Rockharz Open Air 2022
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Accept, Powerwolf, Running Wild, Sepultura, Ad Infinitum, Agnostic Front, April Art, Asenblut, ASP, At The Gates, Attic, Beast In Black, Betontod, Burden Of Grief, Dark Funeral, Dark Tranquillity, Deserted Fear, Ektomorf, Enemy Inside, Eisbrecher, Ensiferum, Evil Invaders, Exodus, Finntroll, Gernotshagen, Goitzsche Front, Grave Digger, Hammer King, In Extremo, Insomnium, Jinjer, Kambrium, Kataklysm, Knasterbart, Knorkator, Lucifer, Moonsorrow, Mutz & The Blackeyed Banditz, Obscurity, Ost+Front, Paddy And The Rats, Sibiir, Steel Panther, Storm Seeker, Subway To Sally, Tankard, Tarja, Testament, The 69 Eyes, Thomsen, Thundermother, Twilight Force, Unleashed und Unzucht
Konzert vom 06.07.2022 | Ballenstedt, Flugplatz

ROCKHARZ OPEN AIR 2022 – Freitag, 08.07.2022

Galerie mit 118 Bildern: Rockharz 2022 – Autogrammstunden Freitag bis 17 Uhr

Melodic Death zum Frühstück mit BURDEN OF GRIEF

Galerie mit 19 Bildern: Burden Of Grief - Rockharz 2022

Es ist Freitagmorgen. Eigentlich steckt der lange Donnerstag noch in den Knochen, doch nicht so bei einer großen Anzahl des ROCKHARZ-Publikums. Es zeit sich schon bei BURDEN OF GRIEF etwas, das sinnbildlich für den Bock der Festivalgäste steht: Es ist voll vor der Rock Stage. Auf dem Prograamm steht Melodic Death Metal, der nebst skandinavischer Melodieführung auch den passenden Groove fürs Frühstücksheadbangen liefert. Ganz gleich, ob Konterbier oder Kaffee als Beiwerk, der Hauptgang mundet. Auch weil der Sound passt.

KAMBRIUM lärmen die müden Knochen des Infields wach

Galerie mit 21 Bildern: Kambrium - Rockharz 2022

Möglicherweise hängt dem Publikum zu Beginn dieses zweiten Gigs am dritten Festivaltag noch die Sause vom Vortag in den Knochen – aber nicht mehr lange. Denn KAMBRIUM kommen in ihrem dem aktuellen Album „The Cybernetic Age“ gemäß futuristisch anmutenden Aufzug auf die Bühne stolziert und pusten die müden Knochen des schon recht gut gefüllten Infields wach. Man möchte meinen, dass diese Art von morgendlichem Gig ein undankbarer Slot ist, aber KAMBRIUM machen das Beste daraus und hauen ein unterhaltsames Set heraus, das natürlich zu einem Großteil aus neuen Songs besteht, bei dem aber auch der stark im Publikum resonierende Hit „Dawn Of The Five Suns“ nicht fehlen darf.

Und wenn von Seiten des Publikums aus schon keine Crowdsurfer zu früher Stunde nach vorne durchgereicht werden, so wird hier wenigstens kräftig mitgetanzt, gebangt und genickt. Das zeigt, dass moderner Melodeath mit klar gesungenen Refrains nach wie vor Hochkonjunktur feiert, zumal KAMBRIUM mit ihrer deutlich mehr auf Epik ausgelegten Spielweise rein gar nichts anbrennen lassen. Gitarrist Maximilian Werner war ja im Vorfeld ohnehin schon länger zugegen und quasi ein gern gesehenes Maskottchen am metal.de-Autogrammstand. Umso trauriger, dass die Helmstedter den Stand nach ihrer Autogrammstunde terminbedingt nicht zu ihrer neuen Partyzone erklären können, wie bei ihrem letzten Stelldichein auf dem Rockharz. Aber keine Bange, ATTIC sind ja dienstbeflissen eingesprungen …

ATTIC vs. Sonne

Galerie mit 18 Bildern: Attic - Rockharz 2022

Schade, hier wird etwas Potenzial verschenkt: ATTIC müssen in der Mittagssonne auf die Bühne. Den Bühnenaufbau mit rostigen Treppengeländern und großen Kerzenständern haben sie aber mitgebracht. Die Horrorfilmästhetik ist ein Markenzeichen der Band und gehört in schummriges, dunkles Licht. Stattdessen müssen die Heavy Metaller, die allein dank des hohen Gesangs von Meister Cagliostro an KING DIAMOND oder MERCYFUL FATE erinnern, im Tageslicht ran. Eine Mischung, die nur bedingt funktioniert. ATTIC zeigen sich motiviert, posen immer wieder und wünschen sich insgeheim vermutlich die Wolkendecken des Vortags zurück. So richtig springt der Funke nicht über und die Band wäre vermutlich auf einem Late-Night-Slot imposanter gewesen. So bleibt das Fazit: ATTIC haben das Beste aus den Gegebenheiten gemacht, aber bei manchen Bands ist der sie umgebende Flair eben ein wichtiges Element.

Immerhin: ATTIC zeigen sich zwar auf der Bühne düster, sind aber auch gut im Feiern. Das Untermahlen sie im Laufe des Abends eindrucksvoll bei uns am Stand.

PADDY AND THE RATS eröffnen die Tanzfläche

Galerie mit 10 Bildern: Paddy And The Rats - Rockharz 2022

Eine leichte Verzögerung ergibt sich und erst fünf Minuten nach der in der Running Order festgelegten Zeit stehen die ungarischen Celtic Folk Rocker PADDY AND THE RATS auf der Bühne. Die Band aus Miskolc klingt eher nach Dublin und eröffnet die Tanzfläche auf dem Infield. Der Song „Matadora“ verbindet die irischen Klänge mit einem leichten Balkan-Touch, sodass die Herkunft der Truppe trotzdem zur Geltung kommt. Sänger Paddy O’Reilly animiert das Publikum zu verschiedenen Aktionen wie hinhocken und auf Kommando aufspringen. Spätestens mit der Initiierung einer Wall Of Death ist das Publikum vor der Dark Stage am Tanzen und Feiern.

Der nur 35-minütige Auftritt endet mit „The Captain’s Dead“ und „Party Like A Pirate“. Ob die Piraten früher als Crowdsurfer gefeiert haben, ist nicht überliefert. Trotzdem sorgt der Track für einen Strom an Menschen, welche waagerecht vor der Bühne ankommen. Der kurze Auftritt des Sextetts verschafft dem Infield gute Laune und die Band wird entsprechend abgefeiert für ihr Set.

OST+FRONT stehen zwischen Industrial und Sado-Maso

Galerie mit 13 Bildern: Ost+Front - Rockharz 2022

Die Neuen Deutschen Härtler von OST+FRONT sind stärker verkleidet und geschminkt als die meisten Schwarzmetaller, die dieser Tage so die Bühne betreten, liefern aber auch die passende Show dazu ab. Im Gepäck haben sie ein Set an aktuellen Stücken von „Dein Helfer in der Not“ und einem Potpourri an Klassikern wie dem sehr rammsteinesken „Denkelied“. Während und zwischen den Songs gibt es dabei noch allerlei S&M-Spielereien zwischen Sänger Herrmann Ostfront und Keyboarderin Eva Edelweiß, sowie einer weiteren Performance-Künstlerin zu begutachten. Doch die meiste Zeit lassen OST+FRONT ihre Musik sprechen, Ansagen zwischen den Songs sind eher nicht so ihr Metier.

Die Crowd ist der Band wohlgesonnen und die meiste Zeit passend zu den manchmal schon EBM-artigen Klängen am Tanzen und Mähneschwingen. Die leicht zu merkenden Refrains werden lautstark mitgesungen, und so kann sich die NDH-Gruppe nach einer Dreiviertelstunde Spielzeit noch auf einen Haufen Fans freuen, die sich am Autogrammstand vom Sänger mit Kunstblut vollsauen lassen wollen.

LUCIFER liefern Kuschelrock zum Knutschen auf dem Friedhof

Galerie mit 30 Bildern: Lucifer – Rockharz 2022

„Na, habt Ihr alle schon einen sitzen?“ – LUCIFER-Frontfrau Johanna Sadonis stellt direkt die wirklich wichtigen Fragen und hat spätestens damit die Sympathien des ROCKHARZ-Publikums auf ihrer Seite. Ihr okkult angehauchter Heavy Rock schafft es am frühen Nachmittag direkt, das Feld vor der Dark Stage ordentlich zu füllen und lockt auch nach und nach immer mehr Neugierige an. Kein Wunder, spielt die Band doch derart tight auf und bekommt noch dazu einen Spitzen-Sound vom FOH, da bleiben keine Wünsche offen. Vor allem Drummer Nicke Andersson (u.a. THE HELLACOPTERS) zeigt, was für ein Tier er an der Schießbude ist und dass man nicht unbedingt ein riesiges Drumkit braucht, um richtig abzuliefern. Der Mann lässt sich nicht mal dadurch aus der Ruhe bringen, dass eine Snare zwischendurch umkippt und von Ehefrau Johanna kurzerhand wieder in Position gebracht wird.

Die Setlist konzentriert sich vor allem auf die letzten beiden Alben – kein Wunder, sind sie doch das beste, was LUCIFER bis dahin abgeliefert haben. Egal ob straighte Rocker wie „Wild Hearses“, der kultige „Leather Demon“ oder Ohrenschmeichler wie „Crucifix (I Burn For You)“, das Publikum ist der blonden Sängerin mit der Schnapspulle in der Hand verfallen und die 45 Minuten Spielzeit sind viel zu schnell vorbei.

MOONSORROW machen ernste Musik mit witzigen Ansagen

Galerie mit 22 Bildern: Moonsorrow - Rockharz 2022

Die finnischen Pagan/Folk Black Metaller MOONSORROW sind heute so etwas wie Exoten im Billing, sind ihre Kompositionen doch ein ganzes Stück komplexer und weniger eingängig als beim Rest der Bands am Freitag. Trotzdem sind zu den ersten Tönen des Sets einige Leute da, wenngleich es sich trotzdem locker stehen lässt. In Bloodpaint betreten die Musiker die Bühne und konzentrieren sich folgerichtig eher auf schwärzeres, schnelleres Material, zum Beispiel von „Jumalten Aika“. Obwohl den oft weit über zehn Minuten langen Songs der Finnen nun wirklich nicht nachgesagt werden kann, leicht ins Ohr zu gehen, sitzen die „Ohoho“-Chöre sowohl bei der Band als auch beim Publikum, und immerhin gibt sich Ville Sorvali als prima Frontmann und Entertainer zwischen den Songs: „We are MOONSORROW. But I guess you knew that.“ Oder auch: „Are you having a good time? Good, we are going to ruin that for you.“ Danke für die kurzen Lacher! Mit dem dritten Track nach 25 Minuten (!) gibt es dann in Form vom „Kivenkantaja“-Titeltrack zum ersten Mal einen der folkigeren Songs aus dem Repertoire zu hören, was dann auch den letzten Feierwütigen abholt. Unter Applaus verlassen die Finnen zum langgezogenen, emotionalen Abschluss von „Ihmisen Aika“ die Bühne – kein Highlight, aber definitiv ein Achtungserfolg, diese Art von Musik auf einer Party wie dem ROCKHARZ zum Funktionieren zu bringen.

DESERTED FEAR kümmern sich um den Nachwuchs

Galerie mit 19 Bildern: Deserted Fear - Rockharz 2022

Bei DESERTED FEAR räumt einer schon ab, während noch aufgebaut wird: Sänger/Gitarrist Manuel Glatters Sohn, der mit Gitarre bewaffnet die großen Posen übt und so manche Pommesgabel aus dem wartenden Publikum erntet. DESERTED FEAR kümmern sich also um den Nachwuchs, allein das sei schon mal lobend erwähnt. So eingeheizt, ist das Publikum natürlich guter Dinge, als DESERTED FEAR (also die erwachsene Version) schließlich die Bühne betreten und mit ohne Ende bratenden Gitarren ihren Old School Death Metal in die Meute feuern. Die Fans freuen sich über das blutige Steak und quittieren das mit viel Engagement im Pit, aber auch die Band hat offensichtlich richtig, richtig Bock. Sagen wir es so: Die Mähnen fliegen auf der Bühne nicht nur des Windes wegen. Das und das unfassbar sympathische Auftreten des Thüringer Trios, das live zum Quartett wird, sorgen für eines der Death-Metal-Highlights des diesjährigen ROCKHARZ Open Airs. Nicht nur, weil zum abschließenden „Bury Your Dead“ nochmal der jüngere Ableger des Sängers auf die Bühne kommt und mitrockt wie ein ganz (!) Großer!

JINJER: Ein besonderer Auftritt

Galerie mit 28 Bildern: Jinjer – Rockharz 2022

Es herrscht eine eigenwillige Stimmung, die niemanden überraschen dürfte. Das große Backdrop, auf dem unter dem JINJER-Logo ein riesige Peace-Zeichen prangt, ist in Blau und Gelb gehalten – den Landesfarben der Ukraine, der Heimat von JINJER. Es grenzt an ein Wunder, dass das Quartett die Genehmigung für Shows im Ausland erhalten hat, und dennoch schwebt der Krieg in jeder Sekunde über diesem Gig. Die Band ist bemüht, das Geschehen in ihrer Heimat wenigstens einen Moment nach hinten zu schieben und spielt absolut souverän auf. Der Sound sitzt nahezu perfekt, die Djent-Gitarren untermalen das gewaltige Treiben wuchtig und Frontfrau Tatiana Shmayluk springt, brüllt und singt; abgerundet wir das von atmosphärischen Zwischenspielen, die gar für einige Gänsehaut sorgen.

Doch spätestens als Tatiana Shmayluk zu einer Ansage ansetzt, ist die Realität zu greifen. Stille auf dem ROCKHARZ, dankbare Worte von der Bühne für alle, die an der Seite der Ukraine stehen und diese unterstützen. Am Ende tosender Applaus, der auch nach jedem Song und nach dem Gig aufbrandet – die Leichtigkeit, die JINJER sonst auszeichnet, ist verständlicherweise etwas dahin. Stattdessen ist dieser Auftritt eine Mahnung, dass nicht jedes Konzert jeder Band selbstverständlich ist, etwas, das uns die Pandemie bereits gelehrt hat und das uns durch das Kriegsgeschehen noch einmal in Erinnerung gerufen wird.

FINNTROLL geben sich sympathisch verpeilt

Galerie mit 17 Bildern: Finntroll - Rockharz 2022

Ein FINNTROLL-Set ohne „Trollhammaren“ scheint erstmal wenig Sinn zu ergeben, aber man merkt schnell, dass die Finnen ja auch andere, schicke Songs wie „Jaktens Tid“, „Nedgång“ und „Natfödd“ in petto haben. Und allein aufgrund seiner nonchalanten Art, mit der Sänger Vreth das Publikum bittet, nach Belieben auszurasten („Feel free to go crazy or something“), und mit der er auch kurzzeitig den Titel des noch aktuellen Albums „Vredesvävd“ vergisst, kann man die sympathischen Spitzohren eigentlich nur abfeiern, was das Publikum auch prompt tut.

Kurzum, FINNTROLL machen Spaß und Laune, dazu scheint die Sonne mal zur Abwechslung wieder angenehm aufs Festivalgelände herab und muntert damit gleich doppelt auf. Im gut gefüllten Infield findet folglich eine regelrechte Humppa-Party statt, bei der ziemlich ausgelassen mitgetanzt und nach und nach auch Crowdsurfer nach vorne durchgereicht werden, während sich direkt vor der Bühne ein durchgehender Circle Pit bildet, der quasi bis zum Ende des Gigs auch nicht mehr abflaut. Die „Trollhammaren“-Rufe hallen zwar im Publikum hier und da wider, aber man kann auch mal ohne den Gassenhauer der Band überleben und trotzdem seinen Spaß haben, was hier bewiesen worden ist.

AT THE GATES machen das Allerbeste aus einem traurigen Anlass

Galerie mit 20 Bildern: At The Gates - Rockharz 2022

Kann das sein? Ist das wirklich deren Ernst? AT THE GATES starten ihr Set auf dem diesjährigen ROCKHARZ mit dem Intro von „Blinded By Fear“: Hauen die tatsächlich DEN Hit ihrer Bandgeschichte als allererstes raus? Ja, tun sie, und ab gehts – auf der Bühne wie davor. Danach klärt Sänger Tomas „Tompa“ Lindberg mit verständlicherweise belegter Stimme auf: Vor zwei Tagen ist seine Mutter verstorben. Als er ihre Wohnung aufgeräumt hat und das CD-Regal durchsuchte, um ein wenig die Stille zu vertreiben, entdeckte er ganz oben, als Krönung ihrer Sammlung, das „Slaughter Of The Soul“-Album. Daher gibt es für das ROCKHARZ unangekündigt ein der Mutter gewidmetes Special-Set, bei dem die Göteborger das komplette Album durchspielen. Ein verständlicherweise sehr emotionaler Moment für den charismatischen Frontmann, der auch zum Soloteil in „Cold“ kurz, sichtlich gerührt, von der Bühne gehen muss.

Was will man da noch schreiben? Nicht umsonst gilt das Album von 1995 als DER Klassiker der Band (und als einer DER Klassiker des Melo-Death-Genres), und so spielen AT THE GATES Hit um Hit. Folgerichtig erntet der Fünfer am Ende Zugaberufe, die Tompa leider nur mit einem Fingerzeig auf seine Uhr kommentieren kann. Gerührt haucht er einen Luftkuss ins Publikum, bevor die Band von der Bühne verschwindet und so manchen im Publikum hypnotisiert zurücklässt. Wer in den Neunzigern und Anfang der Zweitausender dieses Album so sehr gefeiert hat, wie offenbar viele der Anwesenden, der kann nur mit Gänsehaut das Infield verlassen. Es bleibt nach einem viel zu kurzen Gig die Gewissheit: Das hier war ein besonderes AT THE GATES-Konzert, das weder die Band noch das Publikum so schnell vergessen werden.

ENSIFERUM reihen Hit an Hit

Galerie mit 19 Bildern: Ensiferum - Rockharz 2022

Nach AT THE GATES und dem Klassiker „Slaughter Of The Soul“ geht es auf der Dark Stage über zu ENSIFERUM aus Finnland. 2020 veröffentlichte das Quintett „Thalassic“, welches das aktuelle Release zur Festivalsaison ist. Eine Veränderung gab es in der Band zu den Live-Gigs vor der Pandemie: Pekka Montin hat für Netta Skog Keyboard und Klargesang übernommen und ist jetzt festes Bandmitglied bei ENSIFERUM.

Für den heutigen Auftritt haben die Herren ein „Thalassic“ plus Best-of-Set angekündigt. Das Intro und der erste Track „Rum, Woman, Victory“ sind identisch zur „Thalassic“. Petri Lindroos begrüßt die Fans, und mit  „Token Of Time“ als zweiten Song des heutigen Auftritts greift die Band tief in die Schatzkiste und geht zum Debütwerk von 2001 zurück. „One More Magic Potion”, “In My Sword I Trust”, “From Afar” und natürlich “Lai, Lai, Hei”: ENSIFERUM halten Wort und reihen neben den Songs des aktuellen Werks Hit an Hit. „Das Beste kommt zum Schluss“ passt für den heutigen Auftritt von Lindroos & Co: „Daaagdadada, daaagdadada“ oder besser „Iron“ ist der Schlusspunkt unter 60 viel zu schnell vergangenen Minuten, für die das Publikum ENSIFERUM abfeiert. Im Paket mit AT THE GATES ein Festival-Highlight für Menschen mit einer Vorliebe für skandinavische Klänge.

STEEL PANTHER zwischen Metal und entblößten Oberkörpern

Galerie mit 33 Bildern: Steel Panther - Rockharz 2022

Eine Rock-Show, die vor 35 Jahren in der Zeit stecken geblieben ist? Infantiles Comedy-Programm? Was genau STEEL PANTHER nun sind, daran scheiden sich wohl die Geister. In erster Linie ist die Band um ex-L.A. GUNS-Sänger Michael Starr natürlich eine bitterböse Parodie auf den völlig überzogenen Sunset-Strip-Hair-Metal der ausgehenden 80er und seine Eskapaden. Entsprechend hoch ist der Unterhaltungsfaktor des Quartetts und auch die Größe der Masse, die sich bereits vor Beginn des Gigs an der Rock Stage eingefunden hat.

Während ein paar Songs der aktuelleren STEEL-PANTHER-Alben in erster Linie für ein wenig fliegendes Haar sorgen, sind es natürlich in erster Linie Klassiker wie „Community Property“, auf die das Publikum wartet – und die Ansagen von Gitarrist Satchel. Neben gewohntem wie der nicht vorhandenen Größe des Genitals von Bassist Spyder überrascht er auch damit, das ROCKHARZ zum besten Festival zu ernennen, das STEEL PANTHER in den letzten drei Tagen gespielt haben. Viel Spaß beim Checken des Tourplans der Kalifornier! Ansonsten gibt es das gewohnte Bild: Entblößte Oberkörper vor und auf der Bühne, aber vor allem auch Crowdsurfer und eine riesige Party unter den Besuchern, die sowohl Schlüpfriges wie „Gloryhole“ oder einfach mal unerhört Rockendes wie „Death To All But Metal“ frenetisch abfeiern. Auch wenn ein, zwei Hits heute leider fehlten, sind am Ende doch alle mehr als glücklich über den illustren Besuch im Harz.

ASP wollen nicht nur brennen

Galerie mit 21 Bildern: ASP - Rockharz 2022

Auch wenn zu Beginn des Auftritts von ASP die Sonne noch nicht komplett untergegangen ist, so ist der Mond auf der Bühne in Form des Backdrops der Band schon aufgegangen. Davor erhebt sich die Silhouette des allseits bekannten, schwarzen Schmetterling. ASP zeigen sich, wie so viele andere Bands, sichtlich erfreut über die Masse an zuhörenden Besucher:innen und auch darüber, endlich wieder live spielen zu dürfen. Das Set hat sowohl neuere Stücke aus dem „Fremder“-Zyklus zu bieten, als auch Klassiker des schwarzen Schmetterlings.

Dass Bandleader und Namensvetter Asp heute auf seine sonst eher längeren Ansagen und Crowdspielchen („Heeeeeeeeeeeeyoooooooo!“) verzichtet, liegt wohl daran, dass seine Band und er die Zeit lieber nutzen wollen, um die Musik sprechen zu lassen. Und so gibt es mit dem „Duett“, „Ich bin ein wahrer Satan“, „Denn ich bin dein Meister“ vom großartigen „Krabat“-Liederzyklus und natürlich der unsterblichen Bandhymne „Ich will brennen“ einiges an Material auf die Ohren, bei welchem die noch etwas schwärzer als sonst angezogene Masse vor der Bühne amtlich ausrasten kann.

RUNNING WILD hissen die Piratenflagge

Galerie mit 15 Bildern: Running Wild - Rockharz 2022

Klassisch und old-schoolig wird es dann, wenn Rock ’n‘ Rolf mit seinen Bandkollegen die Bühne betritt. Die Mutter aller Piratenbands hat aber nicht nur Material aus dem vergangenen Jahrtausend dabei, auch aktuelle Stücke ihres Outputs „Blood On Blood“ sind mit von der Partie. Doch neben dem Titeltrack von „Rapid Foray“ sollten die Stücke ebendieses Outputs das einzige neuere Material bleiben. Ansonsten kommen die Klassiker aus der angestaubten Schatzkiste der 80er- und frühen 90er-Jahre: „Branded And Exiled“, „Bad To The Bone“, „Conquistadores“, „Riding The Storm“ und natürlich auch „Under Jolly Roger“ sind Stücke, die wohl viele Fans erwartet haben.

Komplett ausgelassen wird die Zeit ab „The Rivalry“, obwohl sich dort auch viele, eher weniger beachtete Perlen aus der Bandgeschichte finden. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die dieses Jahr auf dem Rockharz auf so typische Spielchen wie Drumsolos und Zugaben verzichten, bleiben auch RUNNING WILD hier etwas aus der Zeit gefallen und bieten gleich beides. Gerade letzteres müsste nicht unbedingt sein, ein Blick auf die Running Order zeigt ja, dass die Band noch 20 Minuten zu spielen hat, aber es sei den Altpiraten verziehen. Die vor der Bühne versammelten Fans sind jedenfalls gut aufgelegt und machen die Show bis zum Ende bereitwillig mit. In Anbetracht der raren Gelegenheit eines RUNNING WILD-Gigs ist das auch mehr als verständlich.

THE 69 EYES reisen durch ihre Bandgeschichte

Galerie mit 20 Bildern: The 69 Eyes - Rockharz 2022

Nach dem Headliner RUNNING WILD geht es zum Gothic oder auch Goth’n’Roll, wie THE 69 EYES ihren Musikstil selbst bezeichnen, obwohl Sänger Jyrki 69 mit seinem gebleichten Gesicht und der Sonnenbrille in der tiefen Nacht eher an Joey Ramone erinnert.. Gegen 0.30 Uhr stehen die Herren auf der Dark Stage und eröffnen mit „Devils“, dem Titeltrack des 2004er Release. Mit „Feel Berlin“ bleiben die Herren bei „Devils“, bevor es mit „Cheyenna“ zum 2019er-Album „West End“ geht. Klassiker dürfen auf einem Festival nicht fehlen: „The Chair“ und „Never Say Die“ werden natürlich dargeboten, genauso wie das perfekt zu einem Metalfestival passende „Two Horns Up“. Mit „Lost Boys“ und dem Refrain „You Wanna Rock“ verabschieden sich THE 69 EYES nach 60 Minuten und der dritte Festivaltag hat sein musikalisches Ende gefunden.

Galerie mit 58 Bildern: Rockharz 2022 – Autogrammstunden Freitag ab 17 Uhr

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19.07.2022

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