Rockharz Open Air 2018
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: In Flames, Powerwolf, Kreator, Hammerfall, Knorkator, Alestorm, Cannibal Corpse, Sodom, Ensiferum, Exodus, Die Apokalyptischen Reiter, Battle Beast, Equilibrium, Finntroll, Eisbrecher, Paradise Lost, Amorphis, Schandmaul, Ross The Boss, Primal Fear, Bannkreis, Amaranthe, Letzte Instanz, Versengold, Goitzsche Front, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Evergrey, Gloryhammer, Crematory, Eisregen, Trollfest, Grailknights, Avatarium, Skyclad, The Other, God Dethroned, Skálmöld, Annisokay, Winterstorm, Cellar Darling, Ahab, Serenity, Nanowar Of Steel, Obscurity, Diablo Blvd., Nothgard, Walking Dead On Broadway, Manntra, Erdling, I'll Be Damned, Monument, Drone und Blind Channel
Konzert vom 04.07.2018 | Verkehrsflugplatz, Ballenstedt

Rockharz Open Air 2018 – Freitag, 06. Juli 2018

Galerie mit 56 Bildern: Rockharz 2018 - Autogrammstunden Freitag bis 16 Uhr

I’LL BE DAMNED

Galerie mit 18 Bildern: I'll Be Damned - Rockharz 2018

Den Rockharz-Freitag eröffnen die Rocker I’LL BE DAMNED, und da es gestern auf dem Campground sicherlich etwas später wurde, haben die Dänen nicht die leichteste Aufgabe. So stehen anfangs nur wenige Leute vor der Bühne – aber: Wer da ist, hat Spaß mit dem modern ausgerichteten Hard Rock von I’LL BE DAMNED. Die Band tritt komplett in schwarz auf, der Sänger im stilvollen Zweiteiler, und auch ansonsten geben sie sich sympathisch, die Dänen. So bekommt die Band so ziemlich jeden der, zugegeben, wenigen Anwesenden animiert, aber warum auch nicht – wer Songs wie „Real Monsters“ oder „People Who Hate People“ im Repertoire hat, der hat schon semi-gewonnen, denn live kommt das ziemlich fetzig daher. Auch wenn ihn viele verpassen, ein gelungener Aufwärmer für den Freitag.

(Stephan Möller)

AEVERIUM

Galerie mit 11 Bildern: Aeverium - Rockharz 2018

Bereit für ein bisschen Morgensport? Mit dem Nacken des gemeinen Headbangers haben AEVERIUM einiges vor. Dabei sollte es ursprünglich ganz anders laufen, schließlich waren ONI verpflichtet, die ihren Auftritt allerdings absagen mussten. AEVERIUM sind dankenswerterweise eingesprungen und knöpfen sich nun das noch etwas verschlafene ROCKHARZ-Publikum vor. Spielfreudig präsentiert die Band ihre Musik, die weder als Symphonic noch als Nu Metal bezeichnet werden kann, aber irgendwo in diesem Spannungsfeld anzusiedeln ist. Den Leuten vor der Bühne gefällt diese spannende Mischung offenbar derart gut, dass sie schnell zu ihrer gewohnt feierwütigen Form zurückfinden. Dabei zünden Songs wie „Hunted“ oder „The Other Side“ live aber auch wirklich gut, sodass zurecht schallend applaudiert wird. Durch das kurze Programm führt Sänger Marcel Römer, der sich daher kurzfassen muss, was ihm nach eigener Aussage eher schwer fällt. Dann muss er sich eben auf die Musik seiner Band konzentrieren. Das ist aber auch richtig so, denn seine Stimme harmoniert derart gut mit der von Sängerin Aeva Maurelle, sodass das Zuhören eine wahre Freude ist. Leider endet das Konzert viel zu früh, sodass zu hoffen bleibt, dass Songs der Marke „Break Out“ bald wieder aus den Boxen des ROCKHARZ Festivals schallen.

(Matthias Weise)

NANOWAR OF STEEL

Galerie mit 12 Bildern: Nanowar Of Steel - Rockharz 2018

NANOWAR OF STEEL sind eine Band, die aussieht, als hätte sie bei einer Wette verloren. Damit heißt es: Mundwinkel und Konfetti nach oben. Die Kombo aus Italien hat sich in rosa Tütü, bunte Perücken, eine Oktopus-Maske und anderen lustigen Kram gekleidet. Wir fragen uns: wieso Trübsal blasen, weil man nicht bei der Fußball-WM am Start ist, wenn man eine solche Spaß-Truppe im Land hat?

Wer bis jetzt aufgrund der ausgeprägten Wolkenmassen ein wenig gefroren hat, kann sich ja warm tanzen … und später darüber freuen, dass die allgemeine Erheiterung von NANOWAR OF STEEL so groß ist, auch die Sonne herauszulocken. Klar, es ist offensichtlich, worüber sie sich vorher mehr Gedanken gemacht haben – über die Outfits, nicht über ihre Musik –, aber ist das schlimm, wenn die Prios so offenherzig dargeboten werden? Nope. NANOWAR OF STEEL spielen eben für die Fraktion in Bademänteln. Die interessantesten Töne kommen daher aus der aufgeblasenen Spielzeug-Gitarre. Zwei Dinge sind hier wichtig: Humor und Eingängigkeit. Und das beherrschen die Italiener gut, deren Jokes aufgrund deutscher Ansagen sogar verständlich sind. Also erfahren die Zuschauer, dass NANOWAR OF STEEL auch politisch aktiv sind und sich gemäß eigener Aussage für die Rückkehr ins Mittelalter einsetzen – natürlich nur, um gegen die Arbeitslosigkeit vorzugehen. Beinahe logisch, dass sie ihre Partei „Alternative für Italien“ nennen, oder? Mal ein Zitat: „Sehr schön, sehr schön, schwanztastisch“. Und noch eins, als die Mitsing-Qualitäten beurteilt werden: „Ihr seid schwach wie eine Flasche leer“. In Wahrheit grölen und applaudieren die Leute wie gewohnt.

Während Italien bei der WM nix gewinnt, siegt hier also der italienische Minimalismus in Musikform, weil er lustig präsentiert wird. Gemeinsam mit NANOWAR OF STEEL reisen wir in der Folge noch nach „Schwanzelvanien“ und gehen in den „Schwanzwald“, denn dort stehen Bäume, die „schwanzig“ Zentimeter groß sind. Nicht zu toppen? Doch, doch: Vorm Ende des Gigs ertönen elektronische Beats zu einer Tom-Jones-Parodie, die von einer gehörig simplen Choreografie begleitet wird, der sich sogar der Schlagzeuger anschließt. Das ist der Augenblick, in dem auch ein Black Metaller lächelt und für einen Moment vergisst, seine zynische Notizen für den Nachbericht zu tippen.

(André Gabriel)

OBSCURITY

Galerie mit 19 Bildern: Obscurity - Rockharz 2018

Die Bergischen Löwen von OBSCURITY rufen, und das Rockharz erscheint pünktlich zum Auftritt vor der Bühne. Im Opener wird trotz Soundproblemen beim Bass und Gesang das „Schicksal der Götter“ berufen. Die Götter zeigen sich anscheinend gnädig: Die Probleme lösen sich mehr und mehr auf, sodass die zwischen Death und Pagan Metal pendelnden Songs zu Ehren des Bergischen Landes ihre volle Kraft entfalten können; auch wenn diese vom Aufbau her nahezu immer dem gleichen Muster folgen. Bei „793“ honorieren die Zuschauer die engagierte Darbietung der einheitlich gekleideten Band mit einem zünftigen Pit. OBSCURITY sind zum ersten Mal auf dem Rockharz zu Gast, ergreifen diese Chance aber gleich beim Schopfe. Bei „Streitmacht Bergisch Land“ verschmelzen Band und Zuschauer zu einer festen Einheit, so textsicher stimmen die geölten Kehlen ein. Doch auch die Band weiß, was Fannähe bedeutet: So steigt Sänger Agalaz beim letzten Song „Bergischer Hammer“ von der Bühne herab und gibt den Song, zur Freude der mitgehenden Fans, von den Wellenbrechern zum Besten. Wahrlich ein gelungener Siegeszug der Bergischen Löwen.

(Richard Mertens)

ANNISOKAY

Galerie mit 10 Bildern: Annisokay - Rockharz 2018

Bei ANNISOKAY zeigt das Rockharz-Publikum wieder einmal seine Begeisterungsfähigkeit. Eine Eigenschaft, welche die Festivalbesucher zu einem sehr dankbaren Publikum macht. Ist die Stimmung vor der Bühne noch verhalten, brechen spätestens bei „What’s Wrong “ alle Dämme. Das liegt auch an den Hallensern, deren Energie sich förmlich auf die immer weiter wachsende Menge vor der Bühne überträgt. Schnell steigt die Betriebstemperatur, auch weil die Sonne endlich zwischen den Wolken auftaucht. „Thumbs Up, Thumbs Down“ und „Blind Line“ werden frenetisch bejubelt. Mitgesungen wird auch, und zwar immer dann, wenn Christoph Wieczorek klarsingt und damit die wütenden Vocals von Dave Grunewald ideal ergänzt. Die Mischung aus brachialer Härte und sanftmütiger Melodie liegt ANNISOKAY ohnehin, Eingängigkeit auch, und dass das so bleiben wird, zeigt sich spätestens bei der neuen Single „Unaware“, die beweist: Noch haben die Metalcorer ihre Story nicht zu Ende geschrieben. Als Frontmann Dave zum finalen Schlussakt noch im Publikum abtaucht, steht längst fest, ANNISOKAY haben sich jeden Applaus völlig verdient. Kleiner Wehrmutstropfen: Statt zu fünft, stehen die Jungs heute nur zu viert auf der Bühne.

(Jan Wischkowski)

THE OTHER

Galerie mit 16 Bildern: The Other - Rockharz 2018

THE OTHER gehen mit „A Party At Crystal Lake“ direkt nach dem Soundcheck in die Vollen und sparen sich unnötiges Geplänkel in Form eines Intros, welches wertvolle Spielzeit vergeudet. Das Aushängeschild des deutschen Horror Punks weiß schließlich auch, wie der Hase, ähh der Zombie, läuft. Dementsprechend routiniert, aber auch mit sichtlich Spielfreude zockt sich die Kölner Band durch ihren Gig. Bis auf Sänger und Schlagzeuger hat sich die Besetzung der Band vor wenigen Jahren komplett geändert, was aber zu keiner Sekunde auffällt. Sämtliche Posen sitzen, und auch die genretypischen Backgroundgesänge kommen gut daher. Das Publikum gibt ebenfalls sein Bestes, wobei gerne noch ein paar mehr Nasen vor der Bühne hätten stehen können. Alle Anwesenden haben aber sichtlich ihren Spaß und beweisen sogar Humor, als THE OTHER gleich zweimal nacheinander den Einsatz zu „Dead And Gone“ vergeigen. Dem Genrenamen alle Ehre erweisend, kramt Frontmann Rob Usher blutrünstige („Bloodsucker“) und teuflische („Dreaming Of The Devil“) Songs für die Setlist heraus. Selbst als sich die Sonne mit voller Breitseite zeigt, gibt der Sänger mittels „End Of Days“ die passende Antwort. Zum Abschluss liefert das Publikum bei „Take You Down“ noch den geforderten Pogo-Pit, erzeugt eine herrliche Staubwolke, die mit viel Fantasie gruseligem Nebel gleichkommt, und beweist einmal mehr, dass musikalische Abwechslung auf dem ROCKHARZ funktioniert.

(Richard Mertens)

EVERGREY

Galerie mit 14 Bildern: Evergrey - Rockharz 2018

Lang hat es gedauert, aber nun ist es endlich soweit – EVERGREY spielen das erste Mal auf dem Rockharz. Und das wäre beinahe schief gegangen: Erst eine halbe Stunde vor Auftrittsbeginn ist die Band auf dem Festivalgelände eingetroffen, da die Anreise vom letzten Gig in Spanien doch ein wenig länger gedauert hat.

Trotz all der Hektik im Vorfeld, der Stress scheint an den Göteborgern um Sänger und Mastermind Tom Englund offenbar vollkommen vorbei gegangen zu sein. Der Sound ist glasklar und hervorragend abgestimmt, alle Bandmitglieder sind sicher an ihren Instrumenten beziehungsweise bestens bei Stimme. Trotz Nachmittagssonne haben dann auch richtig viele Metalheads Bock auf den melancholischen Sound der Schweden, der immer ein wenig schwer zu beschreiben ist. Soll man sie im progressiven Bereich in Richtung DREAM THEATER einordnen, wie man es gerne einmal in der Fachpresse liest? Eher nein. Zwar sind EVERGREY durchaus progressiv, aber eher dank komplexer Songaufbauten und allgemein eines sehr eigenständigen Sounds. 20-Minuten-Songs und Gefrickel sollte man lieber nicht erwarten. Die von der Band selbst gewählte Bezeichnung „Melodic Dark Power Metal“ ist letztlich wohl die passendste.

Musikalisch orientiert man sich heute weitestgehend an den letzten beiden Alben „Hymns For The Broken“ und „The Storm Within“. Keiner leidet so schön wie Tom Englund, das zeigt sich auch auf dem Rockharz. Wie er es schafft, dabei trotzdem noch sympathisch rüber zu kommen und das Publikum zu animieren – wer weiß das schon? Aufgelockert wird der Set mit einem kurzen, gefühlvollen Gitarrensolo von Gitarrist Henrik Danhage. Absolute Gänsehaut ist angesagt! Kurz danach wird plötzlich mit „A Touch Of Blessing“ bereits der letzte Song angesagt, mehr als zehn Minuten vor Ende der Spielzeit. Gott sei Dank war hier dann wohl nur die Verwirrung um die Anreise Schuld, denn die Zeit reicht doch noch um den grandiosen Auftritt der Düstermetaller mit „King Of Errors“ standesgemäß zu beenden.

(Mirko Pidde)

CREMATORY

Galerie mit 24 Bildern: Crematory - Rockharz 2018

CREMATORY sind aktuell kein einfaches Thema, woran die Band sicherlich nicht ganz unschuldig ist. Shitstorm hin oder her, muss man allerdings festhalten, dass sich eine amtliche Menge an Zuschauern vor der Bühne für die Band aus Mannheim zusammengefunden hat. Zum Opener „Kommt Näher“ zeigt sich dann auch, dass nicht nur Schaulustige, sondern auch viele Fans anzutreffen sind. Die Textzeile „Tanzt Mit Mir“ ist wörtlich zu verstehen und wird auch fleißig mitgesungen. Zwischen den Songs ergreift Sänger Felix immer wieder das Wort, wirkt dabei aber oftmals ziemlich unbeholfen, nimmt aber auch humorvoll auf die eingangs genannte Diskussion im Internet direkt Bezug: „Kommt schon, so scheiße sind wir doch gar nicht, oder?“. Auch andere Weisheiten in gebrochenem Englisch hätten durchaus gerne vorher überdacht werden dürfen. Sei’s drum, denn was in erster Linie zählt, ist die Musik: Die Setlist besteht vornehmlich aus Songs der letzten drei Alben. Zu „Shadowmaker“ stellt sich die Band kurz selbst vor: Neben Schlagzeuger Markus „The Machine“ ist unter anderem noch Katrin „Princess Of The Keys“ bei CREMATORY aktiv. Ob Selbstironie oder nicht, das Publikum vom Rockharz zeigt sich durchaus euphorisch, was Nummern wie „Ghost Of The Past“, „Höllenbrand“ oder „Raven’s Calling“ anbelangt. Mit „Tears Of Time“ darf der größte Hit der Bandgeschichte natürlich nicht fehlen und wird mittels Publikumsspielchen seitens der Band über mehrere Minuten gegen Ende hinausgezögert. Eine Geschmackssache sondergleichen, die größtenteils auf Messers Schneide tanzt, teilweise aber auch schon darüber hinweg ist.

(Richard Mertens)

AMARANTHE

Galerie mit 17 Bildern: Amaranthe - Rockharz 2018

Es ist früher Nachmittag und die Sonne steht hoch vom Himmel. Bei AMARANTHE sind die Meinungen zwiegespalten, live wie auf Platte. Auf der Bühne machen die Finnen heute aber nichts falsch. Elize Ryd präsentiert sich ebenso wie ihre beiden männlichen Mitsänger auf hohem Niveau. Davon angestachelt, lässt sich auch das Publikum mitreißen und geht schnell steil. „Hunger „, „Dynamite“ und der Abschluss in Form von „Drop Dead Cynical“ stellen nur einige Highlights dar, die Fans der Band mit tosendem Applaus bedenken. Man mag von AMARANTHE zurecht denken, was man möchte, aber heute auf dem Rockharz räumen die melodischen Modern Metaller auf und ab.

(Jan Wischkowski)

BATTLE BEAST

Galerie mit 16 Bildern: Battle Beast - Rockharz 2018

Das eine oder andere Bierchen dürfte schon die Rockharz-Kehlen hinuntergeflossen sein, als BATTLE BEAST gegen 18:00 Uhr den Partyteil des Abends einläuten. Zu einem dramatischen Intro steigt Schlagzeuger Pyry Vikki – wie immer in nichts als Leggings gekleidet – auf sein Drumset. Spätestens als die mit der Stimme einer Metalgöttin gesegnete Sängerin Noora Louhimo sich dann zum Rest der Band gesellt, gibt es für viele kein Halten mehr. Bereits zum Opener „Straight To The Heart“ gibt es reichlich Mitsänger im Publikum.

Das Set ist sehr vom aktuellen Album „Bringer Of Pain“ geprägt. So darf auch der Titeltrack nicht fehlen. Als würde die Party nicht sowieso schon laufen, fragt Noora zu „Familiar Hell“: „Are you ready to release the beast?“ Die Grabenschlampen sind vor allem bereit, mal wieder den Wasserschlauch zu schwingen und für „dezent“ erhöhte Luftfeuchtigkeit zu sorgen. So sagt ein Fan nach der Wasserattacke scherzhaft „Mann, ist das Bier hier verwässert“.

Mit „Far From Heaven“ wird es erst sehr ruhig, bevor es mit „Lost In Wars“ sehr düster wird. Leider ist Tomi Joutsen von AMORPHIS schon abgereist und kann seinen Teil hier nicht persönlich beisteuern. Das Highlight des BATTLE BEAST-Sets ist ganz klar das wenig später folgende „Bastard Son Of Odin“, bei dem die Band wieder synchron „born to kick your ass“ mit dem dazu passenden Ausdruckstanz versieht.

(Angela)

FINNTROLL

Galerie mit 14 Bildern: Finntroll - Rockharz 2018

Während ENSIFERUM auf dem Flughafen festsitzen, verschiebt sich das komplette Programm – für die Landsleute FINNTROLL bedeutet das, dass sie den Wettbewerb um das längste Intro derweil für sich entscheiden: Am Ende werden es zehn Minuten gewesen sein, in denen das dräuende Intro gespielt wird und schließlich in den Opener „Midnattens Widunder“ gipfelt. Die finnischen Trolle bewerben sich aber vom ersten Moment an für einen weiteren Contest: den um die meisten Crowdsurfer. Ständig schweben wagemutige Zuschauer auf den Händen in Richtung Bühne. Den Preis für die längsten Ohren haben die sechs Finnen ohnehin sicher: Natürlich sind das KEINE angeklebten Gummiohren, die Vreth, Skrymer und ihre Mitstreiter tragen. Oder?

Im gut gefüllten Infield ist die Stimmung gut, und die Menge wird von Songs vom Schlage „Blodsvept“ oder „Nattfödd“ hervorragend unterhalten. Ständig animiert einer der Trolle die Zuschauer zum Mitklatschen und zum Anfeuern. Selbst auf der Bühne kommt das gegenseitige Anfeuern nicht zu kurz, als sich Bassist Tundra und Gitarrist Skrymer nach einem „Gitarrenduell“ in High-Five-Manier abklatschen. Offensichtlich klappt das mit der Animation so gut, dass sich auch das weibliche Publikum anstecken lässt, als sich Sänger Vreth seines Hemdes entledigt – glücklicherweise nur für einen kurzen Moment, denn schließlich ist es noch nicht Zeit für das Spätprogramm ab 18. Dann wollen wir uns doch lieber auf die Musik konzentrieren: Der Humppa-Überhit „Trollhammeren“ wird vom Publikum entsprechend laut abgefeiert, und „Jaktens Tid“ sowie „Under Bergets Rot“ sind ein runder Abschluss für ein munteres Konzert auf und vor der Bühne. Um es vorweg zu nehmen: Der Abend wird genauso heiß weitergehen.

(Eckart Maronde)

ALESTORM

Galerie mit 16 Bildern: Alestorm - Rockharz 2018

„Ahoi“, sagen die Pirrraten Metallerrr ALESTORM, und enterrrn die Bühne, stilvoll ausgekleidet mit dem bekannten, rrriesigen Bananenenten-Backdrrrop, Gesellschaft hat die Bananenente in Forrrm einerrr nicht minderrr rrriesigen, gelben Gummiente, die es sich auf den Bühnenbrrretterrrn gemütlich macht. Die Pirrraten starrrten ihrrren Gig dann gleich mit einem Harrrdstyle-Intrrro, auf das die Herren eine amerrrikanische TV-Ansage derrr alten Schule gesampelt haben. Und dann gehts los: „Keelhauled“ starrrtet den Rrreigen derrr metallischen Pirrratenshanties. Allerrrdings gibt es gleich am Anfang Soundprrrobleme: Die Gitarrrrrre ist schlicht garrr nicht zu hörrren. Das wirrrd berrreits beim zweiten Trrrack besserrr, aberrr errrst ab „Mexico“ auf Platz drrrei errrtrrräglich. Trrrotzdem: Der Sound könnte besserrr sein, vorrr allem scheint das ein wenig zu leise zu sein, was da von derrr Bühne schallt.

Das macht aberrr nurrr den Wenigsten rrrichtig was aus, denn „The Sunken Norrrwegian“, „No Grrrave But The Sea“ und Co. sind einfach starrrke Songs, die auch mit Abzügen in der B-Note prrrima funktionierrren. Sängerrr Chrrris Bowes gibt sich Mühe, die Meute mit gleichzeitig witzigen und sympathischen Ansagen zu animierrren – muss errr aberrr garrr nicht, denn das Rrrockharrrz-Publikum hat mächtig Bock auf ALESTORM. Staubige Polonaise-Cirrrcle-Pits und jede Menge Crrrowdsurrrfer inklusive. Zu „Nancy The Taverrrn Wrrrench“ vom 2008errr-Debütalbum „Captain Morrrgan’s Rrrevenge“ lässt Bowes die Menge hinsetzen, damit sie das Rrrockharz-Boot im Takt mitrrrudern, zum TAIO CRUZ-Coverrr „Hangoverrr“ singt wirrrklich jede anwesende Kehle mit, zu „Drrrink“ geht die Gummiente von derrr Bühne stagediven, und zum abschließenden „Fucked With An Anchorrr“ gibts garrr kein Halten mehr. Ein gelungenerrr Auftrrritt derrr Pirrraten, obwohl derrr Sound errrst mit derrr Zeit mitspielt – aberrr mal ehrrrlich, Rrrockharrrz und ALESTORM, das passt auch einfach wunderbarrr zusammen.

(Stephan Möllerrr)

EISBRECHER

Galerie mit 23 Bildern: Eisbrecher - Rockharz 2018

Es wird kalt im Harz, und das mitten im Sommer. Doch von wahrer Kälte kann wohl niemand sprechen, wenn sich tausende Menschen vor die Dark Stage drängen, um EISBRECHER live zu sehen. Nachdem es bereits ähnliche Zustände zur Autogrammstunde am metal.de-Stand gegeben hat, will die Band um den charismatischen Frontmann Alexander Wesselsky nochmal einen draufsetzen.

Der Vorhang für eine großartige Show fällt hier nicht nur sprichwörtlich, sondern gibt hier den Ausblick auf eine hochmotivierte Band, die mit ihren Fans auf „Sturmfahrt“ gehen will. Was für eine Fahrt das werden soll, macht bereits der Blick auf die gespielten Songs klar: „Fehler machen Leute“, „Prototyp“, „Was ist hier los?“ – die Band weiß, wie sie am besten überzeugen kann.Gekonnt lässig führt Alexander Wesselsky durch das Programm, Striptease inklusive!

Darüber hinaus lassen es die Lichtverhältnisse zu, dass eines der stärksten Show-Elemente von EISBRECHER optimal zur Geltung kommt. Wo andere mit Feuer spielen, präsentieren die Münchener eine Lichtshow, die ihresgleichen sucht. Besonders gut kommt diese bei langsam untergehender Sonne zur Geltung, wenn die Scheinwerfer die beginnende Dunkelheit mal farbenfroh, mal mit schnellen Effekten ausleuchten. Doch damit nicht genug, schließlich lassen es EISBRECHER mitten im Sommer schneien. Der so visuell unterstützte Song „Eiszeit“ wird somit zu einem wahren Höhepunkt der Show. Wer zu EISBRECHER geht, weiß eben, dass er eine hochwertige Rockshow serviert bekommt!

Wer indes die wirklichen alten Stücke der Band vermisst, für den kommen zum Schluss das MEGAHERZ-Cover „Miststück“ (Cover trifft es nicht ganz, schließlich haben Alex und Noel Pix von EISBRECHER seinerzeit das Lied bei MEGAHERZ geschrieben) und „This Is Deutsch“, die bei keinem Konzert fehlen dürfen. Bei einer Stunde Spielzeit müssen jedoch einige Klassiker weichen: Kein „Vergissmeinnicht“, keine „Schwarze Witwe“ und leider kein „Leider“. Nichtsdestotrotz hat das Publikum sichtlich Spaß mit einer Band, die mit dem finalen „In einem Boot“ sichergeht, dass sie hier definitiv nicht zum letzten Mal gespielt hat.

(Matthias Weise)

HAMMERFALL

Galerie mit 13 Bildern: Hammerfall - Rockharz 2018

Der Slogan „Harz On Fire“ ist natürlich brachial offensichtlich, aber wer mag es den Schweden verdenken? Das ROCKHARZ feiert sein 25-jähriges Bestehen und HAMMERFALL 20 Jahre „Legacy Of Kings“. Die schwedischen Traditionsmetaller haben sich aber nicht nur einen schmissigen Slogan einfallen lassen, sondern gleich ein besonderes Set. Auch so ist das Quintett ein Garant für eine ausgefeilte Bühnenshow, und somit gehören synchrones Stageacting des Bassisten und der Gitarristen ohenhin zum Standardrepertoire. Das kann man klischeehaft nennen, aber wirkungsvoll und mitreißend ist es trotzdem. Heute haben die Göteborger um Sänger Joacim Cans aber auch eine ganze Ladung Pyros, Feuersäulen und Bölller aufgefahren.

Da wird es auf dem Infield heiß, wenn die Pyros zünden. Aber nicht nur dadurch: „Riders Of The Storm“ oder „Blood Bound“ sind einfach gute Metal-Songs, die der Menge ordentlich einheizen. Da braucht es auch nicht viele Worte, damit die Crowd die Band auf der Bühne anfeuert. Unablässig schweben Crowdsurfer nach vorne. Und Joacim Cans braucht eigentlich auch nicht rhetorisch zu fragen: „Did you miss us?“ Aber natürlich! Mit dem programmatisch betitelten „Bang Your Head“ lässt der Sänger schließlich seine Jugend aufleben – damals, als er sein erstes SAXON-Album kaufte und die Stimme von Biff Byford ihm befahl, die Haare im Rhythmus zu schütteln.

HAMMERFALL spielen aber im Hier und Jetzt, und das dürfte der Traum eines jeden Powermetallers sein: HAMMERFALL bieten eine engagierte Show, und die Songs sitzen genauso perfekt wie die Posen von Oscar Dronjak und Co. Außerdem werden ständig Pyros abgefeuert – und zwar nicht nur von der Bühne, sondern auch von den hinteren Soundtürmen. Ein echtes 3D-Erlebnis also. Da gerät das Auftrittsfinale mit dem Klassiker „Hearts On Fire“ zum Triumphzug.

(Eckart Maronde)

VERSENGOLD

Galerie mit 34 Bildern: Versengold - Rockharz 2018

Selbstbewusst wie eh und je bieten VERSENGOLD ihr Set dar, das natürlich um einige der neueren Songs vom Album „Funkenflug“ ergänzt worden ist. Nach dem effektreichen Auftritt des diestägigen Headliners HAMMERFALL tut eine Show, die sich ganz auf das Können der Musiker konzentriert, aber auch gut. Andererseits ist man von VERSENGOLD ja beste Akustik-Folk-Unterhaltung gewohnt. Es müsste also mit dem Spielmanns-Teufel zugehen, wenn sie das Versprechen hier jetzt nicht einlösen würden.

Zum Glück bleiben Snorre und Co. verlässliche Stimmungsmacher, auch zu später Stunde. Die Publikumsbeteiligung ist enorm und die Stimmung entsprechend ausgelassen. Dass das Publikum durchweg textsicher ist, versteht sich als Spielmannsehrensache. Eigentlich könnte die Crowd das Konzert auch locker selbst schaukeln, aber VERSENGOLD sind ja hier, um zu unterhalten – in allen Facetten. Das rührende, sentimentale „Haut mir kein Stein“ sorgt für etwas Abwechslung im ansonsten vor Energie überschäumenden Liedgut, das von der Bühne über das lediglich durch die Scheinwerfer der Stage erhellte Infield schwappt. Macht Laune und Lust auf mehr. Aber das kennt man von den Bremern auch nicht anders.

(Michael Klaas)

ENSIFERUM

Galerie mit 15 Bildern: Ensiferum - Rockharz 2018

Wie haben uns ENSIFERUM zittern lassen! Was die Fans auf dem Acker erstmal gar nicht mitbekommen, sorgt hinter den Kulissen schon für reichlich Nervosität. ENSIFERUM sind leider unvollständig, denn der Flug von Sänger Petri Lindroos wurde gestrichen. Die Autogrammstunde wird abgesagt. Auch, dass er es zur Show schaffen wird, ist sehr unwahrscheinlich. So steht zwischenzeitlich schon fest: ENSIFERUM fallen aus.

Doch das Rockharz ist erfinderisch, und die Köpfe rauchen weiterhin. Schließlich wird eine Lösung gefunden und die Band spielt statt um 19:35 Uhr nachts um 1:00 Uhr. Dem Andrang vor der Bühne tut dies keinen Abbruch. „For Those About To Fight For Metal“ heißt das erste Stück, zu dem es auch gleich wild zugeht. Dass es noch schneller und härter geht, sieht man wenig später bei „Way Of The Warrior“. Die Haare fliegen unentwegt, vor allem auch bei Bassist Sami Hinkka, der jedes Windrad in den Schatten stellt.

Zu „Two Of Spades“ hagelt es Crowdsufer am laufenden Band und der Disco-Part sorgt für mal mehr und mal weniger gekonnte Tanzeinlagen. Die Staubwolke, die der Moshpit zu „From Afar“ aufwirbelt, ist dann selbst im Dunkeln noch gut zu erkennen. Eine letzte Chance zum Mitgrölen geben ENSIFERUM am Ende mit „Lai Lai Hei“ und „Iron“, bevor das über den Tag verkonsumierte Bier beim Humppa-Outro noch mal für Extraspaß sorgt.

(Angela)

EISREGEN

Galerie mit 11 Bildern: Eisregen - Rockharz 2018

Ein bisschen stehen EISREGEN an diesem Tag wie Verlierer da, denn sie müssen für ENSIFERUM einen Platz weiter nach hinten rücken. Ohnehin das Schlusslicht des Tages, findet der Auftritt der berüchtigten Thüringer also noch später statt. Doch zum Glück hat das Publikum durchgehalten, denn EISREGEN dürfen sich immer noch über ein reges Interesse an ihrem Auftritt freuen, selbst zu so später Stunde.

Da versteht es sich von selbst, das Michael Roth und Co. natürlich noch einmal alles geben. Zunächst rollt der „Gott der Panzer“ über das Feld, live nach wie vor um Längen imposanter als auf Konserve. Es folgt der Mitschunkler und Mitgröler „Panzerschokolade“ praktisch als eine Art Roll Call, mit dem sich EISREGEN noch einmal die erstaunlich hohe Publikumsbeteiligung attestieren lassen, und feuern im weiteren Verlauf noch eine ganze Reihe ihrer berüchtigten Songs in den nächtlichen Himmel. Darunter „1000 tote Nutten“, bei dem das Publikum auch noch mal kräftig aushilft. Auch „Satan liebt dich“, eines der neueren Stücke, kommt gut an. Also haben EISREGEN dann doch alles richtig gemacht.

(Michael Klaas)

Galerie mit 85 Bildern: Rockharz 2018 - Autogrammstunden Freitag ab 16 Uhr

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17.07.2018

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