Rockharz Open Air 2017
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Blind Guardian, Heaven Shall Burn, In Extremo, Eluveitie, Iced Earth, Arch Enemy, Dirkschneider, Dark Tranquillity, Mono Inc., Kadavar, Korpiklaani, Pain, Lacuna Coil, Orden Ogan, Feuerschwanz, Belphegor, Fiddler's Green, Grave Digger, Beyond The Black, Haggard, Insomnium, Lord Of The Lost, Death Angel, Stahlmann, Moonspell, Varg, Rage, Alcest, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Asphyx, Ost+Front, Mantar, Civil War, Unzucht, Serum 114, Mr. Irish Bastard, Ohrenfeindt, Wolfheart, Serious Black, Nachtblut, Firkin, The Vintage Caravan, Tank, Ewigheim, The New Black, Dew-Scented, Cypecore, Deserted Fear, Kambrium, Dawn Of Disease, Vlad In Tears, Apron, Infected Rain, Bloodbound und Kryptos
Konzert vom 05.07.2017 | Flugplatz, Ballenstedt

Rockharz Open Air 2017 – Freitag, 07.07.2017

Galerie mit 48 Bildern: Rockharz 2017 - Impressionen vom Freitag

Zum Glück waren FIDDLER’S GREEN gestern keine bierselige Band. *hüstel* Ähm ja, war irgendwie spät. Und voll. Kannste nix machen. Wenigstens betätigt sich die Sonne auch heute wieder als prima Wecker. Also: Kaffee rein, Pommes rein, Konterbier rein und ab vor die Bühne, VLAD IN TEARS warten!

Autogrammstunden Freitag (Teil 1):

Galerie mit 74 Bildern: Rockharz 2017 - Autogrammstunden vom Freitag bis 17 Uhr

VLAD IN TEARS

Galerie mit 18 Bildern: Vlad in Tears - Rockharz 2017

Ursprünglich in Italien gegründet, haben VLAD IN TEARS ihr Hauptquartier mittlerweile nach Berlin verlagert, sodass sich auch die Anreisestrapazen für den heutigen Auftritt in Grenzen gehalten haben sollten. Ohne Backdrop, aber mit klischeebehaftetem Kreuz am Mikroständer liefert das Quartett mit „Run Or Fight“ den ersten Song des Tages. Zum Soundcheck wurde eben dieser bereits angespielt, weshalb sich voller Vorfreude schon einige Besucher aus ihren Zelten geschält haben und den vermeintlichen Goth-Rock-Songs lauschen. VLAD IN TEARS genießen die Zeit auf der großen Bühne sichtlich und als dann auch noch Seifenblasen ihren Weg aus dem Publikum auf die Bühne bahnen, entsteht ein rundes Gesamtbild. Die Cover-Version von „Wicked Game“ entwickelt sich allerdings zur emotionslosen Frechheit, wohingegen „Fade Away“ das Publikum gegen Ende wieder versöhnlich stimmt. Sänger Kris Vlad und seine Mannen scheinen auch zufrieden, sodass alles in allem ein gelungener Auftakt zu vermelden ist.

(Richard Mertens)

KAMBRIUM

Galerie mit 16 Bildern: Kambrium - Rockharz 2017

Eine Band, die zu früh in der Running Order steht, ist in diesem Jahr KAMBRIUM. Nach dem Auftakt von VLAD IN TEARS ist das Infield plötzlich gerappelt voll. Als die Niedersachsen mit „Abyssal Streams“ starten, zeigt sich, hier ist mehr als reine Neugierde am Werk. Das Publikum saugt den epischen Melodic Death Metal förmlich auf. Eine erste Wall Of Death entsteht und KAMBRIUM werden gefeiert. Selber vom Andrang überrascht, packt die Band bei bestem Sound noch eine Schippe drauf und liefert dem Publikum bei gleißendem Sonnenschein einen der besten Auftritte des diesjährigen ROCKHARZ. Als die letzten Klänge von „Shattered Illusions“ verklingen ist jedem klar, dass diese Band gerade auf dem richtigen Weg ist.

(Jan Wischkowski)

CYPECORE

Galerie mit 13 Bildern: Cypecore - Rockharz 2017

Bei CYPECORE hat es sich spürbar geleert, und das obwohl das Bühnenbild neugierig macht. In futuristischen Anzügen, die sogar leuchten, betritt das Quintett die Bühne und fängt ohne große Ansprachen direkt an. Der Sound hinkt anfangs etwas, findet aber im Verlauf des ersten Songs seinen Platz. Problematischer ist da schon die Helligkeit des Vormittags, die dem Setting seine Magie beraubt und so funktioniert das stark groovende Material nur halb so gut. Beim Publikum kommen CYPECORE entsprechend durchwachsen an: Es gibt vereinzelt ekstatische Headbanger, anerkennendes Kopfknicken und ein bisschen Schaulust. Viel passiert während des 30-minütigen Sets nicht – solide.

(Jan Wischkowski)

EWIGHEIM

Galerie mit 18 Bildern: Ewigheim - Rockharz 2017

Nachdem heute mit VLAD IN TEARS schon die erste Band „schwarzen Plastiks“ (O-Ton Kollege Mertens) gespielt hat und später noch viel mehr davon kommt, gibt es mit EWIGHEIM eine Band, die tatsächlich noch weiß, wie Gothic Rock geht. Ob die dunkle Atmosphäre der meisten Songs so richtig zur Geltung kommen kann, so in der prallen Mittagssone? Aber hallo! EWIGHEIM trotzen den widrigen Umständen und füllen die Bühne nur zu viert (Bass und Keyboard kommen aus der Konserve) ziemlich gut aus. Generell überzeugt die Truppe rund um die beiden THE VISION BLEAK-Akteure Konstanz und Schwadorf sowie EISREGEN-Drummer Yantit (hier an der Gitarre) mit coolem Bühnenbild: Yantit hat quasi permanent eine Kippe im Mund (und Hand aufs Herz, gibt es etwas Cooleres als Gitarristen mit Rauchwerk im Mundwinkel?), Konstanz und Schwadorf posen zurückhaltend, aber nicht minder cool. Vor allem Konstanz nutzt die ganze Breite der Bühne – und die der anderen Bühne übrigens auch.

Was mich – aber wohl auch nur mich – ein wenig enttäuscht: EWIGHEIM spielen nur wenig von ihrem ordentlichen neuen Album „Schlaflieder“, nicht mal der Titeltrack bekommt auf dem Rockharz Gehör. Dafür stehen viel älteres Zeug und einige Klassiker der Diskografie der Band auf dem Programm, zum Beispiel „Das Rad der Käfer“ vom zweiten Album „Heimwege“, „Dürrer Mann“ von „Bereue nichts“ oder „Leiche zur See“ vom Debüt „Mord nicht ohne Grund“. Das gefällt dem Rockharz-Publikum sehr gut, und apropos „Publikum“: Das war gestern bei den frühen Bands zwar zahlreicher anwesend, aber heute brät die Sonne eben auch noch brutaler – und gestern hatten die meisten wohl auch eine lange Nacht. Die, die da sind, feiern EWIGHEIM auf jeden Fall ab, und das zurecht: Eine coole und technisch einwandfreie Show, die vielleicht nicht zu den Über-Auftritten des diesjährigen Rockharz‘ gehört, aber auf jeden Fall drei dutzend Mal fetter ist als das ganze schwarze Plastik, das heute noch folgen wird.

(Stephan Möller)

FIRKIN

Galerie mit 20 Bildern: Firkin - Rockharz 2017

Die gelbe Sau präsentiert sich gnadenlos, sodass eine Erfrischung mehr als gelegen kommt. Musikalisch passiert dies in Form der Irish-Folk-Punker von FIRKIN, für den Körper durch einen großen Wasserschlauch, mit dem die Securities den ersten Reihen eine kalte Dusche verpassen (der durch die Reihen streunende Eisverkäufer macht zudem auch das Geschäft seines Lebens). Wilder Tanz im Wasserstrahl ist angesagt und die Songs der aus Ungarn stammenden Band bieten reichlich Anlass dazu. Sänger Andor Kovács-Nemes hat sich vorsorglich auch schon mal in ein weißes Hemd geworfen und überzeugt mit so manch deutscher Ansage. Mit dem „Drunken Sailor Song“ ist dann auch der perfekte Partysong mit im Gepäck, weshalb das Rockharz – angetrieben von Querflöte und Geige – ausgelassen feiert. Trotz der Hitze klappt die Interaktion zwischen Band und Publikum, beispielsweise angetrieben durch ein kurzes „We Will Rock You“-Intermezzo, bemerkenswert. Respekt für solch Leistung bei dieser Hitze.

(Richard Mertens)

OHRENFEINDT

Galerie mit 18 Bildern: Ohrenfeindt - Rockharz 2017

Das Stimmungsbarometer des zweiten offiziellen Festivaltages wird langsam aber sich nach oben geschraubt. Passend dazu liefern OHRENFEINDT, stilecht aus St. Pauli stammend, eine ordentliche Ladung Vollgasrock. Songtitel wie „Auf die Fresse ist umsonst“ sprechen eine deutliche Sprache, und auch musikalisch ist das Trio durchaus bemüht. Trotz gelungenen Rockharz-Auftritten in den Jahren 2008 und 2013 sind die Reihen vor der Bühne leider nur luftig gefüllt, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut – es gibt die komplette breitbeinig dargebotene Rock’n’Roll-Keule, die vom Publikum dankend angenommen wird. Immer mit einem leichtem Augenzwinkern versehen („Rock’n’Roll Sexgott“) trotzen die Hamburger Jungs der Hitze und auch die besungenen Sonnenbrillen hängen tief vor den Augen von Gründungsmitglied Chris Laut, während Pierre „Keule“ Blesse ein ums andere Mal versucht, Angus Young und dessen einmalige Bühnenperformance nachzueifern. Dem Titel der aktuellen Single entsprechend werden abschließend aber gerne zwei Fäuste für Rock’n’Roll und ebenfalls für den Auftritt von OHRENFEINDT in die Höhe gereckt.

(Richard Mertens)

UNZUCHT

Galerie mit 20 Bildern: Unzucht - Rockharz 2017

Bei UNZUCHT kann man schon fast von Lokalmatadoren sprechen. Mit einer ordentlich großen Fanschar im Gepäck betritt die Gothic-Rock-Formation die Bühne. Mit ihrer Musik vereinen sie Melodie und Härte in Perfektion und sorgen stets für kaum enden wollenden Applaus. Das Set besteht größtenteils aus Songs des letzten Longplayers „Neuntöter“, wobei vor allem das grandiose „“Ein Wort fliegt wie ein Stein“ heraussticht, doch auch Gassenhauer à la „Deine Zeit läuft ab“ dürfen nicht fehlen. Bemerkenswert ist obendrein das Wetter, denn UNZUCHT spielen nach eigenen Angaben zum ersten Mal im Regen. Nach einem kräftigen Schauer kommt jedoch pünktlich zur Gänsehaut-Ballade „Nur die Ewigkeit“ die Sonne wieder raus. Das sorgt für ein emotional ergriffenes Publikum und einen rundum gelungenen Auftritt.

(Matthias Weise)

OST+FRONT

Galerie mit 20 Bildern: Ost+Front - Rockharz 2017

OST+FRONT waren schon immer eine Band, die polarisiert. Musikalisch stets nah an RAMMSTEIN dran, bedienen sie in ihren Texten düstere Themen mit schwarzem Humor, mal mehr, mal weniger niveauvoll. Was sie allerdings auf dem Rockharz abliefern, passt nicht zu den sonst eher starken Liveauftritten der Band. Keyboarder Eva Edelweiß präsentiert gleich zu Beginn den absoluten Tiefpunkt des Tages. Zum eh schon schwachen Song „Fiesta De Sexo“ schreit er nicht nur unbeholfen ins Mikrofon, sondern entblößt zu allem Überfluss mehrmals sein unansehnliches Genital. Als wäre das nicht schon peinlich genug, hat Sänger Hermann Ostfront offenbar einen schlechten Tag und versemmelt gesanglich einen Song nach dem anderen. Auch die Setlist lässt zu wünschen übrig, denn Songs der Marke „Freundschaft“ oder „Gang Bang“ gehören ohne Frage zu den schwächeren Werken. Gegen Provokation an sich ist nichts einzuwenden, aber der Auftritt von OST+FRONT war schlicht und ergreifend peinlich.

(Matthias Weise)

VARG

Galerie mit 18 Bildern: Varg - Rockharz 2017

Im Anschluss locken VARG so manchen Wolf vor die Bühne – VARG sind in, VARG gehen beim Rockharz-Publikum eh schon immer ab. Für den Verfasser dieser Zeilen ist das nicht so ganz verständlich – aber wenn man der Band rund um Frontwolf Freki eines lassen muss, dann dass ihre Songs ziemlich direkt ins Ohr gehen. Vielleicht liegt darin das Geheimnis. VARG danken dem Publikum auf jeden Fall das zahlreiche Erscheinen, bangen sich auf der Bühne einen Wolf und machen generell viel Party da oben. Musikalisch ists – für mich – noch ganz okay, wenn etwas ältere Sachen gespielt werden („Wir sind die Wölfe“ von „Wolfskult“ zum Beispiel), ansonsten erinnert das Dargebotene halt meist an BÖHSE ONKELZ meets paganen Modern Metal (der „Guten Tag“-Titeltrack oder „Was nicht sein darf“ von eben jenem Album zum Beispiel). Wie gesagt: Der Verfasser dieser Zeilen ist möglicherweise etwas voreingenommen. Den Leuten gefällt das aber, und so gibt es für VARG viel Zuspruch, sogar von den zwei Reihen, die nebenan schon auf LORD OF THE LOST warten.

(Stephan Möller)

LORD OF THE LOST

Galerie mit 20 Bildern: Lord Of The Lost - Rockharz 2017

LORD OF THE LOST haben sich über die Jahre von der ewigen Vorband zum Hauptact gemausert, und so verwundert die relativ späte Spielzeit der Dark Rocker wohl kaum noch jemanden. Die Show beginnt mit einem fetten Paket aus Songs des letzten Albums „Empyrean“, die demonstrieren, dass LORD OF THE LOST auch die harte Schiene fahren können. Apropos harte Schiene: Es scheint, als hätte die Band ein eigens für ein Metalfestival zugeschnittenes Set zusammengestellt, denn es geht ordentlich nach vorn. „We’re All Created Evil“, „The Love Of God“ und „Fists Up In The Air“ sorgen für allgemeines Nackenschütteln, während Klassiker wie „Dry The Rain“ nicht den Weg in die Setlist finden. Das Publikum findet in jedem Falle gut, was es da von den exzentrisch geschminkten Herren aus St. Pauli geboten bekommt, und lässt zum finalen „La Bomba“ nochmal die Hüften kreisen.

(Matthias Weise)

BEYOND THE BLACK

Galerie mit 20 Bildern: Beyond The Black - Rockharz 2017

BEYOND THE BLACK haben einen merklich schwierigen Einstand auf dem Rockharz. Die anfänglichen Songs vom letzten Album „Lost In Forever“ werden zwar allesamt mit höflichem Beifall quittiert, eine ausgelassene und lockere Stimmung stellt man sich jedoch anders vor. Dann kündigt Sängerin Jennifer Haben einen Coversong von MOTÖRHEAD an und das gesamte Publikum hält den Atem an. Frevel oder würdevolle Ehrerbietung? Glücklicherweise kam mit „Love Me Forever“ letzteres Zustande und ließ viele Metaller in Erinnerungen an einen Helden schwelgen. Dieser Song scheint einen derart mächtigen Eindruck hinterlassen zu haben, dass es danach spürbar bergauf ging. Zu Liedern wie „In The Shadows“ oder dem grandiosen „Shine And Shade“ wird ordentlich gefeiert. Der Sound wird mit der Zeit glücklicherweise auch etwas besser, sodass man nach „Running To The Edge“ sagen kann, dass BEYOND THE BLACK den Harz amtlich rocken.

(Matthias Weise)

PAIN

Galerie mit 22 Bildern: Pain - Rockharz 2017

Vor dem eigentlichen Auftritt von PAIN bekommt das bereits dicht versammelte Publikum die Möglichkeit, sich zu den Tönen von Billy Idols „Rebel Yell“ aufzuwärmen. Dann schließlich betritt die Band, allen voran Peter Tägtgren in Zwangsjacke, die Bühne und eröffnet mit „End Of The Line“. Beim folgenden „Zombie Slam“ spätestens kocht dann die Menge. Es wird bereits fleißig gecrowdsurft und auch sonst animiert Tägtgren das Publikum immer wieder zum Mitsingen. Die Meute kommt diesen Aufforderungen natürlich nur zu gerne nach, vor allem bei „Same Old Song“. Witziges Highlight bei „Call Me“ ist die Handpuppe, die Joakim Brodén (SABATON) nachempfunden ist und aus der Kulisse hervor lugt. Auf und vor der Bühne herrscht beste Stimmung, PAIN sind eben ein Live-Garant.

(Michael Klaas)

MONO INC.

Galerie mit 20 Bildern: Mono Inc. - Rockharz 2017

Es scheint, als hätten MONO INC. bereits vor dem Betreten der Bühne gewonnen. Die Fans fressen den Hamburger Dark Rockern von der ersten Sekunde an aus der Hand. Kein Wunder, denn mit „Together Till The End“ und „The Banks Of Eden“ stellt man zwei bärenstarke Songs der letzten Platte an den Beginn des Sets. Es folgen bei „Arabia“ die ersten Pyroeffekte, die zwar nicht an die Show von IN EXTREMO oder, wie wir noch sehen werden, HEAVEN SHALL BURN heranreichen, den Gesamteindruck jedoch positiv unterstreichen. Sänger Martin ist sichtlich gut gelaunt und präsentiert mit einer perfekt aufeinander abgestimmten Band auch Songs für Fans älterer Alben, so geschehen mit „Temple Of The Tor“ und „This Is The Day“. Bei der neuen Band- und Szenehymne „Children Of The Dark“ wirkt Martin zunächst ein wenig unsicher, ob die für MONO INC. Konzerte üblichen Fanchöre auch auf einem großen Festival funktionieren. Nach kurzen Einsatzschwierigkeiten seitens des Publikums sind alle Zweifel wie weggeblasen. Der Song kommt gut an und wird entsprechend laut mitgesungen – Gänsehaut garantiert! Lautstarker Beifall am Ende jedes Songs spricht eine eindeutige Sprache – MONO INC. haben einen bombenstarken Auftritt hingelegt!

(Matthias Weise)

ICED EARTH

Galerie mit 16 Bildern: Iced Earth - Rockharz 2017

Die Meute sammelt sich, schon bevor es losgeht, stehen die Leute vor der Bühne, als würde gleich der Headliner spielen. Klare Sache: Das Rockharz ist heiß auf ICED EARTH! Los gehts direkt mit dem Opener des neuen Albums „Incorruptible“, „Great Heathen Army“, dicht gefolgt von dem „Something Wicked This Way Comes“-Klassiker „Burning Times“. Das findet das Rockharz ziemlich geil, vorne beherrschen Rotormähnen das Bild, aber auch weiter hinten ernten ICED EARTH eine Menge emporgereckter Fäuste und Pommesgabeln. Bei anderen Bands gehts mehr ab, aber dies ist ja nun mal auch nicht die beste Mucke für Circle Pits. Alles gut also.

In Sachen Setlist sind zwei Dinge auffällig: Das neue Album „Incorruptible“ ist lediglich mit zwei Songs vertreten (neben dem genannten „Great Heathen Army“ nur noch „Seven Headed Whore“), dafür bekommt der 1998er-Klassiker „Something Wicked This Way Comes“ gleich drei Stücke auf dem Rockharz spendiert – nämlich neben „Burning Times“ noch „My Own Saviour“ sowie das abschließende „Watching Over Me“. Den meisten gefällt das, wenngleich im Nachhinein auch ein paar Stimmen zu hören sind, die gerne noch den einen oder anderen älteren Song gehört hätten – von den ersten drei Alben gibt es nämlich nur genau ein Stück, „Pure Evil“ von „Night Of The Stormrider“. Ansonsten gibt es wenig zu meckern – ICED EARTH sind eine Macht, sie sind eingespielt und routiniert und trotzdem nicht lame, das verdient Respekt. Und dass Mr. Schaffer und Co. technisch stets nahe an der Perfektion spielen, muss wohl kaum erwähnt werden.

(Stephan Möller)

HEAVEN SHALL BURN

Galerie mit 20 Bildern: Heaven Shall Burn - Rockharz 2017

Eigentlich verwunderlich, dass HEAVEN SHALL BURN nicht viel häufiger auf dem Rockharz vorbeischauen. Insbesondere weil Frontmann Marcus Bischoff nicht müde wird zu betonen, wie sehr es ihm hier gefällt und wie klasse es ist, ein solch großartiges Festival in Ostdeutschland zu haben. Recht hat der Mann. Das gilt aber auch für den Auftritt der Thüringer – wenn auch mit kleinen Abstrichen, weil des Fronters Stimme etwas heiser wirkt. Ansonsten reißt der Tross aber wie gewohnt ab und bringt den umliegenden Harz zum Beben. Ob „Voice Of The Voiceless“, „Hunters Will Be Hunted“ oder „Counterweight“, es knallt! Unterstützt wird der Auftritt von einer großartigen Bühnenproduktion, die auf viel Licht setzt und das Setting in verschiedene Farben setzt. Vor der Bühne herrscht reges Treiben, eine riesige Wall Of Death, Crowdsurfer und wie selbstverständlich initiierte Circle Pits sorgen für schweißtreibende Action. Allerspätestens als der Brecher „Endzeit“ erklingt, schreit sich das ROCKHARZ-Publikum die Seele aus dem Leib, und als es mit dem EDGE OF SANITY-Cover „Black Tears“ dem Ende entgegengeht, haben HEAVEN SHALL BURN ihren Ruf als eine der besten Livebands Deutschlands einmal mehr bestätigt. Einzig die kleine Hoffnung in den Genuss von BLIND GUARDIANs „Valhalla“ im HSB-Gewand zu kommen, wird enttäuscht – aber morgen gibt es immerhin das Original.

(Jan Wischkowski)

BELPHEGOR

Galerie mit 16 Bildern: Belphegor - Rockharz 2017

Es leben die Kontraste! Vorher haben HEAVEN SHALL BURN gespielt, die überziehen auch leicht, sodass die Geisterstunde schon überschritten ist, als BELPHEGOR starten. Der weitaus größere Kontrast findet aber später statt, als MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN nebenan „soundchecken“, während Helmuth dem Teufel huldigt – zwischen zwei großen umgedrehten Kreuzen und vor einem riesigen Backdrop. Zuvor entfachte noch eine Unwetterwarnung leichte Sorgen, die stellte sich aber als Fehlinfo heraus. Irgendwie spürt man, dass mit BELPHEGOR gleich ein extremer ROCKHARZ-Exot auftritt. Die Österreicher haben eine „Special Ritual Show“ versprochen, doch was meinen die Herren damit eigentlich? Ok, im gesamten Set sind Samples aus den jeweiligen Alben verwoben, aber ist das alles?

Der Gig startet jedenfalls mit Peitschenhieben, dann gibt es direkt aufs Maul. Nur nicht sonderlich angenehm, denn der Sound lässt mehr als zu wünschen übrig: Die getriggerte Bassdrum ballert sich zu sehr in den Vordergrund, der Rest des Schlagzeugs geht dabei unter. Im Laufe der Zeit bessert sich das alles, richtig gut wird der Sound aber zu keiner Minute des Gigs … oder wie Helmuth es nennt: „Zeremonie“. „Gasmask Terror“ zertrümmert in grünem Licht, „Hell’s Ambassador“ anschließend in Rot, zu „Lucifer Incestus“ wird die Bühne blau beleuchtet. Atmosphärisch ist das Ganze also schon, und auch die Songauswahl passt: vom siebten Album gibt’s „Stigma Diabolicum“ und „Bondage Goat Zombie“ und vom noch aktuellen Output den Titelsong „Conjuring The Dead“, zu dem ein Typ in Kapuzenrobe etwas Weihrauch schwenkt. Bis auf „Dankeschön Deutschland“ und das recht obligatorische „Gott ist tot“ (klingt heute ulkigerweise wie „Gott ist doof“), kommuniziert Helmuth nicht mit dem Publikum – ist ja immerhin eine Special Ritual Show, auch wenn von der noch immer nichts zu sehen ist. Zum Schluss spielen BELPHEGOR noch „Totenkult – Exegesis of Deterioration“ vom kommenden Werk „Totenritual“.

(André Gabriel)

MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN

Galerie mit 20 Bildern: Mr. Hurley & Die Pulveraffen - Rockharz 2017

Akustischer Piraten-Folk steht an, als MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN die Bühne betreten. Von der tropischen Insel Osnabrück hergekommen, gibt es die schlitzohrigen Akustiknummern des Trios auf die Löffel, garniert mit dem typischen, gerne mal leicht albernen Humor der Band, die sich etwas überrascht, aber keineswegs unerfreut über die Resonanz des Publikums freut. Schließlich, so gibt Mr. Hurley höchst selbst immer wieder zu verstehen, komme es nicht häufig vor, dass die Band auf einem Metal-Festival spiele. Aber es wundert nicht, dass das Publikum bei bester Laune ist, denn der Sound des Trios macht richtig Spaß. Viel überraschender ist, wie textsicher die Menge bei Songs wie „Blau wie das Meer“ oder „Plankentanz“ ist. Letzterer wird von den drei Animationsdamen vorgetanzt, die hierfür auf die Bühne gekommen sind. Bei der Wahnsinnstimmung wundert es nicht, dass die „Zugabe“-Rufe nach dem Ende des Auftrittes noch lange nachhallen sollten.

(Michael Klaas)

Autogrammstunden Freitag (Teil 2):

Galerie mit 116 Bildern: Rockharz 2017 - Autogrammstunden vom Freitag ab 17 Uhr

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18.07.2017

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