ROCKHARZ Open Air 2024
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Brothers Of Metal, The Halo Effect, Spidergawd, Orden Ogan, Gutalax, Mammoth WVH, Bruce Dickinson, The O'Reillys And The Paddyhats, Hammerfall, Surgical Strike, League Of Distortion, Benediction, Suicidal Tendencies, Parasite Inc., Coppelius, Judas Priest, Lordi, Rage, Pain, Dominum, Amorphis, Dying Fetus, Storm Seeker, Heldmaschine, Callejon, Hatebreed, Unearth, Faun, Hypocrisy, Dimmu Borgir, Nestor, Avatarium und Draconian
Konzert vom 03.07.2024 | Flugplatz, Ballenstedt

ROCKHARZ 2024: Tag 3 – Freitag, 5. Juli

Die Hälfte ist rum. Bedeutet: Wir haben noch mal genauso viel Festivalzeit. Also vergeuden wir davon auch nichts und tauchen direkt ins Live-Geschehen ein.

SURGICAL STRIKE: Musik muss wehtun

SURGICAL STRIKE sind ja erst ein paar Tage vor Festivalbeginn für DEFECTS eingesprungen und haben jetzt den undankbaren Part des Einheizers. Dass am dritten Festivaltag auch zur frühen Mittagszeit noch viele friedlich in den Buntkarierten schlummern, ist nämlich die harte Realität. Aber die Band aus Niedersachsen versucht alles: mit Thrash Metal, schnellen Songs und einer einwandfreien Performance. Da gibt es schon mal einen Mini-Circlepit. Einzig die Technik macht dem Fünfer zu schaffen, denn der Sound knackt wie eine Böllerbatterie, was der Sänger mit den weisen Worten „Musik muss wehtun!“ quittiert. Na gut.

Galerie mit 20 Bildern: Surgical Strike - Rockharz Open Air 2024

Leidenschaft auf riesiger Bühne: THE NIGHT ETERNAL

Nach ordentlichem Thrash-Remmidemmi liefern THE NIGHT ETERNAL fast schon Entspanntes – ihr düsterer, okkult angehauchter Heavy Metal hat es allerdings in sich.

Natürlich hat Frontmann Ricardo durchaus recht, wenn er bemerkt, wie riesig die Bühne auf dem ROCKHARZ ist – vor allem für eine Band, die in erster Linie in verschwitzten Clubs funktioniert. Egal, dann eben Augen zu und genießen. Denn auch auf dem ROCKHARZ wissen viele, dass die Essener gerade der heiße Scheiß sind.

Allen Mitgliedern merkt man ihre Leidenschaft sofort an, und sie zeigen sich geradezu gerührt, dass nicht wenige im Publikum Songs wie „In Tartarus“ oder „The Prince Of Darkness“ mitsingen können. Alle anderen bekommen in „Elysion (Take Me Over)“ die Möglichkeit zur morgendlichen Stimmübung. Und das Ergebnis beeindruckt nicht nur die Band. THE NIGHT ETERNAL empfehlen sich direkt für einen späteren Slot beim nächsten Mal.

Jetzt geht es mit LEAGUE OF DISTORTION aber erst einmal deutlich moderner weiter.

Galerie mit 12 Bildern: The Night Eternal - Rockharz Open Air 2024

LEAGUE OF DISTORTION – Aluminiumglanz und rote Robe

– Welchen Metal hätten Sie denn gern?

– Aluminium.

– Dann sind LEAGUE OF DISTORTION genau das Richtige für Sie!

Scherz beiseite, aber bei den teils schwarzen, teils aluminiumglänzenden Bühnenoutfits der vier Musiker um Sängerin Anna Brunner kann man sich dieses Späßchen kaum verkneifen. Allerdings: LEAGUE OF DISTORTION spielen doch ziemlich harte und handfeste Musik. Klar, der Modern Metal ist häufig mit Synthiepluckern unterlegt, aber eben auch eine akustische Vollbedienung. Außerdem sind die Songs sehr refrainlastig und das Publikum schnell ab. Nicht zuletzt, als die Sängerin für den letzten Song im roten Umhang auf die Bühne kommt, geraten die Anwesenden noch einmal richtig in Wallung.

Galerie mit 29 Bildern: League Of Distortion - Rockharz Open Air 2024

VOGELFREY: Ab geht die Party!

Apropos „Wallung“: Mit VOGELFREY geht es mindestens noch eine Stufe rauf auf der nach oben offenen Gute-Laune-Skala. Egal ob „1000 Jahre Bier“, „Nie Wieder Met“ oder „Galgenvogel“, das Publikum folgt Frontmann Jannik willentlich.

Hinzu kommt der überaus amüsante Henker-Komparse Hank (oder „Henk“?), der die Band nach Kräften unterstützt: Entweder legt er Jannik bei „Galgenvogel“ eine Schlinge um den Hals, trägt prominent Werbetafeln herum oder schmeißt Gummifische ins Publikum. Als dann das SCOOTER-Cover „How Much Is The Fish“ und das ikonische „Thunderstruck“-Riff erklingen, bebt die Erde so richtig.

Nach all der Ausgelassenheit ist es Zeit für eine kleine Verschnaufpause: Mit SPIDERGAWD bleibt es zwar grundsätzlich rockig, aber es wird deutlich ernsthafter.

Galerie mit 17 Bildern: Vogelfrey - Rockharz Open Air 2024

SPIDERGAWD: Festival, aber mit Niwoh

Huch, ist das noch das gleiche Festival? Es wirkt plötzlich so gediegen, als die Norweger SPIDERGAWD die Bühne betreten. Ein gülden glänzendes Saxophon ist ein selten gesehener Gast auf dem harzer Acker. Von besagtem Acker ist leider etwas mehr zu sehen, das Publikum ist deutlich lichter als noch beim Kontrastprogramm von VOGELFREY. Keine Überraschung, denn die Party-Bands haben hier erfahrungsgemäß den meisten Andrang.

Die Heavy-Hardrock-Band mit deutlich mehr Tiefgang ist womöglich zu schwere Kost. Auch das Publikum wirkt wie ausgewechselt. Grölen? Bitte, nein. Hier wird der persönliche Gefallen in ganzen Sätzen ausgedrückt. Und so vernimmt man ein „Das klingt sehr schön!“ zwischensonglich aus dem Publikum. Famos!

Das hält SPIDERGAWD nicht davon ab, enthusiastisch ihr Set durchzuzocken. Und so werden Applaus und Jubel Song für Song immer lauter. Bloß der starke Wind macht dem Sound hin und wieder einen böigen Strich durch die Rechnung. Auch manche Ansage wird vom Winde verweht. Die Frage von Saxophonist Rolf Martin Snustad „Do you need a doctor…?“ bleibt aus akustischen Gründen auch nach dem fünften Versuch unbeantwortet. Egal, da hilft nur weiterspielen, bis der Arzt kommt. Oder eben UNEARTH!

Galerie mit 13 Bildern: Spidergawd - Rockharz Open Air 2024

UNEARTH sind eine Naturgewalt

Und sie helfen … oder anders: Sie trotzen dem Wind. UNEARTH sind heute eine Naturgewalt, bei dem ein Entkommen kaum möglich ist. Angetrieben von Frontmann Trevor Phipps entsteht schon früh ein gewaltiger Circlepit. Klassiker wie „Endless“, „The Great Dividers“ und „My Will Be Done“ fegen wie ein Tornado über die Bühne. Es bebt und kocht. Die Band lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie auf dem ROCKHARZ in den letzten Jahren eindeutig gefehlt haben. Ob sich hier wirklich jemand für den A-cappella-Metal nebenan aufgewärmt hat? Zweifelhaft, denn das UNEARTH-Publikum dürfte erschöpft sein. Andererseits ist ein großer Publikumsaustausch nicht überliefert.

Galerie mit 28 Bildern: Unearth - Rockharz Open Air 2024

Doppel-Surfen mit VAN CANTO

VAN CANTO gehören wohl zu den Spätaufstehern, aber sind wir ehrlich: Auf dem ROCKHARZ funktioniert auch um 15:25 ein fröhliches „Guten Morgen“ noch bestens.

Was daraufhin folgt, überrascht die Band allerdings sichtlich: Eine schiere Masse an Crowdsurfern, die man bei A-cappella-Metal nicht unbedingt erwarten würde. Leadsänger Hagen Hirschmann bittet darum, dass sich Schottenrock-Surfer mal zur Bühne drehen sollen (was er schnell bereut), und ruft zum Doppel-Crowdsurfing auf. Die Resonanz darauf ist beeindruckend.

Apropos beeindruckend: Das trifft nicht nur auf die aus voller Kehle singenden Stimmen auf der Bühne, sondern auch davor zu. Aber klar, gerade Coverversionen wie „Wishmaster“ (NIGHTWISH) und „Rebellion“ (GRAVE DIGGER) kennt eigentlich jeder – und entsprechend hoch ist der Party-Faktor. Auch die eigenen Songs von VAN CANTO werden natürlich gebührend abgefeiert, bevor es spätestens zum finalen „Fear Of The Dark“ kein Halten mehr gibt. Ganz stark und mitreißend!

Welcher Kontrast könnte wohl der extremste zu VAN CANTO sein? Wie wäre es mit britischem Oldschool-Death-Metal? Gesagt, getan: Es folgen BENEDICTION.

Galerie mit 20 Bildern: Van Canto - Rockharz Open Air 2024

BENEDICTION: Kurzweilige Unterhaltung, aber grottiger Sound

Wer war das? Wer hat den BENEDICTION-Auftritt mit diesem grottigen Sound verhunzt? Vortreten, schämen und ab in die Ecke! Fakt ist: Der Sound, der da von der Bühne schallt, ist viel zu leise. So als ob die große Lautsprecheranlage ausgefallen ist. Nachdem sich die erste Verwunderung gelegt, sich der Sound allerdings nicht verbessert hat, heißt es: Machen wir das Beste aus der Situation.

Also: Freuen wir uns über Death-Metal-Kracher vom Schlage „Shadow World“, „Dark Is The Season“ und „The Dreams You Dread“. Freuen wir uns über die kurzweilige Unterhaltung, die die Ansagen von Frontmann Dave Ingram versprechen: „Are you still with us? Weil: beim nächsten Song könnte es sein, dass wir ihn verkacken … wobei, was heißt wir?“ – womit er grinsend zu Gitarrist Darren Brookes schaut.

Der wiederum hätte danach alles spielen können, man hätte es wegen des schlechten Sounds eh nicht gehört. Da müssen die Briten mit „Subconscious Terror“ und „Stormcrow“ schon alles aufbieten, um die Meute noch zu überzeugen. Immerhin dankt sie es mit einem Circlepit. Dann schnell rüber zur anderen Bühne, wo DYING FETUS die Menge hoffentlich mit einem besseren Sound in Bewegung versetzen können.

Galerie mit 13 Bildern: Benediction - Rockharz Open Air 2024

DYING FETUS geben der ungezügelten Wut nach

Großes Lob ans Booking: Das Billing ist dieses Jahr derart abwechslungsreich, dass garantiert jeder Metal-Fan etwas Passendes findet. Eine Stunde zuvor trällerten noch VAN CANTO, nun reißen DYING FETUS den Laden ab – größer können die musikalischen Gegensätze kaum sein. Schön, dass hier für Fans jeder Stilart etwas dabei ist.

Die Amis hämmern zwar wie Sau, sind aber mitnichten plump – und das ist sehr gut rauszuhören. Dabei kommt der Band zugute, dass der schlechte Sound von BENEDICTION tatsächlich passé ist, denn DYING FETUS klingen ausgezeichnet und differenziert. Und so ist das Intro gerade verklungen, als schon ein massiver Circlepit vor der Bühne startet, der auch die nächsten vierzig Minuten nicht endet. „Wrong One To Fuck With“ gibt die Marschrichtung vor. Und egal, ob „Grotesque Impalement“ oder „Intentional Manslaughter“: DYING FETUS bieten anspruchsvollen Brutal Death Metal der Extraklasse, routiniert und mitreißend. Als die Band zu KOOL & THE GANG die Bühne verlässt, endet die Sause  und die unzähligen Crowdsurfer landen wieder sicher am Boden.

Dass nach diesem Death-Metal-Doppelschlag die Nackenmuskeln eine Pause brauchen, war bei Ansetzung der Spielzeiten wohl allen Beteiligten klar. Daher folgt erneut ein größerer Stilwechsel zu Power Metal aus Kanada.

Galerie mit 11 Bildern: Dying Fetus - Rockharz Open Air 2024

UNLEASH THE ARCHERS: Super Songs, schlechter Sound

UNLEASH THE ARCHERS sind nicht nur wegen der fantastischen Stimme Brittney Slayes‘ durch die Decke gegangen. Auch das Instrumentalfundament der letzten Alben ist sehr stimmig. Darum ist es umso trauriger, dass die Band nicht nur arg leise aus den Boxen tönt, sondern der Mix auch nicht gut ist. Ein „Opener“ wie „Abyss“ ist über jeden Zweifel erhaben, erklingt heute aber wie ein laues Lüftchen. Der Motivation der Band ist das nicht abträglich, die spielen sich den Hintern ab und haben mächtig Bock. Somit kommen den Umständen entsprechend neue Songs wie „Ghost In The Mist“ genau so gut an wie der finale Rausschmeißer „Tonight We Ride“. Wir hoffen, dass UNLEASH THE ARCHERS auf ihrer kommenden Europatour mit einem besseren Tonmann gesegnet sind, denn sie hätten es verdient.

Mit brandneuem Album im Gepäck scharren nebenan KISSIN‘ DYNAMITE mit den Hufen, um den Stadionrock in den Harz zu bringen.

Galerie mit 17 Bildern: Unleash The Archers - Rockharz Open Air 2024

KISSIN‘ DYNAMITE: Der Stadionrock ist zurück

Lange ist es her, als 2007 eine junge Band aus Reutlingen begann, eine damals noch eher modern geprägte Mischung aus Hardrock und Hair Metal zu spielen. Heute haben KISSIN’ DYNAMITE ihre Nische gefunden.

Eigentlich ist es  nicht nötig, aber Sänger Johannes Braun erwähnt es explizit: klassischer Stadionrock ist ihr Metier und damit sind sie auf dem ROCKHARZ 2024 ziemlich einzigartig. Von Beginn an bereits mit erheblichem Publikumszuspruch gesegnet, ziehen die Fünf ständig weitere Interessierte vor die ROCK STAGE, denn: Egal ob man es mag oder nicht, was KISSIN’ DYNAMITE machen, machen sie unglaublich gut.

Im Gegensatz zu einigen anderen Bands an diesem Tag ist der Sound von der ersten Minute an hervorragend und schon zu „Only The Dead“ vom letzten Album „Not The End Of The Road“ springt die wilde Meute. Ist die Inszenierung mit Thron, Zepter und Umhang zu „I Will Be King“ total drüber? Natürlich, aber es passt zum Breitwand-Sound. Braun konstatiert, dass die Publikumsreaktion die Vorstellungen der Band sprengt, und das nimmt man ihm auch tatsächlich ab. Spätestens, als er sich im Schlauchboot auf Händen tragen lässt, frisst ihm das Publikum sowieso aus der Hand. Ok, vielleicht haben sie es mit der Werbung fürs neue Album etwas übertrieben, aber ansonsten liefern KISSIN’ DYNAMITE einen Abriss nach Maß. Chapeau!

Abreißen können auch die Hardcore-Veteranen von SUICIDAL TENDENCIES, die eigentlich schon 2020 in den Harz kommen sollten.

Galerie mit 28 Bildern: Kissin' Dynamite - Rockharz Open Air 2024

SUICIDAL TENDENCIES: Schöner eskalieren mit Cyco Miko

SUICIDAL TENDENCIES halten sich nicht mit Mätzchen auf und beginnen ihr Set mit dem Klassiker „You Can’t Bring Me Down“. Nach dem atmosphärischen Gitarrenintro ist auf der Bühne sofort Action angesagt, Frontmann Mike Muir hüpft wie ein Besessener von links nach rechts und wieder zurück, während Gitarrist Ben Weinman seine Gitarre durch die Luft wirbelt. Diese Begeisterung springt auch auf das Publikum über, obwohl sich der Sound hier seit BENEDICTION kaum verbessert hat.

Also rein in den Circlepit de luxe und mal schauen, ob man vor der Bühne mehr hört. Na ja, geht so. Immerhin ist auf und vor der Bühne bei Songs vom Schlage „Send Me Your Money“ und „Memories Of Tomorrow“ ordentlich Stimmung. Und die vier Instrumentalisten zünden ein wahres Feuerwerk. Allen voran Tye Trujillo, Sohn von METALLICA-Tieftöner Robert Trujillo, der mit seinen 19 Jahren mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit in der Bühnenmitte steht und fingerfertige Soli raushaut. Die Musik von SUICIDAL TENDENCIES ist keine Sache des Alters, sondern der Einstellung!

Das weiß auch Frontmann Mike Muir, der lange Messages vom Schlage „Lasst euch von anderen nichts sagen“ und „Macht euer eigenes Ding“ raushaut. Und den Worten des 61-Jährigen folgen Taten: Bei „Pledge Your Allegiance“ klettert er von der Bühne und lässt sich von den ersten Reihen in die Höhe wuchten. Das mag zwar etwas schweißtreibend sein, aber hey: Wann sollte man sowas denn sonst machen, wenn nicht jetzt?

Galerie mit 11 Bildern: Suicidal Tendencies - Rockharz Open Air 2024

AMARANTHE bieten ein durchgestyltes Modern-Metal-Inferno

Gut, dass nach SUICIDAL TENDENCIES mit AMARANTHE erstmal Entspannung angesagt ist. Die schwedische Modern-Metal-Truppe springt nicht ins Publikum, doch die choreografierten Bewegungen von Sängerin Elize Ryd und den beiden Sängern Mikael Sehlin und Nils Molin sind eindeutig was fürs Auge. Die Band war Anfang des Jahres mit ihrem neuen Album „The Catalyst“ auf großer Tour und präsentieren es hier ebenfalls. Doch neben den neuen Stücken bleibt genug Platz für Bandklassiker wie „Amaranthine“ und „The Nexus“, die beim Publikum wohlbekannt sind.

Den Abschluss des Sets bildet das rockende „Drop Dead Cynical“ – und wir sind nach dem Gig weder tot noch zynisch. Ganz im Gegenteil, uns ist ein weiteres Mal klargeworden, warum diese Band in den vergangenen Jahren einen solchen Höhenflug hingelegt hat.

Apropos Höhenflug, nebenan macht sich eine übergroße Ente bereit, was nur eines bedeuten kann: ALESTORM kommen!

Galerie mit 30 Bildern: Amaranthe - Rockharz Open Air 2024

ALESTORM: Zwischen Gummiente und Drehleier

ALESTORM haben Verstärkung mitgebracht. Patty Gurdy steht den Piraten-Metallern mit Rat, Tat und Drehleier zur Seite. Demzufolge verirren sich mit „Voyage Of The Dead Marauder“ und „Uzbekistan“ gleich zwei Stücke der aktuellen EP ins Set. ALESTORM haben ihr Partyset eingepackt und lassen die Meute mit „P.A.R.T.Y.“, „Hangover“ und „Drink“ amtlich steilgehen.

Fans der ausladenden Epen, die die Band auch beherrscht, kommen insgesamt etwas kurz, doch Chris Bowes und seine Mannschaft haben mit „Back Through Time“ und „Under Blackened Banners“ immerhin zwei davon an Bord. Leider fehlt „Captain Morgan’s Revenge“, aber mit „Fucked With An Anchor“ hat ALESTORM vermutlich den passenderen Festivalabschluss gewählt. Dazu dürfen ein paar überdimensionierte Gummienten nicht fehlen, die die Band crowdsurfen schickt.

Als ALESTORM die Bühne verlassen, sinkt die Temperatur um zehn Grad und es wird düster auf dem ROCKHARZ. Das mag daran liegen, dass die Sonne mittlerweile komplett untergegangen ist, doch nebenan machen sich auch DIMMU BORGIR bereit, um das Festivalgelände in Nebel zu tauchen.

Galerie mit 18 Bildern: Alestorm - Rockharz Open Air 2024

Stimmungsvoll mit Burg und Kerker: DIMMU BORGIR

DIMMU BORGIR stehen für opulente Symphonic-Black-Metal-Shows höchster Güte – live und auf Platte. Der aktuelle Langspieler „Eonian“ hat allerdings schon über fünf Jahre auf dem Buckel. Die Ankündigung von Frontmann Shagrath, DIMMU BORGIR würden daher nur „neues“ Material spielen, ist daher so treffend wie amüsant.

Genug Klassiker haben die Herren aus Norwegen natürlich, ist die Band doch seit dreißig Jahren aktiv. Und so starten DIMMU BORGIR ihren Auftritt mit einem Intro vom Debütalbum „For All Tid“, an dessen Albumcover auch Backdrop und Bühnenaufbau angelehnt sind: Die Musiker können beim Verlassen der Bühne durch einen mittelalterlichen Torbogen schreiten. Eine stimmungsvolle Kulisse, die ausgezeichnet zu den mönchshaften Kutten und Kapuzengewändern passt.

Als wahrscheinlich lauteste Band des Tages arbeiten sich DIMMU BORGIR einmal quer durch die eigene Diskografie. Egal ob „Spellbound (By The Devil)“, „Stormblast“ oder „The Insight And The Catharsis“ – hier frohlockt jede schwarzmetallische Seele. Dass der Clean-Gesang von Band eingespielt wird, ist zwar schade, ermöglicht aber die Darbietung der frühen 2000er-Werke und macht einen fast lückenlosen Ritt durch die Bandhistorie damit erst möglich. Das obligatorische „Mourning Palace“ setzt den Schlusspunkt unter einen starken Headliner-Auftritt mit einer überzeugenden Setlist.

Nach so einem Knaller ab ins Bett? Besser nicht, denn ein mediterranes Highlight fehlt noch.

Galerie mit 27 Bildern: Dimmu Borgir - Rockharz Open Air 2024

NANOWAR OF STEEL und das rote Pferd

Nach DIMMU BORGIRs düsteren Klängen können wir etwas Party zum Ausklang des Tages gebrauchen. NANOWAR OF STEEL aus Italien sind die beste Wahl für eine gelungene Fete und steigen sogleich mit „Disco Metal“ in ihr Set ein. Der sehr gut Deutsch sprechende Bassist Gatto Panceri 666 beglückt uns zwischen den einzelnen Nummern mit allerlei Schwachsinn aus seinem fiktiven Leben – so leitet er „Norwegian Reggaeton“ mit einer Story über seinen Therapeuten Varg Vikernes ein. An anderer Stelle bedauert er die Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien und lädt alle ein, statt auf Mallorca nun in Italien Urlaub zu machen. Als NANOWAR OF STEEL ihr Cover des Schlagerklassikers „Das Rote Pferd“ auspacken, eskaliert das Infield komplett.

Nach so vielen tollen Eindrücken und noch mehr Kaltgetränken sinken nach und nach alle Festivalbesucher müde auf ihre Luftmatratze nieder und sammeln ihre Kraft für den leider letzten ROCKHARZ-Tag.

Galerie mit 29 Bildern: Nanowar of Steel - Rockharz Open Air 2024

Fotos von den Autogrammstunden am Freitag:

Galerie mit 66 Bildern: Rockharz 2024 - Autogrammstunden Freitag 13:00-16:45 Galerie mit 75 Bildern: Rockharz 2024 - Autogrammstunden Freitag 17:45-21:15

Impressionen vom Freitag:

Galerie mit 34 Bildern: Rockharz Open Air 2024 – Impressionen vom Freitag

Galerie mit 92 Bildern: Rockharz Open Air 2024 – Impressionen Freitag Crowdsurfer

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21.07.2024

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