich unter tosendem Applaus und lauten Zugabe-Rufen die Bühne verlässt.

THERION
Die Schweden von THERION kündigten im Vorfeld ihren Gig auf dem Rock Harz Festival als einzigen in diesem Jahr auf deutschem Boden an. Dementsprechend groß ist der Andrang vor der Dark Stage, als die Symphonic Metaller um Mastermind Christofer Johnsson ihre Show mit dem Doppel “Rise Of Sodom And Gomorrah” und “Son Of The Sun” eröffnen. Die Begeisterung der Zuschauer hält sich allerdings in Grenzen, denn zum einen hat die Band mit ziemlichen Sound-Problemen zu kämpfen, sodass Christofers Lead-Gitarre gänzlich im Soundbrei untergeht und Thomas Vikströms Gesang alles andere übertönt. Zum anderen scheint die Band selbst auch nicht in Top-Form zu sein, außer den drei Sängern und Sängerinnen am vorderen Rand der Bühne wirken die Musiker schnell lustlos und genervt von den technischen Schwierigkeiten, sodass man so einige böse Zungen nach der Show munkeln hört, Christofer hätte sich mit dem jüngsten Wechsel im Line Up keinen Gefallen getan und die Niemann-Brüder seien so gar nicht gut ersetzt worden. Auch Snowy Shaw, der laut Gerüchten kurz zuvor die Band verlassen hatte, fehlt offensichtlich auf der Bühne. Nichtsdestotrotz ziehen THERION ihren Auftritt allerdings souverän durch und zeigen bei Songs wie “Lemuria”, “Asgard”, “Dies Irae”, Wine Of Aluqah”, “Perrenial Sophia”, “Ginnungagap” und “Blood Of Kingu” ihr Können. Zum Glück reißen die drei Stimmen bei diesem Auftritt wirklich so einiges raus. Mit “Kali Yuga III” findet sogar ein neues Stück THERIONs vom kommenden Album “Sitra Ahra” den Weg ins Set, das von den Zuschauern recht gut in Empfang genommen wird und mit dem fulminanten Finale “To Mega Therion” können die Schweden doch noch einmal richtig punkten.
Fans der doch recht eigenwilligen Musik THERIONs konnten mit Sicherheit ihren Gefallen an dem Konzert finden, auch trotz der andauernden Sound-Schwierigkeiten, vielen anderen steht die Enttäuschung nach der Show allerdings ins Gesicht geschrieben.

KREATOR
Für mich persönlich wird es jetzt allerdings erst wieder richtig interessant, denn mit KREATOR spielt nach RAGE gleich die zweite meiner Lieblingsbands am heutigen Freitag des Rock Harz Festival auf. Nach dem kurzen Intro “Choir Of The Damned” geben KREATOR mit dem ersten Song “The Pestilence” sofort alles und brauchen nur wenige Takte, um das Publikum von sich zu überzeugen. Von Beginn an wird gemosht und mitgegrölt, was das Zeug hält, der Platz vor der Rock Stage verwandelt sich schnell in ein einziges Meer aus Haaren. Es folgt der Titeltrack des aktuellen Albums “Hordes Of Chaos” und von nun an geben sich die Klassiker der Band nur so die Klinke in die Hand: “Phobia”, “Enemy Of God” und “Impossible Brutality” geben alle durchweg auf die Zwölf und in der Menge gibt es kein Halten mehr. Nach der letzten Show, die ich von den Essenern gesehen habe, trumpft Mille auch wieder mit wenigstens ein paar seine altbekannten Ansagen auf, die mittlerweile einfach zu einer KREATOR-Show dazu gehören und mir auf dem Rock Hard Festival wirklich gefehlt haben. Der ältere Song “Endless Pain” und weitere altbekannte Gassenhauer wie “Pleasure To Kill”, “Terrible Certainity”, “Extreme Aggression” und “Coma Of Souls” geben noch einmal einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten, bis KREATOR nach den zwei letzten Mitgröl-Hymnen “Violent Revolution” und “Demon Prince” von der Bühne gehen. Doch so einfach lassen die Zuschauer KREATOR heute nicht gehen und natürlich ist klar, dass “Flag Of Hate” im Set der Essener Thrasher niemals fehlen darf. Ein letztes Mal wird die Band nach allen Regeln der Kunst abgefeiert, das Haupthaar ein letztes Mal in Wallung gebracht, dann ist aber leider wirklich Schluss für heute. Die Stunde Spielzeit ging einmal wieder viel zu schnell um und auch diese KREATOR-Show ließ mit Sicherheit keine Wünsche offen.

MARDUK
Den Abschluss für den heutigen Festival-Freitag macht die Panzerdivision MARDUK, die sich kurz nach der Geisterstunde anschickt, die Black Metal-Keule wüten zu lassen, um das müde Publikum noch einmal aus der Reserve zu locken. Es ist zwar nicht wirklich voll vor der Dark Stage, aber für die späte Stunde sind doch noch erstaunlich viele Zuschauer erschienen, um sich niederwalzen zu lassen. Wütend und brutal, wie man die Schweden um Fronter Mortuus eben kennt, lassen MARDUK in den folgenden 60 Minuten eine Blastbeat-Attacke und ein rasantes Riff nach dem anderen von der in grünes Licht getauchten Bühne in die Menge hageln, die diese erstaunlich dankbar entgegen nimmt und die Gelegenheit nutzt, ein letztes Mal an diesem Tage die Mähne zu schütteln und die Faust gen Bühne zu recken. Die Schweden lassen einen Killer der Marke “Baptism By Fire” und “Christraping Black Metal” nach dem nächsten vom Stapel, die die Marschrichtung deutlich vorgeben. Wahnsinns-Show, die keine Wünsche offen gelassen hat und ein perfekter Abschluss des heutigen Tages (zumindest, was den Live-Teil angeht, auf ins Partyzelt!)

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31.07.2010

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