Rockharz Open Air 2022
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Accept, Powerwolf, Running Wild, Sepultura, Ad Infinitum, Agnostic Front, April Art, Asenblut, ASP, At The Gates, Attic, Beast In Black, Betontod, Burden Of Grief, Dark Funeral, Dark Tranquillity, Deserted Fear, Ektomorf, Enemy Inside, Eisbrecher, Ensiferum, Evil Invaders, Exodus, Finntroll, Gernotshagen, Goitzsche Front, Grave Digger, Hammer King, In Extremo, Insomnium, Jinjer, Kambrium, Kataklysm, Knasterbart, Knorkator, Lucifer, Moonsorrow, Mutz & The Blackeyed Banditz, Obscurity, Ost+Front, Paddy And The Rats, Sibiir, Steel Panther, Storm Seeker, Subway To Sally, Tankard, Tarja, Testament, The 69 Eyes, Thomsen, Thundermother, Twilight Force, Unleashed und Unzucht
Konzert vom 06.07.2022 | Ballenstedt, Flugplatz

ROCKHARZ OPEN AIR 2022 – Samstag, 09.07.2022 Galerie mit 80 Bildern: Rockharz 2022 – Autogrammstunden Samstag bis 17 Uhr

STORM SEEKER machen müde Menschen munter

Galerie mit 19 Bildern: Storm Seeker - Rockharz 2022

Letzter Festivaltag, kurz nach elf Uhr, also quasi mitten in der Nacht: Man könnte niemandem verdenken, sich nochmal im Schlafsack umzudrehen. Trotzdem stehen zu den piratischen Power/Folk Metallern STORM SEEKER schon einige Leute vor der Bühne – und im Laufe des Gigs werden es immer mehr. Die geben sich aber auch viel Mühe, ihre eingängigen Hymnen zu schmettern und das Publikum dabei vor ein paar Prüfungen zu stellen. Zum Beispiel: „Könnt ihr brüllen?“ Aber klar kann das ROCKHARZ! So ist es gut, dass es schon so viele Leute aus dem Zelt geschafft haben, denn sonst hätten sie eine ganze Menge wirklich guter Songs à la „Row Row Row“ oder „The Longing“ verpasst. Toller Einstieg in den letzten Festivaltag.

THOMSEN frönen dem 80er Jahre Metal

Galerie mit 10 Bildern: Thomsen - Rockharz 2022

2006 kreierte René Thomsen seine eigene Band, um nicht immer nur hinter der Bühne zu stehen. Thomsen betreibt erfolgreich einen Backliner-Service und ist dadurch seit den 80ern in der Musikszene verwurzelt. Das Spaßprojekt THOMSEN entwickelte sich stetig und mündete 2009 in der Veröffentlichung der Debüts „Let’s Get Ruthless“. Der Bandbacklog steht mittlerweile bei drei, zuletzt veröffentlichte THOMSEN 2021 das dritte Werk und nannte es „III“.

Mit “Tears Of The Sun” startet das Quintett und Jürgen Wulfes sorgt mit seinem Organ und dem langen Ledermantel für das klassischen Heavy-Metal-Feeling der 80er-Jahre. Über „Ruthless” und “Time Again” geht es zum aktuellen Output mit „Liar”, einem Text über Menschen, die bereit sind, für Geld alles zu tun.  Zwischenzeitlich bildet sich ein Moshpit vor der Bühne und die noch dünn besetzten Reihen feiern den Old-School-Metal ab. „Fight Your Demon“ und „Heaven & Hell” erklingen, und nach einer halben Stunde müssen die Herren das Feld räumen. Zum Abschluss wirft Sänger Wulfes einen Stapel CDs in das Publikum, was der Band weitere Pluspunkte einbringt.

OBSCURITY können leider nicht die volle Spielzeit nutzen

Galerie mit 15 Bildern: Obscurity - Rockharz 2022

Für das zünftige Headbangen am Vormittag steht nun Viking Metal auf dem Programm. Leider gibt es aufgrund technischer Probleme ein paar Minuten Verzögerung, an der Motivation der Nordrhein-Westfalen kratzt das aber nicht. Stattdessen geht der Mix aus Death, Black und eben Viking Metal sofort ins Publikum über. Sicher, der eine oder andere zieht noch ein morgenmuffeliges Gesicht, doch im Großen und Ganzen rotieren die meisten Mähnen vor der Bühne. Bitter nur: Aufgrund der Verzögerung zu Beginn wird OBSCURITY beim letzten Song der Stecker gezogen – ist halt Festival und der Zeitplan straff.

APRIL ART laden zum Rock-Sport

Galerie mit 18 Bildern: April Art - Rockharz 2022

Aus Hessen kommen APRIL ART und konnten spätestens seit der gemeinsamen Tour mit DARK TRANQUILLITY im Frühjahr 2022 ihren Bekanntheitsgrad sukzessive steigern. Vom Genre ist das Quartett im Alternative Rock oder Grunge unterwegs. Ob Sängerin Lisa Marie Watz ein „Pokerface“ ist, lässt sich nicht ergründen. Das aktuelle Werk der Band trägt zumindest diesen Namen und wurde vor circa drei Wochen veröffentlicht.

Der Auftritt zur Mittagszeit setzt auf Rot. Zunächst kommen die drei Mitstreiter von Watz auf die Bühne, welche in roten Anzügen stecken. Ausnahme ist Drummer Ben Juelg, der auf Oberkörperbekleidung verzichtet und auf rote Körperbemalung setzt. Getoppt wird das rote Outfit von Watz selbst. Zur roten Bekleidung passt bei ihr auch die Haarfarbe.

„Painkiller“ heißt der Opener, welcher auf dem 2021er Release „Fighter“ zu finden ist. Spätestens ab dem zweiten Track „Break Out“ animiert Watz das Publikum zum Frühsport. Die Springeinlagen und gereckten Fäuste sorgen für Bewegung , welche in einem Circle Pit endet. Der energetische Sound der Band lockt weitere Menschen vor die Dark Stage und gegen Ende des Sets sorgt Watz für eine Wall Of Death. Gefühlt wachsen APRIL ART über sich hinaus und  „Sky Is The Limit“ scheint ein passender Track für den heutigen Auftritt zu sein. Der Rausschmeißer „Change“ wird zum Rausch-Schmeißer inklusive des Einsatzes von roter Pyrotechnik. APRIL ART liefern 40 Minuten einen mehr als energetischen Auftritt. Die klare politische Haltung für eine friedliche und bunte Zukunft sorgt für weitere Sympathiepunkte.

AD INFINITUM können endlich zeigen, was sie live drauf haben

Galerie mit 13 Bildern: Ad Infinitum - Rockharz 2022

Das Mittagsprogramm des ROCKHARZ-Samstags ist vielseitig und zudem sängerinnenlastig, denn nach APRIL ART spielen AD INFINITUM auf. Die deutsch-schweizerische Kollaborationsband um Sängerin Melissa Bonny hat in den vergangenen zwei Jahren zwei Alben veröffentlicht und bisher noch nicht viele Chancen gehabt, diese live vor echtem Publikum zu präsentieren. Umso motivierter treten die Musiker und die Musikerin heute zum Konzert an und spielen eine gute Zusammenstellung ihrer beiden Alben. Dabei konzentriert sich die Band auf ihre Videosingles, allen voran natürlich das großartige „Marching On Versailles“ vom Debütalbum „Chapter I: Monarchy“.

Trotz des jungen Bandalters zeigen sich AD INFINITUM routiniert und motiviert, und der Wechsel zwischen dem sehr melodischen, klaren Gesang von Melissa Bonny und ihren aggressiven Screams, die sie leider etwas selten von der Kette lässt, wirkt sehr gekonnt und lockert den melodischen Symphonic Metal der Band gut auf. AD INFINTIUM sind eine Gruppe, die in den kommenden Jahren intensiver beobachtet werden sollten, der heutige Gig legt einen guten Grundstein dafür.

EKTOMORF bringen den Staub zurück vor die Dark Stage

Galerie mit 19 Bildern: Ektomorf - Rockharz 2022

Vor ein paar Jahren war es mal wieder so weit: EKTOMORF reformierten sich und vor allem ihr Line-up, was im letzten Jahr folgerichtig mit dem Album „Reborn“ abgeschlossen wurde, auf dem die Ungarn im Gegensatz zum modernen Groove Metal der letzten Jahre mehr in Richtung klassischen Thrash Metals gehen wollten. Auch Fronter – und einzig verbliebenes Originalmitglied – Zoltán Farkas merkt man die Live-Abstinenz an. Nicht, weil er eingerostet wirkt, sondern einfach extrem glücklich, wieder auf einem Festival spielen zu dürfen und dann auch noch so zahlreichen Zuspruch verbuchen kann.

Denn, trotz letztem Festivaltag, das ROCKHARZ ist definitiv wach und so sind nicht nur EKTOMORF zurück, sondern auch der Staub, der durch die etwa ab dem dritten Song entstehenden Moshpits ordentlich aufgewirbelt wird – wenn auch dank des Regens vom Vortag weniger als in vergangenen Jahren. Songs wie „Outcast“ und „Raise Your Fist“ heizen die Drehsause ordentlich an, aber natürlich auch Farkas, der zur Wall Of Death aufruft, die am Ende eine beachtliche Größe aufweisen kann. Ernsthaft Verletzte gibt es dabei erfreulicherweise nicht, aber dafür sehr viele lächelnde Gesichter. Als die Band nach einer knappen Viertelstunde die Bretter der Dark Stage wieder verlässt, ist das ROCKHARZ auch am Samstag offiziell warm gespielt.

Bierseliger Thrash aus Frankfurt: Auch TANKARD gastieren

Galerie mit 18 Bildern: Tankard - Rockharz 2022

„40 Jahre schlechtes Aussehen, 40 Jahre keinen Erfolg“, beschreibt Andreas „Gerre“ Geremia die Karriere von TANKARD. Die Frankfurter Vertreter der Big Teutonic Four laden wieder einmal dazu ein, sämtliche Krüge zu leeren, zu füllen und anschließend wieder zu leeren. Zu Beginn ist man hier möglicherweise noch versucht, dies im Rahmen des nicht vorhandenen Sounds zu tun, während man sich den Klang der Band vorstellen muss. Aber bald bemerkt die Technik ihren Fehler und dreht bei den Alcoholic Thrashern auf, sodass man die dargebotenen Klänge der Herren auch praktisch zu hören bekommt.

Gerre fegt wie üblich energiegeladen über die Bühne und lässt sich vom gut angehopften Publikum feiern, das Songs wie „Chemical Invasion“, „One Foot In The Grave“ sowie den vom kommenden Album stammenden, neuen Track „Ex-Fluencer“ in der angenehmen Nachmittagssonne gut gelaunt entgegen nimmt, ehe die Band ihr Set mit dem unvermeidbaren „(Empty) Tankard“ zu einem Ende kommen lässt. Schade ist lediglich, dass Gerre seine im Zuge des Auftritts aufgebauten Sympathiepunkte dann bei der Autogrammstunde wieder verspielt …

UNLEASHED fliegen nach Asgard

Galerie mit 10 Bildern: Unleashed - Rockharz 2022

„To Asgard We Fly“ markiert den Start in das Set der Stockholmer Death-Metal-Pioniere UNLEASHED, und um den Worten auch Taten folgen zu lassen, schmeißen Band wie Publikum direkt die Hubschrauber-Rotoren an. Die Schweden beweisen: Es muss nicht immer ganz viel Action auf der Bühne passieren, unaufgeregtes Stageacting mit breitbeinigen Posen und fliegenden Mähnen reicht völlig. Zumindest, wenn die dazugehörige Musik stimmt – bei UNLEASHED stimmt sie. „They Came To Die“, „The Longships Are Coming“, „Midvinterblot“, „Hammer Batallion“, „Into Glory Ride“, wie könnte man dazu nicht mindestens zustimmend mit dem Kopf nicken? Einziger Makel ist, dass die Gitarren nicht so schneiden, wie zum Beispiel gestern bei DESERTED FEAR – so könnte das Death-Metal-Brett durchaus ein Stück dicker sein. Trotzdem herrscht Einigkeit, als Johnny Hedlund zum Abschied sagt: „UNLEASHED will be back!“ Wir sagen: ja bitte!

INSOMNIUM lassen Kinnladen herunterfallen

Galerie mit 30 Bildern: Insomnium - Rockharz 2022

Direkt im Anschluss an UNLEASHED gibt es nochmal Death Metal, wenn auch ganz anderer Sorte: Zu den finnischen Melodic Deathern INSOMNIUM rotieren weniger die Propeller, stattdessen lädt die elegisch-verträumt-melancholische Musik des Vierers dazu ein, mit geschlossenen Augen vor der Bühne zu stehen und dem Treiben zu lauschen. Doch auch dafür ist das ROCKHARZ-Publikum offen, und so wird es schwierig, durch das Infield zu den Fressständen zu gelangen. Uff, ist das voll. INSOMNIUM danken das dem Publikum und spielen ein Set voller starker Emotionen zwischen älteren Stücken wie „Ephemeral“ und „While We Sleep“ hin zu neueren Songs à la „And Bells They Toll“ vom aktuellen Album „Heart Like A Grave“. Das kommt gut an, zumal alles fett von der Bühne schallt, besonders die Leadgitarre klingt, wie sie klingen muss – was bei INSOMNIUM besonders wichtig ist, schließlich steht und fällt ihre Musik mit den Gitarrenmelodien. Am Ende ist klar: Niemand, der wusste, worauf er sich einlässt, geht unzufrieden vom Infield. Starkes Ding!

BETONTOD sind zwischen Pils und Punk zu Hause

Galerie mit 19 Bildern: Betontod - Rockharz 2022

BETONTOD bringen den Punkrock auf die Bühne und starten ohne langes Intro direkt mit „Das Kapital“ in ihr Set. Die Menge quittiert es ihnen mit sofort startenden Moshpits und Fanchören. Auch im weiteren Verlauf ihres Sets lässt die Rheinberger Band nichts anbrennen und versorgt die Masse sowohl mit Hitmaterial aus jüngerer Vergangenheit, wie der treffenden Anti-Nazi-Hymne „Hals-Maul-Arsch-Geschicht“, der Liebeserklärung „Küss mich“ oder dem Anarchie-Statement „Traum von Freiheit“. Natürlich darf auch der wohl bekannteste Wurf der Band, „Schwarzes Blut“, nicht fehlen und ist gleich mit dem Titeltrack, „Kinder des Zorns“ und „Glück auf“ am Start, gerade letzteres wird natürlich von allen Besuchern und Besucherinnen lautstark mitgesungen, egal ob sie den Gig gerade aktiv verfolgen oder nicht.

Ein weiteres, nicht musikalisches Highlight ist definitiv die Crowdsurferin, die stehend (!) auf einem weiteren Crowdsurfer in Richtung Absperrzaun surft (samt Regenbogenflagge als Umhang) und dies auch noch schafft, ohne dabei ein einziges Mal ins Torkeln zu kommen oder gar runterzufallen. Respekt an die beiden für diese Meisterleistung. Nach einem subjektiv zu kurzen Gig müssen BETONTOD dann leider das Feld räumen, haben aber ein weiteres Mal gezeigt, wie goldrichtig sie auf diesem Festival sind.

EXODUS machen ihrem guten Ruf alle Ehre

Galerie mit 19 Bildern: Exodus - Rockharz 2022

Der letzte Festivaltag hält einige Leckerbissen für Thrash-Fans parat. Hatten zuvor schon TANKARD den Soundtrack für die bierselige Nackengymnastik geliefert, so folgen nun ernsterzunehmende Hiebe aus dem Lager EXODUS (und direkt hiernach von TESTAMENT), die einen herausragenden, selbst der etwas windigen Witterung trotzenden Sound für sich beanspruchen können. Und das ist recht und billig: EXODUS machen ihrem guten Ruf als Ausnahmeband des US-amerikanischen Thrash Metal alle Ehre mit einem sich besonders lebhaft in Szene setzenden Gary Holt und einem Set, das dem Publikum alles, aber auch wirklich ALLES abverlangt.

Die Sause ist quasi von den ersten Klängen des Openers „The Beatings Will Continue (Until Morale Improves)“ an nonstop am Laufen. Hier hilft sicher auch die enorme Agilität der gesamten Band, die sich praktisch ständig in Bewegung befindet und so auch visuell eine dynamische Erfahrung für das Publikum bietet, zumal auch das Set an sich mit Songs wie „Deathamphetamine“ und dem Bandklassiker „Bonded By Blood“ begeistert. Humor haben sie auch, was sie zeigen, als sie nach Ankündigung von „The Toxic Waltz“ kurz einmal SLAYERs „Raining Blood“ anspielen. Was bleibt anderes zu sagen, als dass EXODUS eindrucksvoll geliefert haben? Nichts. Denn EXODUS haben genau das getan.

TESTAMENT beglücken alle Old-School-Thrasher

Galerie mit 25 Bildern: Testament - Rockharz 2022

Stress am Samstagabend für alle Liebhaber des Old-School-Thrash aus Kalifornien. Direkt nachdem die letzten Klänge von EXODUS auf der Rock Stage verklingen, wandert das Publikum nahezu geschlossen ein paar Meter nach links, denn TESTAMENT übernehmen nahtlos. Strahlemann Chuck Billy hat sichtlich Bock und lässt sich natürlich – ganz Profi – auch durch zwei kurzzeitige Aussetzer eines Boxenturms nicht aus der Ruhe bringen. Die Fans danken es ihm nach kurzem Warmwerden mit einem standesgemäßen Pit, der sich auch bis zum Ende des Gigs großer Beliebtheit erfreut. Auch Eric Peterson und Alex Skolnick haben ordentlich Spaß inne Backen und posen mit breitem Grinsen um die Wette.

Die Setlist bietet einen ordentlichen Querschnitt durch das Schaffen. Auch aktuelles Material wie „WWIII“ vom letzten Longplayer „Titans Of Creation“ kann Klassikern wie „Over The Wall“ vom ersten Album oder „Practice What You Preach“ durchaus das Wasser reichen. Natürlich heizt „Into The Pit“ denselben noch einmal ordentlich ein, der Trend geht sogar kurz zum Zweit-Pit. Nach „Disciples Of The Watch“ ist endgültig Schluss, nachdem allerdings der Neuzugang an den Drums – niemand geringerer als Dave Lombardo (ex-SLAYER) – in der Vorstellungsrunde noch einen Extra-Applaus eingeheimst hat.

KNORKATOR machen Spaß noch spaßiger

Galerie mit 13 Bildern: Knorkator - Rockharz 2022

KNORKATOR avancieren früh zum inoffiziellen Headliner und haben direkt mit dem Eröffnungsschlag „Buchstabe“ und „Du nicht“ das Publikum auf ihrer Seite. Was danach folgt ist ein Feuerwerk aus Hit an Hit, garniert mit der Bühnenakrobatik und den lustigen Sprüchen des Sängers Stumpen, der sich natürlich wie gewohnt relativ schnell einem Großteil seines Bühnenoutfits entledigt. Weiter geht es mit Klassikern wie „Ich hasse Musik“ oder dem „Eigentum“, auch eine „Revolution“ aus dem noch aktuellen Album „Widerstand ist zwecklos“ wird angezettelt. Vom kommenden Output „Sieg der Vernunft“ gibt es allerdings noch nichts zu hören.

Dafür kommt Stumpens DNA, wie er es selber betitelt, in Form seiner Tochter Agnetha auf die Bühne und singt mit ihrem Vater und Alf Ator ein paar Songs, „Ding inne Schnauze“ und „Weg nach unten“, im Duett. Dies erledigt sie sehr gut, was von der Menge mit einem großen Applaus, angefeuert durch Stumpen, quittiert wird. Dieser überredet sie dann gleich noch, auch für „Wir werden alle sterben“ zu bleiben, was ihm gelingt. Anschließend schicken KNORKATOR ihre Fans noch „Zähneputzen, pullern und ab ins Bett“, woraufhin man wirklich das Gefühl hat, die Band hätte hier als Headliner auf der Bühne gestanden.

EISBRECHER heizen die Menge auf

Galerie mit 19 Bildern: Eisbrecher - Rockharz 2022

Die Band um Kopf Alexander Wesselsky ist sichtlich gut aufgelegt, ersterer spendiert einem glücklichen Fan aus den ersten Reihen einen offiziellen EISBRECHER-Teddybären und kündigt nach dem Opener „Verrückt“ spontan das folgende „Sturmfahrt“ als Ballade an. Im Gepäck hat die Band natürlich auch Stücke ihres aktuellen Outputs „Liebe macht Monster“, sodass der Refrain von „FAKK“ und auch von „Nein danke“ bald über das Infield schallt. Das Schwesteralbum „Schicksalsmelodien“, welches aus Coversongs besteht, bleibt an diesem Abend allerdings unbeachtet, es wird sich auf eigenes Material konzentriert, darunter natürlich auch Fan-Favoriten wie „Was ist hier los“.

Der Klassikerteil wird dann mit „Himmel, Arsch und Zwirn“ eingeläutet, bevor die EBM-Klänge von „This Is Deutsch“ auch noch den letzten, müden Hintern zum Tanzen bewegen. Zum Abschluss gräbt Wesselsky dann noch einmal tief in seiner Songwriter-Mottenkiste und lässt wie gewohnt den MEGAHERZ-Klassiker „Miststück“ auferstehen und wird sogar dem Zeitenwandel gerecht, indem er vorher klarstellt, dass ein „Miststück“ kein festgelegtes Geschlecht zu haben braucht. EISBRECHER verabschieden sich anschließend mit einem euphorischen „Das haben wir alle gebraucht“ vom applaudierenden Publikum und dieser Aussage kann nun wirklich ein jeder zustimmen.

ACCEPT zocken gekonnt den Headliner-Slot

Galerie mit 26 Bildern: Accept - Rockharz 2022

Gegenüber dem eigentlichen Zeitplan starten ACCEPT mit mehr als 15 Minuten Verspätung. Grund dafür ist die Verabschiedung der Festival Crew. Traditionell stehen vor dem Headliner am letzten Festivaltag ein Teil der Crew auf der Bühne, um den Menschen hinter der Bühne ein Gesicht zu geben.

ACCEPT zeigen eine gewisse Kompaktheit auf der Rock Stage, welche wie ein V wirkt. Dieses V schließt Sänger Mark Tornillo. Mastermind Wolf Hoffmann überragt seine Mitmusiker mit seiner Körperlänge um circa einen Kopf. ACCEPT ist mittlerweile als Sextett unterwegs und neben Hoffmann bearbeiten Uwe Lulis und Philip Shouse eine Flying V, sodass sich insgesamt ein sehr stimmiges Bühnenbild zeigt.

Zum Start geht es zunächst mit „Zombie Apocalypse“ und „Symphony Of Pain” um das neue Werk  „Too Mean To Die“. Spätestens ab „Restless And Wild“ wird der Old-School-Heavy-Metal aber vom Publikum abgefeiert. Insgesamt sind es die Klassiker „Princess Of The Dawn“, „Fast As A Shark“ oder „Metal Heart“, welche für gereckte Fäuste und fliegende Haare sorgen. Zu dieser Kategorie schließt  „Pandemic“ auf, welcher mit dem intensiven Refrain gut bei den Fans ankommt.

Traditionell enden ACCEPT-Konzerte mit „Balls To The Wall“ und „I’m A Rebel“, und nach circa 90 Minuten räumt das Sextett das Feld und das Rockharz 2022 ist auf der Rock Stage zu Ende.

ELUVEITIE verabschieden ein Bandmitglied

Galerie mit 29 Bildern: Eluveitie - Rockharz 2022

Nach klassischen Heavy Metal gibt es zum Ende des ROCKHARZ 2022 komplexere Musik zwischen Folk Rock und Melodic Death Metal aus der Schweiz. Bereits im Vorfeld kündigten ELUVEITIE an, dass beim heutige Auftritt Michalina Malisz an der Drehleier letztmalig mit der Band die Bühne teilen wird. Malisz möchte zukünftig vor allem bezüglich Reisen deutlich kürzertreten, wird der Musik aber verbunden bleiben.

Das Intro bildet „Ategnatos“ gefolgt von „Rebirth“. Dass der komplexe Sound der Schweizer einen Moment benötigt, ist nachvollziehbar. Der Soundcheck besteht halt nicht nur aus dem Umstecken von Gitarren. Reichlich Pyrotechnik setzen ELUVEITIE ein: Feuersäulen, Funkenregen von unten und von oberhalb der Bühne, eigentlich brennt oder funkelt ständig etwas und ergibt mit den Musikern ein starkes Gesamtbild. Chrigel Glanzmann widmet das sich recht früh im Set befindliche „Inis Mona“ der scheidenden Mitmusikerin. „A Rose For Epona“, „Hovac“ und „Artio“: ELUVEITIE lassen nichts aus. Zunächst beeindruckt Fabienne Erni beim Solo zu „Artio“, mit „Breathe“ sorgt sie für die berühmte Gänsehautatmosphäre. Das Publikum genießt die Nacht und das letzte Konzert auf dem Rockharz 2022.

ELUVEITIE haben vor kurzem „Aidus” veröffentlicht. Der Song dürfte ein Vorgeschmack auf zukünftige Aktivitäten der Band sein, zumal für den Herbst eine größere Tour mit AMORPHIS angekündigt ist. In Richtung zwei Uhr morgens verklingt der letzte Ton von „Helvetios“ und es regnet rote Leuchtkörper von der Deckenbühne. Ein mehr als stimmungsvoller Abschied für Michalina Malisz. Getoppt wird das Ganze von einer Sektdusche, anschließend verneigen sich Band und Publikum voreinander und ELUVEITIE überlassen dabei Malisz die große Festivalbühne. Ein emotionaler Abschied, welcher kaum besser zu zelebrieren ist.

Galerie mit 109 Bildern: Rockharz 2022 – Autogrammstunden Samstag ab 17 Uhr

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19.07.2022

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