Rockharz Open Air 2016
Der große Festivalbericht auf metal.de

Konzertbericht

Billing: Saxon, Powerwolf, Avantasia, Subway To Sally, Children Of Bodom, Saltatio Mortis, Knorkator, ASP, Gamma Ray, Onslaught, J.B.O., Enslaved, Fleshgod Apocalypse, Tanzwut, Versengold, Sonata Arctica, Ensiferum, Finntroll, Satyricon, Kärbholz, Primordial, Soilwork, Annihilator, Entombed A.D., Kissin Dynamite, Asenblut, Axxis, Coppelius, Der Weg Einer Freiheit, Hämatom, Gloryhammer, Tankard, Omnium Gatherum, Heldmaschine, Harpyie, Nitrogods, Kampfar, Suicidal Angels, Spiritual Beggars, Illdisposed, Grand Magus, Deadlock, Hackneyed, Twilight Force, Dust Bolt, Winterstorm, Lost Society, Shakra, Mors Principium Est, Rockdevilz, And Then She Came und The New Roses
Konzert vom 06.07.2016 | Flugplatz Ballenstedt, Ballenstedt

FREITAG, 08. Juli 2016

Impressionen

Traditionell beginnen wir den Tag wieder von unseren beiden Galerien von und mit den Metalheads:
Galerie mit 44 Bildern: Impressionen - Rockharz Open Air 2016 - FreitagGalerie mit 66 Bildern: Publikum - Rockharz Open Air 2016 - Freitag

AND THEN SHE CAME

Galerie mit 15 Bildern: And Then She Came - Rockharz Open Air 2016

Den Freitag eröffnen AND THEN SHE CAME, die aus KRYPTERIA hervorgingen. Mit ihrem harten, aber poppigen Metal stellen sie ein ganz ordentliches „Hallo Wach“ dar und machen schon mal gut Alarm. Das zunächst noch recht verschlafen mitnickende Publikum wird angehörs der zwar teils kitschigen, aber doch gefälligen Musik langsam aber sicher wach, und mit der Zeit nimmt auch der Beifall zu, den AND THEN SHE CAME für ihre Darbietung erhalten. Mit ihrem guten Sound und der dynamischen Präsenz, allen voran von Ji-In Cho, legt die Band schon mal einen guten Grundstein für den Festivaltag. Ein echtes Highlight im Set fehlt zwar, aber dennoch ist der Auftritt des Quartetts mehr als solide.

(Michael Klaas)

DUST BOLT

Galerie mit 17 Bildern: Dust Bolt - Rockharz Open Air 2016

Der erste Act auf der Dark Stage des heutigen Tages sind die jungen Thrasher DUST BOLT aus Landsberg am Lech. Wer DUST BOLT schon einmal live erlebt hat, weiß, was die für ein Leckmichfettwasgehthierdennab-Brett abliefern. Heute auch nicht anders, heute geben sie sich sogar Extramühe, denn es ist ihre Release-Show zum neuen Album “Mass Confusion“. Sie versuchen alles, um die wenigen Besucher am Anfang der Show wach zu kriegen, am Ende des Gigs ist das Feld vor der Bühne fast voll. Ich weiß nicht, ob die Jungs da oben ihren eigenen Circle-Pit veranstalten, während sie ihre Instrumente beackern, es sieht zum Teil so aus, und das schwappt direkt auf das Publikum über. Mehrere Mosh-Pits, mehrere Circle-Pits, die Fans haben so viel Spaß bei der Band, dass eine halbe Stunde Spielzeit viel zu kurz wirkt. Die erste, große Abrissbirne des Tages.

(Jan Ole Möller)

TWILIGHT FORCE

Galerie mit 16 Bildern: Twilight Force - Rockharz Open Air 2016

Den Trend der zweiten Hälfte des DUST BOLT-Gigs führt das Rockharz-Publikum bei TWILIGHT FORCE weiter: Es sind fast mehr Leute anwesend als beim After-Headliner ENSLAVED gestern. Aber TWILIGHT FORCE machen für das bunte, feierwütige Publikum im Harz eben auch alles richtig: Die Fantasy-Kostüme sehen zwar nicht ganz so bunt aus wie auf den Bandfotos, sind aber trotzdem schick und witzig. Dazu kommt der melodisch-epische Power Metal live ein ganzes Stück wuchtiger als auf Platte, und so ernten die schwedischen RPG-Fans bereits nach dem Opener ordentlich Applaus. Es geht mit „The Enchanted Dragon Of Wisdom“ weiter, der wohl etwas besser gekommen wäre, würde der Bass nicht die Obertöne der Gitarre verschlucken. Trotzdem sorgt die ordentliche musikalische Darbietung und das dicke Gepose auf der Bühne für Spaß im Publikum. Apropos Publikum: Das geht zu TWILIGHT FORCE ab wie Gandalfs Katze, feiert den eingängigen Power Metal der Schweden frenetisch ab und bringt Sänger Chrileon mit „Twilight Force“-Sprechchören aus der Fassung: „To be honest, I didn’t expect this this morning.“ Zum Dank gibt es mit „Powerwind“ einen neuen Song vom bald kommenden, neuen Album „Heroes Of Mighty Magic“ – die Band ist zufrieden, und das Publikum ist dermaßen zufrieden, dass wir die Autogrammstunde bei uns am Stand später auf die doppelte Länge ziehen müssen. Rockharz-Meute, ihr seid halt ein geiles Publikum.

(Stephan Möller)

SUICIDAL ANGELS

Galerie mit 15 Bildern: Suicidal Angels - Rockharz Open Air 2016

Die Darkstage steht am Freitag zunächst im Zeichen des furiosen Thrash Metal. Nachdem schon DUST BOLT, die parallel noch Autogramme geben, ordentlich rotiert sind, kommen zur leicht fortgeschrittenen Mittagsstunde die SUICIDAL ANGELS auf die Bretter. Für ein amtliches Brett müssen aber alle Instrumente vorhanden sein – kann mal bitte jemand die Leadgitarre anstöpseln? Schade, dass die Klampfe von Gus Drax (erst seit 2015 Teil der Band) nicht zu hören ist. Auch die Snare könnte lauter sein, dafür bumst die Bassdrum so richtig und die Rhythmusgitarre von Nick Melissourgos sägt vorbildlich – schön zu hören im Midtempo-Riffer „Division Of Blood“ vom gleichnamigen Album. Thrash Metal ist geradezu prädestiniert, um Menschen im Kreis rennen zu lassen. Das funktioniert auch bei den Griechen gut, die während des Gigs keinesfalls auf sich allein gestellt sind. Die Textzeile „Enslave than liberate“ vom Album „Image Of The Serpent“ wird vom Publikum brav mitgesungen, und auch die Animationsversuche glücken: Nick Melissourgos trennt die Meute in eine linke und eine rechte Seite, jedoch nicht, um eine Wall of Death zu forcieren, sondern um sie nacheinander und dann gemeinsam brüllen zu lassen – braucht eigentlich keine Sau, der sympathische Fronter bedankt sich aber zumindest anständig („Danke fucking schön“). Zu „Seed Of Evil“ kehrt die Leadgitarre zurück. Der Song versucht aber primär durch die Vocals im Refrain so einige Gänsehautmomente. „Moshing Crew“ wird seinem Namen gerecht, und als man am Ende des Sets das Gefühl bekommt, doch recht viel Midtempo gehört zu haben, packen SUICIDAL ANGELS mit „Apokathilosis“ ein flottes Highlight ihrer gesamten Diskografie aus.

(André Gabriel)

KAMPFAR

Galerie mit 22 Bildern: Kampfar - Rockharz Open Air 2016

KAMPFAR sind selbstbewusst, und das untermauern sie direkt zu Beginn nach verklingen des Intros mit dem eigentlichen Diskographie-Hit „Ravenheart“. Lautstark von der Menge gefeiert, zeigen die Norweger sogleich, dass Black Metal auch im Hellen funktionieren kann – wenn man denn nur will. Neben Dolk werfen sich auch die beiden Saitenschwinger immer wieder in Pose und heizen das Publikum bei Songs wie „Gloria Ablaze“ an, und spätestens beim Klargesang in „Tornekratt“ stellt sich dann trotz angenehm warmer Temperatur die Ganzkörper-Gänsehaut ein. KAMPFAR sind wahrlich beeindruckend und verabschieden sich mit hochverdientem Applaus seitens der Rockharz-Fangemeinde – groß!

(Jan Wischkowski)

NITROGODS

Galerie mit 21 Bildern: Nitrogods - Rockharz Open Air 2016

„Mahlzeit!“ Die NITROGODS betreten die Bühne und man spürt sofort, wie wichtig ihnen die Nähe zum Publikum ist, was man an dessen durchweg positiver Resonanz erkennt. Die sympathischen Rock’n’Roller legen mit ihrem von MOTÖRHEAD beeinflussten Sound eine gute Show hin und lassen sich auch nicht vom eher mäßigen Sound aus der Ruhe bringen, der den Gesang von Bassist Claus Larcher etwas untergehen lässt, während sein Bass überpräsent ist. Auf den ersten Blick wirkt die Darbietung der NITROGODS etwas statisch, was sich nach und nach jedoch relativiert, da das Trio sichtlich Spaß an seinem Auftritt hat und sich selbst dabei nie zu ernst nimmt. Highlight des Auftrittes ist der „Jam“ zwischen Gitarrist Henry Wolter und Schlagzeuger Klaus Sperling (an der Bierflasche), der für einige Unterhaltung sorgt. Wenn die Musik auch nicht die innovativste ist, so haben Band und Publikum dennoch jede Menge Spaß.

(Michael Klaas)

DER WEG EINER FREIHEIT

Galerie mit 15 Bildern: Der Weg Einer Freiheit - Rockharz Open Air 2016

Kontrastprogramm in Ballenstedt: Nach den NITROGODS und vor dem Kammercore von COPPELIUS erhält die Dunkelheit Einzug auf dem Rockharz. Natürlich nicht im wahrsten Sinne des Wortes, sondern musikalisch gesprochen, denn die Würzburger DER WEG EINER FREIHEIT stehen bereit, um ihre aus gnadenloser Aggression und ruhigen Passagen bestehenden Songs in die Menge zu schleudern. Lediglich der Sound macht der sympathischen Truppe um Gitarrist/Sänger Nikita zum Opener „Eiswanderer“ einen Strich durch die Rechnung, was sich zum Glück im Laufe des Gigs ändert. Im Vergleich zum ersten Gastspiel der Band im Jahr 2013 ist der Bereich vor der Bühne auch deutlich voller – zurecht, denn trotz sonnigen Wetterverhältnissen geht es gefühlstechnisch in ganz tiefe Sphären – verträumte Gesichter und wildes Headbangen inklusive. Angetrieben von einem fast schon zu mechanischen Drumsound präsentieren DER WEG EINER FREIHEIT Stücke von allen drei bisher erschienen Alben (u.a. „Zum Abschied“, „Requiem“, „Zeichen“) – mit dem fast schon zum Hit avancierten „Der stille Fluss“ wird sogar auch die EP „Agonie“ bedacht. Starker Auftritt einer stets aufstrebenden Band!

(Richard Mertens)

COPPELIUS

Galerie mit 19 Bildern: Coppelius - Rockharz Open Air 2016

Wer auf dem diesjährigen Rockharz Open Air auch optisch auffallen will, hat es zwischen finnischen Trollen, GLORRYHAMMER-Rittern und den pinken Herren von J.B.O. nicht leicht. Trotzdem schaffen es die Herren von COPPELIUS mit Anzug, Zylinder und nicht zuletzt ihren ungewöhnlichen Instrumenten, aus der Menge hervorzustechen. Und so geht es nach dem Black-Metal-Geballer nun etwas fröhlicher zur Sache. Ausgerüstet mit Cello, Kontrabass und Klarinette zelebrieren die Berliner ihren selbstbetitelten „Kammer-Core“ und erfreuen sich dabei großer Beliebtheit. Songs wie „Bitten Danken Petitieren“ und „I Get Used To It“ werden von der Menge ausgelassen gefeiert. Zwar legt eine extrem fiese Rückkopplung bei dem einen oder anderen Zuschauer kurzzeitig die Gehörgänge lahm, doch der ausgelassenen Stimmung tut das keinen Abbruch. Die Band ist sich für keinen Spaß zu schade und weiß, wie man sein Publikum begeistert. Mit „Phantom Of The Opera“ gibt es dann noch ein IRON MAIDEN-Cover, bei dem COPPELIUS beweisen, dass auch die alten Klassiker einmal ohne E-Bass und E-Gitarre auskommen.

(Carina Henschel)

AXXIS

Galerie mit 18 Bildern: Axxis - Rockharz Open Air 2016

AXXIS spielen einen gut besuchten Gig mit klasse Sound. Allerdings scheint es den Besuchern im hinteren Teil nicht so heftig zu gefallen wie dem vorderen Teil. Der vordere Teil der Besucher frisst der Band aus der Hand. Sie klatschen mit, wenn es verlangt wird, und sie singen lauthals mit, wenn es verlangt wird. Wenn man vor so einem aktionsfreudigem Publikum spielt, kann es einer Band doch nur Spaß machen. Das merkt man auch AXXIS an. Sie liefern eine gute Leistung ab auf der Bühne und haben Bock. Man sieht es vor allem im Gesicht von Sänger Bernhard Weiß, wie viel Spaß ein Musiker bei der Sache haben kann, wenn das Publikum den Refrain mitsingt. Eine ordentliche Leistung der Band und ein insgesamt gelungener Gig.

(Jan Ole Möller)

PRIMORDIAL

Galerie mit 16 Bildern: Primordial - Rockharz Open Air 2016

Natürlich kehrt etwas Routine ein, wenn man schon unzählige PRIMORDIAL-Shows besucht hat. Das geht einigen im Puklikum so, und trotzdem hängt man spätestens nach fünf Minuten wieder an den Lippen von Alan Averill – dafür sorgt neben seiner einzigartigen Stimme auch die unglaubliche Bühnenpräsenz. Bei hervorragendem Sound, düsterem Himmel und weniger Regentropfen gibt es auch an der Songauswahl wenig zu bemängeln. „Where Greater Men Have Fallen“ findet sich darin ebenso wieder wie „As Rome Burns“ (selbstverständlich inklusive dem obligatorischem Mitsingen von „Sing, Sing, Sing to the slaves, sing to the slaves that rome burns“) und dem abschließendem „Empire Falls“. Wenig ist übrigens das Stichwort, denn ein Diskussionspunkt zieht sich wie ein roter Faden durch die anschließenden Gespräche: Wo zur Hölle war eigentlich „Coffin Ships“? Scheinbar in Irland verschütt gegangen – trotzdem imposante 45 Minuten einer Ausnahmeband.

(Jan Wischkowski)

KÄRBHOLZ

Galerie mit 14 Bildern: Kärbholz - Rockharz Open Air 2016

Es heißt ja auch nicht „Metalharz“, nicht wahr? KÄRBHOLZ spielen Deutschrock und sind somit gut auf der Rockstage aufgehoben. Trotzdem liefert die Band aus Ruppichteroth (liegt östlich von Bonn im Süden Nordrhein-Westfalens) natürlich Abwechslung wie wenig andere Combos. Der leichte Regen passt da nicht wirklich rein, denn die Musik versprüht eher gute Laune – genau wie die Kollegen von KNORKATOR, deren Autogrammstunde nebenan bei metal.de noch läuft. Hier und da fliegen Luftballons umher, und man sieht Kinder mit dicken Kopfhörern herumrennen. Das wirkt alles eher, als wäre man auf dem Geburtstag einer Rockerfamilie, die ihre zufällig in einer Band zockenden Kumpels gebeten hat, ein Ständchen zu geben. Welch ein Kontrast zum Auftritt von PRIMORDIAL davor! Gebangt wird auch nicht, dafür tanzen einige. Auch schön. Und was sagen die Instrumente so? Die Gitarre ist sehr dominant, teilweise sogar einen Tick übersteuert. Die Snare reiht sich da ein, im Gegenzug sind die Becken nur schwach zu vernehmen. Stimmung kommt trotzdem reichlich auf – es wird mitgesungen und geklatscht. Die Nummern gehen halt auch nett ins Ohr, wobei sich der Songaufbau nicht selten unterscheidet. Das eindeutige Highlight sind aber die Worte an die „ganzen scheiß Nazipenner, die wir alle nicht brauchen“. Darauf ein Prost!

(André Gabriel)

SATYRICON

Galerie mit 14 Bildern: Satyricon - Rockharz Open Air 2016

SATYRICONs Durchbruchalbum „Nemesis Divina“ wird dieses Jahr 20 Jahre alt, also spielen die beiden um Livemusiker ergänzten Originalmitglieder Satyr und Frost stumpf eine Tour mit Special-Setlist, die um jenes große Album aufgebaut ist. Auf dem Rockharz Open Air kommt das gut an, obwohl der Sound anfangs viel zu bass- und bassdrumlastig daherkommt. Im Laufe des ersten Songs wird der Sound allerdings schon besser, und das vor gut gefülltem Publikum, das allerdings eher bedächtig lauscht denn abgeht – für Black Metal geht aber gerade das ja völlig in Ordnung. Musikalisch spielen SATYRICON ihr bestes (Herr Møller sagt: einzig gutes) Album, so kann natürlich nicht viel schief gehen. Dass „Mother North“ zunächst aufgespart wird, ist sicherlich klug – schätzungsweise die Hälfte der Leute würde nach dem Song ja auch zum Bierstand pilgern. Der Rest der Songs hat immer wieder seine Höhepunkte, zwischendurch aber auch laaaaangweilige Passagen. Zum Beispiel findet der Verfasser dieser Zeilen, dass der Ambient-Zwischenteil in „Transcendental Requiem Of Slaves“ eine gelungene Abwechslung darstellt, aber er langweilt auch viele. (Der anschließende Wiedereinstieg wird dafür hart abgefeiert und kommt auch tatsächlich ziemlich wuchtig rüber.)

„Mother North“ als Abschluss des „Nemesis Divina“-Teils der Setlist wird dann zum erwarteten Höhepunkt samt Mitsingchören – schade nur, dass der Sound die Leadgitarre nur so lala zu Vorschein kommen lässt. Trotzdem: Die Gänsehaut bei „Mother North“ entschädigt für die ganze Mittelmäßigkeit des restlichen Auftritts. Anschließend gibt es noch die Ankündigung, dass SATYRICON just ihr neues Album schreiben, bevor drei Songs jüngeren Datums die Show abrunden: „Black Crown On A Tombstone“ von „The Age Of Nero“, „Fuel For Hatred“ von „Volcano“ und zum Abschluss das nochmal hart gefeierte „K.I.N.G.“ von „Now, Diabolical“. Joa – nett.

(Stephan Möller)

KNORKATOR

Galerie mit 16 Bildern: Knorkator - Rockharz Open Air 2016

Wem der Auftritt von J.B.O. zu lasch vorkam, dem helfen KNORKATOR aus, die vielleicht nicht unbedingt den schrägsten Auftritt ihrer Karriere hinlegen, aber doch das bizarre Highlight des Festivaltages markieren. Als erstes zog sich Stumpen vor minimalistischem Bühnenbild bis auf die rosa Buchse aus, ehe der musikalische Teil des Auftrittes begann, in dem Alf Ator sehr zur Belustigung des Publikums auch sein Rollator-Keyboard präsentiert. Es ist arschvoll, das Publikum ist stark (vor allem bei „Alter Mann“) und die Crowdsurfer mutieren fast schon zu einer Plage. Das zeugt von der Qualität und der Unterhaltsamkeit des Auftrittes der Berliner, die auch zwei Rollstuhlfahrerinnen auf die Bühne bitten, von denen eine sogar den Refrain von „Wir Werden Alle Sterben“ singen darf. Überhaupt feuern KNORKATOR einen Hit nach dem anderen ab, von „Absolution“ und „Böse“, den Alf Ators Sohn Tim Tom singen/grunzen darf, über besagtes „Alter Mann“ und „Wir Werden Alle Sterben“ bis hin zu „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett“ deckt das Set eine amtliche Palette ab und bringt die Stimmung im Publikum zum Kochen. Das grobmotorische Gehampel von Stumpen und dessen amüsant-vulgäre Ansagen/Überleitungen machen den Auftritt perfekt und zu einem der denkwürdigsten des Festivals.

(Michael Klaas)

SALTATIO MORTIS

Galerie mit 17 Bildern: Saltatio Mortis - Rockharz Open Air 2016

Die Mittelalter-Rocker von SALTATIO MORTIS gehören zweifelsohne zu den deutschen Bands, die für ihre Liveshows bekannt sind. Dass dieser Ruf nicht von ungefähr kommt, stellen sie auf dem diesjährigen Rockharz unter Beweis. Von Beginn an bekommen Fans das geboten, was sie von ihren Spielleuten gewohnt sind, und jeder „nur zufällig“ anwesende Abendgast weiß am Ende der Show: SALTATIO MORTIS heißt volle Power auf der Bühne und Sport fürs Publikum. Denn Frontmann Alea und seine Gefährten geizen auch dieses Mal nicht mit Aufforderungen zum Mitklatschen, gemeinsamen Springen und Singen. Eine gut gelungene Setlist, die eine ausgewogene Mischung aus altem Material und aktuellen Songs bietet sowie die passenderweise zu “Prometheus (Ich bringe Euch Feuer)“ einsetzende Feuershow sorgen für äußerst gute Stimmung bis in die letzten Reihen des gut gefüllten Bühnenareals. Bei solch einer Kulisse gehört es sicherlich zu den spaßigeren Jobs eines Frontmanns, mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen und beim Crowdsurfing einen kompletten Song zu performen. Dürfte diese Einlage vor allem für die weiblichen Fans, den (unüberhörbaren) Höhepunkt des Abends bedeutet haben, sollten auch alle anderen mehr als zufrieden sein, als mit dem letzten Ton vom “Spielmannsschwur“ eine weitere überzeugende Show der Spielleute von SALTATIO MORTIS vorüber ist.

(Eberhard Podzuweit)

AVANTASIA

Galerie mit 32 Bildern: Avantasia - Rockharz Open Air 2016

Schon zum zweiten Mal schafften es die Organisatoren des Rockharz Open Air, die opulente Metal-Oper von TOBIAS SAMMET für ihr Festival zu gewinnen. Bei einer um ein Drittel gekürzten Spielzeit gegenüber ihren dreistündigen Tourneeshows verspricht der Mastermind hinter AVANTASIA gleich zu Beginn, weniger zu labern und mehr zu spielen. Mit dem Beitrag zum ESC-Vorentscheid “Mystery Of A Blood Red Rose“ und “Invoke The Machine“ rocken die “Exoten des Festivals“ (O-Ton Sammet) auf jeden Fall ordentlich los. Auch in der Folge legt das Allstar-Projekt eine solide Show auf hohem Niveau hin und präsentiert eine gute Mischung an Songs aus der mittlerweile auf sechs Alben angewachsenen Geschichte AVANTASIAs. Eine eindrucksvolle Bühnenkonstruktion und das fast durchweg gelungene Wechselspiel zwischen dem Frontmann und seinen Gaststars wie u. a. Michael Kiske, Eric Martin, Jørn Lande und Amanda Sommerville, die unter anderem in der Livedarbietung des Zwölfminüters “Let The Storm Descend Upon You“ gipfelt, stellten dabei beeindruckend unter Beweis, warum AVANTASIAS Metaloper nicht umsonst zu den erfolgreichsten Musikexporten Deutschlands zählt.

Dennoch schafft es auch dieser überzeugende Auftritt anscheinend nicht, die durchaus gespaltene Metalwelt zu versöhnen: Die Fans feiern ihre Stars mit AVANTASIA-Sprechchören und honorieren damit die komplett live und ohne Unterstützung vom Band gespielte Show. Alle anderen regen sich am Ende doch wieder über die recht zahlreichen und in ihren Augen überflüssigen Ansagen Sammets und den „zu weichen“ Sound auf.

(Eberhard Podzuweit)

FLESHGOD APOCALYPSE

Galerie mit 15 Bildern: Fleshgod Apocalypse - Rockharz Open Air 2016

Nach dem Headliner ist vor dem Headliner: Die italienischen Symphonic/Technical Death Metaller FLESHGOD APOCALYPSE bekleiden heute den After-Headliner-Slot, und das mit Recht: Vor der Bühne ist nicht wahnsinnig viel, aber anständig was los (zumindest mehr als bei ENSLAVED gestern). Diejenigen, die da sind, lärmen dann auch schon, bevor die Band die Bühne betritt mit „Fleshgod“-Sprechchören. Dann gehts los: Zu opulenten Marschtrommeln und fetter Lichtschow kommt zunächst die in Walküren-Kluft geschmissene Opernsängerin Veronica Bordacchini auf die Bühne, dann folgt die Band und legt los: Wucht! Vorschlaghammer! Krass. Die Klargesangspassagen – sowohl die männlichen als auch die weiblichen übrigens – lassen Gänsenippel auf der Haut hochploppen, die Instrumentalfraktion ballert wuchtig zwischen Tech Death, BEHEMOTH und Sinfonieorchester aus der Hölle. Allerdings nervt der Plastikdrumsound auf Dauer, zumal das Geklacker die Gitarren ein Stück weit verschluckt. Der Rest des Publikums scheint auch nicht ganz zufrieden – nach dem zweiten Song sind bereits „Lauter“-Rufe zu hören. Nichtsdestotrotz ist der Auftritt natürlich schon fett, vor allem von der Bühnenperformance dürfen sich einige eine Scheibe abschneiden.

(Stephan Möller)

Die Freitag-Autogrammstunden am Stand von metal.de

Galerie mit 98 Bildern: Autogrammstunden - Rockharz Open Air 2016 - Freitag

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23.07.2016

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