Rockharz Open Air 2019
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Rockharz Open Air 2019 – Donnerstag, 4. Juli 2019
Galerie mit 103 Bildern: Rockharz 2019 – Autogrammstunden Donnerstag bis 17 Uhr
BLOODRED HOURGLASS
Galerie mit 20 Bildern: Bloodred Hourglass - Rockharz 2019
Einen Festivaltag noch vor dem Mittagsgong eröffnen zu müssen, ist eine undankbare Aufgabe. Es kann allerdings auch eine Chance sein, vor allem wenn sich, dank einer kalten Nacht, schon eine Menge Leute auf dem Infield tummeln, die sich gerne die Müdigkeit aus den Knochen schütteln. BLOODRED HOURGLASS dürfen sich daher über eine Menge Zuspruch freuen. Reiner Zufall dürfte dieser jedoch nicht sein, mit „Godsend“ hat man schließlich gerade ein bärenstarkes neues Album vorgelegt, was wohl auch den einen oder anderen neugierig auf den Gig der Finnen gemacht hat.
Obwohl die Dark Stage jetzt zum ersten Mal bespielt wird, bekommen die Techniker einen wirklich sauberen Sound hin, obwohl weiter hinten ein paar Töne dem Wind zum Opfer fallen. Sowohl die melodischen Leads als auch die schreddernden Riffs sind überall gut zu hören. Die Kombination aus leicht melancholischem Melodic Death, Thrash und Metalcore kommt gut an, sogar ein Kleinst-Moshpit bildet sich bereits während der ersten Minuten. Fronter Jarkko Koukonen wirkt während seiner manchmal etwas unsicheren Ansagen ziemlich geplättet von der großen Menge vor der Bühne, keift aber ansonsten, als ob es um sein Leben ginge. Gerade die beiden Songs „Waves Of Black“ und „The Unfinished Story“vom neuen Album treffen besonders den Nerv des Publikums. Die Zukunft der Band sieht wohl ziemlich rosig aus.
(Mirko Pidde)
STAM1NA
Galerie mit 15 Bildern: Stam1na - Rockharz 2019
Auch die zweite Band des Rockharz-Donnerstags kommt aus Finnland. Und da sind STAM1NA schon fast Berühmtheiten, denn sie konnten schon ganze sechs Alben über Wochen auf Platz eins in den finnischen Charts halten und auch sonst hohe Chartplatzierungen einheimsen. Die Finnen haben trotz der gleißenden Mittagssonne reichlich Bock, uns mit ihrem Thrash Metal zu beglücken. Zwar sind nicht allzu viele Nasen vor der Bühne erschienen, aber das tut der Band nicht weh. STAM1NA spielen ihr Set energiegeladen runter, kommen sehr authentisch rüber und bangen, dass einem selbst der Nacken schmerzt. Auch einige Landsleute der Band, die am Mittag schon vom Cuba Libre reichlich beschwipst sind, stehen im Publikum und feiern ihre Lieblingsband zu Songs wie „Sudet Tulevat“ oder „Panzerfaust“ lautstark ab. Die Herren sind auch die einzigen, die das textsicher können, denn die Songs von STAM1NA sind ausschließlich in finnischer Sprache verfasst. Aber nun, dennoch geht das Publikum in den vorderen Reihen gut ab. Musik ist eben eine Sprache, die jeder versteht. Zum guten Schluss wird noch „Paha Arkkitehti“ aus der Mottenkiste gezogen und die Finnen verlassen die Bühne unter lauten „Humppa satana“-Rufen ihrer Landsleute. Angeblich ein Running Gag innerhalb der Band. Geil!
(Jan-Philipp Merten)
NERVOSA
Galerie mit 14 Bildern: Nervosa - Rockharz 2019
NERVOSA sind alles andere als nervös! Spoiler-Alarm: Die Brasilianerinnen legen einen dermaßen guten Gig hin, dass es eine wahre Freude ist. Auch die Thrash-Damen feiern ihr Debüt beim Rockharz und nutzen die Gunst der Stunde, um richtig abzuliefern – vom Start weg und vor einem eindrucksvollen Backdrop. Die Soundprobleme sind verflogen, hier sitzt jeder Ton. Vor allem das Schlagzeug hämmert mächtig, aber auch sonst gibt es nichts zu beanstanden. Fernanda Lira spielt den Bass und keift ins Mikro. Dabei liefert sie fast pausenlos Posen, verzieht ihr Gesicht zu dämonischen Fratzen, züngelt in die Mittagsluft, reißt die Faust nach oben und simuliert mit ihrem Instrument eine Handfeuerwaffe. Das kennt man alles, aber die allgemeine Dynamik von NERVOSA und der brutale Oldschool-Thrash, der an alte SEPULTURA (logisch) und KREATOR erinnert, verschmelzen heute zu einem fantastischen Konzerterlebnis. Musikalisch kann das alles locker im angeschwärzten Thrash Metal angesiedelt werden, zwischen den Nummern herrscht allerdings Friede, Freude, Eierkuchen. Dann zeigen sich NERVOSA überaus dankbar für die Reaktionen, die sogar in euphorische Rufe des Bandnamens münden. Aggressiv und sympathisch, das ist doch eine gelungene Mischung! Der Song „Into The Moshpit“ rundet den Siegeszug gekonnt ab – natürlich mit einem Pit.
(André Gabriel)
LACRIMAS PROFUNDERE
Galerie mit 18 Bildern: Lacrimas Profundere - Rockharz 2019
Seit mehr als 20 Jahren eine feste Konstante im Gothic Rock sind LACRIMAS PROFUNDERE. Weniger konstant ist leider das Bandgefüge, sodass Bandkopf Oliver Schmid mit runderneuerter Mannschaft auf dem Rockharz ankommt. Neu dabei ist unter anderem Sänger Julian Larre, der alle Anwesenden ein wenig durch sein mitunter übertrieben wirkendes Stageacting und seine mehrsprachigen Ansagen verwirrt (zur Erklärung von Letzterem: Ursprünglich stammt der Sänger aus Mexiko, lebt mittlerweile aber in Finnland). Gesanglich hingegen meistert der Neuzugang auch die Songs seiner Vorgänger hervorragend, egal ob nun neuere Stücke (z.B. „My Release In Pain“) oder alte Klassiker („Again It’s Over“ und „Ave End“). Insbesondere auch mit Blick auf den wirklich guten Auftritt ist vor der Bühne leider vergleichsweise wenig los – der eine oder andere gönnt sich womöglich zeitgleich auch eine kurze Pause von der brennenden Mittagspause. Aber auch davon lässt sich Julian Larre keinesfalls beirren und feuert alle Anwesenden unentwegt an – gerne auch aus dem Bühnengraben direkt bei den treuen Fans. Den Abschluss besorgt das neue „Father Of Fate“ vom kommenden Album „Bleeding The Stars“, welches mit Spannung erwartet werden darf, soll es doch wieder deutlich düsterer werden.
(Richard Mertens)
THE UNGUIDED
Galerie mit 15 Bildern: The Unguided - Rockharz 2019
Einen corigen Einstieg liefern THE UNGUIDED auf der Dark Stage. Allgemein sehr modern und melodisch angehaucht, komplettieren sie ihr Repertoire mit elektronischen Arrangements, die sich zu Anfang noch etwas im Hintergrund halten, mit zunehmender Spielzeit aber immer prominenter werden. Ebenfalls sehr prominent ist der Riss in der Hose von Sänger Richard Sjunnesson, der sich ausgerechnet im Schritt befindet und sich während der Show auch noch auszubreiten scheint. Schlimme Anblicke bleiben dem Publikum allerdings erspart. Durch den wechselseitigen roughen und klaren Gesang, die melodischen Solos und das mit Breakdowns gespickte Grundgerüst bietet sich den Rockharz-Zuschauern ein ausgewogenes Gesamtkonzept, dem man die jahrelange Bandgeschichte und Erfahrung der Truppe anhört. So gewinnen THE UNGUIDED die Menge schnell für sich und bringen es zu einem ansehnlichen Circle Pit. Dies danken sie ihren Fans mit einigen T-Shirts, die als Präsente ins Publikum geworfen werden. Mit „Denied“, einem Überbleibsel aus der SONIC SYNDICATE-Ära der Musiker, geht ihr Auftritt schließlich zu Ende.
(Angela Infernale)
VAN CANTO
Galerie mit 20 Bildern: Van Canto - Rockharz 2019
Mit „If I Die In Battle“ legen die Vokalisten von VAN CANTO los und haben ordentlich Spielfreude im Gepäck. Leadsänger Hagen begrüßt freudig das Publikum und nimmt dies zum Anlass, ein bisschen über VAN CANTOs Rockharz-Laufbahn zu plaudern: „Wir spielen heute das dritte Mal auf dem Rockharz. Das erste Mal war noch an einem anderen Ort, dessen Namen ich nicht mehr weiß.“ [Anm. d. Red.: Das war 2007 in Förste.] So leitet er über zu „Melody“, gefolgt von HELLOWEENs „Ride The Sky“. Wer eher auf reine Frontalbeschallung steht und ab und zu mal leicht mit dem Kopf nickt, ist auf einer VAN CANTO-Show nicht gut aufgehoben. Denn die leben von einem Publikum mit ordentlich Laune. „To Sing A Metal Song“ ist hier der absolute Beweis. Das Septett testet noch kurz das Gesangstalent des Publikums, und nach bestandener Prüfung singt dieses aus voller Kehle mit. Es folgt GRAVE DIGGERs „Rebellion“ und es zeigt sich ein Meer aus erhobenen Händen, Pommesgabeln und eine Crowd, die sich hören lassen kann. Zu guter Letzt haben VAN CANTO ein „Mini-Medley“ aus ihrer Hymne „The Mission“ und METALLICAs „Master Of Puppets“ mitgebracht. Das Konzert endet mit einem dröhnenden „The Mission“-Chor.
(Julia Kenkmann)
COPPELIUS
Galerie mit 15 Bildern: Coppelius - Rockharz 2019
Der geübte COPPELIUS-Hörer hat sich natürlich längst an das aus dem Nussknacker entlehnte Intro gewöhnt und hat schon den Pawlowschen Reflex entwickelt, bei den ersten Takten des Stücks in Euphorie zu verfallen. So geht es auch dem ROCKHARZ-Auditorium, als das Berliner Ensemble seinen Auftritt beginnt. Während die Herren nach und nach ihre Plätze einnehmen, tut Butler Bastille sein Bestes, um es ihnen auch bequem zu machen. Spielen werden COPPELIUS heute hauptsächlich ihre beliebtesten Stücke, zu denen natürlich „I Get Used To It“, „To My Creator“ und „Risiko“ gehören. Neben der Musik gibt es aber wie immer einiges zu sehen. Bastille kommt seinen Pflichten bestens nach und macht sich zwischendurch auf, dem Publikum ein wenig Schampus einzuschenken. Dies tut er crowdsurfender Weise und als Profi natürlich, ohne dabei einen Tropfen zu verschütten. Oder zumindest fast. COPPELIUS sammeln aber auch Geld für einen guten Zweck. Diesen kennen sie allerdings selbst noch nicht. Der Klingelbeutel in Form eines Zylinders geht trotzdem herum und kommt gut gefüllt wieder. Bei guter Unterhaltung vergeht die Zeit aber bekanntlich wie im Fluge. Eine kleine Zugabe ist noch drin, dann müssen auch COPPELIUS die Bühne räumen.
(Angela Infernale)
FEUERSCHWANZ
Galerie mit 20 Bildern: Feuerschwanz - Rockharz 2019
Des Hauptmanns geiler Haufen bittet zum Tanz – das lassen sich die Rockharz-Besucher nicht zweimal sagen. Es gibt Bands, die gehören quasi zum Inventar des Festivals, und FEUERSCHWANZ sind eine davon. Die Vorfreude ist spürbar und explodiert, als das Intro („Krieger Des Mets“) ertönt, das die Band clevererweise kurz mit dem beliebten „Game Of Thrones“-Intro kreuzt. Zuerst kommt Mieze raus, die heute goldene Flügel trägt, weil es für die leuchtenden noch zu hell ist. FEUERSCHWANZ starten mit „Operation Drachensturm“ in ihr Set und sorgen vom Fleck weg für gute Stimmung im bestens gefüllten Rund. Wer nicht so auf reines Spektakel, ständige Publikumsanimationen und eine durchgeplante Show steht, bleibt dem musikalischen Zirkus fern. Alle anderen sind gekommen, um zu grölen. Das weiß auch Prinz R. Hodenherz III: „Wir haben ‚was zum Mitsingen für euch. Die Hörner hoch.“ Das größte Hörn hat die leicht bekleidete Mieze, also präsentiert sie es stolz am Rand der Bühne.
Es wird gesprungen, getanzt, geklatscht und auf der Crowd gesurft. Wer die Band nicht kennt, ist irritiert: Eine Wall Of Death bei FEUERSCHWANZ? Die Fans wissen, was kommt, als Violinistin Johanna von der Vögelweide das Publikum teilt. Der Schubsetanz steht an. Dass FEUERSCHWANZ mit dem Thema Sexismus spielen, ist ebenfalls klar. In dem Sinne heißt es auch: „Mieze hat zwei wunderschöne Hupen“. Dabei handelt es sich um Tröten, mit denen sie den Startschuss zum Schubsetanz gibt. Wir nur so: Besten Dank für die fiese Staubwolke! Die Show geht weiter und Mieze hängt zum Lied „Ketzerei“ am Galgen, bevor dem Methämmer gehuldigt wird. Als sich eine Vielzahl der Zuschauer nach der Aufforderung brav hinhockt, wird so richtig klar, wie voll das Infield ist. Wir könnten wetten, dass hier kaum jemand weiß, was für Musik FEUERSCHWANZ eigentlich spielen – vermutlich weiß es die Band selbst nicht –, aber als Party funktioniert das Ganze einwandfrei.
(André Gabriel)
OVERKILL
Galerie mit 19 Bildern: Overkill - Rockharz 2019
FEUERSCHWANZ haben dieses Jahr soweit wohl den Besucherrekord gebrochen, und da wundert es nur wenig, dass der Platz vor der Bühne bei den weniger zugänglichen, dafür aber ungleich härteren OVERKILL nicht ganz so gefüllt ist. Die Wartenden haben dafür aber richtig Bock auf die US-Thrasher und schicken schon während des Soundchecks „OVERKILL“-Sprechchöre gen Bühne. Als es dann mit einer Minute Verspätung losgeht, geht’s auch vor der Bühne los: Der Pit staubt, wie sich herausstellen wird, den kompletten Gig der Band über und die Kreisläufer kommen erst wieder zum Stillstand, als der letzte Song des Sets verklungen ist. Zwischendrin gibt’s dann noch einen Rollstuhlfahrer, den die Masse als Crowdsurfer in Richtung Bühne trägt – danke, Rockharz, so geht Inklusion! Ansonsten liefern OVERKILL, was die Leute hören wollen: „Rotten To The Core“, „Ironbound“, es fehlt kein Hit. Auch der Sound ist okay: Die Gitarren sägen, das Schlagzeug rumst, und lediglich Blitz‘ Stimme ist am Anfang weniger gut zu hören, was den Kawumm-Einstieg ein Stück weit verpatzt. Das stört aber keinen – schließlich geht’s hier um Energie, nicht um Perfektion. Und Energie fehlt höchstens bei Blitz, wenn er in seinen Gesangspausen immer wieder hinter den Boxenwänden verschwindet. Alles in allem sind OVERKILL nicht die spektakulärste Band des Rockharz 2019, aber Spaß macht der Auftritt trotzdem.
(Stephan Möller)
LORDI
Galerie mit 20 Bildern: Lordi - Rockharz 2019
Nachdem COPPELIUS und FEUERSCHWANZ die Maskeraden-Messlatte auf den Bühnen bereits ziemlich hoch gelegt haben, kann eigentlich nur noch eine Band einen draufsetzen: Die Rede ist natürlich von den Monsterrockern LORDI, die unlängst auf unserer Seite im doppelten Superlativ zur „bestaussehendsten Band“ gekürt wurden. Das gilt nicht nur für den scheidenden Bassisten OX und Gitarrist Amen, sondern auch für die dralle Monsterdame, die sich beim Opener „Sexorcism“ von Mr. Lordi drangsalieren lassen muss (und aus dem Publikum bewundernde Pfiffe bekommt). Aber LORDI stehen nicht nur für Show, sondern auch für erstklassige Songs, und so sind beim Klassiker „Would You Love A Monsterman?“ erste Crowdsurfer unterwegs. Und Mr. Lordi ist ein Entertainer vor dem Herrn: „Es ist scheißeheiß hier“, sagt er da im besten Deutsch, später im besten Denglisch: „Wanna see some more? Are you sure? Is this a JA?“ Sicher ist es das, denn da hat die Band noch nicht „Who’s Your Daddy“ und „Devil Is A Loser“ gespielt. Und als Keyboarderin Hella theatralisch in die Tasten greift und Orgelklänge erklingen, ist im Publikum jedem klar, dass noch Zeit für einen ordentlichen Singalong-Refrain bleibt: Und so bleibt beim vielleicht größten Hit der Band, „Hard Rock Hallelujah“, keine Kehle stumm.
(Eckart Maronde)
HÄMATOM
Galerie mit 19 Bildern: Hämatom - Rockharz 2019
HÄMATOM sind eine Band, an der sich die Geister scheiden. Entweder mag man sie oder man mag sie nicht. Dazwischen gibt es nicht wirklich viel. Auf dem diesjährigen Rockharz scheinen jedoch viele Menschen der ersteren Kategorie zu Gast zu sein, denn als die vier nach den Himmelrichtungen benannten HÄMATOMe mit „Zeit für neue Hymnen“ loslegen, ist das Infield sehr gut besucht und entsprechend viele Hände werden freudig nach oben gereckt. Die Attraktion in den hinteren Reihen ist allerdings zunächst nicht die Band, sondern eine alte Dame mit Rollator, die so liebevoll gefeiert und begrüßt wird, als wäre sie der wiederauferstandene, leibhaftige Lemmy. Herrlich!
HÄMATOM haben auf der Bühne zusätzliche Lichttechnik aufgestellt, um ihre Hits wie „Fick das System“, „Eva“ oder „Alte Liebe rostet nicht“ visuell noch besser zu unterstreichen und vielleicht auch ein wenig mehr auf dicke Hose zu machen. Die Band aus Bayern feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen und rührt die Werbetrommel für ihr eigenes Festival „Maskenball“ Ende August in Gelsenkirchen. Aus dieser Feierlaune leitet der gute Nord über zum QUEEN-Cover „I Want It All“, das auf der Konserve zusammen mit Hansi Kürsch von BLIND GUARDIAN eingesungen wurde. Heute werden HÄMATOM lautstark vom Publikum unterstützt und legen direkt noch das nächste Cover „Kids“ nach, bevor mit „Wir sind Gott“ das Ende des Sets eingeläutet und nochmal ordentlich mitgesungen wird.
(Jan-Philipp Merten)
WINTERSUN
Galerie mit 22 Bildern: Wintersun - Rockharz 2019
Finnische Bands scheinen auf dem Rockharz einfach immer gut zu laufen. So waren WINTERSUN in den vergangenen Jahren auch stets dabei, wenn es um Bandwünsche auf den offiziellen Social-Media-Kanälen des Festivals ging. Nun hat es endlich geklappt. Sicherlich geholfen hat dabei, dass Jari Mäenpää und Co. sowieso gerade auf Festivaltour unterwegs sind und dabei, zum 15-jährigen Jubiläum, ihr selbstbetiteltes Debütalbum komplett am Stück spielen.
Die Menschenansammlung vor der Rock Stage ist schon früh recht groß, die ersten Reihen werden bereits während HÄMATOM noch spielen von Fans in WINTERSUN-Shirts belagert. Vom Ex-ENSIFERUM-Fronter Jari kann man nach den Querelen um das bis heute nicht erschienene Album „Time II“ zwar halten was man will, aber der Mann ist einfach ein Musikfreak durch und durch, der sich auch heute wieder ehrlich darüber freut, dass so viele Leute seine Band abfeiern.
Mit „Sleeping Stars“ gibt es schon früh den ersten Höhepunkt des Sets zu hören, das Publikum singt die charakteristische Gitarrenmelodie zahlreich mit. Ein Problem von Full-Album-Shows ist allerdings häufig, dass die Fan-Favourites nicht unbedingt auch am Ende des Auftritts liegen. So folgen nach dem epischen „Death And The Healing“, auf das alle gewartet haben, und das allenthalben aus voller Kehle mitgeschmettert wird, noch drei recht komplexe Langtracks.
Leider lichten sich, vermutlich genau aus diesem Grund, besonders die hinteren Reihen gen Ende ein wenig. Auch diejenigen, die ganz besonders der bombastische Stil von „Time I“ angesprochen hat, werden heute wohl nicht komplett zufrieden sein. Dennoch legen WINTERSUN einen technisch nahezu perfekten Gig hin und zeigen sich zum Ende noch einmal von ihrer ganz besonders sympathischen Seite: Noch Minuten, nachdem der letzte Ton verklungen ist, wird sich bei den Fans bedankt.
(Mikro Pidde)
CRADLE OF FILTH
Galerie mit 17 Bildern: Cradle Of Filth - Rockharz 2019
Es ist leider noch nicht ganz dunkel, als CRADLE OF FILTH am Rockharz-Donnerstag ihr Co-Headliner-Set beginnen. Tiefe Schwärze hätte definitiv besser zu den Extreme Metallern gepasst, die nun in klassischer Reihenfolge – Drummer zuerst, dann Gitarren und Bass, Sänger zuletzt – zu ihrem Intro „Once Upon Atrocity“ auf die Bühne kommen. In blaugrünes Licht gehüllt und von Nebelsäulen umgeben, wirkt Dani Filth in seinem Kapuzencape dann auch im Zwielicht noch so düster, wie es sich gehört, und CRADLE OF FILTH können mit „Thirteen Autumns And A Widow“ direkt in voller Geschwindigkeit loslegen. Das synchrone Headbangen von Gitarrist Richard Shaw und Bassist Daniel Firth lädt zur Nachahmung ein und verspricht, spätestens am nächsten Morgen Nackenschmerzen nach sich zu ziehen. Mit „Hear Me Now!“ fordert Keyboarderin Lindsay Schoolcraft als nächstes die Aufmerksamkeit des ROCKHARZ-Publikums ein. „Cruelty Brought Thee Orchids“ heißt natürlich das dazugehörige Stück, das jetzt an der Reihe ist. Mit ihm zeigen sich CRADLE OF FILTH beim Tempo abwechslungsreicher und versprühen einen ausgeprägten Death-Metal-Vibe.
Im Folgenden präsentiert die Band sich gewohnt vielseitig und überzeugt vor allem in der instrumentalen Abteilung. Mal schwarz und mal deathig klampfen sich die beiden Gitarristen unterstützt von einer druckvollen Schlagzeug- und Bass-Sektion bei hervorragendem Sound durch schnelle und langsame Passagen. Darüber thronen die atmosphärischen Keys. Doch auch die beiden Vokalisten müssen sich keineswegs verstecken. Dani Filth growlt und keift wie eh und je, was das Zeug hält, während Lindsay Schoolcraft ihren gefühlvollen, ätherischen Gesang und zudem gesprochene Passagen beisteuert. Zum Ende des Sets hin gibt es endlich den Publikumsliebling „Nymphetamine“ zu hören. Nicht nur im metal.de-Lager wird mitgesungen und CRADLE-OF-FILTH-Karaoke betrieben. Getoppt wird der Track nur noch von „Her Ghost In The Fog“, der den Abschluss des Sets stellt. Hier geht Gitarrist Richard Shaw noch mal richtig steil und rotiert headbangend um die eigene Achse. Kollege Ashok schlendert dagegen kurz rüber zur anderen Bühne, wo AMON AMARTH gerade aufbauen.
(Angela Infernale)
AMON AMARTH
Galerie mit 18 Bildern: Amon Amarth - Rockharz 2019
Echt, es ist schon sieben Jahre her, dass AMON AMARTH beim Rockharz aufgetreten sind? In der Zeit haben die Schweden noch mal einen Sprung gemacht und sind zu einer der größten extremeren Metalbands aufgestiegen. Entsprechend geheimnistuerisch verläuft die Vorbereitung vor einem dichten Vorhang. Dahinter verbirgt sich allerdings kein riesiges Schiff oder dergleichen, in Sachen Bühnendeko geben sich AMON AMARTH heute spärlicher. Das Schlagzeug wird von zwei monströsen Hörnern flankiert und auch das Backdrop ist mächtig, ansonsten fokussieren die Teilzeit-Wikinger lieber ihre Musik. Gut so!
„Oden! Guide our ships …“ Na, wie geht es weiter? Richtig: „… our axes, spears and swords!“ Johan Hegg müsste die Zeilen nicht selbst brüllen, denn hier können fast alle mitsingen. Die großartige Stimmung wird durch Pyros befeuert und vom einwandfreien Sound gepusht. Danach reisen wir mit AMON AMARTH nach 2013, um den „Deceiver Of The Gods“ zu besingen. Die siebenjährige Abstinenz zahlt sich aus, denn die Truppe liefert im Rahmen dessen, was sie machen und machen wollen, einen perfekten Auftritt ab. Vom Sound über die Songauswahl bis hin zur Fan-Nähe. Hegg liefert nicht nur die Floskeln auf Deutsch, sondern versucht sich an ganzen Sätzen – sehr sympathisch. So bedankt sich der Hüne beispielsweise für die Top-Position des aktuellen Albums „Berserker“ in den deutschen Charts.
„We are here to party!“ Damit sind AMON AMARTH in guter Gesellschaft, denn auch die Rockharzler haben nichts anderes im Sinn und feiern fröhlich miteinander. Etwas Bühnenspektakel gibt es in Form eines Schaukampfes dann doch. Der bleibt aber deutlich weniger im Gedächtnis als Song-Highlights wie „Asator“ und „Death In Fire“, zu dem es von Weitem aussieht, als würde die Bühne brennen. Inzwischen sollte niemand mehr am Headliner-Status von AMON AMARTH zweifeln. Das untermalen brandneue Nummern wie „Raven’s Flight“ und bekannte Lieder wie „Guardians Of Asgaard“ vom Werk „Twilight Of The Thunder God“ (2008). Zum Schluss brennen auf der Bühne platzierte Runen, die erneut übergroß und damit stellvertretend für das heutige ganz große Konzert sind.
(André Gabriel)
WITT
Galerie mit 12 Bildern: Witt - Rockharz 2019
So viel schon einmal vorab: Am Aufritt von WITT scheiden sich die Geister. Die einen fühlen sich von den vermeintlich arroganten Ansagen zwischen den Songs angewidert, die anderen erkennen darin eine gewisse Note an Ironie. (Zum Beispiel: „Habt ihr euch auf mich gefreut? Ich habe mich auf mich gefreut!“) In Sachen Sound und Licht wurde zumindest alles richtig gemacht. WITT konzentriert sich auf das Wesentliche und punktet dadurch doppelt: Der Bühnenaufbau ist denkbar einfach gehalten, wodurch das Backdrop, von kalten blau-weißen Lichtstrahlen erleuchtet, und auch die davor positionierten Musiker in den Fokus rücken. Über allem thront selbstredend die Stimme von Joachim Witt. Doch auch musikalisch bietet insbesondere das Material vom aktuellen Album „Rübezahl“ viel Abwechslung: Während „Herr Der Berge“ behutsam eindringlich daherkommt, schaltet das galoppierende „Agonie“ schon deutlich einen Gang höher – alles bei herrlich klaren Soundverhältnissen. Zum Ende liefern WITT natürlich auch die Songs, auf die viele Anwesende gewartet haben: Auf „Das Geht So Tief“ und „Die Flut“ folgt „Der Goldene Reiter“ – jeweils natürlich in moderner Interpretation, denn Stillstand war noch nie so die Sache von Joachim Witt.
(Richard Mertens)
Galerie mit 109 Bildern: Rockharz 2019 – Autogrammstunden Donnerstag ab 17 Uhr
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