Rock'n'Heim
Festivalbericht vom Rock'n'Heim 2013
Konzertbericht
Vom 16.08.-18.08.2013 feierte das Rock’n’Heim Festival am Hockenheimring Premiere. Drei Tage um zu beweisen, dass es kein Ableger von Rock Am Ring ist, sondern ein innovatives, buntes Festival, welches in der Breite sehr gut aufgestellt ist und über 40.000 offene Musikfans begeisterte. Wir waren für euch dabei und beobachteten „The Rise Of Rock’n’Heim“. Wer schon im Vorfeld Probleme damit hatte, dass auf einem Festival mit dem Wort „Rock“ im Namen auch Bands wie CASPER oder CHASE & STATUS spielten, der war für dieses Festival nicht zu begeistern. Solche engstirnige Fans übersahen und verpassten auch die zahlreichen Hochkaräter wie SYSTEM OF A DOWN, KVELERTAK, DIE ÄRZTE, ENTER SHIKARI, CALLEJON, HEAVEN SHALL BURN, DEFTONES, TENACIOUS D. und BIFFY CLYRO, um nur einige zu nennen.
Erster Festivaltag 16.08.2013
ZEBRAHEAD hatten die Ehre, die Evolution Stage für das Rock’n’Heim einzuweihen. Sollte relativ leicht fallen, mit lockerem Fun Punk die schon zahlreich erschienenen Massen zu begeistern. Die Punk-Urgesteine aus La Habra hatten es zwar leicht mit dem Publikum, das darbte richtiggehend nach Musik, dafür hatten sie aber schwer mit der Hitze zu kämpfen. Man merkte der Band die Qual schon an und der Schweiß floss von Beginn an in Strömen. Doch ZEBRAHEAD wären nicht ZEBRAHEAD, wenn sie dies nicht zu überspielen wussten. Einige Fans waren in Zebrakostümen gekommen, bei hochsommerlichen Temperaturen (bei so manchem Festivalbesucher fasst man sich da schon an den Kopf…) und die wollten natürlich zumindest „abgeklatscht“ werden. Also gab es relativ schnell von Ali Tabatabaee ein Bad in der Menge, wenigstens irgendwie ein Bad… Das Rock’n’Heim Publikum zeigte sich staub- und hitzeresistent und feierte die Premierenband ordentlich ab, die dafür eines der Zebras auf die Bühne bat. „Call Your Friends“ vom neuen Album wurde genauso dankend entgegengenommen wie die alten Klassiker. Für Festivals sind ZEBRAHEAD mehr als geeignet und lieferten ein energetischen Auftritt ab.
Galerie mit 6 Bildern: Zebrahead - Rock'n'Heim 2013Nachdem ZEBRAHEAD die Massen warmgespielt hatten, dauerte es nicht lange und BONAPARTE enterten die Evolution Stage. Wer die Band noch nicht gesehen hat, darf sich auf eine verrückte Bühnenshow und auf ausgefallene Outfits einstellen. Es ist schier unmöglich zu beschreiben, was die Band auf der Bühne entfesselt. Die Lektion BONAPARTE muss man sich definitiv live abholen und kann sie nicht per YouTube abfrühstücken. Die Berliner, angeführt vom Schweizer Tobias Jundt, lieferten einen schrägen Mix aus elektronischen Klängen und Rock, garniert mit einer Show, die ihresgleichen suchte und für die mir beim besten Willen kein gebührender Vergleich einfällt. Was natürlich intuitiv und locker wirkte, muss vorher sicherlich präzise einstudiert worden sein. Schon alleine die Tatsache, dass es bei den parallel stattfindenden Veitstänzchen nicht zu bösen Kollisionen kam, ist beachtlich. BONAPARTE lieferten das Gesamtpaket und bevor mandie Möglichkeit hat, den Auftritt musikalisch zu rekapitulieren, ist war man erst noch mit dem Verdauen der Show – inklusive Aerobic-Kurs!- beschäftigt. Der verrückte Haufen passte musikalisch perfekt auf das Festival und war mit diesem Slot goldrichtig gesetzt. Kurzweilig, crazy und tatsächlich einzigartig. Chapeau, Bonaparte!
Galerie mit 14 Bildern: Bonaparte - Rock'n'Heim 2013Den ersten Headliner stellten DIE ÄRZTE auuuus Berlin. Wie immer machte sich die berühmte Ruhe vor dem Sturm breit und direkt nach dem „Ghostbusters“-Intro betraten Belafarinrod, unter tosendem Applaus die Bühne. Die drei Herren ließen es gemächlich angehen und gaben dem Publikum (oder wie sie uns nannten „dem Wolfang Petry Fanclub“) erst einige alte Klassiker auf die Ohren. Diese wurden dankend angenommen und euphorisch mitgegrölt. Richtig Stimmung kam bei „Hurra“ auf und ab diesem Song steigerte sich die Freude von Stück zu Stück. Sogar das selten gespielte „Meine Freunde“ wurde als Joker gezückt. Ohne die Plattitüde „Ist das noch Punk Rock?“ aufgreifen zu wollen, die lahmarschigen Stücke „Tamagotchi“ und „Angekumpelt“ zogen schon ein heftig runter und waren nicht gerade stimmungsfördernd. Legendär waren dafür wie immer die Ansagen von DIE ÄRZTE, die das Publikum netterweise darauf hinwiesen, dass sich sicherlich einige in den Schlaf husten würden und uns gleich eine kleine Zeltplatzszene vorspielten. Es war schon mächtig staubig auf dem Gelände, wenn auch sicherlich kein Wacken-Niveau. Doch irgendwann, passenderweise pünktlich zum Sonnenuntergang und somit zur Premiere der Lightshow, waren die drögen Stücke aufgebraucht, es störte sich keiner mehr am Staub und DIE ÄRZTE inklusive Publikum waren kaum noch aufzuhalten. Das Konzert entwickelte sich langsam aber sicher zu einem der besten ÄRZTE-Konzerte, das ich seit Langem gesehen habe.
Farin zauberte an diesem Abend die gesanglich schönste Version von „Himmelblau“ aus dem Hut, die ich seit 2007 gehört habe. Zu diesem Zeitpunkt war die Bühne bereits abgedunkelt und der Text drang so intensiv über den Platz, dass sicherlich nicht nur mir die Gänsehaut über den kompletten Körper lief. Ein ÄRZTE-Konzert wäre keines ohne die obligatorischen Mitmachspielchen. Es wurden also kräftig diverse Kleidungsstücke zu Falsettgesängen geschwungen, V-förmige La Olas produziert und in konfusen Takten geklatscht, wie von Master Farin befohlen. Auch auf Grammatik wurde Wert gelegt. „Wie lautet der Imperativ von ficken? Wer hat schon mal einen Imperator gefickt?“. Besonders redefreudig zeigt sich allerdings Bela B., der stellenweise etwas über das Ziel hinausschoss und uns den Kauf von BONAPARTE-Alben ans Herz legte und teilweise absolut sinnbefreit daherfaselte, während Rod sich auf Fäkalsprache beschränkte. BONAPARTE ersetzten bei „Unrockbar“ auch den Platz der BEATSTEAKS („Wie kannst du bei BONAPARTE ruhig sitzen bleiben?“), bei diesem Stück war es übrigens erst gestattet nach dem Wort „Unrockbar“ aufzustehen bzw. wild euphorisch aufzuspringen. Die Rock’n’Heimer wirbelten einen erneuten Stauborkan auf. Fazit ist, dass DIE ÄRZTE zwar wissen wie man eine Show macht, aber in erster Linie haben sie auch den Vorteil, dass sie aus ihrem riesigen Hitpotential schöpfen zu können und dass sie ein Talent für kurzweilige Ansagen haben. Die Tatsache, dass der Auftritt nur zwei statt drei Stunden ging, war nicht weiter tragisch. (Lobenswert erwähnen möchte ich, dass Herr Urlaub anscheinend nicht nur klug rumschwätzt, sondern tatsächlich auch im Privatleben lieber Taten statt Worte sprechen lässt. Er legte den Weg vom Backstage (knappe 4 Minuten und bei seiner Schrittlänge wohl eher 2 Minuten) zu Fuß zurück und das tat leider nicht jeder Künstler an diesem ersten Festivaltag!)
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