Rockharz Open Air 2017
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Rockharz Open Air 2017 – Donnerstag, 06.07.2017
Galerie mit 89 Bildern: Rockharz 2017 - Impressionen vom DonnerstagDie AFM-Labelnacht hat die Nacken schon mal auf Betriebstemperatur gebracht, die Nacht im Zelt dann die Gelenke in ordentlich angemessene Schiefstellung verrenkt. Nachtruhe? Die dauert ungefähr so lange, bis der gelbe Bastard von oben runterbrutzelt und du wach wirst, weil du bald am eigenen Saft ersäufst. Möks. Egal – Bierchen rein, Kaffee rein, ein bisschen Zahnpasta auf die Zunge drücken, und ab vor die Bühne: Der erste „reguläre“ Rockharz-Tag wartet mit einer Menge Hochklasse!
Autogrammstunden Donnerstag (Teil 1):
Galerie mit 75 Bildern: Rockharz 2017 - Autogrammstunden vom Donnerstag bis 16 UhrINFECTED RAIN
Galerie mit 20 Bildern: Infected Rain - Rockharz 2017INFECTED RAIN kommt die gleichzeitig dankbare und undankbare Aufgabe des Openers zu. Gut, zumindest des wirklich offiziellen Festivalprogramms abseits der AFM-Labelnight am Vortag. Aber sei es der Exotenbonus oder der groovige Nu Metal der Moldawier, das Infield ist gut gefüllt. INFECTED RAIN gehen das Geschehen auch motiviert an und sorgen mit kraftvollen Klängen für einen ersten Circle Pit – sehr schön. Obwohl Fronterin Lena facettenreich singt und schreit, stellt sich eine gewisse Eintönigkeit ein, die dem hungrigen Publikum aber nicht den Spaß raubt. Amüsante Randnotiz: Bei knallender Vormittagssonne von „tonight“ zu sprechen regt dann doch zum Schmunzeln an. Guter Auftakt!
(Jan Wischkowski)
APRON
Galerie mit 20 Bildern: Apron - Rockharz 2017Achtung, es wird bunt und schrill. APRON verteilen bereits vor der Show hunderte Luftballons im Publikum, damit standesgemäß gefeiert werden kann. Die Truppe, die ihren Stil selbst als Disco-Metal oder Punch-Rock bezeichnet, legt im Anschluss gleich ordentlich los und rockt mit Songs wie „GFLLT MR NCHT MHR“ und jeder Menge Witz und Charme die Bühne. Unterhaltsame Mitmachaktionen ergänzen die ohnehin schon packende Show. Bestes Beispiel: Zahlreiche Partyrüssel (diese kleinen Tröten, die sich beim reinblasen entrollen) sorgen für musikalische Unterstützung der Band durch die Fans und für eine gehörige Portion gute Laune. APRON machen zweifelsohne Spaß und dürfen sehr gern wiederkommen.
(Matthias Weise)
THE NEW BLACK
Galerie mit 20 Bildern: The New Black - Rockharz 2017Warum THE NEW BLACK eigentlich immer zu früher Stunde auflaufen müssen, weiß wohl nur der Gehörnte selbst. Denn was das Quintett, das im letzten Jahr ihr drittes Album „A Monster’s Life“ rausgebracht hat, auf die Bühne bringt, ist wirklich sehr gute Unterhaltung. Die Riffs sitzen, der Groove sowieso und auch das Publikum nimmt den Mix aus modernem Metal und Rock ’n‘ Roll an diesem Vormittag dankbar auf. Aber Spaß herrscht längst nicht nur vor der Bühne, auch THE NEW BLACK selbst zeigen sich spielfreudig und unterstreichen in dezenten Posen stillecht ihren Sound. Als kleines Dankeschön ans begeisterungsfähige Publikum gibt’s zum Gig-Ende sogar noch ein paar Shirts – so gewinnt man die Gunst der Fans.
(Jan Wischkowski)
NACHTBLUT
Galerie mit 15 Bildern: Nachtblut - Rockharz 2017Trotz gleißendem Sonnenschein erhält die Dunkelheit zumindest optisch Einzug in Ballenstedt. Mit gereckten Fäusten werden die schwarz-weiß getünchten NACHTBLUT begrüßt. Dem bandinternen lyrischen Konzept entsprechend offeriert „Busssakrament“ auf Anhieb moralische Lehren und das Rockharz lauscht vorerst andächtig, anschließend zunehmend euophorisch. In klassischer Rockbesetzung spielt sich das Quartett aus Osnabrück souverän durch ihren Auftritt. Leider ist der Sound nicht wirklich optimal, vor allem der krächzende Gesang und der überambitionierte Drumsound lassen einen leicht windschiefen Eindruck entstehen. Die Band gibt im Rahmen ihrer Möglichkeiten jedoch Vollgas – Sänger Askeroth präsentiert zudem seinen durchtrainierten Oberkörper – und lässt mit Songs wie „Ich Trinke Blut“ und dem erneut mit kirchlichen Versatzstücken ausgerüsteten „Kreuzigung“ am Ende zahlreiche zufriedene Gesichter zurück – wie auch die nachfolgende Autogrammstunde noch zeigen soll.
(Richard Mertens)
WOLFHEART
Galerie mit 20 Bildern: Wolfheart - Rockharz 2017Dass WOLFHEART, die Band um den interessant tätowierten Fronter Tuomas Saukkonen, für tollen melodischen und düsteren Death Metal steht, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Entsprechend gut gefüllt ist das Infield vor der Bühne, als die ersten Töne erklingen. Und die Band ist sofort da: Drummer Joonas Kauppinen spielt nicht nur seine Blastbeats, sondern bangt dabei wie ein Rotor. Wahnsinn! Aber auch der Leadgitarrist und der Bassist sind sofort auf Betriebstemperatur – obwohl sie heute nur aushilfsweise dabei sind. Als eindeutiger Mittelpunkt agiert der muskelbepackte Frontmann als Ruhepol, der zwischen seinen Vokalpassagen immer wieder die Augen schließt und seinen Kopf im Rhythmus wiegt. Und so wechselt auch das Publikum immer wieder zwischen Headbangen und Genießen der feinen finnischen Melancholie, die Songs wie „Boneyard“, „Strength And Valor“ oder „Aeon Of Cold“ innewohnt. Die Band verlässt die Bühne schließlich mit einem Abschiedsfoto mit dem Publikum und der Erkenntnis, dass das Rockharz-Publikum WOLFHEART in sein Herz geschlossen hat.
(Eckart Maronde)
CIVIL WAR
Galerie mit 19 Bildern: Civil War - Rockharz 2017Donnerstagnachmittag und es sind gefühlt 100 Grad – das Festivalgelände ist eine Sauna! Das juckt die hiesige Bevölkerung reichlich wenig, denn auch zu CIVIL WAR strömen die Menschen vor die Bühne. Von dort aus ertönt zunächst „Saint Patrick’s Day“ vom Debütalbum „The Killer Angels“. Die Mischung aus Power und Heavy Metal ist ein gefundenes Fressen für die Besucher und die Reaktionen sind es umgekehrt für die Schweden. Animieren geht immer? Hier schon! Und so entwickelt sich auch dieser Gig recht fix zu einer ausgelassenen Sommerparty. Zu der gehören natürlich auch Kaltschalen, also lässt sich der stimmlich gut aufgelegte (nur etwas übersteuerte) Neu-Fronter Kelly Sundown Carpenter (erst seit diesem Jahr an Bord) die Biere im Publikum zeigen … und schlussfolgert: „Not enough for us“. Lustig. Plötzlich gibt’s doch noch eine Abkühlung von oben, allerdings aus dem Schlauch eines Fotograben-Securitys: top Idee!
Musikalisch ist das alles nicht wirklich besonders, aber es trifft den Nerv – darauf kommt es an. CIVIL WAR setzen mit Songs wie „Deliverance“ vom letzten Output „The Last Full Measure“ zudem auf Geschwindigkeit, statt auf Epik. So entfacht man Stimmung, auch auf der Bühne: Ob Drummer oder Gitarrist, die Truppe bangt ordentlich zu den eigenen Stücken mit. Auch Keyboarder Daniel Mÿhr ist engagiert, rennt zwischendurch sogar nach vorne, um das Publikum zum Händemeer zu animieren … die bleiben auch besser oben, denn es segeln so einige Crowdsurfer zum Graben. Dann wird erneut dem Hopfentrunk gehuldigt: „Hm, delicious German beer“. Stimmt. Auch zum Schluss präsentiert sich die Band als Einheit und verabschiedet sich brav gemeinsam, bevor irgendwer aus der Crew noch eine Runde mit der GoPro dreht.
(André Gabriel)
MANTAR
Galerie mit 18 Bildern: Mantar - Rockharz 2017Nach dem Motto „1 2 3 Oberkörper frei!“ betreten MANTAR die Bühne ohne Oberbekleidung und fangen kommentarlos an, ihren schweißtreibenden Zwei-Mann-Powersound über das Volk krachen zu lassen, das sich in großer Zahl vor der Bühne versammelt hat. Das Backdrop zeigt eine brennende Stadt, was passt, denn genau so klingt es auch. Wer braucht schon Melodien, wenn es Distortion gibt? Mantar zelebrieren eine klanggewordene Ganzkörpererfahrung in schwarz und dreckig, die Sänger und Gitarrist Hanno körperlich alles abverlangt. Der Mann leidet seine Musik förmlich mit und kann einfach nicht still stehen bleiben. Keine Ansagen über die ersten sieben Tracks, dann plötzlich sucht der Mann den Kontakt zum Publikum und gibt einfach mal so eine Flasche Vodka aus. Sinngemäßer Kommentar von Hanno: „Wir haben was zu saufen mitgebracht, also müsst ihr jetzt saufen!“ Na denn: Prost! Wie die Band eine Glasflasche auf die Bühne schmuggeln konnte, wo das doch auf dem Festival untersagt war, bleibt indes ein Geheimnis …
(Michael Klaas)
RAGE
Galerie mit 17 Bildern: Rage - Rockharz 2017Fast noch zu früh für so eine Institution. Die Autogrammstunde haben RAGE bereits hinter sich – sehr sympathisch die Truppe um Peter „Peavy“ Wagner. Sympathisch ist erneut auch der Security-Mitarbeiter, der wieder den Wasserschlauch anwirft. Verzieh Dich doch mal, Sonnenball, zumindest für ein paar Stunden! Immerhin spielen hier RAGE, ganz in Schwarz gekleidet … ok, das steht zugegebenermaßen im starken Kontrast zur eher positiven Stimmung der Songs. „Don’t Fear The Winter“, erzählen uns RAGE dann auch. Wie lieb! Übrigens ein Lied aus der ganz frühen Ära: vom dritten Album „Perfect Man“ aus dem Jahr 1988. Der Sound ist top, die eine Gitarre drückt ordentlich und „Peavy“ ist stimmlich noch immer sehr gut unterwegs. Nur das Publikum, wenngleich vor Ort, agiert noch etwas reduziert. Was macht man da? Richtig, man geht zum Bühnenrand und beginnt zu klatschen. Was passiert? Richtig, die Menge macht mit. Dann kann es ja weitergehen: mit „Blackened Karma“ vom letzten Album „Seasons Of The Black“. Macht mächtig Laune, doch viele warten auf ein anderes Lied. „Higher Than The Sky“ ist ein Muss in vielerlei Hinsicht: Das Stück muss kommen, man muss dabei mitsingen und im Nachhinein muss man den Ohrwurm-Refrain erst mal wieder loswerden. Starker Auftritt einer großen Band!
(André Gabriel)
DEATH ANGEL
Galerie mit 19 Bildern: Death Angel - Rockharz 2017Man merkt, dass DEATH ANGEL schon seit Ewigkeiten nicht mehr in Europa unterwegs waren, und dass die Show auf dem Rockharz die erste in der alten Welt ist, welche die Amis seit der Veröffentlichung ihres 2016er-Albums „The Evil Divide“ spielen. Denn obwohl die Sonne immer noch brutal vom Himmel brutzelt, stehen eine Menge Leute vor der Bühne und warten darauf, dass DEATH ANGEL ihren angeproggten Thrash unter die Meute zocken. Kaum steht die Bühne, gehts auch schon los: Moshpits, Circle Pits, Crowdsurfer, DEATH ANGEL sahnen das volle Programm ab. Die Band bedankt sich dafür mit einer Menge sicht- und hörbarer Spielfreude, generell ist das Energielevel nicht nur im Publikum, sondern auch auf der Bühne hoch. Zu „Father Of Lies“ geht zum Beispiel die Saitenfraktion so richtig steil, während sich Sänger Mark Osegueda von Bühnenende zu Bühnenende bewegt und die Meute einen von mehreren Circle Pits der heutigen Show startet. Mark bedankt sich: „Cheers you beautiful motherfuckers!“ Generell kommt Herr Osegueda aus dem Dank nicht heraus: Bei der Crowd fürs wiederholte Steilgehen, bei der Orga für die Einladung – aber er will noch mehr: „This next song requires fucking movement!“ Sagts und lässt seine Bandkollegen „Thrown To The Wolves“ anspielen. Yeah! Da hofft man nur, dass DEATH ANGEL den Thrash-Hunger des europäischen Publikums nicht vergessen und nicht nochmal so lange auf EU-Konzerte warten lassen.
(Stephan Möller)
HAGGARD
Galerie mit 16 Bildern: Haggard - Rockharz 2017Die mittelalterlich-klassisch beeinflussten Metaller um Asis Nasseri, HAGGARD, stehen um 18:45 Uhr mit Streichern, Bläsern, Piano und Sopranistin auf der Bühne. Der Maestro gestikuliert auch noch während des Auftrittes unentwegt in Richtung Technik und treibt diese an, sodass HAGGARD schließlich nach etwa 20 Minuten den bis dahin besten Sound aufzuweisen hat. Nach dem Motto „Hier spielt die Band ihr Intro noch selbst“ wird auf eine Einspielung vom Band verzichtet und stattdessen selbst Hand angelegt. Anspruchsvoll und vielschichtig präsentieren sich HAGGARD und stellen dabei fast so eine Art intellektuelles respektive progressives Kontrastprogramm dar. Das hält das Publikum natürlich nicht davon ab, zu den mittelalterlicheren Songs mitzuschunkeln und auch sonst eine hohe, investierte Beteiligung zu zeigen. Das mag aber auch an Asis liegen. Seine dirigierende, geradezu kommandierende Präsenz treibt die Menge an. Er muss im Grunde nur ins gedrängte Publikum zeigen, um dieses in Wallung zu bringen. Bei den heavieren Songs wie etwa „Per Aspera Ad Astra“ ist das fast gar nicht nötig, da bangt sogar die Flötistin mit.
(Michael Klaas)
LACUNA COIL
Galerie mit 23 Bildern: Lacuna Coil - Rockharz 2017LACUNA COIL haben bewegte Zeiten hinter sich. Nicht nur hat sich die Musik seit Bandgründung im Jahr 1994 doch recht deutlich verändert, auch die langjährigen Mitglieder Christiano Mozzati (Schlagzeug), Christiano Migliore (Gitarre) und Marco Biazzi (Gitarre) haben die Formation in den letzten Jahren verlassen. Somit durfte man auf den Auftritt auf dem Rockharz 2017 gespannt sein. Zu Beginn machen der auffällig gekleideten Truppe (in etwa Astronaut trifft Juggalo) aber leider Soundprobleme einen Strich durch die Rechnung – viel zu basslastig präsentieren sich die Stücke der Italiener, auch der Gesang ist vorerst etwas leise und bei Sängerin Christina Scabbia mit übertriebenen Effekten versehen. „Ultima Ratio“ vom aktuellen Werk „Delirium“ macht den Anfang, ehe über „Spellbound“ bis zum Klassiker „Heaven’s A Lie“ aus dem Jahr 2002 zurückgegangen wird. Anschließend dominieren aber wieder aktuellere Songs („Blood, Tears, Dust“, „Downfall“, „Our Truth“) die Setlist, was in Anbetracht der alten Großtaten etwas schade ist. In Sachen Stageacting braucht sich vor allem das Gesangsduo Christina und Andrea keine Scheiben mehr bei anderweitigen Kollegen abschneiden, gekonnt wird sogar die zweite Bühne des Rockharz‘ miteinbezogen. Das Publikum geht mit und lässt nach mehreren Stagedive-Aufrufen einige Crowdsurfer (sic!) in den Graben segeln.
(Richard Mertens)
KADAVAR
Galerie mit 20 Bildern: Kadavar - Rockharz 2017KADAVAR – das sind Männer mit Bärten, die den Rock von vor 40 Jahren wieder aufleben lassen. Oder um die grundsympathische Ansage von Gitarrist und Sänger Lupus zu zitieren: „Wir sind nicht angemalt, wir haben keine Pyros, wir sind nur drei Typen aus Berlin, die Rock’n’Roll spielen wollen.“ Und das tun sie, mit viel Elan. Vor allem Schlagzeuger Tiger in der Bühnenmitte ist ein Hingucker. Der Mann hat nicht nur einen geschickt platzierten Ventilator unter dem Drumkit stehen, der ihm Haar und Bart um die Ohren wehen lässt. Der Mann spielt auch mit einer ungeheuren Hingabe – man hat den Eindruck, dass er für jeden Schlag einen besonderen Anlauf sucht. Wahnsinn! Genauso wie Lupus, der seiner Gitarre in ekstatischen Anwandlungen wilde Riffs und Soli entlockt, während Bassist Dragon eher von seinem Instrument gespielt wird als umgekehrt. Dass Lupus einen Track dem Publikum widmen will, passt indes nicht: Nach „The Old Man“ sieht die Menge jedenfalls nicht aus – die ist gut durchgemischt und hat sichtlich Spaß an einer tollen Show.
(Eckart Maronde)
ARCH ENEMY
Galerie mit 20 Bildern: Arch Enemy - Rockharz 2017Bevor die schwedisch-kanadisch-amerikanische Supergroup ARCH ENEMY im September ihr neues Album veröffentlicht, macht sie noch einmal Halt auf den Festivalbühnen. Mit dabei: Die blausträhnige Sängerin Alissa White-Gluz, Gitarrenheld Jeff Loomis, der sich mit Michael Amott die Riffs und Soli wie Bälle zuwirft – und natürlich auch eine gelungene Show. Die Band spielt neuere Songs wie „War Eternal“ neben Klassikern vom Schlage „We Will Rise“. ARCH ENEMY liefern ordentlich Bewegung, die Lichtshow ist ausgefeilt, das Publikum geht gut und bewegungsfreudig mit. Allein: Der Sound ist heute ein wenig drucklos. Nicht undifferenziert, aber ein wenig mehr Wumms hätte dem Co-Headliner gut zu Gesicht gestanden. Dennoch: Unzufrieden wird angesichts der starken Darbietung der Band niemand gewesen sein.
(Eckart Maronde)
IN EXTREMO
Galerie mit 25 Bildern: In Extremo - Rockharz 2017Das kam unerwartet: Viele Leute holen noch Bier nach oder gehen noch von der Dark Stage rüber zur Main Stage, da fangen IN EXTREMO plötzlich und ohne große Worte mit einem Dudelsack-Intro an, bevor es mit der „Feuertaufe“ losgeht. Es bestätigt sich einmal mehr: IN EXTREMO gehören zu den sympatischsten Headliner-Bands der Republik, denn wer schon nach dem ersten Song fragt, ob das Publikum kann und noch Bock hat – der kann sich sowieso alles erlauben.
IN EXTREMO wissen jedoch zum Glück, was ihre Fans wollen, und so präsentieren sie im Laufe ihrer Show eine Setlist, in der überraschend viel älteres Zeug steckt, garniert mit dem Besten ihres neuen Albums „Quid Pro Quo“. Das wird gleich zu Beginn schon klar, denn auf „Feuertaufe“ folgen erstmal „Zigeunerskat“ und „Vollmond“, bevor es mit „Störtebecker“ erst an vierter Stelle was Brandneues gibt. Auch ansonsten lassen IN EXTREMO wenig zu Wünschen übrig, alle Hits sind drin – „Rasend Herz“, „Sängerkrieg“, „Frei zu sein“, „Spielmannsfluch“, „Küss mich“, „Liam“, alles da -, und dann gibt es obendrauf mit dem Titeltrack, mit „Lieb Vaterland“, mit dem frenetisch besungenen „Sternhagelvoll“ auch noch das beste von „Quid Pro Quo“ – unfassbar, welche Hitdichte diese Band zu produzieren in der Lage ist, und unfassbar, mit welcher Selbstverständlichkeit einfach jeder gespielte Song zum Volltreffer wird.
Und apropos „frenetisch besungen“: Das Rockharz-Publikum zeigt sich als extrem textsicher, sowohl die alten als auch die neuen Stücke werden gefühlt zu jeder Sekunde mitgesungen – gibt es hier (neben mir) überhaupt wen, der nicht jede Textzeile jedes Albums kennt? Krass. Wie gesagt: Wieder einmal beweisen IN EXTREMO, dass sie eine hervorragende Liveband sind, sogar mir Zweifler des neuesten Albums gefallen die neueren Stücke live richtig gut. Darüber hinaus präsentieren sich die Berliner mit hohem Unterhaltungswert, denn immerhin haben sie den ungefähr sympatischsten Frontmann der Welt in ihren Reihen, und das alles auf einem professionellen Niveau, das bald an die Champions League der Metalszene heranreicht. Wer sind eigentlich RAMMSTEIN? Genau!
(Stephan Möller)
FIDDLER’S GREEN
Galerie mit 20 Bildern: Fiddler's Green - Rockharz 2017Manchmal kann so ein Post-Headliner-Slot auch ungemein vom Vorteil sein, speziell wenn eine Band wie FIDDLER’S GREEN auf den Wellen der Euphorie reiten kann, die zuvor IN EXTREMO geschlagen haben. Nicht, dass FIDDLER’S GREEN so eine Steilvorlage nötig gehabt hätten, denn die Band zieht schon so eine enorme Menschenmenge vor die Bühne, die auch recht textsicher in die Songs der Erlangener mit einstimmt. Doch profitieren die Herren definitiv davon. Die Band tritt unter den Tönen von der Johann Sebastian Bach zugeschriebenen „Toccata und Fuge d-Moll BWV 565“ auf die Bühne. Abgesehen davon tragen FIDDLER’S GREEN bei weitem nicht so dick auf wie ihre Vorgänger. Der Irish Folk Punk der Erlangener Band kommt bei dem Publikum bestens an, das mit der Band zusammen eine ausgelassene, beschwingte Party feiert.
(Michael Klaas)
Autogrammstunden Donnerstag (Teil 2):
Galerie mit 112 Bildern: Rockharz 2017 - Autogrammstunden vom Donnerstag ab 16 UhrInteressante Alben finden
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