Rockharz Open Air 2017
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Rockharz Open Air 2017 – Samstag, 08.07.2017
Galerie mit 83 Bildern: Rockharz 2017 - Impressionen vom SamstagRockharz, letzter Tag. So langsam tun die Gelenke wirklich weh. Und der Kopf. Aua. Egal, der Death-Metal-Morgen steht an. Das sollte man sich nicht entgehen lassen. Auch, wenns wehtut. Args!
Autogrammstunden Samstag (Teil 1):
Galerie mit 90 Bildern: Rockharz 2017 - Autogrammstunden vom Samstag bis 16 UhrDAWN OF DISEASE
Galerie mit 18 Bildern: Dawn Of Disease - Rockharz 2017Rockharz Open Air 2017, dritter Tag, erste Band: DAWN OF DISEASE fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, den Anwesenden den Schlaf aus den Augen und die Schmerzen aus den Gelenken zu kloppen. Sänger Tomasz Wisniewski nimmt es mit Humor und hofft, er habe niemanden geweckt – aber wir hoffen das, und zwar sehr! DAWN OF DISEASE sind heute nämlich der Start für den Death-Metal-Morgen, und wer den verpasst, der hat was, ähm, verpasst: Los gehts nämlich direkt mit dem Doppelpack „Passage“ und „Perimortal“, dicht gefolgt vom ultrafetten „Enter The Gates“. Danke, so geht Death Metal: fette Riffs und geile Melodien, die direkt ins Ohr gehen. Keine Nähmaschinen-Blastbeat-Trigger wie gestern bei BELPHEGOR, keinen Atmo-Fick zum Wegpennen wie später bei INGÄHNIUM, keine Klargesangsscheiße oder ähnlichen Blödsinn. Einfach nur geiles Zeug, das stets nach vorne weggeht und mit dem Panzer direkt in die Sakristei vorrollt. So vertreibt Death Metal am Morgen Kummer und Sorgen. Schön.
(Stephan Möller)
DESERTED FEAR
Galerie mit 18 Bildern: Deserted Fear - Rockharz 2017Läuft bei DESERTED FEAR! Die Thüringer setzen auf Opulenz und zocken vor einem beachtlich monströsen Backdrop zum aktuellen Album „Dead Shores Rising“ und zwischen zwei seitlich platzierten Aufstellern. Wenn der Auftritt ebenso eindrucksvoll wird, geht die Rechnung auf. Das Intro ist lang und episch, dann kommen die Burschen auf die Bühne … während andere Todesbleigießer bewusst grimmig gucken, zeigen DESERTED FEAR den gesamten Gig über ein breites Grinsen. Da kommt auch direkt die Sonne raus. Im Sinne der Gemeinschaft geben sich alle am Drumkit noch fix die Faust, bevor es losgeht. Zu Beginn könnten die Gitarren einen Tick präsenter sein, der Sound entwickelt sich aber spätestens nach dem Opener zum bis dato besten – vor allem die Snare klingt angenehm organisch. Fronter Manuel Glatter grinst sich nonstop einen, während die Band ein extrem geiles Set runterballert. Entsprechend wohlwollend sind die Reaktionen, zumal auch die Ansagen sehr sympathisch daherkommen: Glatter erzählt zwischendurch, dass er Flugangst und sich fast eingemacht hat, weil sie gerade noch in Spanien waren, wo das Wetter schlechter war als in hiesigen Gefilden. So kann’s gehen. Und zwar im Kreis, denn Songs wie „Kingdom Of Worms“ entfachen sogar einen kleinen Pit. Am Ende fragt Gitarrist Fabian Hildebrandt, wo denn die ganze Kohle hin ist, immerhin sieht er doch viele DESERTED-FEAR-Shirts. Dann dreht er sich zum Backdrop: „Ah, da“. Angenehme Band, hammer Auftritt … da verzeihen wir ihm auch, dass er nicht weiß, wo die Autogrammstunde stattfindet – bei metal.de, Herr Hildebrandt.
(André Gabriel)
DEW-SCENTED
Galerie mit 20 Bildern: Dew Scented - Rockharz 2017ROCKHARZ, heute gibt’s erst mal aufs Maul! Weiter geht es mit extremerer Musik, als nächstes von DEW-SCENTED, eine Band, die es schon seit 1992 gibt, die aber nie so richtig groß geworden ist. Der gute Sound ebnet den Weg für einen super Auftritt. „Jetzt kommen wir so langsam an, der Kaffee wirkt“, wirft Fronter Leif Jensen ein … und alle nur so: Kaffee? Für viele ist es die perfekte musikalische Frühunterhaltung, um den Kater abzuschütteln – zwar sieht man ein paar Lücken mehr als bei DESERTED FEAR, aber gemessen an der Uhrzeit ist der Zulauf erneut sehr löblich. Ein Lied wie „Scars Of Creation“ bringt dann auch mächtig Tempo ins Set. Das mit Death Metal angereicherte „Cities Of The Dead“ ebenso, mit dem DEW-SCENTED laut Ansage ein Stück weit zu den Wurzeln zurückkehren (genau genommen ins Jahr 2003): „Retribution, Absolutioooon“! 2010 war die Band das letzte Mal auf dem ROCKHARZ: „Und ihr seht immer noch so gut aus … nee, war gelogen, macht man hier so“ … ok, die Jokes sitzen nicht ganz so gut wie die Mucke. „Demon Seed“ vom letzten Album „Intermination“ wird mit „Nächster Song, neuer Song, tanzbarer Song“ angekündigt und zu „Never To Return“ rennen ein paar frisch Erwachte freudig im Kreis.
(André Gabriel)
TANK
Galerie mit 20 Bildern: Tank - Rockharz 2017Nach der dreifachen Breitseite mit DAWN OF DISEASE, DESERTED FEAR und DEW-SCENTED wirkt die Band TANK ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Jedenfalls besticht der NWoBHM der Briten weniger durch Härte als durch Groove, was man als ein wenig „dated“ ansehen kann – oder aber als charmant. Warum headbangen, wenn der Wind sowieso schon durchs Haar fährt? Und immerhin hat die Band mit David Readman (u.a. ALMANAC, PINK CREAM 69) einen souveränen wie altgedienten Sänger in ihren Reihen, während Ex-SODOM-Trommler Bobby Schottkowski mit einer gewissen Lässigkeit den Takt vorgibt. Die zugegebenermaßen recht lichte und verschlafene Menge wird jedenfalls nicht schlecht unterhalten, nicht zuletzt wenn das Gitarristenduo Mick Tucker und Cliff Evans bei ihren Soli zur Hochform aufläuft. Trotzdem kommen die Festivalhighlights heute eher von anderen Bands.
(Eckart Maronde)
THE VINTAGE CARAVAN
Galerie mit 20 Bildern: The Vintage Caravan - Rockharz 2017Man muss diese Jungs einfach gern haben: Die isländischen Retrorocker THE VINTAGE CARAVAN sind zwar mittlerweile alle über Zwanzig und haben bereits ein paar Jahre Liveerfahrung auf dem Buckel, aber ein Auftritt mit ihnen fühlt sich so frisch an, als wäre er für alle das erste Mal. Die Songs sind riffbasiert, und Sänger und Gitarrist Óskar Logi Ágústsson treibt sie souverän und mit viel Spielfreude an. Fast jede Note spiegelt sich in seinem Gesicht wieder, sei es durch Grimassen oder seine weit aufgerissene Augen. Dagegen erscheint auf der anderen Bühnenseite der dauergrinsende Bassist Alexander Örn Númason fast wie ein Ruhepol, obwohl er fast unentwegt über die Bühnenbretter fegt. Klar, dass sich diese Energie auch auf das dicht gedrängte Publikum überträgt, das erstaunlich textsicher die Refrains mitsingt, egal ob bei „Midnight Meditation“, „Babylon“ oder dem stampfenden „Crazy Horses“. Großartiger Auftritt einer sympathischen Band, die sich später bei der Autogrammstunde am metal.de-Stand für jeden einzelnen Fan Zeit für einen netten Plausch oder ein Foto nimmt. Stark!
(Eckart Maronde)
MR. IRISH BASTARD
Galerie mit 20 Bildern: Mr. Irish Bastard - Rockharz 2017Nach dem Vintage-Rock von THE VINTAGE CARAVAN steht jetzt ein starker Kontrast auf dem Programm. MR. IRISH BASTARD stehen für gute Laune und diese zelebrieren sie bis hin zur Polonaise im Publikum. Der Irish Folk Punk der Münsteraner kommt richtig gut an. Zu „Forty Something Street“, „I Smell The Blood“ und „Last Pint“ wird getanzt, gesungen und buntes Konfetti durch die Luft geschleudert. Besonderes Highlight des Gigs: Als der Band das Bier ausgeht, entpuppt sich ein Besucher als echter Samariter und besorgt kurzerhand sechs gefüllte Becher – nette Geste. So bleiben MR. IRISH BASTARD als unterhaltsamer Nachmittags-Klamauk mit Substanz im Gedächtnis.
(Jan Wischkowski)
SERUM 114
Galerie mit 20 Bildern: Serum 114 - Rockharz 2017Bevor sich SERUM 114 ein Stelldichein auf dem diesjährigen Rockharz Open Air geben können, knallt es erst einmal ordentlich auf der Bühne. Hat da jemand seine Pyros auf der Bühne vergessen? Nach diesem „Hallo Wach!“ kommt die Band aus Frankfurt am Main jedenfalls schließlich auf die Bühne. Ein Selbstbewusstsein strahlt vor allem Sänger Esche aus, der mit Bengalo in der Hand die Rock Stage erklimmt, ehe die Band in ihr Programm einsteigt. Auf der Tagesordnung steht Deutschpunk. Esche gibt energische Ansagen und lädt das Publikum etwa ein, zusammen mit der Band „Kopfüber ins Nichts“ zu springen, worauf selbiger Track gespielt wird. Dynamik ist also geboten und die Band hat sichtlich Spaß an ihrer Musik, den sie auch auf das Infield schwappen lässt.
(Michael Klaas)
ASPHYX
Galerie mit 19 Bildern: Asphyx - Rockharz 2017„Wir sind nicht hier, um Party zu machen, wir sind hier, um zu zerstören!“ Martin van Drunen liebt klare Ansagen, was sich allerdings auch mit der Musik von ASPHYX deckt. Die Niederländer um den mittlerweile ergrauten Sänger spielen nun mal die stumpfe Death-Metal-Schiene, und da haben Zwischentöne eben nichts zu suchen. Und das kommt auf dem Rockharz durchaus an: Bei strahlendem Sonnenschein steht das Publikum zwar nicht dicht gedrängt, aber Bock haben alle. Vor wie auch auf der Bühne. Da wirbelt Gitarrist Paul Baayens links, während Basskante Alwin Zuur eher stoisch auf der anderen Seite verharrt. Und mittendrin eben van Drunen, der wie immer knarzig bei Stimme ist und durch ein Programm führt, das alte wie neue Songs beinhaltet: „Vermin“, „Candiru“, „Wastelands Of Terror“, „Death The Brutal Way“, alles mit dabei. Nur: Einer mehr wäre noch drin gewesen. Denn als Martin van Drunen den letzten Song ankündigt, bleibt der Band eigentlich noch eine Viertelstunde Spielzeit. Die sie dann um fünf Minuten abkürzt – bewusst oder nicht. Trotzdem ein ordentliches Brett!
(Eckart Maronde)
MOONSPELL
Galerie mit 18 Bildern: Moonspell - Rockharz 2017Dem Rockharz 2017 wird eine besondere Ehre zuteil, denn die Portugiesen von MOONSPELL suchen in diesem Jahr nicht nur den Flugplatz für einen ihrer Auftritte auf, sondern präsentieren dabei auch große Teile ihres legendären Albums „Irreligious“ aus dem Jahr 1996. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass sich in der heutigen Setlist Hit an Hit reiht. Schade also, dass sich nur die ersten Reihen nahe den Wellenbrechern eng drängen und sich die dahinter befindlichen dank Sonnenschein doch dezimierter als erwartet präsentieren. Anfangs noch mit überzogenem Drumsound aufspielend, liefern MOONSPELL eine Lehrstunde in Sachen Gothic Rock/Metal: Los geht’s mit „Opium“ und „Awake“, ehe die Stimmung und auch die Soundqualität zu „Raven Claws“ und „Mephisto“ spürbar nach oben schnellt. Nachdem „Irreligious“ gebührend gehuldigt wurde, kündigt Sänger Fernando Ribeiro weitere Songs der frühen Bandgeschichte an. Mit „Wolfshade (A Werewolf Masquerade)“ und „Vampiria“ geht’s zum bedeutenden Debüt der sympathischen Truppe zurück, ehe „Full Moon Madness“ und „Alma Mater“ samt Crowdsurfer und Unterstützung am Schlagzeug durch Fernando ein würdevolles Ende bereiten. Geil!
(Richard Mertens)
INSOMNIUM
Galerie mit 18 Bildern: Insomnium - Rockharz 2017„Winter’s Gate“ bei strahlendem Sonnenschein? Das geht eigentlich nicht, und so sind INSOMNIUM heute mit der undankbaren Aufgabe betraut, das Unmögliche möglich zu machen. Und es klappt. Natürlich weil das Rockharz-Publikum fast schon süchtig nach dieser finnischen Melancholie ist, die die Musik von INSOMNIUM auszeichnet. Natürlich auch weil INSOMNIUM eine eingespielte und tighte Liveband ist, die ihre Songs mühelos und intensiv spielen kann. Und auch als mitten in einem Stück eine der Gitarren ausfällt, lässt sich der Vierer nicht aus dem Konzept bringen. Das Publikum feiert die Band trotzdem standesgemäß ab. Bei einer Dreiviertelstunde auf den Bühnenbrettern bleibt leider nicht Zeit für das komplette „Winter’s Gate“-Album, aber da die Band auch ein paar ältere Songs spielt, ist für jeden etwas dabei. Und Sonnenschein hin oder her – dank INSOMNIUM ist zu jeder Jahreszeit Winter.
(Eckart Maronde)
GRAVE DIGGER
Galerie mit 20 Bildern: Grave Digger - Rockharz 2017Es ist gerade wirklich fraglich, wo mehr Menschen stehen: vor der Bühne bei GRAVE DIGGER oder bei der Autogrammstunde von BLIND GUARDIAN. Wir konzentrieren uns auf das Heavy- und Power-Metal-Spektakel der Nordrhein-Westfalen, die ihren Reaper in voller Montur am Keyboard platziert haben: herzlichen Glückwunsch bei dem Wetter. Der Titeltrack des aktuellen Outputs „Healed By Metal“ läutet den Gig ein: schön zum Mitsingen! Mit „Lawbreaker“ schieben die Grabräuber gleich einen weiteren neuen Song hinterher, der die Masse trotz 2017er-Release schon durchs Anfangs-Riff eher in die 80er katapultiert. Der Sound ist fantastisch, alles läuft rund. Nur Fronter Chris Boltendahl ist mit der Mitmachmotivation der Gäste nicht ganz glücklich: „Ihr klingt so’n bisschen wie meine 90-jährige Oma“. Nach dem dritten Versuch ist er zufrieden … reicht ja auch, Musik bitte. GRAVE DIGGER haben Bock auf ihr Anfang des Jahres veröffentlichtes Album und präsentieren direkt noch „Hallelujah“. Es wird stetig voller und irgendwann läuft Boltendahl zum Raum zwischen den beiden Bühnen, um auch diejenigen abzuholen, die GRAVE DIGGER sehen wollen, sich aber gleichzeitig ihren Platz für KORPIKLAANI sichern. Und während der Reaper den Dudelsack bedient, schaut die Band auf ein k latschendes Händemeer – beeindruckend. Am Ende kommt, was kommen muss: „Heavy Metal Breakdown“ vom 1984er-Debüt, reichlich Gepose und eine ausgiebige Verabschiedung.
(André Gabriel)
KORPIKLAANI
Galerie mit 18 Bildern: Korpiklaani - Rockharz 2017Schon bevor überhaupt eines der Mitglieder der Spielmanns-Metal-Band KORPIKLAANI die Bühne betritt, ist die Stimmung vor der Bühne hervorragend. Die Band erklimmt erstaunlich nüchtern die Dark Stage und präsentiert sich in guter Verfassung. Sänger Jonne Järvela erweist sich als Strahlemann, der sichtlich Spaß an seinem Auftritt hat. Das Publikum zelebriert das Konzert der Finnen durch fleißiges Tanzen und Crowdsurfing. Erstaunlicherweise hält sich die Band mit ihrem älteren Material zurück und spielt kaum etwas, was älter als „Korven Kunningas“ ist. Macht aber nichts, „Metsämies“ und „Vodka“ heizen die Menge ordentlich ein, während die Band den ihr zur Verfügung stehenden Platz auf der Bühne (und darüber hinaus) gänzlich ausreizt.
(Michael Klaas)
DARK TRANQUILLITY
Galerie mit 17 Bildern: Dark Tranquillity - Rockharz 2017Die Schweden DARK TRANQUILLITY sorgen für ein Novum auf dem Rockharz, wenn nicht sogar auf sämtlichen deutschen Festivals. Da Gründungsmitglied und etatmäßiger Gitarrist Niklas Sundin aufgrund elterlicher Verpflichtungen für temporär in der Heimat verweilt und somit Live-Auftritten fernbleibt, präsentieren sich die Melodic-Deather mit Aushilfsgitarristen. Soweit nichts außergewöhnliches, allerdings handelt es sich dabei mit Christopher Amott (ex-ARCH ENEMY) um einen äußerst prominenten Vertreter. Dessen Flug hat sich jedoch verspätet, sodass der Gitarrist kurzerhand von Berlin mit einer kleinen Propellermaschine nach Ballenstedt eingeflogen wird, um pünktlich auf der Bühne zu stehen. Somit kann es pünktlich mit „The Treason Wall“ in die Vollen gehen. Mit „Clearing Skies“ und dem Titeltrack vom aktuellen Album „Atoma“ haben sich auch zwei neue Songs in die Setlist geschmuggelt, die durchaus live funktionieren und für Abwechslung sorgen. Mikael Stanne übt seine Aufgaben als Sänger souverän aus und unterhält das Publikum zudem durch zugewandte Ansagen. Zu „ThereIn“ zeigt dann auch die zahlenmäßig ordentlich anwesende Menge vor der Bühne, dass mit stimmlicher Unterstützung auf dem Rockharz zu rechnen ist. Spiel, Satz und Sieg – auch wenn die Videoprojektion aufgrund des anfänglich noch vorhandenen Sonnenscheins kaum zu erkennen sind.
(Richard Mertens)
ELUVEITIE
Galerie mit 21 Bildern: Eluveitie - Rockharz 2017Die Schweizer Melodic Death/Folk Metaller ELUVEITIE sind sehr gerngesehene Gäste auf dem Rockharz. Das lässt sich inzwischen am Slot fest machen – steigt die Band in der Running Order doch immer höher und darf heute direkt vor dem Headliner ran. Voll ist es sowieso und die Spannung, das Gespann nach den Line-Up-Wechseln in neuer Formation zu sehen, groß. Leider spielt der Sound nicht mit. Zunächst knackt es sehr unangenehm aus den Boxen, dann ist die halbe Instrumental-Fraktion stumm geschaltet. Es folgen verwirrte Blicke und es folgt auch nur eine dezente Besserung im Verlaufe des Sets. Jetzt kann schnell von einem Reinfall gesprochen werden, doch die Spielfreude auf der Bühne überträgt sich rasant auf die Scharen vor der Bühne. Klassiker wie „Your Gaulish War“ oder neuere Hits wie „Call Of The Mountains“ und das abschließende „Inis Mona“ werden frenetisch gefeiert. Erkenntnis des frühen Abends, trotz Soundproblemen können ELUVEITIE ihren Fans große Unterhaltung bieten – und: Die neue Besatzung funktioniert als Einheit, wenn auch etwas ungewohnt.
(Jan Wischkowski)
BLIND GUARDIAN
Galerie mit 20 Bildern: Blind Guardian - Rockharz 2017Es wird Zeit für den letzten Headliner des diesjährigen Rockharz, doch bevor BLIND GUARDIAN auf die Bühne stürmen, kommt erstmal noch ein Teil des mittlerweile riesigen Rockharz-Teams hoch. Veranstalter Buddy spricht, wie es Usus geworden ist, bedankt sich bei seinem Team und allen Crews, und das Publikum spendiert brav harten Applaus. Zusammen mit dem Dank ans wieder einmal tolle Rockharz-Publikum verbindet der Veranstalter die Frage, ob denn nächstes Jahr zum 25. Jubiläum wieder alle dabei seien – und nun, sagen wir so: Die Tickets werden wohl noch schneller weggehen, als dieses Jahr. Für BLIND GUARDIAN stehen sie gefühlt ALLE vor der Bühne, und gefühlt ALLE wollen sie nächstes Jahr wieder dabei sein. Schön, wir freuen uns auch schon drauf.
Nun ist es aber Zeit für BLIND GUARDIAN: Die kommen zum Intro auf die Bühne und starten den Reigen an epischem Fantasy Metal mit dem „Imaginations From The Other Side“-Opener und -Titeltrack, dicht gefolgt von „I’m Alive“. Wer es jetzt noch nicht ahnt, der bekommt es dann auch von Hansi bestätigt: BLIND GUARDIAN spielen heute „Imaginations From The Other Side“ komplett am Stück. Das gefällt den meisten, allerdings fehlen zu viele Klassiker – nachdem das Album durch ist, ist nämlich nur noch Zeit für drei Songs: „Mirror, Mirror“, „The Bard’s Song (In The Forest)“ und natürlich das obligatorische „Valhalla“ (entgegen anders lautender Gerüchte kommt HEAVEN SHALL BURN-Sänger Markus nicht zum Gastständchen auf die Bühne). Das kommt alles wunderschön, und vor allem letztere beiden Songs singt das Publikum lauter als Hansi, „Valhalla“ leiten die Rockharzler zudem mit minutenlangen Singchören aus. Aber: So cool so eine Full-Album-Show auf Tour ist, hat es wirklich Sinn, bei einer 70-minütigen Festivalshow ein 50-minütiges Album durchzuspielen, und das zulasten von so vielen Klassikern? (Und ist das hier eigentlich die erste BLIND GUARDIAN-Show seit immer, bei der „Majesty“ nicht auf der Setlist steht?)
Ansonsten gibt es natürlich wenig zu bemäkeln, technisch sind BLIND GUARDIAN sowieso perfekt. Und es ist auf jeden Fall schön anzusehen, wie wenig die Krefelder auf der Bühne benötigen, damit eine ihrer Shows funktioniert: IN EXTREMO und HEAVEN SHALL BURN brauchten Pyroshows und riesige Aufbauten auf der Bühne, BLIND GUARDIAN haben nichts davon im Gepäck. Stattdessen stehen die beiden Gitarristen meist mit Mähne oder Mikro vorm Gesicht auf der Bühne, die beiden Livemusiker agieren unauffällig aus dem Hintergrund, und nur Hansi nutzt die ganze Bühne aus. Trotzdem funktioniert das Ganze, denn BLIND GUARDIAN können einfach ihre Musik für sich sprechen lassen. Würdiger Headliner, und bei all meinem Gemäkel über die Full-Album-Show: Keiner von den Anwesenden geht unzufrieden zum Zelt oder zur nächsten Band, da das Abschluss-Tripple immerhin versöhnlich stimmt.
(Stephan Möller)
FEUERSCHWANZ
Galerie mit 20 Bildern: Feuerschwanz - Rockharz 2017Nach einer unfassbar unterhaltsamen Autogrammstunde am metal.de-Stand geht es für FEUERSCHWANZ als vorletzte Band des Festivals auf die Bühne, um nochmal ordentlich die Sau rauszulassen. Selbiges geschieht mit „Sex Is Mus“, der famosen Ruderaktion bei „Seemannsliebe“ oder der Tanznummer „Zuckerbrot und Peitsche“. FEUERSCHWANZ kitzeln mit ihrer Musik das letzte Bisschen Energie aus der Meute heraus, die nach vier Tagen Festival spürbar am Ende ihrer Kräfte ist. Soundtechnisch leider wieder einmal nicht immer einwandfrei, gelingt es den Comedy-Folk-Rockern dennoch, ein komplett zerrocktes Publikum zum Springen und Tanzen zu animieren. Hut ab, das macht richtig Laune! Nach viel zu kurzen 50 Minuten und einem Set, bei dem so mancher Klassiker weichen musste, steht jedoch wieder einmal fest, dass FEUERSCHWANZ eine Band mit großartigen Livequalitäten ist und wohl kaum ein Besucher ohne ein zufriedenes Grinsen den Platz verlässt.
(Matthias Weise)
ALCEST
Galerie mit 22 Bildern: Alcest - Rockharz 2017Traditionsgemäß gibt es zum Ende einer jeden Rockharz-Ausgabe stets eine Band, die eher gediegenen Klängen frönt. So auch ALCEST aus Frankreich, die für einen mehr als versöhnlichen Ausklang sorgen. Ursprünglich nicht für die Live-Darbietung gedacht, hat sich die Band um Frontmann Neige zu einer wahren Qualitätsmarke entwickelt, die eine unvergleichliche Intensität zu kreieren vermag. Mit dem aktuellen Album „Kodama“ feiert nach kurzem Ausflug in äußerst sanfte Fahrwasser auch der Schreigesang von Neige glücklicherweise die Rückkehr, der auch gleich bei „Eclosion“ zum Einsatz kommt. Es folgt ein wahrlich magischer Auftritt einer Band, die sich in Zurückhaltung übt. Passend dazu bedankt sich Neige auch vor versammelter Mannschaft für die Unterstützung von Musikerkollegen hinter der Bühne (u.a. ELUVEITIE), die ihnen ihre Instrumente geliehen haben, da die eigenen auf dem Flug von Spanien zum Rockharz verloren gegangen sind. Klanglich sind keine Unterschiede auszumachen, sodass „Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles“ und vor allem das abschließende „Percées De Lumière“ zum Träumen und Davonschwelgen einladen. Mehr als gelungener Auftritt bei perfekten äußeren Rahmenbedingungen.
(Richard Mertens)
Autogrammstunden Samstag (Teil 2):
Galerie mit 106 Bildern: Rockharz 2017 - Autogrammstunden vom Samstag ab 16 UhrInteressante Alben finden
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