Rock Of Ages
Der große Festivalbericht 2013
Konzertbericht
Samstag, 27.07.2013
Die Nacht ist wieder mal viel zu kurz, vor allem, weil angesichts der tropischen Temperaturen an Schlaf kaum zu denken ist. So komme ich auch wieder einmal später als geplant auf dem Festivalgelände an und sehe gerade noch, wie sich RAZZMATTAZZ vom Publikum verabschieden. Wobei „Publikum“ noch eine wohlwollende Bezeichnung für das kleine Häufchen Unverzagter ist, das in der glühenden Mittagshitze vor der Bühne ausharrt und von der Sonne ordentlich durchgebrutzelt wird. Die meisten Gäste halten sich lieber irgendwo im Schatten auf, was zwar einerseits verständlich, für RAZZMATTAZZ und die folgenden Bands aber auch extrem schade ist. Frappés und Smoothies reißen zwar ein beträchtliches Loch in den Geldbeutel, machen die geradezu unmenschlichen Temperaturen aber wenigstens halbwegs erträglich.
SUBSIGNAL (12:20 – 13:10)
Galerie mit 20 Bildern: Subsignal - Rock Of Ages 2013Auch SUBSIGNAL müssen vor einer reichlich überschaubaren Menge auf die Bretter. Das verträumte „The Sea“ wird konsequent als kollektives Aufwach-Stück angekündigt, bringt die Leute vom Camping-Platz aber auch nicht rechtzeitig vor die Bühne. Schade, denn die Jungs um die ehemaligen SIEGES-EVEN-Mitglieder Markus Steffen und Arno Menses hätten definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Dies trifft natürlich auch auf ihre beiden Alben zu, die immernoch als Geheimtipp für Prog-Afficionados gelten müssen. Komplex, aber nie verwirrend, anspruchsvoll, aber nie abgehoben – der perfekte Feelgood-Soundtrack für den geschmackssicheren Musikfan. Und das funktioniert auch im strahlenden Sonnenschein, zumal hier eher zuhören und genießen als wildes Tanzen und Abschädeln angesagt ist. Leider schaffen es SUBSIGNAL noch immer nicht, eine echte Bühnenpräsenz zu entwickeln, selbst der prinzipiell äußerst sympathische Frontmann Arno Menses agiert leider viel zu uncharismatisch. So muss man sich eben auf die Musik konzentrieren, was sich dafür umso mehr lohnt.
TRI STATE CORNER (13:20 – 14:10)
Galerie mit 25 Bildern: Tri State Corner - Rock Of Ages 2013Anscheinend kann die Multikulti-Truppe TRI STATE CORNER auf eine eingeschworene Fangemeinde zählen, denn obwohl es noch immer nicht wirklich voll auf dem Gelände wird, fällt der Beifall hier erfreulich laut aus. Natürlich wäre das Soundgerüst der deutsch/polnisch/griechischen Formation im Kern nur recht gewöhnlicher Alternative-Rock – wäre da nicht Ioannis Maniatopoulos mit seiner Bouzouki. Er und sein singender Bruder Vassilos verleihen dem Ganzen einen ordentlichen Hauch Exotik, der auch dem Songwriting reichlich Pepp verleiht. Hinzu kommt die offensichtlich gute Laune der Musiker, die mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf der Bühne alles geben und einen der engagiertesten Gigs des Tages abliefern. Kein Wunder also, dass die Zuschauer so positiv auf den originellen Soundmix reagieren und ich die Band nun auch für die Zukunft unbedingt auf dem Schirm behalten werde.
MAIDEN UNITED (14:25 – 15:25)
MAIDEN UNITED verfügen mit Damian Wilson (THRESHOLD) nicht nur über einen der besten Sänger, sondern auch über einen der sympathischsten Zeitgenossen der gesamten Metal-Welt. Aufmerksame Beobachter können ihn das ganze Wochende lang immer wieder über das Gelände streifen und sich mit den Fans unterhalten sehen. Berührungsängste kennt er offensichtlich nicht und so mischt er sich auch im Laufe der MAIDEN-UNITED-Show unters Volk, um inmitten der Fans stehend zu singen und selbst die Leute im Barzelt am anderen Ende des Geländes zum Mitmachen zu animieren. Und da Wilsons Stageacting locker für alle fünf Bandmitglieder ausreicht, können Gitarrist Ruud Jolie (WITHIN TEMPTATION), Drummer Stef Broks (TEXTURES), Bassist Joey Bruers (UP THE IRONS) und Keyboarder Thijs Schrijnemakers (ORGEL VRETEN) einen Gang zurückschalten und sich ganz entspannt auf der Bühne sitzend um die Musik kümmern. Das passt ohnehin gut zum Sound von MAIDEN UNITED, denn diese setzen ausschließlich auf akustische Klänge. Außerdem handelt es sich um eine reine Cover-Band, die von den Musikern als Nebenprojekt gegründet wurde, um Stücke von IRON MAIDEN auf ihre ganz eigene Weise zu interpretieren.
Galerie mit 32 Bildern: Maiden United - Rock Of Ages 2013MAIDEN-Songs im Akustik-Gewand? Für viele mag das die reine Blasphemie sein. Wer sich jedoch darauf einlässt, vermag in den altbekannten Stücken plötzlich ganz neue Seiten zu entdecken. Und das ist es auch, was MAIDEN UNITED so spannend macht. Zwar zünden nicht alle Neuinterpretationen auf Anhieb, genaueres Hinhören lohnt aber. Bühnenbild und Setlist rücken das noch immer aktuelle zweite Album „Across The Seventh Sea“ deutlich in den Mittelpunkt. Ob „Only The Good Die Young“, „22 Acacia Avenue“, „2 Minutes To Midnight“ oder „The Evil That Men Do“ – die Hits der britischen Jungfrauen sind zu zahlreich, als dass man sie mit einer einzelnen Cover-Show umfassend würdigen könnte, die Auswahl beschränkt sich aber nicht auf die offensichtlichsten Klassiker, sondern lenkt die Aufmerksamkeit auch wieder auf einige Zweite-Reihe-Hits. „Children Of The Damned“ und „Wasted Years“ gefallen mir in der akustischen Fassung sogar fast besser als im Original. „If I hear a ‚more‘ from the bar, we’ll play another one,“ verkündet Damian Wilson zum Abschluss und fügt augenzwinkernd hinzu, dass es ihm egal sei, ob damit „one more song“ oder „one more beer“ gemeint sei. Offensichtlich verfügt der Sänger auch über ein besseres Gehör als ich, denn im Jubel der vorderen Reihen vermag ich keine Reaktion von der Bar auszumachen, trotzdem beschließt das folgende „Die With Your Boots On“ eine höchst unterhaltsame und dabei auch musikalisch rundum spannende Show.
CACTUS (15:40 – 16:40)
Galerie mit 13 Bildern: Cactus - Rock Of Ages 2013Machen wir es kurz: Mit ihrem Blues-lastigen Classic-Rock gehen CACTUS zurecht als die „amerikanischen LED ZEPPELIN“ durch, ohne aber auch nur ansatzweise die Klasse jener Götter erreichen zu können. Schlecht ist das, was die alten Herren da veranstalten, zwar sicherlich nicht, aber doch so staubtrocken und altbekannt, dass ich lieber meinen Wasserhaushalt auf Vordermann bringe, als mir das arg hüftsteif wirkende Herumgewanke des Quintetts weiter aus der Nähe anzugucken.
MOTHER’S FINEST (16:55 – 18:00)
Galerie mit 24 Bildern: Mother's Finest - Rock Of Ages 2013Viel spannender sind da MOTHER’S FINEST, die nicht nur durch die überwiegend schwarze Hautfarbe der Bandmitglieder ordentlich Farbe ins Billing bringen. Ihr Rhythmus-lastiger Funk-Rock bietet coole Grooves und Einflüsse aus Reggae und Disco. Das dynamische Gesangsduo Joyce „Baby Jean“ Kennedy und Glenn „Doc“ Murdock ist zwar auch bereits etwas in die Jahre gekommen, liefert aber eine beeindruckende Gesangsdarbietung ab. Und auch an der Riff-Front passt einfach alles. Als die Truppe dann gleich als zweiten Song das Elvis-Cover „Burning Love“ in die Menge feuert, haben sie endgültig gewonnen und sich einen Platz in den Herzen der Zuschauer erobert.
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